- Richard Buckminster Fuller
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Richard Buckminster Fuller (oft abgekürzt zu R. Buckminster Fuller, auch Bucky Fuller genannt; * 12. Juli 1895 in Milton, Massachusetts; † 1. Juli 1983 in Los Angeles) war ein US-amerikanischer Architekt, Konstrukteur, Visionär, Designer, Philosoph und Schriftsteller. Er zählt neben Frei Otto und Santiago Calatrava zu den führenden Vertretern einer biomorphen Architektur.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Fuller stammte aus einer wohlhabenden Familie. Er war eines von vier Kindern des Lederwarenhändlers Richard Buckminster Fuller und dessen Frau Caroline Wolcott Andrews. Sein Cousin war der Journalist und Schriftsteller John Phillips Marquand, der 1938 den Pulitzer-Preis für seinen Roman Der selige Mister Apley erhielt.
1914 lernte er Anne Hewlett (1896–1983), Tochter des prominenten New Yorker Architekten James Monroe Hewlett, kennen. Die beiden heirateten in New York am 12. Juli 1917, seinem 22. Geburtstag. Sie hatten zwei Töchter, Alexandra (1918–1923) und Allegra (* 1927). Alexandra starb mit vier Jahren an Kinderlähmung und spinaler Meningitis. Allegra Fuller Snyder gründete den Board of Directors des Buckminster Fuller Institute und wurde dessen Vorsitzende.
Fuller ist der Großneffe von Margaret Fuller, einer prominenten Frauenrechtlerin und Vertreterin des Transzendentalismus. Er begann 1912 in Harvard zu studieren, flog jedoch von der Universität und wurde Marinesoldat. 1927 im Alter von 32 Jahren war er bankrott und ohne Anstellung, und nach dem Tode seines ersten Kindes nahe daran, Suizid zu begehen. Er beschloss aber, sein weiteres Leben als Experiment zu verstehen: Er wollte feststellen, was eine einzelne Person dazu beitragen kann, die Welt zum Nutzen der Menschheit zu verändern. Er begann sein Leben peinlich genau in einem Tagebuch zu dokumentieren, das er das nächste halbe Jahrhundert lang führte.
Nach mehreren Tätigkeiten in der Industrie, unter anderem in der Exportabteilung eines fleischverarbeitenden Unternehmens, begann er als Architekt zu arbeiten. In den späten zwanziger Jahren hatte er einigen Erfolg mit neuen Gebäudekonzepten, die er unter dem Namen Dymaxion (Dymaxion-Globus) der Öffentlichkeit vorstellte. Weitere Entwürfe energie- und/oder materialeffizienter Konstruktionen (z. B. ein stromlinienförmiges Auto,[1] ein Badezimmer, Tensegrity) folgten, wurden patentiert und teilweise ebenfalls unter dem Warenzeichen Dymaxion vermarktet.
Bekannt wurde Fuller durch seine Domes oder geodätischen Kuppeln, die man meist auf Ausstellungen, in Science-Fiction-Filmen oder als Teil von Militäranlagen (Radarkuppeln) sichten kann. Die bekannteste ist die Biosphère, welche der Ausstellungspavillon der Vereinigten Staaten an der Expo 67 in Montreal war. Auch Achterbahnen fanden in diesen Kugeln Platz (z. B. der Eurosat im Europa-Park bei Rust). Sie basieren auf einer Weiterentwicklung von einfachsten geometrischen Grundkörpern (Tetraeder als 3-Simplex, Oktaeder und dichteste Kugelpackungen) und sind extrem stabil und mit geringstem Materialaufwand realisierbar. Das Konstruktionsprinzip wurde 1954 patentiert. Fuller hat als einer der Ersten das Wirken der Natur als durchgängiges systemisches Wirken unter wirtschaftlichen Prinzipien (Material- und Energieeffizienz und die damit verbundene Tendenz zur Ephemerisierung) gesehen. Ein anderer wichtiger Aspekt war für ihn das Entdecken von nutzbaren Synergien, ein Begriff, den er mit prägte.
