Ein Bruderzwist in Habsburg

Ein Bruderzwist in Habsburg
Daten des Dramas
Titel: Ein Bruderzwist in Habsburg
Gattung: Trauerspiel in fünf Aufzügen
Originalsprache: Deutsch
Autor: Franz Grillparzer
Erscheinungsjahr: 1848
Uraufführung: 24. September 1872
Ort der Uraufführung: Wiener Stadttheater, Wien
Personen
  • Rudolf II., römisch-deutscher Kaiser
  • Seine Brüder:
    • Mathias
    • Max
  • Seine Neffen:
    • Ferdinand
    • Leopold
  • Don Cäsar, des Kaisers natürlicher Sohn
  • Melchior Klesel
  • Herzog Julius von Braunschweig
  • Mathes Thurn
  • Ein Wortführer der Böhmischen Stände [Graf Schlick]
  • Seyfried Breuner
  • Oberst Wallenstein
  • Wolf Rumpf, des Kaisers Kämmerer
  • Oberst Ramee
  • Ein Hauptmann
  • Feldmarschall Rußworm
  • Prokop, ein Bürger von Prag
  • Lukrezia, seine Tochter
  • Ein Fahnenführer
  • Mehrere Soldaten, Bürger und Diener

Ein Bruderzwist in Habsburg (auch: Ein Bruderzwist im Hause Habsburg) ist ein Theaterstück von Franz Grillparzer in fünf Akten. Das Drama entstand 1848 und basiert auf tatsächlichen Ereignissen.

Nach der Ablehnung seines einzigen Lustspiels Weh dem, der lügt vergingen 10 Jahre, bis Grillparzer wieder ein Drama schuf. Das realistische Schauspiel um den Bruderzwist im Haus Habsburg gilt im dramatischen Aufbau als nicht gelungen. Es ist handlungsarm und eher ein Charaktergemälde des Kaisers Rudolf II. Dennoch wurde der „Bruderzwist“ als „bedeutendste historisch-politische Tragödie der Deutschen“[1] (Hugo von Hofmannsthal) bzw. „bedeutendste deutsche Geschichtstragödie seit Wallenstein[2] bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

Rudolf II. ist Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Er wird beschuldigt, zu untätig zu sein, und das Volk hält ihn für geisteskrank. Ihm gegenüber steht sein Bruder Erzherzog Matthias. Der Sohn des Kaisers, Don Cäsar, will zu Beginn des Stückes den Feldmarschall Rußworm vor dem Tode bewahren. Mathias ist stets unternehmungslustig, doch zu selbstgefällig und eitel. Er überschätzt seine Fähigkeiten, wird im Türkenkrieg besiegt und schwärmt von künftigen Siegen.

Das Volk will Frieden, der Kaiser hingegen nicht. Nach langen Diskussionen wird Kaiser Rudolf von seinem Bruder Mathias vom Thron verdrängt. Der Auftritt Wallensteins am Ende deutet bereits auf die kommende Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

Inhaltsangabe

1. Aufzug: Don Cäsar, der Sohn des Kaiser Rudolfs, will den Feldmarschall Rußworm vor einer Hinrichtung bewahren. Rußworm wird von dem Prager Bürger Prokop und dessen Tochter belastet. Ihm gelingt es jedoch nur, diese hinauszuzögern, bis er beim Kaiser Nachricht geholt hat. Er kommt zum Kaiser, bei dem schon sein Bruder Mathias auf eine Audienz wartet. Mathias möchte ein Regiment in Ungarn befehligen und wird von Bischof Klesel begleitet. Der Kaiser verweigert Don Cäsar die Bitte, Rußworm zu begnadigen. Danach gelangt Erzherzog Ferdinand zum Kaiser. Dieser ist zunächst erfreut über das Erscheinen seines Neffen, jedoch kommt es zu Kontroversen, da der Kaiser andeutungsweise gute Worte über Protestanten fallen lässt. Zum Schluss wird Leopold noch dem Kaiser vorgestellt.

2. Aufzug: Es treffen sich Ferdinand, Leopold, Maximilian und Klesel um Mathias herum. Sie beschließen hinter dem Rücken von Rudolf einen Frieden mit dem Türken. Es wird außerdem Geheimhaltung beschlossen. In einer weiteren Szene werden Prokop und seine Tochter Lukrezia von Leopold und Ferdinand vor Soldaten bewahrt.

3. Aufzug: Rudolf erfährt von Julius von der Krönung seines Bruders Mathias zum ungarischen König, und versteht nicht, dass dieser sich mit den Protestanten verbünden kann. Auch kommen Prokop und seine Tochter und berichten davon, dass sich Mathias in Gegenwart von Klesel befindet. Leopold versucht zum Kaiser zu gelangen, doch dieser ignoriert ihn, außerdem verweigert Rudolf Klesel eine Audienz, da Prag inzwischen schon angegriffen wird. Klesel wollte eigentlich einen Frieden aushandeln.

4. Aufzug: Oberst Ramee befreit den bisher von Prokop gefangengehaltenen Don Cäsar. Don Cäsar erschießt, ohne es zu wollen, Lukrezia und lässt sich verhaften. Er wird in den Turm nach Prag gebracht, wo er wegen seiner Tobsuchtsanfälle zur Ader gelassen wird. Als er allein ist, entfernt er die Verbände. Da der Schlüssel für den Turm bei Julius ist, können die Ärzte nicht zu ihm. Doch nachdem ein Diener den Schlüssel verlangt und Rudolf so von den Geschehnissen erfährt, nimmt dieser den Schlüssel an sich und wirft ihn in einen Brunnen. Nun kommen auch Maximilian und Ferdinand zu Rudolf, um ihn zur Beilegung des Streites zu bewegen. Doch dieser entscheidet sich ganz abzudanken. Nachdem die beiden den Raum verlassen haben, erleidet er einen Schwächeanfall und Julius eilt ihm zu Hilfe.

5. Aufzug: In Wien trifft Ferdinand auf Klesel und streitet mit ihm über seine Einstellung zu Protestanten. Jetzt glaubt Ferdinand, dass Rudolf besser fürs Volk gewesen wäre. Ferdinand trifft auf Wallenstein, der über einen Aufruhr in Prag berichtet. Nachdem auch Mathias den Raum betreten hat, trifft Julius aus Prag ein und berichtet vom Tode des Kaisers. Es kommt noch zu einem Gespräch zwischen Wallenstein und Ferdinand, in dem Wallenstein meint, der Krieg würde dreißig Jahre dauern. Das Stück endet mit einem Schuldeingeständnis von Mathias.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hugo von Hofmannsthal: Zur Krisis des Burgtheaters (1918), in: Reden und Aufsätze, Bd. II, Fischer, Frankfurt/Main 1979, S. 244.
  2. Dieter Borchmeyer: Macht und Melancholie. Schillers Wallenstein. Athenäum, Frankfurt/Main 1988, ISBN 3-610-08941-5, S. 248.

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