Ein Volksfeind

Ein Volksfeind
Titelseite des Originalmanuskriptes

Ein Volksfeind (norwegisch: En Folkefiende) ist ein gesellschaftskritisches Drama von Henrik Ibsen (* 20. März 1828 in Skien/Norwegen; † 23. Mai 1906 in Kristiania, dem heutigen Oslo). Leitmotive sind Wahrheit und Freiheit sowie Mehrheit und Recht. Besonders wird die öffentliche Meinung, die oft als Wahrheit akzeptiert werde, kritisiert. Ibsen schrieb Ein Volksfeind als Antwort auf die öffentliche Kritik gegen sein vorher veröffentlichtes Drama Gespenster, welches zu seiner Zeit als skandalös betrachtet wurde, da es die herrschenden Konventionen kritisierte.[1]

Inhalt des Dramas ist der Konflikt zwischen einem Badearzt und den Honoratioren sowie der Bürgerschaft eines norwegischen Kurortes. Die stark von dem Kurbad abhängige Stadt diffamiert den Badearzt als einen Volksfeind, als dieser seine Entdeckung proklamiert, dass nicht nur das Bad, sondern die gesamte Gesellschaft vergiftet ist, da sie auf dem „Boden der Lüge ruht“.[V 1] Dieser behauptet des Weiteren, die „kompakte, liberale“ und „geschlossene Mehrheit“ sei der „gefährlichste Feind der Wahrheit und der Freiheit.“[2]

Der Protagonist kämpft gegen die irrationalen Tendenzen der Massen sowie die scheinheilige und korrupte Natur des politischen Systems, das diese unterstützen, und repräsentiert damit die Meinung des Autors. Ein Volksfeind ist das Drama eines tapferen Mannes, der versucht, das Richtige im Namen der Wahrheit in einem Umfeld extremer sozialer Intoleranz zu tun.[3]

Das Stück hat fünf Aufzüge und wurde erstmals am 13. Januar 1883 am Christiania Theater in Oslo aufgeführt.[4]

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Das Drama spielt in einer Küstenstadt im südlichen Norwegen. Die Stadt lebt vom Tourismus, nicht zuletzt durch das neue Bad, welches der Stadtvogt als die „vornehmste Lebensquelle der Stadt[V 2] bezeichnet. Protagonist ist der Badearzt Thomas Stockmann. Dieser lebt zusammen mit seiner Frau Kathrine („Käte“[V 3]), der Tochter Petra und den beiden Söhnen Eilif (13 Jahre) und Morten (10 Jahre) seit einiger Zeit im Kurort. Antagonist ist Stadtvogt, Polizeimeister sowie Vorsitzender der Baderverwaltung Peter Stockmann, der ältere Bruder des Doktors.[V 4]

Die Entdeckung - 1. Akt

Die Handlung beginnt im Wohnzimmer der Familie Stockmann, in dem gerade Billing (Mitarbeiter der Zeitung) und Hovstad (Redakteur des „Volksboten”) zu Gast sind. Auch der Stadtvogt kommt hinzu, um seinen jüngeren Bruder Thomas aufzusuchen. Da dieser mit seinen Söhnen unterwegs ist, unterhält er sich mit Hovstad über das Bad. Als Vorsitzender der Kurverwaltung schwärmt der Stadtvogt von dem Wohlstand und Aufschwung, den das Kurbad in den letzten Jahren für den Ort gebracht hat. Als Hovstad auf die wichtige Rolle des jüngeren Bruders bei der Entstehung des Bades zu sprechen kommt, hat Peter das Gefühl, sich und seine Förderung des Kurbads verteidigen zu müssen.[V 5]