Er wirkte als Designer, Wissenschaftler, Forscher, Entwickler und Schriftsteller und propagierte dabei schon frühzeitig globale und kosmische Sichtweisen, z. B. in Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde. Mit der Frage nach der „Integralfunktion des Menschen im Universum“ warf er die Frage nach dem Sinn menschlichen Lebens auf moderne Weise auf. Seine in späteren Jahren entwickelten Methoden und technischen Konstruktionen versuchen Minimalprinzipien in den Bereichen der Technik fortzuentwickeln, um damit zur Vermeidung des „kosmischen Bankrottes“ der Menschheit Mittel zur nachhaltigen Fortentwicklung unserer Zivilisation bereitzustellen. Diesem Zweck diente auch die Propagierung des World Game, das – im Gegensatz zu Konfliktsimulationen – praktisch aufzeigen sollte, wie spontane Kooperation das Leben aller Menschen verbessern kann.
R. Buckminster Fuller starb 1983 in Los Angeles, keine 36 Stunden vor seiner Frau Anne.
Preise und Auszeichnungen
1968 wurde er Professor an der Southern Illinois University Carbondale, später auch an der University of Pennsylvania. Fuller erhielt zwischen 1954 und 1981 47 Ehrendoktorate und über 100 Auszeichnungen und Preise.
Nach ihm wurde die dritte bekannte elementare Modifikation des Kohlenstoffs benannt, die Fullerene, deren chemische Struktur an seine Kuppelbauten erinnert. Das bisher am besten erforschte Fulleren C60 wird auch als Buckminster-Fulleren beziehungsweise Bucky Ball bezeichnet.
Fuller war Mitglied und später auch Vorsitzender des Vereins für Hochbegabte Mensa International.
2004 ehrte ihn der United States Postal Service mit einer Briefmarke zum 50. Jahrestag der Patentierung der geodätischen Kuppeln.[2]
Ausstellungen
- 2011: MARTa, Herford: Bucky Fuller & Spaceship Earth und Wir sind alle Astronauten. Universum Richard Buckminster Fuller im Spiegel zeitgenössischer Kunst
Trivia
Der amerikanische Künstler Matthew Day Jackson ehrte Fuller durch das im Jahre 2007 entstandene Porträt Bucky aus Holz mit einem aus Perlmutt eingelegten Auge. Das Objekt wurde im Jahre 2010 bei Christie’s in New York an den Juwelier Laurence Graff verkauft.
Werke (Auswahl)
Konzepte und Gebäude:
- Dymaxion Haus (1928)
- Dymaxion Automobil (1933)
- Vorgefertigte kompakte Nasszelle (1937)
- Weltkarten (1940)
- Geodätische Gebäude (1943)
- Tensegritätsstrukturen (1949)
- Geodätische Kuppel für die Ford Motor Company (1953)
- Patent auf geodätische Kuppeln (1954)
- World Peace Game, Strategie-Spiel als Alternative zu Kriegsspielen mit dem Ziel allgemeinen Weltfriedens ohne ökologische Zerstörungen(1961)
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Nine Chains to the Moon. J. B. Lippincott, New York 1938
- Education automation. Freeing the Scholar to Return to His Studies. Doubleday, Garden City, 1960
- Erziehungsindustrie. Prospekt universaler Planung und Instruktion. Edition Voltaire, Berlin 1970
- Operating Manual for Spaceship Earth. E. P. Dutton, New York 1963
- Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde und andere Schriften. Rowohlt, Reinbek 1973, ISBN 3-499-25013-6; veränderte Neuausgabe: Verlag der Kunst, Amsterdam/Dresden 1998, ISBN 90-5705-015-3
- The Prospect for Humanity. in: Saturday Review. 1964
- Die Aussichten der Menschheit. 1965-1985. Edition Voltaire, Frankfurt/Berlin 1968
- Utopia or oblivion. Jargon Press, Highlands 1969
