- Tschernobyl-Unglück
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Die Katastrophe von Tschernobyl (auch: Super-GAU von Tschernobyl) ereignete sich am 26. April 1986 im Kernkraftwerk Tschernobyl nahe der Stadt Prypjat, Ukraine (damals Sowjetunion), als Folge einer Kernschmelze und Explosion im Kernreaktor Tschornobyl Block 4. Sie gilt – nach dem Unfall in der Kerntechnischen Anlage Majak 1957 – als die zweitschwerste nukleare Havarie und als eine der schlimmsten Umweltkatastrophen aller Zeiten.
Grundlegende Mängel in der Konstruktion des Reaktors sowie Planungs- und Bedienungsfehler bei einem Versuch schaukelten sich auf und bewirkten einen Super-GAU. Große Mengen an radioaktivem Material wurden in die Luft geschleudert und verteilten sich hauptsächlich über die Region nordöstlich von Tschernobyl, aber auch über viele Regionen Europas. Der Unfall führte bei einer nicht genau bekannten Zahl von Menschen zum Tod. Bei vielen Erkrankungen wird die Strahlung als mögliche Ursache angesehen. Dazu kommen psychische, soziale, ökologische und ökonomische Schäden. Über die zu erwartenden Langzeitfolgen besteht seit Jahren ein Streit auch unter Wissenschaftlern.
Nach der Katastrophe hatten hunderttausende Helfer, so genannte Liquidatoren, einen provisorischen Betonmantel, Sarkophag genannt, um den explodierten Reaktor errichtet. Dieser ist inzwischen an vielen Stellen gerissen und droht einzustürzen. Mit ausländischer Finanzhilfe soll deshalb in den kommenden Jahren eine neue Schutzhülle gebaut werden.
Bekannt ist die Katastrophe unter dem russischen Namen der Nachbarstadt Tschernobyl, da Russisch zum Zeitpunkt der Katastrophe Hauptamtssprache war. Der heute amtliche ukrainische Name der Stadt lautet Tschornobyl. Vereinzelt werden auch die englischen Schreibweisen Chernobyl bzw. Chornobyl verwendet.
Die Katastrophe
Ursachen
Die Katastrophe ereignete sich bei der Durchführung eines Versuchs unter Leitung des stellvertretenden Chefingenieurs Anatoli Stepanowitsch Djatlow, der den Nachweis einer ausreichenden Stromversorgung nach einer Reaktorabschaltung bei gleichzeitig unterstelltem Totalausfall der Versorgung durch das äußere Stromnetz hätte erbringen sollen (Simulation eines totalen Stromausfalls). Als Hauptursachen für die Katastrophe gelten die bauartbedingten Eigenschaften des mit Graphit moderierten Kernreaktors vom Typ RBMK-1000 und dessen Betrieb in einem unzulässig niedrigen Leistungsbereich. Kennzeichnend für diesen Reaktortyp unter dieser Voraussetzung ist ein stark positiver Void-Koeffizient – die Verringerung der Neutronenabsorption des Kühlwassers infolge von Dampfblasenbildung (Dichteänderung) bei Leistungssteigerung. Ein hoher Void-Koeffizient wurde gleichzeitig durch den fortgeschrittenen Abbrand des Kernbrennstoffes begünstigt. Weiterhin war die betriebliche Reaktivitätsreserve (minimal erforderliche Reaktivitätsbindung durch hinreichend in den Reaktor eingefahrene Steuerstäbe) nicht in das automatische Reaktorsicherheitssystem eingebunden, sondern lediglich ein Minimalwert in den Betriebsvorschriften vorgegeben. Dieser Minimalwert war bereits Stunden vor Beginn des Versuchs unterschritten, der Reaktor hätte abgeschaltet werden müssen. Außerdem hatte die Betriebsmannschaft Sicherheitssysteme abgeschaltet, um im Bedarfsfall den Versuch wiederholen zu können. Die automatisch arbeitenden Sicherheitssysteme hätten das ansonsten planmäßig verhindert; wie weit sie – im eingeschalteten Zustand – bei den gegebenen ungeplanten Randbedingungen des Versuchs auch dessen Erstdurchführung oder zumindest den Eintritt einer Katastrophe bei Durchführung verhindert hätten, ist umstritten.
Die endgültige Auslösung der explosionsartigen Leistungsexkursion war wahrscheinlich auf eine weitere konstruktive Besonderheit des Regelstabsystems zurückzuführen: Ein Großteil der Steuerstäbe haben an ihrem unteren Ende Graphitspitzen, die beim Einfahren aus der oberen Endlage zunächst eine positive Reaktivitätszufuhr (Leistungssteigerung) bewirken, eine Leistungsminderung ergibt sich erst bei größerer Einfahrtiefe.
Als der Schichtleiter schließlich die Reaktorschnellabschaltung auslöste, ist genau dieser Effekt eingetreten: Viele Stäbe fuhren gleichzeitig ein und führten dadurch dem Reaktor mehr Reaktivität zu. Dieser wurde prompt überkritisch, d. h. die Kettenreaktion der Kernspaltungen lief auch ohne verzögerte Neutronen von allein weiter und war daher nicht mehr regelbar. Die Leistung stieg so innerhalb von Sekundenbruchteilen auf ein Vielfaches (vermutlich etwa auf das Hundertfache) der Nennleistung an.
Eine weitere Schwäche des RBMK war ein fehlender Sicherheitsbehälter (Containment), auch wenn unklar ist, ob dieser den Explosionen standgehalten hätte.
Umstritten ist auch der tatsächliche Anteil von Fehlentscheidungen des Kraftwerkpersonals am Zustandekommen des Unglücks. Dass Betriebsvorschriften verletzt wurden, ist Tatsache, in welchem Umfang sie dem Personal bekannt waren, ist fraglich. Unerfahrenheit und unzureichende Kenntnisse, insbesondere im Zusammenhang mit der Leistungsanhebung des (mit Xenon vergifteten) Reaktors werden angeführt. Da beim Versuch ein neuartiger Spannungsregler getestet werden sollte, bildeten Elektrotechniker einen Großteil des anwesenden Personals.
Getreu der Geheimhaltungspolitik wurden wie bei früheren Störfällen in den Kernkraftwerken Ignalina und Leningrad weder sorgfältige Untersuchungen angestellt noch das Personal in den übrigen Kraftwerken mit wichtigen Informationen versorgt.
Wesentlich zum Zustandekommen des Unfalls beigetragen hat die Verschiebung des Versuchs um rund einen halben Tag. Die lange Haltezeit auf Teillast führte zu einer Anreicherung des Reaktors mit neutronenabsorbierendem Xenon-135. Dadurch wurde das neutronenphysikalische Verhalten des Reaktors wesentlich komplexer und unübersichtlicher. Weiterhin war zum Zeitpunkt des Versuchs ein anderes Schichtpersonal anwesend, als ursprünglich geplant war.
Geplanter Versuchsablauf
Auch ein abgeschaltetes Kernkraftwerk ist auf die Versorgung mit elektrischer Energie angewiesen, beispielsweise zur Aufrechterhaltung der Kühlung und für die Instrumentierung und Überwachung. Im Normalfall wird der Bedarf aus dem öffentlichen Energieversorgungsnetz gedeckt. Ist das nicht möglich, laufen Notstromaggregate an.
Im Rahmen einer zwecks Wartungsarbeiten anstehenden Abschaltung des Reaktors sollte nun gezeigt werden, dass die Rotationsenergie der auslaufenden Turbinen bei gleichzeitig unterstelltem Netzausfall ausreicht, die Zeit von etwa 40 bis 60 Sekunden bis zum vollen Anlaufen der Notstromaggregate zu überbrücken. Nach Sicherheitsvorschriften hätte der Versuch bereits vor der kommerziellen Inbetriebnahme im Dezember 1983 durchgeführt werden sollen.
Ein (durch Xenon-135) unvergifteter Reaktor ohne Abbrand hätte sicherere Voraussetzungen geboten. Warum das unterblieben ist, ist nicht bekannt. Ein im Block 3 des Kraftwerkes bereits durchgeführter Versuch war 1985 fehlgeschlagen, weil die Spannung zu schnell abfiel.[1] Nun sollte der Versuch im Block 4 mit einem verbesserten Spannungsregler wiederholt werden.