Danach treten sowohl Dr. Stockmann als auch seine Söhne und Kapitän Horster auf. Es bricht eine erste Diskussion zwischen Thomas und Peter aus, wobei der „Volksbote“ einen positiven, von Thomas verfassten Artikel über das Kurbad drucken will, was von Peter befürwortet wird, aber bei Thomas aus zunächst ungeklärtem Grund zu absolutem Widerstand führt. Thomas Stockmann spricht zu diesem Zeitpunkt von unnormalen Verhältnissen im Kurbad, ohne diese zu nennen. Erst als Peter, von Thomas' Zurückhaltung gegenüber der jetzigen Veröffentlichung des Artikels in Rage gebracht, gegangen ist und Petra mit einem Brief vom Postboten in die Szene eintritt, wird offensichtlich, worum es geht. Der Badearzt hat das Trink- und Seewasser des Kurortes von Chemikern an einer Universität analysieren lassen. Dabei wurde festgestellt, dass sich schädliche beziehungsweise krankheitserregende Mikroorganismen darin befinden. Damit haben sich seine Befürchtungen beim Bau des Bades bestätigt: Die ganze Wasserleitung muss umgelegt werden – jedoch wollte niemand auf ihn hören. Diese Feststellung verkündet er stolz nach dem Lesen des Briefes den Anwesenden. Diese drücken sogleich ihre Begeisterung über die Entdeckung aus und spekulieren darüber, wie man Thomas für sein Tun danken wird. Dieser ist fest entschlossen, die Sache zu bereinigen und den Missstand publik zu machen. Er hat einen Brief an die Badeverwaltung, also auch an seinen Bruder, aufgesetzt, welcher die Beweislage enthält. Er nimmt an, dass Peter die Entdeckung gutheißen wird, und erlaubt den Journalisten, einen kleinen Artikel über den Befund zu drucken.[V 6]

Der Brüderkonflikt - 2. Akt

Der zweite Akt beginnt ebenfalls im Wohnzimmer des Doktors mit der Rücksendung des Manuskripts, welches die Wasseranalyse enthält. Darin antwortet Peter, dass er persönlich mit Thomas darüber reden möchte.[V 7]

Anschließend erscheint Morten Kiil, der Pflegevater von Kathrine. Er gratuliert Thomas zu diesem gelungenem Streich, denn er ist der Überzeugung, dass die entdeckte Wasserverschmutzung von Thomas erfunden ist und der Stadtvogt von Mikroorganismen nichts versteht. Kiil hofft darauf, dass der Stadtvogt bloßgestellt wird, weil dieser ihn aus dem Stadtrat herausvotiert hat.[V 8]

Danach erscheinen sowohl Hovstad als auch Aslaksen, der Buchdrucker, außerdem Repräsentant der Kleinbürger. Sie verkünden Thomas ihre Unterstützung, da beide der Meinung sind, dass es wichtig und richtig sei, den Artikel von Dr. Stockmann möglichst schnell zu drucken, in dem die Missstände des Kurbads aufgeklärt werden und so die Wahrheit ans Licht kommt. Dies werde laut Hovstad zu der Erkenntnis, dass auch die leitenden Personen nicht unfehlbar sind, führen und das Volk somit dazu motivieren, diese abzusetzen. Dadurch könne er selbst in leitende Positionen aufsteigen, also auch mitbestimmen, und gewinne durch diese Befreiung von der Unterdrückung Fähigkeiten, Kenntnisse und Selbstwertgefühl. Bei Protestäußerungen dürfe das Volk sich nicht um mögliche Gegenwehr der Führung kümmern. Hier widerspricht Aslaksen Hovstad in der Hinsicht, dass er jegliche Form von Gewaltanwendung strikt ablehnt. Er hat Angst vor der Reaktion der führenden Persönlichkeiten darauf, da diese laut ihm zu viel Macht besitzen und der Wehr der Bürger gefährlich werden können. Wie er selbst sagt, unterstützt er die Ansichten der Kleinbürger und vor allem der Hausbesitzer und betont in diesem Zusammenhang mehrmals, dass man gemäßigt vorgehen müsse und nicht zu stark auffallen dürfe. Zudem betont er seinen Einfluss bei der Bevölkerung und beschließt, sogleich mit den Hausbesitzern zu reden, um sie von dem Vorhaben zu überzeugen und eine Art offenes Dankesschreiben seitens der Bürgerschaft an den Badearzt für seine gemeinnützige Sache aufzulegen.[V 9]

Als Aslaksen gegangen ist, äußert sich Hovstad noch einmal explizit gegen dessen Ansichten. Er bezeichnet sie als feige und halbherzig und sagt, man müsse unabhängig und selbstsicher sein.[V 10] Die beiden Männer beschließen, dass Hovstad, falls die Aussprache Thomas Stockmanns mit seinem Bruder misslingen sollte, einen Leitartikel zu dem Thema verfassen soll. Scheitert das Gespräch der Brüder, darf er Thomas Abhandlung veröffentlichen.[V 11]

