Ehud Barak

Ehud Barak
Ehud Barak, 2009

Ehud Barak (hebräisch ‏אהוד ברק‎; * 12. Februar 1942 im Kibbuz Mischmar haScharon als Ehud Brog) ist ein israelischer Politiker und ehemaliger General. Seit Juni 2007 ist er Verteidigungsminister Israels und Vorsitzender der Arbeiterpartei Awoda. 2011 kündigte er an, mit anderen Abgeordneten die Arbeitspartei zu verlassen und eine neue Partei namens Atzma'ut (Unabhängigkeit) zu gründen.[1][2]

Von 1995 bis 1996 war Barak Außenminister unter Schimon Peres und von 1999 bis 2001 Ministerpräsident Israels.

Leben

Barak trat 1959 in die israelischen Streitkräfte ein und diente dort 35 Jahre. In dieser Zeit stieg er bis zum Generalstabschef und damit in den höchsten Rang der israelischen Armee auf. Barak wurde mit dem Orden für außerordentlichen Dienst und vier anderen Auszeichnungen geehrt. Er gilt als der am höchsten dekorierte Soldat in Israel. Er erhielt außerdem einen akademischen Grad von der Hebräischen Universität in Jerusalem und von der Stanford University.

1972 wurde Barak erster Kommandeur der Mossad-Sondereinheit „Caesarea“, die auf Anordnung des israelischen Sicherheitskabinetts gebildet worden war, um Vergeltungsaktionen für die tödlich verlaufene Geiselnahme von München durchzuführen. In dieser Funktion koordinierte er von Israel aus zahlreiche Attentate, bei denen zwei der drei überlebenden Attentäter von München sowie zahlreiche - teilweise vermeintliche - Hintermänner getötet wurden. Im Zuge der öffentlich unter dem nicht vom Mossad stammenden Titel „Zorn Gottes“ bzw. „Operation Bajonett“ diskutierten Vergeltungsmaßnahmen war Barak auch verantwortlich für die Lillehammer-Affäre. Aufgrund einer falschen Identifizierung tötete in Lillehammer ein Kommando des Mossad bei dem Versuch, den Führer des Schwarzen September Ali Hassan Salameh zu ermorden, den unschuldigen und unbeteiligten marokkanischen Kellner Ahmed Bouchiki.

Nach seiner militärischen Karriere wurde Barak 1995 von Jitzchak Rabin in dessen Kabinett berufen, wo er als Innenminister diente und bald als möglicher Nachfolgekandidat des Ministerpräsidenten gehandelt wurde. Nach der Ermordung Rabins wurde Barak unter dem neuen Ministerpräsidenten Schimon Peres Außenminister (1995-1996). Im Jahr 1996 wurde er in die Knesset gewählt, wo er im Komitee für Außen- und Verteidigungspolitik arbeitete. Nachdem Schimon Peres die Wahlen verloren hatte, wurde Barak im Jahr 1997 Chef der israelischen Arbeitspartei und damit Führer der Opposition gegen die Likud-geführte Regierung von Benjamin Netanjahu

Barak (l.) mit Jassir Arafat (r.) und Bill Clinton, Camp David, Sommer 2000

Nach dem Scheitern Netanjahus wurde Barak am 17. Mai 1999 zum israelischen Ministerpräsidenten gewählt. Er versuchte, den Friedensprozess mit den Palästinensern, der während der Regierungszeit seines Vorgängers ins Stocken geraten war, wieder in Gang zu bringen. Ein Durchbruch gelang jedoch aufgrund des Misstrauens beider Seiten nicht. Die Verhandlungen in Camp David mit Jassir Arafat scheiterten. In seiner Amtszeit zog sich die israelische Armee aus dem Südlibanon zurück, den sie seit dem Libanonfeldzug 1982 besetzt hielt. Als am 28. September 2000 der damalige Oppositionsführer Ariel Scharon den Tempelberg besuchte und daraufhin die zweite Intifada oder Al-Aqsa-Intifada ausbrach, war Barak mit seiner Politik gescheitert und hatte kaum mehr Rückhalt in der Bevölkerung.

