Du-yul Song

Du-yul Song
Koreanische Schreibweise
Siehe auch: Koreanischer Name
Hangeul: 송두율 / 송두률
Hanja: 宋斗律
Revidiert: Song Du-yul
McCune-R.: Song Tu-yul

Song Du-yul (* 12. Oktober 1944 in Tokio) ist Professor für Soziologie an der Universität Münster. Er setzt sich für eine Verständigung und Annäherung zwischen Nord- und Südkorea ein.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und Arbeit

Prof. Song Du-yul wurde in Tokio als Sohn koreanischer Eltern geboren. 1967 schloss er sein Studium der Philosophie an der Staatlichen Universität Seoul ab und kam zum Studium nach Deutschland. 1972 promovierte er in Frankfurt bei Jürgen Habermas über die Asien-Auffassung von Hegel und Max Weber. Später griff er den "systemimmanenten Forschungsansatz" von Peter Christian Ludz. Nach seiner Habilitation wurde er 1982 Professor für Soziologie an der Universität Münster und unterrichtete auch in Berlin, Heidelberg und Stockholm.

Politische Tätigkeit

In den 60er-Jahren wandte sich Song Du-yul gegen die Militärdiktatur unter Park Chung-hee in Südkorea. Er begann, die Demokratische Volksrepublik Korea (DVRK, Nordkorea) mittels des "systemimmanenten Forschungsansatzes" zu analysieren und bereiste die DVRK häufig.

Seit 1993 ist Song Du-yul deutscher Staatsbürger.

Seit 1995 organisierte er mehrere Konferenzen in Peking, an denen Wissenschafter aus Nord- und Südkorea teilnahmen.

Am 23. September 2003 reiste er nach 37 Jahren erstmals nach Südkorea, um Vorträge zu halten und die Ehrendoktorwürde der Chonnam-Universität in Gwangju entgegenzunehmen. Bei der Einreise wurde Song sofort verhaftet. Die Regierung von Roh Moo-hyun hat zwar die Aussöhnung mit dem Norden auf seine Fahnen geschrieben, doch die drakonischen Gesetze aus der Zeit der Militärdiktatur, die jeden Kontakt mit der DVRK und die Forderung nach einer Wiedervereinigung Koreas untersagen, sind bis heute in Kraft.

In der Untersuchungshaft wurde er nach Medienberichten in einer Einzelzelle ohne Stuhl und Bett, ohne Heizung und Klimaanlage und mit Licht rund um die Uhr gehalten. Die Anklageschrift wurde ihm bis zum Prozessbeginn vorenthalten und zunächst hatte Song keinen Zugang zu einem Anwalt.

Der südkoreanische Geheimdienst warf ihm vor, seit den 1970er-Jahren Mitglied der Partei der Arbeit Koreas und zuletzt Mitglied des Politbüros zu sein, wofür vor Gericht keine Beweise vorgelegt wurden. Im April 2004 wurde er nach dem Nationalen Sicherheitsgesetz aus dem Jahr 1948, das direkt auf die Sicherheitsgesetze der früheren japanischen Besatzung zurückgeht, zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt.

Das südkoreanische Fernsehen zeigte Aufnahmen von Songs Teilnahme am Begräbnis von Kim Il-sung im Jahr 1994.

Jürgen Habermas, Günter Grass und andere deutsche Intellektuelle sowie Amnesty International setzten sich für seine Freilassung ein.

Am 21. Juli 2004 wurde Song aus der Haft entlassen, nachdem das Oberste Gericht in Seoul seine Haftstrafe auf Bewährung ausgesetzt wurde. Anfang August 2004 kehrte er nach Deutschland zurück.

Werke

  • Schattierungen der Moderne (Köln, PapyRossa, 2002)
  • Korea-Kaleidoskop (Osnabrück, Secolo 1995)
  • Wiedervereinigungsfragen Koreas in internationalen Umfeld und unter regionalen Aspekten (1993)
  • Kapitalismus, soziale Bewegungen und Gesellschaftsformation in Südkorea (Münster, Wurf 1990)
  • Metamorphosen der Moderne (Münster, Wurf 1990)
  • Zur Archäologie der Postmoderne (Berlin, Ostasieninstitut der FUB 1988)
  • Aufklärung und Emanzipation (Berlin, Express 1988)
  • Ist Japan ein Modell für Deutschland? (Berlin, Schiller 1985)
  • Politik und Gesellschaft in der Republik Korea (Südkorea) (Offenbach/Main, KOFO 1985)
  • Südkorea: auf den Spuren der Japaner? (Offenbach/Main, KOFO 1984)
  • Sowjetunion und China (Frankfurt/Main, Campus-Verlag, 1984)
  • Wachstum, Diktatur und Ideologie in Korea (Bochum, Studienverlag Brockmeyer 1980)
  • Die Bedeutung der asiatischen Welt bei Hegel, Marx und Max Weber (Dissertation, Frankfurt/Main, 1972)

Weblinks


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