Drachenorden

Drachenorden

Der Drachenorden (lat. Societas Draconistarum, ital. L'Ordine del Drago[ne], ung. Sárkány Lovagrend, rum. Ordinul Dragonului) war ein 1408 gegründeter katholischer Adelsorden. Der Stiftungstag kann auch zeitgleich mit der Krönung 1387 zusammengefallen sein[1]. Er wurde auch als „Orden des besiegten Drachen“, „Orden des überwältigten Drachen“ oder „Orden des niedergestürzten Drachen“ bezeichnet. In den Urkunden sind diese Namen nicht zu finden. Allgemein wird er nur „Drachenorden“ oder „Orden der Drachenritter“ (Socieatas nostra Draconica seu Draconitarum)[1] oder „Ung[a]rischer Drachenorden[2] genannt.

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Der Orden wurde durch Kaiser Sigismund (der damals noch König von Ungarn war; gekrönt 1387) und seiner zweiten Frau Barbara von Cilli am 12. Dezember des Jahres 1408 ins Leben gerufen; nach dem Vorbild des St.Georg-Ordens (von Karl I. 1326 gegründet).

Kaiser Sigismunds Ordensritter.

Als Schutzpatrone des Ordens galten der Drachentöter St. Georg und die heilige Margit (von Antiochia). Margit soll Legenden nach vom Teufel in Gestalt eines Drachens heruntergeschluckt worden sein, aber mit Gottes Gnade ohne Verletzungen aus dem Magen des Drachen entkommen sein. (ent. aus: Quelle)

Das Symbol des Ordens war der Drache, der seinen Schwanz um den Hals geschlungen hatte (Ouroboros). Das Ordenssymbol wurde direkt auf der Kleidung in Form eines Hals- oder Schulterschmucks getragen. Ab 1418 bis zum Tode Sigismunds erhielt das Symbol den zusätzlichen Schriftzug „O quam misericors est Deus justus et pius“ („Oh wie barmherzig ist Gott, wie gerecht und fromm“). Sigismund ließ sich mit einem goldenen Drachen um den Hals in Großwardein beerdigen. Während der Jahrhunderte änderte sich oftmals das Symbol - der Drache und das Kreuz blieben jedoch immer Bestandteil des Ordens. Ursprünglich war es ein rotes Kreuz auf silbernem Hintergrund, aufgenäht auf einem schwarzen Hintergrund. Als Ritter im Auftrage des Drachen verpflichtete man sich, das Christentum zu verteidigen.

Geschichte

Oswald von Wolkenstein mit dem Drachenorden oben auf der Schärpe - Portrait aus der Innsbrucker Handschrift von 1432 (Liederhandschrift B).

Zahlreiche politisch und militärisch einflussreiche Persönlichkeiten waren zur Einführung des Ordens anwesend, u.a. Stefan Lazarević (Serbien), Nicolae von Gara, Stibor von Stibericz, Pipo von Ozora, der Ban von Severin.

Auf dem Reichstag zu Nürnberg erweiterte Sigismund von Luxemburg, König von Ungarn die Ränge des Ordens, z.B. mit dem Dichter Oswald von Wolkenstein und Vlad II., Fürst der Walachei, der den Beinamen Dracul als Zeichen seiner Angehörigkeit zum Drachenorden erhalten haben soll. Andere Mitglieder schworen zwar nicht auf die Loyalität des Ordens, waren aber Verbündete, so z.B. Władysław II. Jagiełło (König von Polen), Vytautas der Große (Großfürst von Litauen), Heinrich V. (König von England), und Carrara della Scala (Herrscher von Venezia & Verona). Ein weiteres bekanntes Ordensmitglied war Alfons V. von Aragón.[1]