Nachdem auch Hovstad das Wohnzimmer verlässt, kehrt Petra von der Schule zurück. Thomas berichtet über die Konversationen mit Hovstad und Aslaksen und verkündet stolz, er habe "die geschlossene Mehrheit" hinter sich. Darauf erscheint – wie angekündigt – sein Bruder Peter. Er verlangt von Thomas, seine Anschuldigungen gegenüber dem Kurbad zurückzuhalten, sodass sie nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Einerseits versucht er Thomas mit Argumenten zu überzeugen, zum Beispiel dass der gewünschte Umbau, der die von der Gerberei ausgehende Verschmutzung beheben könnte, mindestens zwei Jahre dauern und immense Kosten mit sich bringen würde, den die Kleinbürger zu tragen hätten. Außerdem würde der Fremdenstrom sich Bädern der umliegenden Orte zuwenden und somit eine der Haupteinnahmequellen der Vaterstadt versiegen. Die Zukunft der Vaterstadt werde dadurch ungewiss. Peter argumentiert, dass die Geheimhaltung der Erkenntnisse bezüglich des vergifteten Wassers letztendlich dem Gemeinwohl diene. Da jedoch schon Gerüchte kursieren und der „Volksbote” schon informiert ist, verlangt er von Thomas, diesem öffentlich entgegenzutreten. Dieser ist entsetzt über die Pläne seines Bruders und bezeichnet sie als eine „Hinterlist, – eine Betrügerei, eine Lüge, geradezu ein Verbrechen am Publikum, an der ganzen Gesellschaft“. Thomas beharrt auf seiner Position, dass das Wohlergehen der Kunden wichtiger als ökonomische Vorteile ist, und beruft sich auf die Redefreiheit eines jeden Menschen. Weiter argumentiert er, dass die Mängel früher oder später ans Tageslicht kommen und somit die Stadt in den Ruin treiben würden. Folglich droht der Stadtvogt mit der Entlassung als Badearzt, wenn Thomas es wagen würde, mit seiner Entdeckung an die Öffentlichkeit zu gehen. Peter beleidigt Thomas zudem, indem er ihn als lästig und reizbar, gar als einen "Feind der Gesellschaft" hinstellt.[V 12]

Als der Streit zu eskalieren droht, versucht Kathrine aus Angst vor dem Existenzverlust, die Auseinandersetzung zu schlichten, während Petra mit ihrer Unterstützung gegenüber dem Vater genau das Gegenteil bezweckt. Drohend verlässt der Stadtvogt das Haus und Kathrine versucht vergeblich ihren Mann zur Vernunft zu bringen. Dieser jedoch lässt sich nicht irritieren und will sein „Recht nicht verwirken, meinen Jungens in die Augen zu sehen, wenn sie einmal erwachsene, freie Männer sind“.[V 13]

Des Doktors Verlust der Unterstützung - 3. Akt

Der dritte Akt ereignet sich im Redaktionsbüro des „Volksboten”. Billing und Hovstad sprechen über Dr. Stockmanns polemischen Artikel. Beide erachten eine Veröffentlichung als Revolution. Dann taucht der Doktor auf und verkündet eifrig und eilig zugleich, dass sein Artikel in den Druck gehen kann und der Krieg eröffnet ist, worüber sich die beiden Herren – ebenfalls vom Eifer ergriffen – lautstark freuen. Stockmann ist überzeugt, die Mehrheit auf seiner Seite zu haben. Er spricht metaphorisch von der Reinigung des Gemeinwesens und handelt „im Namen der Wahrheit und um meines Gewissens willen“. Hovstad proklamiert die Machtergreifung durch das einfache Volk. Einzig Aslaksen wendet ein, dass bei dem Vorhaben gemäßigt vorgegangen werden muss. Gemeinsam ehren Hovstad, Billing und Aslaksen den Badearzt als einen „Volksfreund“.[V 14] Dieser bedankt sich und verlässt, sein Manuskript Aslaksen hinterlassend, das Redaktionsbüro.[V 15]

In der darauffolgenden Konversation werden die Widersprüchlichkeiten der Personen deutlich: Obwohl Aslaksen in seiner Mäßigkeit ängstlich erscheint, zeigt er sich vor der hohen Politik durchsetzungsstark. Außerdem sitzt Hovstad auf einem Redakteurstuhl, auf dem zuvor ein Regierungspräsident gesessen hat, und Billing hat sich für einen Sekretariatsposten beworben, obwohl er sich als Gegner der Obrigkeit darstellt.[V 16]