Vorgesehen war die Einleitung des Versuchs bei reduzierter Reaktorleistung (zwischen 700 bis 1.000 MWth) der durch Schließung der Dampfzufuhr zu den Turbinen beginnt.
Chronologie der Ereignisse
Freitag, 25. April 1986, 1:06: Als erster Schritt sollte die thermische Leistung des Reaktors von ihrem Nennwert bei 3.200 Megawatt (MW) auf 1.000 MW reduziert werden, wie bei einer Regelabschaltung üblich. Der Reaktor sollte sowohl für eine Revision als auch für den Test abgefahren werden.[2]
25. April 1986, 13:05: Aufgrund erhöhter Stromnachfrage wird auf Anweisung des Lastverteilers in Kiew die Leistungsabsenkung bei einer erreichten Leistung von 1600 MW unterbrochen und der Reaktor mit dieser Leistung konstant weiter betrieben. Bei diesen etwa 50 % Leistung wird der Turbogenerator 7 abgeschaltet.[2]
25. April 1986, 14:00: Es wird begonnen, das Notkühlsystem abzuschalten. Grund dafür war, dass bei einem Notkühlsignal kein Wasser in den Reaktor gepumpt werden soll.[2]
25. April 1986, 23:10: Es erfolgt die Freigabe zur weiteren Leistungsabsenkung. Der Reaktor soll nun langsam auf 25 % der Nennleistung abgefahren werden.[2]
Samstag, 26. April 1986, 00:00: Eine neue Schichtmannschaft übernimmt den Reaktor.
26. April 1986, 00:28: Bei 500 MW erfolgte eine Umschaltung innerhalb der Reaktorleistungsregelung. Durch einen Bedienfehler, durch den der Sollwert für die Gesamtleistungsregelung möglicherweise nicht richtig eingestellt wurde, oder auf Grund eines technischen Defekts sank die Leistung weiter bis auf nur noch etwa 30 MW, was ca. 1 % der Nennleistung beträgt.
Wie nach jeder Leistungsabsenkung erhöhte sich vorübergehend die Konzentration des Isotops Xenon-135 im Reaktorkern („Xenonvergiftung“). Da Xenon-135 als Neutronengift die für die nukleare Kettenreaktion benötigten Neutronen sehr stark absorbiert, nahm aufgrund der Konzentrationszunahme die Reaktivität des Reaktors immer weiter ab. Als die Betriebsmannschaft am 26. April 1986 um 00:32 Uhr die Leistung des Reaktors durch weiteres Ausfahren von Steuerstäben wieder anheben wollte, gelang ihr das infolge der mittlerweile aufgebauten Xe-Vergiftung nur bis zu etwa 200 MW oder 7 % der Nennleistung.
Obwohl der Betrieb auf diesem Leistungsniveau unzulässig war (laut Vorschrift durfte der Reaktor nicht unterhalb von 20 % der Nennleistung betrieben werden, was 640 MW entspricht) und sich zu diesem Zeitpunkt außerdem viel weniger Steuerstäbe im Kern befanden, als für einen sicheren Betrieb vorgeschrieben waren, wurde der Reaktor nicht abgeschaltet, sondern der Betrieb fortgesetzt.
26. April 1986, 01:03 bzw. 01:07: Bei Schließen der Turbineneinlassventile läuft normalerweise das Kernnotkühlsystem an. Dieses war jetzt jedoch ausgeschaltet. Um dessen Stromverbrauch für den Versuch zu simulieren, wurden nacheinander zwei zusätzliche Hauptkühlmittelpumpen in Betrieb genommen. Der dadurch erhöhte Kühlmitteldurchsatz verbesserte die Wärmeabfuhr aus dem Reaktorkern und reduzierte demgemäß den Dampfblasengehalt in ihm. Der positive Dampfblasen-Koeffizient bewirkte eine Reaktivitätsabnahme, auf welche die (automatische) Reaktorregelung mit dem Herausfahren weiterer Steuerstäbe reagierte. Der Reaktorzustand verschob sich weiter in den unzulässigen Bereich.
26. April 1986 01:19: Die Wasserzufuhr in den Reaktor wird erhöht, um so die Warnsignale zu deaktivieren.[2]
26. April 1986 01:22: Es gelingt, den Reaktor zu stabilisieren und den Wasserpegel im Reaktor auf zwei Drittel des vorgeschriebenen Wertes zu steigern.[2]
26. April 1986, 01:23:04: Der eigentliche Test begann durch Schließen der Turbinenschnellschlussventile. Dadurch wurde die Wärmeabfuhr aus dem Reaktor unterbrochen, sodass die Temperatur des Kühlmittels nun anstieg. Infolge des positiven Dampfblasen-Koeffizienten kam es jetzt zu einem Leistungsanstieg, auf den die automatische Reaktorregelung folgerichtig mit dem Einfahren von Steuerstäben reagierte. Infolge der relativ langsamen Einfahrgeschwindigkeit der Steuerstäbe konnte die Leistung allerdings nicht stabilisiert werden, sodass der Neutronenfluss weiter anstieg. Dies bewirkte einen verstärkten Abbau der im Kern angesammelten Neutronengifte (insbesondere Xenon-135). Dadurch stiegen Reaktivität und Reaktorleistung weiter an, wodurch immer größere Mengen an Dampfblasen entstanden, die ihrerseits wieder die Leistung erhöhten. Die Effekte schaukelten sich auf. Um 01:23:40 löste der Schichtleiter manuell die Notabschaltung des Reaktors aus.
Dazu wurden alle zuvor aus dem Kern entfernten Steuerstäbe wieder in den Reaktor eingefahren, doch hier zeigte sich ein weiterer Konzeptionsfehler des Reaktortyps: Durch die an den Spitzen der Stäbe angebrachten Graphitblöcke (Graphit war der Hauptmoderator des Reaktors) wurde beim Einfahren eines vollständig herausgezogenen Stabs die Reaktivität kurzzeitig erhöht, bis der Stab tiefer in den Kern eingedrungen war.
Die durch das gleichzeitige Einfahren aller Stäbe massiv gesteigerte Neutronenausbeute ließ die Reaktivität so weit ansteigen, bis schließlich (um 01:23:44) die prompten Neutronen alleine (also ohne die verzögerten Neutronen) für die Kettenreaktion ausreichten („prompte Kritikalität“) und die Leistung innerhalb von Sekundenbruchteilen das Hundertfache des Nennwertes überschritt („nukleare Leistungsexkursion“).
Die Hitze verformte die Kanäle der Steuerstäbe, so dass diese nicht weit genug in den Reaktorkern eindringen konnten, um ihre volle Wirkung zu erzielen, und sie ließ die Druckröhren reißen und das Zirconium der Brennstäbe (Ummantelung der Brennstäbe) wie auch den Graphit mit dem umgebenden Wasser reagieren. Wasserstoff und Kohlenmonoxid entstand in größeren Mengen und konnte aufgrund der Beschädigungen des Reaktorkernes entweichen. Unterhalb des Reaktorgebäudedeckels bildeten diese mit dem Sauerstoff der Luft entzündbares Knallgas, das sich vermutlich entzündete und zu einer zweiten Explosion (nur Sekunden nach der „nuklearen Exkursion“) führte.
Welche Explosion zum Abheben des über 1.000 Tonnen schweren Deckels des Reaktorkerns führte, ist nicht ganz klar. Außerdem zerstörten die Explosionen das (nur als Wetterschutz ausgebildete) Dach des Reaktorgebäudes, sodass der Reaktorkern nun nicht mehr eingeschlossen war und direkte Verbindung zur Atmosphäre hatte. Der glühende Graphit im Reaktorkern fing sofort Feuer. Insgesamt verbrannten während der folgenden zehn Tage 250 Tonnen Graphit, das sind etwa 15 % des Gesamtinventars.
Große Mengen an radioaktiver Materie wurden durch die Explosionen und den anschließenden Brand des Graphits in die Umwelt freigesetzt, wobei die hohen Temperaturen des Graphitbrandes für eine Freisetzung in große Höhen sorgten. Insbesondere die leicht flüchtigen Isotope Iod-131 und Cäsium-137 bildeten gefährliche Aerosole, die in einer radioaktiven Wolke teilweise hunderte oder gar tausende Kilometer weit getragen wurden, bevor sie der Regen aus der Atmosphäre wusch. Radioaktive Stoffe mit höherem Siedepunkt wurden hingegen vor allem in Form von Staubpartikeln freigesetzt, die sich in der Nähe des Reaktors niederschlugen.