Bei der vorzeitig angesetzten Premier-Wahl am 6. Februar 2001 unterlag Barak dem Likud-Kandidaten Ariel Scharon, der ihm im Amt des israelischen Ministerpräsidenten nachfolgte. Barak ist heute u.a. Partner der Investmentgesellschaft SCP Private Investment Partners (Pennsylvania, USA).

Nach den Niederlagen der Arbeitspartei bei den Knesset-Wahlen 2003 und 2006, kehrte Barak in die Parteipolitik zurück und bewarb sich erneut um den Vorsitz der Arbeitspartei Awoda. Die erste Runde zur Wahl eines neuen Parteivorsitzenden entschied Barak am 29. Mai 2007 mit 35,6 Prozent der Stimmen für sich. Im zweiten Wahlgang am 12. Juni 2007 zwischen Ehud Barak und Ami Ajalon, dem ehemaligen Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, fiel die Entscheidung mit 51,3% zugunsten Baraks aus. [3] Am 18. Juni 2007 wurde er von der Knesset als Nachfolger von Amir Peretz zum neuen Verteidigungsminister Israels gewählt.

Unter Baraks Führung musste die Arbeitspartei bei den vorgezogenen Knesset-Wahlen 2009 herbe Verluste hinnehmen und wurde mit knapp 10 Prozent der Stimmen und 13 Sitzen nur viertstärkste Kraft im israelischen Parlament. Dennoch drängte Barak parteiinternen Widerständen zum Trotz auf eine Beteiligung an einer Regierungskoalition unter Benjamin Netanjahu, der neben Awoda die Likud-Partei, die rechtsgerichte Jisra'el Beitenu sowie die religiöse Schas-Partei angehören. Dem Vorwurf seiner parteiinternen Gegner, die Arbeitspartei stelle das linke Feigenblatt einer Rechtskoalition dar und Barak gehe es nur um seinen Posten als Verteidigungsminister, begegnete Barak mit dem Verweis auf die Verantwortung der Partei gegenüber dem Staat Israel. [4]

Nach anhaltender Kritik seiner Partei an der Regierungsbeteiligung erklärte Barak am 17. Januar 2011 seinen Austritt aus der Arbeitspartei und die Gründung einer neuen „zentristischen, zionistischen und demokratischen“ Fraktion mit dem Namen Atzma'ut. Ziel ist es, die Regierung mit Benjamin Netanjahu fortzusetzen. Barak folgten vier der zwölf verbliebenen Knesset-Abgeordneten der Arbeitspartei in seine neue Parlamentspartei.[5] Um bürokratische Hürden bei der Gründung einer neuen Partei zu umgehen, einigte sich Barak im Mai 2011 mit Brigadier-General Avigdor Kahalani, dem früheren Gründer und Führer der Partei Dritter Weg (1996-1999) auf eine Übernahme der Partei, die nach ihrem Ausscheiden aus der Knesset im Jahr 1999 de facto ihre politische Arbeit eingestellt, aber offiziell weiter existiert hatte. Die offizielle Gründung der Unabhängigkeitspartei Atzma'ut fand im Mai 2011 nur wenige Tage nach dem 63. Israelischen Unabhängigkeitstag Jom haAtzma'ut statt. [6]

Barak wurde im August 2003 geschieden. Er hat mit seiner ersten Frau drei Töchter. 2007 heiratete er Nili Priel.

Einzelnachweise

  1. http://www.tagesschau.de/ausland/israel982.html
  2. http://www.welt.de/politik/ausland/article12201401/Israels-Ex-Premier-verlaesst-Arbeitspartei-im-Streit.html
  3. Tagesschau vom 13. Juni 2007: Barak kehrt an die Spitze der Arbeitspartei zurück (nicht mehr online verfügbar)
  4. FAZ.NET vom 25. März 2009: Netanjahus Rechts-Koalition steht
  5. http://www.haaretz.com/news/national/ehud-barak-quits-labor-to-form-centrist-zionist-and-democratic-party-1.337493
  6. http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4066451,00.html

Weblinks

 Wikiquote: Ehud Barak – Zitate
 Commons: Ehud Barak – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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