- Dunkelwald
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Als Miriquidi werden in mehreren früh- und hochmittelalterlichen Quellen fiktionale oder reale Waldgebiete bezeichnet. In verschiedenen germanischen Sprachen bedeutet dies "dunkler oder schwarzer Wald". Häufig wird dieser Name auf den ehemals das Erzgebirge und Erzgebirgsvorland bedeckenden Urwald bezogen, insbesondere in der heimatkundlichen Forschung, obwohl die wenigen zeitgenössischen Quellen keine Aussage zur Lokalisierung eines so benannten Waldes im Gebiet zwischen Saale und Elbe zulassen.
Inhaltsverzeichnis
Quellen
Germanische Heldenlieder und die Edda
Der Name Myrkvidr kommt in mehreren germanischen Heldenliedern und in der Edda-Erzählung Lokasenna („Lokis Zankreden“) vor. In den Tagen des mythischen Weltendes Ragnarök sollen Muspells Söhne durch den entstehenden Tumult aus Myrkwid, dem im Süden liegenden Dunkelwald, hervorgeritten kommen. Der Name Myrkvidr findet sich außerdem in dem isländischen Lied Atlaquida in groenlezka.
In der im 13. Jahrhundert entstandenen Hervarar-Saga wird so der die Ostgoten von den Hunnen trennende Wald benannt.
Ein real existierender Wald in Mitteldeutschland
Lediglich an zwei Stellen in den schriftlichen Quellen kommt der Name als Bezeichnung eines konkreten Waldes im Raum zwischen Saale und Elbe vor. Ein Miriquido genannter Wald (silva que Miriquido dicitur) erscheint erstmals in einer Urkunde des Kaisers Otto II. vom 30. August 974. Darin schenkt er auf Bitten seiner Ehefrau Theophanu und Giselhers, Bischof von Merseburg, der bischöflichen Kirche zu Merseburg einen Forst in diesem Bistum, im Gau Chutizi und in der Grafschaft Gunthers († 982) innerhalb bestimmter Grenzen zwischen den beiden Flüssen Saale und Mulde gelegen, und damit zugleich den Wildbann, das heißt das alleinige Jagdrecht. Die genaue Lage wird nicht näher benannt.[1]. Aufgrund einer zweiten Urkunde Ottos II. wurde angenommen, dass das verschenkte Waldgebiet in der Nähe von Zwenkau gelegen habe und mit dem 997 an König Otto III. geschenkten Zwenkauer Wald identisch sei, doch handelt es sich bei der zweiten Urkunde um eine spätere Fälschung.
Ein weiteres Mal erscheint der Name in der zwischen 1012 und 1018 entstandene Chronik des Thietmar von Merseburg (in silva, quae Miriquidui dicitur), jedoch erneut ohne weitere Angaben, die eine Lokalisierung erlauben würden.[2]
Spätestens am Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff Miriquidi als angeblich den Quellen entnommene Bezeichnung für den Urwald im Erzgebirgsvorland und Erzgebirge verwendet, so etwa auch von namhaften Historikern wie Robert Holtzmann. Bis heute begegnet der Miriquidi in dieser Verwendung noch häufig in heimatkundlichen Schriften und Ortschroniken. In der Geschichtswissenschaft wird eine solche, durch die Quellen nicht belegbare Lokalisierung allerdings nicht aufrecht erhalten.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ DD OII Nr. 90 S. 103 f. Online-Edition: ... donari forestum in eodem episcopatu et in comittatu Gunterii comitis et in pago Chutizi situm cum banno adpertinenti. ... , insuper fideli nostro Gisilero suisque successoribus prefatum forestum inter Salam ac Mildam fluvios ac Siusili et Plisni provencias iacentem concedimus firmiterque donamus, ; qualescumque venationum species in his modo sint terminis vel nutriantur seu ex magna prodecant silva que Miriquido dicitur,
- ↑ Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg. Hrsg. von Robert Holtzmann. Monumenta Germaniae historica. Scriptores rerum Germanicarum Nova series 9. Weidmann, Berlin 1935. Unveränd. Nachdr. d. Aufl. Monumenta Germaniae Historica, München 1996, ISBN 3-921575-38-9. Online-Edition: Huius adventum leo rugiens cauda subsequenti impedire satagens, in silva, quae Miriquidiu dicitur, montem quondam cum sagittariis prorsus intercluso omni aditu firmat.
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