26. April 1986, gegen 05:00: Die Brände außerhalb des Reaktors waren gelöscht. Block 3 wurde abgeschaltet.
27. April 1986: Die Blöcke 1 und 2 wurden um 01:13 bzw. 02:13 abgeschaltet. Es wurde begonnen, den Reaktor von Block 4 mit Blei, Bor, Dolomit, Sand und Lehm zuzuschütten. Dies verringerte die Spaltproduktfreisetzung und deckte den brennenden Graphit im Kern ab. Insgesamt wurden ca. 40 t Borcarbid abgeworfen, um die Kettenreaktion zu unterbinden, ca. 800 t Dolomit, um den Graphitbrand zu unterdrücken und die Wärmeentwicklung zu verringern, ca. 2.400 t Blei, um die Gammastrahlung zu verringern, wie auch eine geschlossene Schicht über den schmelzenden Kern zu bilden und ca. 1.800 t Sand und Lehm, um die radioaktiven Stoffe zu filtern.[2]
28. April 1986, 9.00 Uhr: Im Kernkraftwerk Forsmark in Schweden wurde aufgrund erhöhter Radioaktivität auf dem Gelände automatisch Alarm ausgelöst.[3] Messungen an der Arbeitsbekleidung der Angestellten ergaben erhöhte radioaktive Werte.[4] Nachdem die eigenen Anlagen als Verursacher ausgeschlossen werden konnten, richtete sich der Verdacht aufgrund der aktuellen Windrichtung gegen eine kerntechnische Anlage auf dem Gebiet der Sowjetunion. Am gleichen Tag meldete die amtliche sowjetische Nachrichtenagentur TASS erstmals einen „Unfall“ im Kernkraftwerk Tschernobyl.
29. April 1986: Sowjetische Quellen sprachen erstmals von einer „Katastrophe“ und von zwei Todesopfern.[5]
4. und 5. Mai 1986: Es wurde unterhalb der Anlage begonnen, gasförmigen Stickstoff einzublasen, um so das Feuer zu ersticken. Zunächst bewirkte ein Nebeneffekt, dass die Wärme im Kern anstieg und so auch mehr radioaktive Partikel hinausgeblasen wurden.[2]
6. Mai 1986: Die Freisetzung der Spaltprodukte war weitgehend unterbunden. Man begann, ein Stickstoffkühlsystem unter dem Reaktor einzubauen.[6][2]
Folgen der Reaktorkatastrophe
Vorbemerkung zu den verschiedenen Studien
Die Folgen der Reaktorkatastrophe werden nach wie vor sehr kontrovers erörtert. Ein im September 2005 veröffentlichter Report des Tschernobyl-Forums beschreibt die gesundheitlichen, ökologischen und sozioökonomischen Auswirkungen aus der Sicht der Mitglieder dieses Forums.
Das Tschernobyl-Forum besteht aus vier Nebenorganen der UNO (dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), dem Büro der Vereinten Nationen zur Koordinierung der humanitären Hilfe (OCHA) und dem Wissenschaftlichen Komitee der Vereinten Nationen über die Wirkungen atomarer Strahlungen (UNSCEAR)), vier autonomen Organisationen, die mit der UNO durch Verträge verbunden sind (der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), der Weltbank, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO)), sowie aus den Regierungen von Weißrussland, Russland und der Ukraine.[7]
Die Ausarbeitung des Tschernobyl-Forums wird von einigen Wissenschaftlern und Nichtregierungsorganisationen kritisiert. Dem Report wird einerseits vorgeworfen, parteiisch zu sein und die Folgen des Reaktorunglücks vorsätzlich zu verharmlosen. Andererseits wird auf methodische Mängel hingewiesen. So umfasse die Studie lediglich die Folgen in Weißrussland, Russland und der Ukraine, obwohl ein erheblicher Teil der Strahlenbelastungen in Mittel- und Westeuropa anfiel. Außerdem habe die Studie des Tschernobyl-Forums Publikationen, die höhere Opferzahlen nahe legen, unberücksichtigt gelassen. Schließlich wird kritisiert, dass die Untersuchungen erst fünf Jahre nach dem Unglück begonnen wurden.
Mit „The other report on Chernobyl (TORCH)“ wurde ein 'Gegenreport' zur Ausarbeitung des Tschernobyl-Forums veröffentlicht. Dieser Report wurde von den britischen Wissenschaftlern Ian Fairlie und David Sumner erarbeitet. Er sagt weitaus schwerwiegendere gesundheitsschädigende Folgen des Reaktorunglücks voraus. In Auftrag gegeben und privat finanziert wurde die Studie von der Grünen Europaabgeordneten und Atomkraftgegnerin Rebecca Harms.
Die nachfolgenden Angaben stammen im Wesentlichen aus obigen beiden Studien (siehe Weblinks).
Kontaminierte Gebiete
Die größten Freisetzungen radioaktiver Stoffe fanden während des Zeitraums von zehn Tagen nach der Explosion statt. Aufgrund der großen Hitze des bauartbedingten Graphitbrandes gelangten gasförmige oder leichtflüchtige Stoffe (z.B. Jod oder Cäsium) in Höhen von bis zu 1.500 Meter. Die Wolken mit dem radioaktiven Fallout verteilten sich zunächst über weite Teile Europas und schließlich über die gesamte nördliche Halbkugel. Wechselnde Luftströmungen trieben sie zunächst nach Skandinavien, dann über Polen, Tschechien, Österreich, Süddeutschland und Norditalien. Eine dritte Wolke erreichte den Balkan, Griechenland und die Türkei. Innerhalb dieser Länder wurde der Boden je nach regionalen Regenfällen unterschiedlich hoch belastet. Insgesamt wurden etwa 218.000 Quadratkilometer mit mehr als 37.000 Becquerel (37 kBq) Cs-137 pro m² radioaktiv belastet. Mehr als 70 Prozent dieser Gebiete liegen in Russland, der Ukraine und Weißrussland. Während hier die stärksten Konzentrationen an flüchtigen Nukliden und Brennstoffpartikeln entstanden, wurde mehr als die Hälfte der Gesamtmenge der flüchtigen Bestandteile und heißen Partikel außerhalb dieser Länder abgelagert. Jugoslawien, Finnland, Schweden, Bulgarien, Norwegen, Rumänien, Deutschland, Österreich und Polen erhielten jeweils mehr als ein Petabecquerel (1015 Bq oder eine Billiarde Becquerel) an Cäsium-137. Insgesamt wurden in Europa etwa 3.900.000 km² (40 % der Gesamtfläche) durch Cäsium-137 kontaminiert (mindestens 4 kBq pro m²).
In den am stärksten belasteten Gebieten Deutschlands, im Südosten von Bayern, lagen die Bodenkontaminationen bei bis zu 2 Ci /km² (74 kBq/m²) Cs-137. Diese Landkreise hätten auch in Weißrussland, Russland und der Ukraine den Status der kontaminierten Zone erhalten. So sind beispielsweise auch heute noch in einigen Regionen Deutschlands, insbesondere im Süden, Pilze, Waldbeeren und Wildtiere hoch belastet. Laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ist die Kontamination dort rund zehnmal höher als im Norden Deutschlands. Im Muskelfleisch von Wildschweinen wurden in Deutschland Cäsium-137-Werte von bis zu 40.000 Bq/kg gemessen. Der Durchschnittswert betrug 6.800 Bq/kg und damit mehr als das Zehnfache des EU-Grenzwertes von 600 Bq/kg.