- Konkrete Utopie. Die Krise der Menschheit und ihre Chance zu überleben. Econ-Verlag, Düsseldorf/Wien 1974, ISBN 3-430-12994-X
- Intuition. Anchor & Doubleday, Garden City 1971
- Synergetics. Explorations in the Geometry of Thinking (mit E. J. Applewhite). Macmillan, New York 1975/79
- Tetrascroll. Goldilocks and the Three Bears. A Cosmic Fairy Tale. Universal Limited Art Editions, West Islip 1975
- Goldlöckchen und die drei Bären. Ein Märchen erklärt die moderne Weltsicht im Raumzeitalter = Tetrascroll. DuMont, Köln 1983, ISBN 3-7701-1515-5
- Critical Path. St. Martin's Press, New York 1981
- Grunch of Giants. Gross Universal Cash Heist. St. Martin's Press, New York 1983
- Grunch. Raubzug der Giganten. VAP, Wiesbaden 1985, ISBN 3-922367-15-1
- Cosmography. A Posthumous Scenario for the Future of Humanity (mit Kiyoshi Kuromiya). Macmillan, New York 1992, ISBN 0-02-541850-5
- Ideas and Integrities: A Spontaneous Autobiographical Disclosure (Series Editor Jaime Snyder), Lars Müller Publishers, Baden/CH 2010, ISBN 978-3-03778-198-2
Literatur
- Amy C. Edmondson: A Fuller Explanation. The Synergetic Geometry of R. Buckminster Fuller. Birkhäuser, Boston 1987, ISBN 0-8176-3338-3
- Joachim Krausse & Claude Lichtenstein (Hrsg.): Your Private Sky. R. Buckminster Fuller. Design als Kunst einer Wissenschaft. Müller, Baden 2000, ISBN 3-907044-93-2 (Ausstellungskatalog des Museums für Gestaltung Zürich)
- Joachim Krausse & Claude Lichtenstein (Hrsg.): Your Private Sky. R. Buckminster Fuller. Diskurs. Müller, Baden 2000, ISBN 3-907044-95-9 (Ergänzungsband zum Ausstellungskatalog)
- K. Michael Hays, Dana A. Miller (Hrsg.): Buckminster Fuller: Starting with the Universe. Yale University Press (Whitney Museum of American Art) New York 2008, ISBN 0-300-12620-4
- Christof Kehr (Hrsg.): Wir sind alle Astronauten. Universum Richard Buckminster Fuller im Spiegel zeitgenössischer Kunst, Bielefeld 2011 ISBN 978-3-86678-576-2
- Elena Ochoa Foster (Hrsg.): Dymaxion Car: Buckminster Fuller, Ivory Press 2011 ISBN 978-0-9564339-3-0
Weblinks
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Commons: Richard Buckminster Fuller – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
- Literatur von und über Richard Buckminster Fuller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Richard Buckminster Fuller. In: archINFORM.
- Richard Buckminster Fuller. In: Structurae.
- Deutschlandfunk: Nachrichten vom Raumschiff Erde - Der amerikanische Visionär Buckminster Fuller, Feature von Michael Langer, ausgestrahlt am 18. Dezember 2009, aufgerufen am 12. Mai 2010
- Website des Buckminster Fuller Institute
- Buckminster Fuller auf Video in der Medialounge des ZKM (QuickTime)
- Website des Buckminster Fuller Virtual Institute
- R. Buckminster Fuller: Thinking Out Loud, Website zu einer TV-Dokumentation aus der Reihe American Masters
- Buckminster Fuller Portrait von Martin Pawley, Telepolis, 14. Dezember 1997
- we are all astronauts. a random design project Nonlineare Webseite der Agentur urbn; interaction design zu Buckminster Fullers Theorien
- Richard Buckminster Fuller Referat auf der Website der TU Darmstadt
- Der erste Designforscher Porträt von Marco Siebertz, Roger Nr. 3
- Manfred Sack: Richard Buckminster Füller Der Mann ohne Rätsel. Apostel des Futurums. In: Die Zeit. 5. April 1974, abgerufen am 26. Juli 2011.
Fußnoten
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