Als führende Familien des Ordens galten Gara und von Chilli. Ihr Engagement galt der Loyalität der königlichen Familien und deren Freunde zum Orden. Das Gesetz des Ordens wurde von Bischof Eberhard von Oradea, Kanzler des ungarischen Gerichts, ausgearbeitet. Dieses Gesetz ist in einer Kopie von 1707 und in einer ungarischen Ausgabe von 1841 erhalten. Analysen ergaben, dass der Auftrag des Drachenordens (symbolisiert durch tortuosi daconi, übernommen vom St. Georgs Orden) der Kampf gegen heidnische Armeen und Hussiten außerhalb orthodoxer Gemeinschaften war. Hiernach hatte der Schutz des Königs und seiner Familie durch ungarische Adelskreise die höchste Priorität. Zu Lebzeiten Sigismunds erlaubte Mitgliedschaft in diesem Orden politischen Zugang zu Ungarn und seinem König.

Das Kreuzelement des Drachenordens wechselte bei Vlad II. Dracul 1437 vom lateinischen Kreuz zum ungarischen Doppelkreuz, dem Patriarchenkreuz. Vlad personalisierte die Symbolik aus Psalm 91: Auf Löwen und Ottern trittst du, Junglöwen und Schlangen trittst du nieder. Sie stand für die Bemühungen Vlads II. um den Sieg der christlichen Welt über das Osmanische Reich. Er ließ während seiner Regierungszeit Münzen mit seinem Abbild und mit dem Symbol des Drachens auf der Rückseite prägen. Auch hielt das Ordenssymbol auf vielen Familienwappen seiner Zeit Einzug. Mit der Zeit nahm die Bedeutung des Drachenordens ab.

Rekonstruktion des Symbols des Ordens (I) basierend auf einem existierenden Artefakt in einem österreichischen Museum.
Rekonstruktion des Emblems (II).

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c Ludwig Kuhn, Handbuch der Geschichte und Verfassung aller blühenden Ritter-Orden in Europa, Camesinaschen Buchhandlung, Wien 1811, S. 135
  2. Karl Gottlieb von Windisch, Ungrisches Magazin oder Beyträge zur ungrischen Geschichte, Preßburg, 1782, Seite 115, (Online)

Quellen

  • Zwü neuer Zeyttung, unnd noch vil grössere christenliche Victoria, so die Christen mit Gottes hilff unnd beystandt widerumb bey 500000 Türcken bey Ostrahitz inn Croatien den 29. Octobris, anno des 87. Jar aberhalten, unnd uberwunden haben. Mehr ein neue Zeyttung, auß Constantinopel den 27. Nov., Anno 1587. Jar, das auch die Georgianer unnd Ianitscharen, vil taussendt Türcken erschlagen an zweyen orden, Augspurg: [Drucker:] Wörly, 1587
  • Regesta Imperii - Abt. XI: Die Urkunden Kaiser Sigismunds 1410/11-1437, München: Bayrische StaatsBibliothek

Darstellungen

  • Th. v. Bogyay: Artikel „Drachenorden“ , in: Lexikon des Mittelalters, Band 3, München 1986, ISBN 3-7608-8903-4, S. 1346
  • Wladyslaw Kuzdrzal-Kicki: Der Drachenorden: Genese, Gründung und Entartung. Dokumentation und Schlußfolgerungen, Bd. 1, München 1978, ISBN 3-921513-15-4
  • Georg Janesch-Troll / Hans Mendgen (Hrsg.): Marienburg im Burzenland: Zur Geschichte der einstigen Ritterorden-Gemeinde in Siebenbürgen, Bielefeld 1987, ISBN 3-7694-0419-X
  • Ralf-Peter Märtin: Dracula, Das Leben des Fürsten Vlad Tepes, Neuausgabe der ersten Auflage, Berlin 2004, ISBN 3-8031-2396-8
  • Abbildung und Beschreibung aller Ritterorden in Europa, Reprint der Orig.-Ausg. Augsburg 1792, Holzminden 1999?, ISBN 3-8262-1807-8

Weblinks

 Commons: Drachenorden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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