Auch einige Regionen in Großbritannien und Skandinavien sowie im Alpenraum sind teilweise hohen Cäsium-Kontaminationen ausgesetzt, wobei die Belastung im Laufe der Jahre nur langsam abnimmt. In einigen Ländern gelten weiterhin Einschränkungen bei Produktion, Transport und Verzehr von Lebensmitteln, die immer noch durch den radioaktiven Niederschlag von Tschernobyl belastet sind. [8]
Strahlenexponierte Personengruppen
Siehe auch: Auswirkung von Strahlenbelastungen
Unmittelbar nach dem Unglück und bis Ende 1987 wurden etwa 200.000 Aufräumarbeiter („Liquidatoren“) eingesetzt. Davon erhielten ca. 1.000 innerhalb des ersten Tages nach dem Unglück schwere bis absolut tödliche Strahlendosen im Bereich von 2 bis 20 Gray. Die restlichen Liquidatoren erhielten demgegenüber wesentlich geringere (sich nicht direkt auswirkende) Strahlendosen bis zu maximal etwa 500 Millisievert (mSv), bei einem Mittelwert von etwa 100 mSv. Die Zahl der Liquidatoren erhöhte sich nach Angaben der WHO in den folgenden Jahren auf 600.000 bis 800.000. Die Zahl ist nicht exakt bezifferbar, da nur 400.000 Liquidatoren registriert wurden und auch deren Daten unvollständig sind. Die später eingesetzten Liquidatoren erhielten deutlich geringere Dosen. Die Liquidatoren wurden später für ihre Arbeit mit einer Medaille gewürdigt.
Im Frühjahr und Sommer 1986 wurden etwa 116.000 Personen aus der 30 Kilometer-Zone rund um den Reaktor evakuiert. Später wurden zirka 240.000 weitere Personen umgesiedelt. Für die ukrainischen Evakuierten wurde ein mittlerer Dosiswert von 17 mSv (Schwankungsbereich 0,1 bis 380 mSv) errechnet, für die weißrussischen Evakuierten ein Mittelwert von 31 mSv (mit einem maximalen Durchschnittswert in zwei Ortschaften von 300 mSv).
In den ersten Tagen nach dem Unfall führte die Aufnahme von radioaktivem Iod mit der Nahrung zu stark schwankenden Schilddrüsendosen in der allgemeinen Bevölkerung von im Mittel etwa 0,03 bis 0,3 Gy mit Spitzenwerten bis zu etwa 50 Gy. Eine Ausnahme davon bildeten die wenigen Einwohner von Prypjat, die durch die rechtzeitige Ausgabe von Tabletten mit stabilem Jod (Iodblockade) wesentlich geringere Schilddrüsendosen erhielten.
Die nicht evakuierte Bevölkerung erhielt während der mehr als 20 Jahre seit dem Unfall sowohl durch externe Bestrahlung als auch durch Aufnahme mit der Nahrung als interne Strahlenexposition effektive Gesamtdosen von im Mittel etwa 10 bis 20 mSv bei Spitzenwerten von einigen 100 mSv. Heute erhalten die fünf Millionen Betroffenen in kontaminierten Gebieten generell Tschernobyl-bedingte Dosen von unter 1 mSv/Jahr, doch rund 100.000 erhalten immer noch mehr als 1 mSv pro Jahr.
Gesundheitliche Folgen
Akute Strahlenkrankheit
Akute Strahlenkrankheit wurde zunächst bei 237 Personen vermutet und bei 134 Personen (insbesondere Kraftwerksbeschäftigten und Feuerwehrleuten) bestätigt. Von diesen sind 28 im Jahr 1986 und weitere 19 in den Jahren 1987 bis 2004 verstorben, einige möglicherweise auch aus anderer Ursache.
Langzeitfolgen
Die Langzeitfolgen des Unglücks sind schwer abzuschätzen. Wegen der Unsicherheit vieler Daten und epidemiologischer Modell-Parameter sind alle Voraussagen über zukünftige Morbiditäts- oder Mortalitätszahlen mit Vorsicht zu betrachten.
Schilddrüsenkrebs und Leukämien
Zu den bisher am häufigsten beobachteten gesundheitlichen Folgen gehört ein dramatischer Anstieg der Fälle von Schilddrüsenkrebs bei Personen aus Weißrussland, Russland und der Ukraine, die zum Zeitpunkt des Unglücks Kinder oder Jugendliche waren. Der Anstieg wird auf die Belastung mit radioaktivem Jod zurückgeführt und wurde Anfang der 1990er Jahre zuerst in Weißrussland beobachtet. Insgesamt wurden in den genannten drei Ländern bis Anfang 2006 etwa 5.000 Fälle diagnostiziert. Mit weiteren Fällen wird noch über viele Jahre gerechnet. Von den betroffenen Patienten seien bis 2002 in Weißrussland 14 gestorben, davon 6 aus anderen Ursachen (persönliche Mitteilung). Umstritten ist, ob ein erhöhtes Schilddrüsenkrebs-Risiko auch für Menschen besteht, die zum Zeitpunkt der höchsten Belastung durch radioaktives Iod bereits erwachsen waren.[9]
Ein durch freigesetzte radioaktive Strahlung bedingter Anstieg der Fälle von Leukämie ist bisher nicht eindeutig feststellbar, kann aber auch nicht widerlegt werden. Diesbezügliche Studien hatten zum Teil unsichere Datengrundlagen oder brachten widersprüchliche Ergebnisse. In einer großen Kohorte von Liquidatoren in Russland wurde (bei „registrierten“ Strahlendosen zwischen 150 und 300 mSv) eine annähernde Verdoppelung des Leukämierisikos gefunden.
Andere Krebserkrankungen
In Folge der durch die Katastrophe bedingten Freisetzung von radioaktiver Strahlung sind auch andere Krebserkrankungen zu erwarten. Sie werden aber zum größten Teil erst nach einer Latenzzeit von mehreren Jahrzehnten auftreten. Bisher konnten nach Angaben der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) mit Ausnahme von Schilddrüsenkrebs in den am stärksten kontaminierten Gebieten keine erhöhten Krebsraten festgestellt werden, die eindeutig auf die Strahlung zurückgeführt werden können. Hinweise auf erhöhte Raten z. B. von Brustkrebs müssten weiter verfolgt werden.
Schätzungen der IARC über die zu erwartende Häufigkeit an Krebserkrankungen beruhen auf Risikomodellen, die aus Studien bei anderen Populationen (hauptsächlich Opfern der Atombombenabwürfe in Japan) und auf der (umstrittenen) Basis der linearen Dosis/Wirkungs-Beziehung entwickelt wurden. Nach diesen Modellen wird bis 2065 in Europa mit ungefähr 16.000 Fällen von Schilddrüsenkrebs und 25.000 Fällen von anderen Krebsarten als Folge der Tschernobyl-bedingten Strahlenbelastung gerechnet. Zwei Drittel der Erkrankungen an Schilddrüsenkrebs und mindestens die Hälfte der anderen Krebserkrankungen seien in Weißrussland, der Ukraine und den am stärksten kontaminierten Gebieten der russischen Föderation zu erwarten. Ungefähr 16.000 Todesfälle könnten auf diese Krebserkrankungen zurückgeführt werden.
Bei der hohen Zahl von Krebserkrankungen, die insgesamt in diesem Zeitraum in Europa auftreten würden, werde dieser Anstieg aber kaum in den nationalen Krebsstatistiken nachzuweisen sein.
Zu höheren Fallzahl-Schätzungen kam der „TORCH-Bericht“ (The Other Report on Chernobyl). Er kommt zum Ergebnis, dass unter den damals lebenden 570 Millionen Menschen zwischen 30.000 und 60.000 zusätzliche Krebstodesfälle durch die Katastrophe von Tschernobyl möglich sein könnten.
