Eadweard Muybridge

Eadweard Muybridge
Eadweard Muybridge

Eadweard Muybridge (* 9. April 1830 in Kingston upon Thames, England; † 8. Mai 1904 ebenda; eigentlich Edward James Muggeridge) war ein britischer Fotograf und Pionier der Fototechnik.

Er gilt – neben Étienne-Jules Marey und Ottomar Anschütz – aufgrund seiner Reihenfotografien und Serienaufnahmen mit Studien des menschlichen und des tierischen Bewegungsablaufs als einer der bedeutendsten frühen Vertreter der Chronofotografie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

The Horse in Motion
The Horse in Motion-anim.gif

Muybridge besuchte die Lateinschule in Kingston upon Thames und fand eine erste Anstellung bei der London Printing and Publishing Co., für die er 1852 als Vertreter in die USA übersiedelte. Es ist nicht geklärt, wann und wo er seine fotografische Ausbildung erhielt. Anschließend fand er eine Beschäftigung bei dem Landschaftsfotografen Carleton E. Watkins. Später machte er sich selbständig und arbeitete für Thomas Houseworth und das Kriegsministerium der Vereinigten Staaten (U.S. War Department).

1867 machte Muybridge eine aufsehenerregende Fotoserie aus dem Yosemite-Nationalpark und wirkte als Dokumentarfotograf in Alaska.

1872 wurde er von Leland Stanford (Eisenbahn-Tycoon und kalifornischer Gouverneur) engagiert, um die exakte Beinstellung eines trabenden Pferdes zu bestimmen. Damit begründete er die Serienfotografie mit komplexen Aufbauten, bestehend aus 12, 24 und schließlich 36 sukzessive auslösenden Fotoapparaten. So wurde erstmals der sichtbare Beweis erbracht, dass sich beim galoppierenden Pferd zeitweise alle vier Beine in der Luft befinden. Bei seinen Serienaufnahmen von Trabern und Galoppern berührten die Pferde quer zur Pferderennbahn gespannte Zugdrähte, wodurch die elektrisch betriebenen Hochgeschwindigkeitsblenden kurzzeitig geöffnet wurden. 1879 erfand Muybridge das Zoopraxiskop zur Präsentation seiner Reihenaufnahmen, welches die in Einzelbilder zerlegte Bewegung einem Kinofilm ähnlich synthetisierte. Im Jahr 1881 veröffentlichte Muybridge seine berühmten Serienaufnahmen unter dem Titel „The attitudes of animals in motion“ in Form von Albuminpapierabzügen.

1874 ermordete Muybridge den Liebhaber seiner Frau, wurde jedoch wegen „entschuldbaren Mordes“ freigesprochen (Larkins-Affaire). Anschließend begab er sich auf eine Foto-Expedition nach Mittelamerika, wo er den Isthmus von Panama dokumentierte und chemische und verschlusstechnische Experimente durchführte. 1876 kehrte er nach San Francisco zurück.

Woman Walking Downstairs aus The Human Figure in Motion.


Veröffentlichungen

  • 1887: Animal Locomotion; An Electro-Photographic Investigation of Consecutive Phases of Animal Movement, Philadelphia – Elf Bände mit über 100.000 Aufnahmen auf 781 Platten aus den Jahren 1872 bis 1885
  • 1901: The Human Figure in Motion, Philadelphia

Muybridges Einfluss auf die Bildende Kunst

Vor den Aufnahmen von Muybridge bestanden bei Künstlern teilweise falsche Vorstellungen von Bewegungsabläufen. Muybridges erklärtes Ziel war es, Künstlern, aber auch der Wissenschaft mit seinen Serienaufnahmen neue Erkenntnisse zu vermitteln.

1890 inspirierte die Fotoserie Annie G. galloping aus Animal Locomotion Frederic Remington zu Cowboy. In den folgenden Jahren konnte die Technik, Einzelbilder in Bewegung zu zeigen, soweit fortentwickelt werden, dass immer mehr (vor allem US-amerikanische Künstler) ihren Zeichenstil radikal veränderten. So malte Marcel Duchamp 1912 inspiriert von dem Buch Le Mouvement von Etienne-Jules Marey das Gemälde Akt, eine Treppe herabsteigend.

Die New Yorker Künstlerin Caren Canier näherte sich Anfang des 21. Jahrhunderts Muybridge Fotoserien aus einer postmodern-allegorischen Perspektive. In ihren Gemälden hinterfragte sie die Konstanten der Zeit und die Ästhetik des Frames.

Tim MacMillan schließlich, der Erfinder von cineastischen Spezialeffekten (einem größeren Publikum erstmals durch die Matrix-Filme bekannt), nennt neben dem Kubismus Muybridge explizit als Vorläufer seiner Bullet-Time-Technik. Der scheinbar unmögliche Effekt einer Bewegung um eine „in der Zeit gefrorene“ Figur fand in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre in Popvideos und Werbeclips Verbreitung.

Animationsbeispiele

16 Kameras machten jeweils ein Bild …
… und hier die Animation daraus
Muybridge stellte in einem gewissen Abstand 16 Kameras auf, um den Bewegungsablauf eines Bisons fotografieren zu können.
24 Bilder …
… animiert


Ausstellung

Literatur

  • Philip Brookman (Hrsg.): Eadweard Muybridge, Tate Britain, London 2010 ISBN 978-3-86521-926-8.
  • Hans Christian Adam (Hrsg.): Eadweard Muybridge. The human and animal locomotion photographs, Köln et al.: Taschen 2010, ISBN 978-3-8365-0941-1

Zitat

„Ich werde mir einen Namen machen. Wenn nicht, wird man nichts mehr von mir hören.“

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Eadweard Muybridge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweis

  1. FAZ vom 4. November 2010, Seite 33: Als die Pferde fliegen lernten

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