Genetische und teratogene Schäden
Das Tschernobyl-Forum sieht nach Auswertung der vorliegenden epidemiologischen Studien weder einen Beweis noch einen Hinweis auf verringerte Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen, auf die Zahl der Totgeburten, auf andere negative Geburtsfolgen, auf Komplikationen bei der Geburt und auf die allgemeine Intelligenz und Gesundheit der Kinder, die eine direkte Folge ionisierender Strahlung sein könnten. Die gesunkenen Geburtenraten in den kontaminierten Gebieten könnten auf die Ängste der Bevölkerung und auf den Wegzug vieler jüngerer Menschen zurückzuführen sein. Ein mäßiger, aber beständiger Anstieg von berichteten angeborenen Fehlbildungen in kontaminierten und nicht kontaminierten Gebieten Weißrusslands scheine auf eine vollständigere Erfassung und nicht auf Strahlung zurückzugehen. [10]
Einige Studien von anderen Organisationen und Wissenschaftlern beschreiben im zeitlichen Zusammenhang mit der Katastrophe hingegen einen deutlichen Anstieg von genetischen bzw. teratogenen Schäden wie Totgeburten und Fehlbildungen in der Unglücksregion, aber auch in Deutschland und in anderen europäischen Ländern und legen einen ursächlichen Zusammenhang nahe. [11]
Die Forscher bzw. Herausgeber der einen Position haben wiederholt den Vertretern der anderen Position Voreingenommenheit unterstellt oder deren Befunde wegen unvollständiger Absicherung der Daten und anderer methodischer Mängel zurückgewiesen. Meist handele es sich um sogenannte ökologische Studien, die wegen des Fehlens einer individuellen Dosiszuordnung mit großer Vorsicht zu betrachten seien. Autoren, die ökologische Dosis-Wirkungsbeziehungen für Totgeburten, Fehlbildungen sowie für das Geschlechtsverhältnis bei der Geburt - unter anderem in unterschiedlich hoch belasteten bayerischen Landkreisen - gefunden haben,[12] [13] wird entgegen gehalten, dass vor dem Hintergrund der vergleichsweise geringen Strahlendosiserhöhungen in Deutschland, die sich innerhalb der Schwankungsbreite der natürlichen Strahlenexposition bewegten, nicht zu verstehen sei, dass solche massiven Effekte nachweisbar sein sollten. Diese Skepsis werde unterstützt durch zahlreiche negative epidemiologische Befunde in Deutschland und anderen europäischen Ländern mit zum Teil deutlich höheren Strahlendosen. Zudem sei bis heute kein biologischer Mechanismus bekannt, der solche Effekte in dem beobachteten Ausmaß erklären könnte.[14]
Gegen negative epidemiologische Befunde wird wiederum vorgebracht, dass die Nicht-Signifikanz fälschlich als Nachweis eines nicht vorhandenen Effekts ausgegeben werde. Korrekt wäre die in einigen Studien auch so offen formulierte Aussage, dass solche Effekte entweder tatsächlich nicht vorhanden sind oder aufgrund des Studiendesigns nicht nachgewiesen werden konnten. Zudem wurde bisher nicht gezeigt, dass es auch in relativ unbelasteten Gebieten stark erhöhte Raten von Totgeburten und Fehlbildungen gab. Dies wäre ein Hinweis auf andere Ursachen oder auf einen rein zufälligen Zusammenhang.
Andere (körperliche) Gesundheitsfolgen
In den am stärksten von der Tschernobyl-Katastrophe betroffenen Ländern ist ein erheblicher Anstieg auch bei vielen nicht bösartigen Erkrankungen zu beobachten. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist deutlich gesunken. Beides gilt jedoch auch für die nicht kontaminierten Gebiete. Es ist umstritten, wie weit diese Veränderungen auf höhere Strahlenbelastung oder auf andere Faktoren (z. B. Armut, schlechte Ernährung, ungesunde Lebensbedingungen, wirtschaftliche und soziale Verwerfungen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, psychische Belastungen im Zusammenhang mit der Katastrophe sowie den Evakuierungen und Umsiedlungen, selbstschädigendes Verhalten, bessere Diagnostik und Erfassung von Krankheiten) zurückzuführen ist. Die Zuverlässigkeit der Daten und die methodische Qualität vieler Studien sind sehr unterschiedlich.
Bei Erkrankungen der Augenlinsen (z. B. dem Grauen Star) ist ein Zusammenhang mit radioaktiver Belastung wahrscheinlich. Schon relativ geringe Dosen in der Größenordnung von 250 mGy scheinen eine Zunahme der Bildung von Grauem Star zu bewirken. Einer solchen Dosis waren u. a. viele Aufräumarbeiter in den ersten Tagen nach der Explosion ausgesetzt. Auch bei anderen Augenerkrankungen (Akkommodationsstörungen, Makuladystrophien und Gefäßveränderungen) wird ein Zusammenhang mit radioaktiver Strahlung vermutet. Hier sind weitere Beobachtungen nötig.
Hohe Dosen radioaktiver Strahlung können ein breites Spektrum kardiovaskulärer Komplikationen verursachen. Die Auswirkungen chronischer und niedriger Strahlungsbelastung auf das Herz-Kreislauf-System sind weniger klar.
In Russland wurde in einer großen Studie an Notfall-Einsatzkräften von Tschernobyl ein signifikant höheres Risiko für tödliche Herz-Kreislauf-Krankheiten festgestellt. Ob dieses höhere Risiko allein auf höhere Strahlendosen oder auf konkurrierende Krankheitsursachen zurückzuführen ist, muss in weiteren Untersuchungen beobachtet werden. Es deckt sich aber mit Ergebnissen von Studien, die an Überlebenden von Atombombenangriffen durchgeführt wurden.
In mehreren Studien wurden Beeinträchtigungen des zellulären und humoralen Immunsystems gefunden. Die Interpretation dieser Befunde ist jedoch schwierig, weil sie auch andere Ursachen (Stress, chronische Infektionen, Ernährungsmängel, Chemikalien) haben können. Die Langzeitfolgen solcher Beeinträchtigungen sind noch unklar.
Mentale Gesundheit und psychosoziale Auswirkungen
Eine erhebliche Belastung für die Gesundheit durch die Katastrophe von Tschernobyl liegt in direkt oder indirekt von ihr verursachten mentalen und psychosozialen Folgen. Als mentale Folgen des Unglücks werden unter anderem Angst vor möglichen Folgen der Strahlung, das Drängen in eine Opferrolle, die zu einem Gefühl sozialer Ausgrenzung führt, sowie Stress in Zusammenhang mit Evakuierung und Umsiedlung genannt. Angst kann zu Krankheitserscheinungen und zu gesundheitsschädigendem Lebenswandel (Ernährung, Alkohol, Tabak) führen. Auch die hohe Suizidrate der Region wird damit erklärt.
Wirtschaft
Die Katastrophe von Tschernobyl verursachte immense Kosten und schadete der Wirtschaft in der Region. Wegen des ökonomischen Umbruchs aufgrund des Zusammenbruchs der UdSSR sind die genauen wirtschaftlichen Auswirkungen Tschernobyls aber kaum zu erheben. Die Kosten haben ein großes Loch in die Budgets der drei beteiligten Länder gerissen.
Besonders betroffene Zweige der lokalen Wirtschaft waren Land- und Forstwirtschaft. So konnten aufgrund der Strahlenbelastung knapp 800.000 Hektar (ha) Land und 700.000 ha Wald nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden. Die Landwirtschaft der Region litt und leidet aber auch unter dem „Stigma Tschernobyl“ (kaum Nachfrage nach Produkten aus der Region, kaum private Investitionen).
Reaktionen auf das Unglück außerhalb der ehemaligen Sowjetunion
In den Ländern außerhalb der damaligen Sowjetunion waren die Reaktionen auf das Reaktorunglück sehr unterschiedlich.
Bundesrepublik Deutschland
In Süddeutschland beherrschten monatelang hitzige Diskussionen über „verstrahlte Lebensmittel“ und andere mögliche Verstrahlungen die Öffentlichkeit. Dabei war die grundsätzliche Einstellung zur Kernenergie vielfach wichtiger als Sachargumente. Weiterhin wurden Empfehlungen zum Unterpflügen von Feldfrüchten oder zum Sperren von Kinderspielplätzen gegeben, wobei es aus heutiger Sicht strittig ist, inwieweit diese angemessen und notwendig waren. In der Folge des Reaktorunglücks zerbröckelte der ohnehin schon durch die Anti-Atomkraft-Bewegung in Frage gestellte Konsens über die Verwendung der Atomenergie. Große Teile der Bevölkerung waren nun für einen Ausstieg aus der Atomenergie. In der Politik wurde diese Forderung nun auch von der SPD übernommen. Der Bau schon in Planung befindlicher Atomkraftwerke wurde auch aufgrund der Erfahrung mit Tschernobyl nicht mehr realisiert.
Ein Beispiel für die damalige Diskussion in Deutschland ist die so genannte „Strahlenmolke“: Einige Molkereien in besonders betroffenen Gebieten waren angewiesen worden, die Molke von der Milch abzutrennen und nicht zu verkaufen, sondern einzulagern, da sich in ihr das radioaktive Cäsium besonders angereichert hatte. Der Vorschlag, diese Molke als Dünger auf Felder aufzubringen (Molke ist ein gutes Düngemittel), hatte keinerlei Chancen auf Umsetzung, obwohl die Radioaktivität der Molke kleiner war als die von manchem marktgängigen Düngemittel, diese Verwendung der Molke also sogar zu einer Verringerung der Radioaktivität auf Feldern geführt hätte. Stattdessen wurde die Molke in teuren, extra errichteten Spezialanlagen über Ionenaustauscher „entsorgt“. Eine Gruppe Waggons mit „Strahlenmolke“ wurde nach einer längeren Irrfahrt durch Norddeutschland, die Medien mit großem Interesse verfolgten, vor der „Entsorgung“ sogar auf einem gesicherten Bundeswehrgelände zwischengelagert.
In der Bundesrepublik Deutschland wurden nach Bekanntwerden des Reaktorunglücks die Landwirte aufgefordert, den eigentlich für Anfang Mai anstehenden Umstieg von der Winterfütterung der Milchkühe auf Sommerfütterung (und Weide) noch bis nach den ersten Regenfällen hinauszuzögern. Die Katastrophe fiel mit einer mehrwöchigen Schönwetterperiode zusammen, die einerseits das Wachstum der Wiesen sehr anregte, auf der anderen Seite aber auch mit einem stetig blasenden Ostwind die Verbreitung des radioaktiven Staubs nach Westen bewirkte. Später gab es dann eine Ausgleichszahlung für die landwirtschaftlichen Betriebe für die entstandenen Mehrkosten bei der Fütterung.
Wenige Wochen nach dem Unglück wurde in der Bundesrepublik Deutschland das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gegründet. Die Gründung dieses Ministeriums war vor allem eine Reaktion auf den als unzureichend koordiniert empfundenen Umgang der Politik mit der Katastrophe von Tschernobyl und ihren Folgen.
DDR
Aus Rücksicht auf den sowjetischen Bruderstaat wurden Informationen über das Unglück nur zögerlich in Umlauf gebracht, oftmals wurden Fakten des Unglücks heruntergespielt oder ganz verschwiegen. In den Wochen nach dem Unglück gab es in der DDR ein reichhaltiges Angebot an Gemüse, während gleichzeitig von einer Stabilisierung der Radioaktivität auf niedrigem Niveau in den Zeitungen zu lesen war.
Für Umweltgruppen in der DDR war das Ereignis allerdings ein erstes Aufbruchsignal.
Diskussion nach zwanzig Jahren
Auch zwanzig Jahre nach der Katastrophe sind in der Diskussion um Tschernobyl die Grenzen zwischen sachlicher Information, gezielter Verharmlosung und absichtlich geschürter Verängstigung mitunter fließend. Die Katastrophe von Tschernobyl ist zum Symbol für die Gefahren der Nutzung der Kernenergie geworden und wird von Atomkraftgegnern häufig als Argument für einen schnellen Atomausstieg verwendet. Kernenergiebefürworter beklagen hingegen, dass Tschernobyl als Totschlagargument gegen die Nutzung der Kernenergie missbraucht werde.
Weitgehend anerkannt ist zu dieser Zeit allerdings, dass die damaligen Strahlenexpositionen in Deutschland meist niedriger und nur in wenigen Regionen etwa vergleichbar mit den Strahlenexpositionen durch Atombombentests vor dem partiellen Teststoppabkommen waren.
Eine singuläre Strahlenbelastung auf dem Gebiet der DDR war im Gebiet Magdeburg zu verzeichnen, allerdings kamen die Ergebnisse der Messungen des Bezirkshygieneinstituts nicht an die Öffentlichkeit.
Tschernobyl und die gesperrte Zone nach dem Unfall
Am 2. und 3. Mai 1986 wurden etwa 45.000 Einwohner aus den Gebieten in einem Umkreis von 10 km um den Reaktor evakuiert. Weitere 116.000 Einwohner wurden am 4. Mai 1986 aus dem Gebiet 30 km um den Reaktor evakuiert. In den folgenden Jahren wurden weitere 210.000 Einwohner umgesiedelt, so dass die Sperrzone mittlerweile 4.300 km² groß ist.
Etwa 1.000 Bewohner sind angesichts der wirtschaftlichen Lage trotz der stark erhöhten Strahlungswerte zum Teil schon Wochen nach dem Unglück in die gesperrte Zone zurückgekehrt. Der Grund war für die meisten, dass ihnen weder die damalige Sowjetunion noch der heutige ukrainische Staat in den Orten, in die sie evakuiert wurden, eine ausreichende Lebensgrundlage zur Verfügung stellen konnte. Dazu kommt, dass viele der Rückkehrer die Gesundheitsgefahr durch die Strahlung nicht sehr hoch einschätzten. Da es sich auch damals überwiegend um ältere Leute handelte, ist unklar, wieviele davon an den Folgen der Strahlung starben. Einige heute noch lebende Rückkehrer meinen, es seien „sehr viele gestorben“. Einige berichten aber auch, sie hätten auch nach 20 Jahren in der verstrahlten Region keine strahlenbedingten Beschwerden. Im Dorf Tschernobyl selbst, einige Kilometer südlich des Reaktors, leben heute etwa 100 Rückkehrer. 2001 eröffnete auch die orthodoxe Dorfkirche Sv. Ilja wieder, zum Sonntagsgottesdienst erscheinen regelmäßig etwa 30 Gläubige. Alle Rückkehrer wie auch alle Bewohner der „Zone 3“, der Region rund um die Sperrzone, erhalten ab dem Alter von 47 Jahren eine kleine Sonderrente vom ukrainischen Staat in Höhe von umgerechnet 60 US-Dollar im Monat. Unabhängig davon ernähren sich praktisch alle Bewohner der Sperrzone, wie der belasteten, aber nicht evakuierten „Zone 3“, auch aufgrund der Armut und Arbeitslosigkeit vor Ort, von den Waldpilzen und dem vor Ort gezogenen Gemüse und Obst. Die gesundheitlichen Folgen bei den Erwachsenen sind schwer abzuschätzen, vor allem auch deshalb, weil es andere ungünstige Faktoren wie die mangelhafte Ernährung, die schlechte Wirtschaftslage, Alkoholismus und eine steigende AIDS-Rate gibt. Laut Einschätzung des Radiologischen Instituts der Stadt Iwankiw, etwa 50 Kilometer südlich von Tschernobyl, sind nur etwa 3 Prozent der Proben von Gemüse, Obst und Wildfleisch, die die Bewohner dort kostenlos zur Untersuchung einreichen, über die (mit westeuropäischem Niveau im Einklang befindlichen) Grenzwerte hinaus belastet. Die Messwerte schwanken aber sehr stark nach Mikro-Regionen, es gibt einzelne Proben, die enorm hoch belastet sind.
Was die Kinder betrifft, die in „Zone 3“ wohnen, schätzt Evgenia Stepanova, Chefärztin der Pädiatrischen Abteilung der 1987 für die Tschernobyl-Opfer gegründeten Klinik für Radiologie in Kiew, ein, dass etwa 90 Prozent der Kinder der Region an strahlenbedingter Immunschwäche leiden. Die Folgen seien insbesondere häufige Erkrankungen aller Art wie Lungenentzündung oder Allergien. Leukämie oder andere Krebserkrankungen bei Kindern träten aber „heute nicht besonders gehäuft“ auf. Das Dorf Tschernobyl ist heute vor allem Wohnort aller Arbeiter und Wissenschaftler, die im Zusammenhang mit der Reaktorkatastrophe in der Sperrzone eingesetzt sind. Das Dorf wurde dafür ausgewählt, weil es innerhalb der Sperrzone als verhältnismäßig minderbelastet eingestuft wurde. Das Betreten ist trotzdem nur mit besonderer Genehmigung möglich. Auf Warnschildern wird vor der Gefahr von offenbar gelegentlich auftretenden Staubstürmen im Sommer gewarnt, die stark erhöhte Radioaktivität verbreiten. Für die Bewohner sind dafür in Tschernobyl besondere Schutzräume angelegt, die laut Warnschildern sofort aufgesucht werden sollen und die man nicht verlassen solle, bevor die Stürme sich gelegt hätten oder man gerettet werde. Es gibt dort heute ein kleines Hotel für ausländische Wissenschaftler, auch die Verwaltung der Sperrzone und verschiedene wissenschaftliche Institute der Ukraine haben dort ihren Sitz bzw. Außenstellen. Aus Strahlenschutzgründen wechseln die bei den dauernden Ausbesserungsarbeiten am „Sarkophag“ eingesetzten und in Tschernobyl untergebrachten Arbeiter alle 14 Tage. Die Mitarbeiter der Verwaltung haben eine auf Montag bis Donnerstag verkürzte Arbeitswoche, kehren am Wochenende in ihre Wohnorte außerhalb der Sperrzone, meist nach Kiew, zurück. Vor Verlassen der Sperrzone gibt es Kontrollen auf radioaktive Kontamination. Besuchern vor Ort ist es selbst überlassen, wie sie mit der radioaktiven Belastung der Umgebung umgehen. Während insbesondere einheimische Wissenschaftler ungeschützt in der Sperrzone unterwegs sind, trifft man in der am höchsten belasteten Zone im Umkreis von einigen Kilometern rund um den Reaktor auch Experten aus westlichen Ländern mit Atemschutz und Schutzanzügen.
Die Sperrzone von Tschernobyl erscheint heute auf den ersten Blick als Naturparadies. Elche, Wölfe, Hirsche sind hier zahlreich vorhanden, in den 1990er-Jahren wurden hier auch einige vom Aussterben bedrohten Przewalski-Pferde ausgesetzt. Binnen 20 Jahren sind die damals verlassenen Dörfer verwildert und zum großen Teil zugewachsen.
Bis zum Ende der Sowjetunion waren die meisten Folgen vor Ort Staatsgeheimnis. Die Behörden und Experten der heutigen Ukraine, zum Teil sogar mit denselben beteiligten Personen wie Ärzten oder Radiologen, gehen heute offen und sehr auskunftsfreudig damit um. Die Hilfsgelder für die Folgen der Tschernobyl-Katastrophe sind heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Ukraine.
Selbst das zum Teil stark durch Plutonium verseuchte Zentrum der Sperrzone von Tschernobyl wurde in den letzten Jahren auch von Plünderern heimgesucht, obwohl das Gebiet eigentlich abgesperrt, durch Schranken und Kontrollen abgeschirmt ist. Fast alle Wohnungen in der am 27. April 1986 nachmittags binnen Stunden evakuierten Stadt Prypjat sind geplündert, Türen eingeschlagen, Küchenherde und Möbel geraubt. Wildschweine und wildernde Hunde sind auf den ehemaligen und langsam zuwachsenden Straßen anzutreffen. Im Fundus des ehemaligen Theaters der Stadt lagern bis heute die Großplakate mit den Konterfeis der einstigen sowjetischen Politbüro-Mitglieder und zahlreiche Spruchbänder und Fahnen, vorbereitet für die Mai-Demonstration, die am 1. Mai 1986 in der Stadt stattfinden sollte.
Auch die meisten der tausenden 1986 eingesetzten Fahrzeuge und Hubschrauber, die wegen ihrer geringen bis hohen Verstrahlung damals auf einem zentralen „Friedhof“ im Sperrgebiet abgestellt wurden, sind trotz formaler Bewachung und Einzäunung ausgeschlachtet und geplündert. Motoren und Windschutzscheiben fehlen, ganze Hubschrauber sind zerlegt und verschwunden.
Das Kernkraftwerk Tschernobyl heute
Alle drei noch funktionsfähigen Blöcke wurden nach dem Ende der Aufräumarbeiten wieder hochgefahren. Nach den Dekontaminierungsarbeiten in den Jahren 1986 und 1987 war die Regierung der Ansicht, dass die Strahlung keine weiteren Auswirkungen auf das Personal habe.[2] Der zweite Reaktorblock wurde im Oktober 1991 nach einem Feuer in der Turbinenhalle abgeschaltet. Block 1 folgte im November 1996, Block 3 am 15. Dezember 2000. Die Abschaltung erfolgte insbesondere auf Druck der Europäischen Union, die Ukraine erhielt dafür entsprechende Ausgleichszahlungen.
Der havarierte Reaktorblock ist heute durch einen provisorischen, durchlässigen „Sarkophag“ gedeckelt. Im Inneren ist weitgehend die Situation vom Zeitpunkt der Katastrophe in heißer Form konserviert. Von rund 190 Tonnen Reaktorkernmasse befinden sich Schätzungen zufolge noch rund 150–180 Tonnen im Gebäude, teils in Form geschmolzener und erstarrter Brennelemente aus Uran, Plutonium, Graphit und Sand (es wird auch Elefantenfuß genannt), teils in Form von Staub und Asche, in Form ausgewaschener Flüssigkeiten im Reaktorsumpf und im Fundament oder in anderer Form.
Im Jahr 1992 hatte die Ukraine mit einer französischen Firma einen Konzeptwettbewerb veranstaltet, dessen Thema es war, Ideen für eine langfristige Lösung für Block 4 zu finden. Schon nach kurzer Zeit entschied man sich für eine effektive Schutzummantelung und kürte einen Gewinner. Hierzu sollte eine vollkommene Ummantelung von Block 3 und Block 4 gebaut werden. Da aber für dieses Konzept der damals noch aktive Block 3 hätte abgeschaltet werden müssen, verwarf man dieses Projekt wieder. Die Kosten hätten sich auf ca. drei bis vier Milliarden US-Dollar belaufen.[2]
Der internationale „Shelter Implementation Plan“ hat als Ziel, einen neuen haltbaren Sarkophag zu errichten. Als erste Maßnahme wurden das Dach des ursprünglichen Sarkophags verstärkt und die Belüftungsanlage verbessert. Der neue Sarkophag soll über dem alten errichtet werden. Dadurch soll es möglich sein, den alten Sarkophag zu entfernen, ohne dass weitere radioaktive Stoffe freigesetzt werden. Das geht mit zwei speziellen Kränen, die extra für die Arbeit unter hoher Strahlenbelastung angefertigt wurden. Unter anderem können diese auch radioaktive Stoffe zerkleinern. Der neue Sarkophag soll 257 Meter lang, 150 Meter breit und 108 Meter hoch werden. Der Auftrag wurde am 17. September 2007 dem Konsortium Novarka erteilt.[15] Der neue Sarkophag soll 200 Meter neben dem Reaktor aufgebaut und auf Schienen über den alten Sarkophag gefahren werden.
Siehe auch
Literatur
- Astrid Sahm, Manfred Sapper, Volker Weichsel (Hg.): Tschernobyl: Vermächtnis und Verpflichtung. Berlin 2006 [=Osteuropa, 4/2006], ISBN 3-8305-1122-1. Inhalt und Abstracts unter [1]
- Wormwood Forest: A natural history of Chernobyl von Mary Mycio (englische Buchbesprechung),Vorwort (engl.) ISBN 0309094305
- 20 Jahre nach Tschernobyl – Eine Bilanz aus Sicht des Strahlenschutzes, Bericht der Strahlenschutzkommission (SSK) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Heft 50 (2006), H. HOFFMANN GmbH – FACHVERLAG, Berlin, ISBN 3-87344-127-6, ISSN 0948-308X
- Chernobyl’s Legacy: Health, Environmental and Socio-Economic Impacts and Recommendations to the Governments of Belarus, the Russian Federation and Ukraine; April 2006 (PDF-Dokument)
- Igor Kostin/T. Johnson (Mitarbeit)/Übers. C. Kalscheuer: Tschernobyl - Nahaufnahme. München: Verlag Antje Kunstmann, 2006. 240 Seiten. ISBN 3-88897-435-6 (Fotoband, Reportage; Auszug, Besprechung: in der Süddeutschen Ztg. vom 24. März 2006 (hgn) mit ca. 10 Abbi.Beispielen)
- Environmental Consequences of the Chernobyl Accident and Their Remediation: Twenty Years of Experience; Report of the UN Chernobyl Forum Expert Group “Environment” (EGE), August 2005 (PDF-Dokument)
- World Health Organization: Health Effects of the Chernobyl Accident and Special Health Care Programms. Report of the UN Chernobyl Forum Expert Group “Health” (EGH) April 2006, Download: [2] (PDF 1,6 MB)
- IAEA (Hrsg.): Chernobyl's Legacy: Health, Environmental and Socio-economic Impacts (...). September 2005 (PDF-Dokument)
- Peter Jacob, Werner Rühm, Herwig G. Paretzke: 20 Jahre Tschernobyl – Die gesundheitlichen Auswirkungen In: Physik Journal 5 (2006), Nr. 4, S. 43 – 49 (www.physik-journal.de Zugang zu einer pdf-Datei)
- Herbert Dederichs, Jürgen Pillath, Burkhard Heuel-Fabianek, Peter Hill, Reinhard Lennartz: Langzeitbeobachtung der Dosisbelastung der Bevölkerung in radioaktiv kontaminierten Gebieten Weißrusslands – Korma-Studie, Verlag Forschungszentrum Jülich 2009, ISBN 978-3-89336-562-3, 2004 (PDF-Dokument)
- Oda Becker, Helmut Hirsch: Tschernobyl: Sanierung des Sarkophags - Wettlauf mit der Zeit. Hamburg/Hannover: Greenpeace, 2004 (PDF-Dokument)
- Franz-Josef Brüggemeier: Tschernobyl, 26. April 1986. Die ökologische Herausforderung, München 1998.
- H. Dederichs, E. Konoplya, P. Hill, R. Hille: Systematische Differenzierung kontaminierter und nicht kontaminierter Nutzflächen in der Region Korma., Schriftenreihe Reaktorsicherheit und Strahlenschutz; BMU-2002-613, 2002. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
- A. Bayer, A. Kaul, C. Reiners: Zehn Jahre nach Tschernobyl, eine Bilanz. München: Gustav Fischer Verlag, 1996. - ISBN 3-43725-198-8
- Karl-Heinz Karisch/Joachim Wille (Hg.): Der Tschernobyl-Schock. Zehn Jahre nach dem Super-GAU. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 1996. - ISBN 3-59613-301-7
- Grigori Medwedew: Verbrannte Seelen - Die Katastrophe von Tschernobyl, Carl Hanser Verlag München Wien, 1991. - ISBN 3-44616-116-3
- V. M. Chernousenko: Chernobyl. Insight from the Inside. Berlin, Heidelberg, New York: Springer-Verlag, 1991. - ISBN 3-54053-698-1
- Antje Hilliges/Irina Wachidowa: Der Tag, an dem die Wolke kam. Wie wir Tschernobyl überlebten. Heyne, 2006, ISBN 3-45364-508-1
- Zhores Medwedjew: Das Vermächtnis von Tschernobyl, Münster: Daedalus Verlag Joachim Herbst, 1991, ISBN 3-89126-030-X
- Swetlana Alexijewitsch Stimmen aus Tschernobyl in: [3] 20 Jahre Tschernobyl, Themenheft Aus Politik und Zeitgeschichte Beilage zur Wochenzeitung das Parlament, 27.3.2006] (weitere Beiträge von Sahm, Jochum und Pfaffenberger, Mojib Latif, Jens Ivo Engel)
- Richard Stone: Der lange Schatten von Tschernobyl. Vor 20 Jahren explodierte der Atomreaktor - Die Folgen sind noch immer furchtbar, Auszüge aus National Geographic Deutschland April 2006, S. 106-127
- 20 Jahre Leben mit Tschernobyl - Erfahrungen und Lehren für die Zukunft, Kongressband zum internationalen Kongress vom 14.-17. September 2006, Feldkirch, Österreich, ISBN 978-3929990-04-1
Quellen
- ↑ Dokument über den Versuchsvorgang und die Folgen der Radioaktiven Verstrahlung
- ↑ a b c d e f g h i j k Reaktorunfall von Tschernobyl (pdf)
- ↑ www.greenpeace.de: Chronologie der Ereignisse
- ↑ orf.at: Chronologie der Ereignisse
- ↑ www.faz.net: Chronologie der Ereignisse
- ↑ Video vom Tschernobyl-Unglück
- ↑ Report of the UN Chernobyl Forum Expert Group “Health” (EGH); Working Draft August 31, 2005
- ↑ Der Reaktorunfall von Tschernobyl, Herausgeber: Informationskreis KernEnergie (April 2006)
- ↑ z.B. Thyroid cancer has increased in the adult populations of countries moderately affected by Chernobyl fallout. Medical Science Monitor, 2004; 10(7): CR300-306, PDF Datei
- ↑ The Chernobyl Forum 2003-2005 (Hrsg.): Chernobyl’s Legacy: Health, Environmental and Socio-Economic Impacts and Recommendations, Second revised version, April 2006, PDF-Datei
- ↑ Zusammenfassende Darstellung mit Literaturnachweisen in: Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), Gesellschaft für Strahlenschutz e.V. (Hrsg.): „Gesundheitliche Folgen von Tschernobyl. 20 Jahre nach der Reaktorkatastrophe“, Metaanalyse, April 2006, S. 29-39, PDF-Datei
- ↑ z.B. Hagen Scherb, Eveline Weigelt (2003): Congenital malformation and stillbirth in Germany and Europe before and after the Chernobyl nuclear power plant accident, Environ. Sci.& Pollut.Res. 10 Special (1):117-125, PDF-Datei
- ↑ z.B. Hagen Scherb, Kristina Voigt (2007): Trends in the human sex odds at birth in Europe and the Chernobyl Nuclear Power Plant accident. Reproductive Toxicology, Volume 23, Issue 4, June 2007, Pages 593-599, HTML
- ↑ Berichte der Strahlenschutzkommission (SSK) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Heft 50 (2006): „20 Jahre nach Tschernobyl. Eine Bilanz aus Sicht des Strahlenschutzes“, PDF-Datei, Schlussbetrachtung S. 143
- ↑ Presseerklärung der European Bank for Reconstruction and Development
Weblinks
Wissenschaftliches
- IAEO-Website :In Focus - Chernobyl. Mit verschiedenen Studien des 'Tschernobyl-Forums'
- IAEO-Pressemitteilung: Tschernobyl: Das wahre Ausmaß des Unfalls PDF-Datei
- Darstellung des Unfallhergangs auf der Seite des Kernkraftwerks Tschernobyl (englisch)
- ECRR Chernobyl 20 Years On Health Effects of the Chernobyl Accident: European Committee on Radiation Risk
- The Other Report on Chernobyl (als Download)
- „Tschernobyl: Die IAEA spricht von 56, Greenpeace von 93000 Todesopfern. Wer hat Recht ?“ von Eike Roth, sehr ausführliche Gegenüberstellung der Studie des Chernobyl-Forums und der Greenpeace-Studie, PDF
- www.pro-physik.de Artikelserie im Physik-Journal 4/2006
- Forschungszentrums Jülich: Langzeitbelastung der Bevölkerung in Weißrussland
- Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, Bern; Website zu den Langzeit-Folgen
- PDF mit Karte der Kontamination auf landwirtschaftlichen Flächen in Bayern
- Chernobyl: the true scale of the accident UN Report (WHO) zu den Folgen des Unglücks
- Publikationen der GRS zum Thema Tschernobyl
Dokumentation
- Wahrnehmung des Unglücks in der DDR (Zusammenfassung mit Links zu zwei pdf-Dateien)
- Informations-Plattform Tschernobyl +20
- 20 Jahre Tschernobyl (u.a. umfangreiche Presseschau des Umweltinstitut München e.V.)
- Karte zur regionalen Verteilung der Strahlenbelastung nach dem Tschernobyl-Unfall (Quelle: CIA, 1996)
- Dokumentation Der Millionensarg auf YouTube
- Strahlentelex Tschernobyl-Folgen (Materialsammlung / Links)
Fotodokumentation
- Umfangreiche Fotodokumentation zum Reaktorunfall
- Fotogalerie auf pripyat.com
- Tschernobyl und Pripyat: Fotodokumetation 2008. (englisch)
- Tschernobyl und seine Folgen 20 Jahre danach - Reise eines Teams aus Mitarbeitern des WDR und des Forschungszentrum Jülich
- Reportage: Wie es heute vor Ort in Tschernobyl aussieht
- Fotodokumentation einer Motorradfahrerin
- Reaktor 3 zu Betriebszeiten
51.38944444444430.099166666667Koordinaten: 51° 23′ 22″ N, 30° 5′ 57″ O
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