Danach befindet sich Hovstad alleine im Büro und Petra stattet ihm einen Besuch ab. Hovstad gibt an diesem Punkt zu, dass seine Unterstützung für Thomas auch mit seinem Gefallen an Petra zusammenhängt, was diese jedoch sehr entrüstet. Als Hovstad sie auch noch darauf hinweist, dass ihr Vater auf die Hilfe des „Volksboten” angewiesen ist, verlässt sie angewidert das Büro.[V 17]

Anschließend kommt der Stadtvogt durch eine Hintertür, um mit dem Redakteur des „Volksboten” zu sprechen. Ihm gelingt es, sowohl Aslaksen als auch Hovstad und Billing von ihrem Vorhaben abzubringen. Einerseits, indem er sie einschüchtert, und andererseits, indem er sie mit seinen Argumenten, dass das Geld zur Sanierung von den Steuerzahlern zu tragen sein wird und das Bad für mindestens zwei Jahre geschlossen würde, zu überzeugen versucht. Der Zufall will es, dass genau in diesem Moment Stockmann in das Büro hereinkommt und der Stadtvogt sich verstecken muss. Auch Kathrine taucht auf. Sie will den Druck des Artikels ihres Mannes nicht zulassen, weil sie Angst hat, ihre Existenz zu verlieren. Doch der Amtsrat bleibt nicht lange unentdeckt. Sein Hut und Stock haben ihn verraten. Die Situation eskaliert. Stockmann stellt fest, dass weder die geschlossene Mehrheit noch einer der drei Männer hinter ihm stehen, denn sie stellen fest, dass die Veröffentlichung des Artikels nicht im Interesse der Öffentlichkeit, des aufgeklärten Publikums, der Hausbesitzer beziehungsweise der Abonnenten wäre. In dieser Situation bekennt sich Kathrine erstmals zum Standpunkt ihres Mannes und garantiert ihm ihre Unterstützung.[V 18]

Stockmann beschließt sein Manuskript „in einer großen Volksversammlung“ vorzulesen, sodass alle Mitbürger „die Stimme der Wahrheit vernehmen“.[V 19]

Vom Volksfreund zum Volksfeind - 4. Akt

Figurenkonstellation: Vom Volksfreund zum Volksfeind.

Der vierte Akt spielt in einem Saal, der Kapitän Horster gehört. Nur der Seefahrer war bereit gewesen, Stockmann einen Raum für seine Kundgebung zur Verfügung zu stellen. Es ist eine große Menge an Bürgern anwesend sowie auch seine Familie, Aslaksen, Hovstad, Billing und der Stadtvogt. Im Vorfeld dieser Versammlung wurde unter anderem im „Volksboten“ berichtet, dass die Aussagen des Badearztes nicht stimmten und dass dieser mit seinen Plänen die ganze Stadt ruinieren wolle.[V 20]

Daher gelingt es Aslaksen, die Kontrolle über die Veranstaltung als Vorsitzender zu gewinnen, und er appelliert in dieser Rolle an Dr. Stockmann, sich zu mäßigen. Außerdem ermöglicht er dem Stadtvogt, die Bürger im Saal gegen den Badearzt zu stimmen und so den „Volkswille[n]“, nichts über die Missstände im Kurbad hören zu wollen, durchzusetzen. Aslaksen bekräftigt dessen Argumente. Auch Hovstad fühlt sich veranlasst, Stellung zu nehmen: Er verteidigt seine „liberale Gesinnung“, merkt jedoch an, dass lokale Fragen davon ausgenommen sind. Hovstad argumentiert, es sei die Pflicht eines Redakteurs, „Übereinstimmungen mit seinen Lesern zu wirken“ und „die Wohlfahrt seiner Gesinnungsgenossen zu fördern“. Als Aslaksen den Badearzt durch Abstimmung mundtot machen will, versichert dieser, nichts von den Missständen zu erwähnen, was zu großem Erstaunen im Saal führt.[V 21]

Stattdessen berichtet Stockmann von den Missständen in der Gesellschaft, indem er immer wieder gewählte Vergleiche zu dem vergifteten Wasser zieht. Durch die skandalöse Entdeckung ist ihm aufgefallen, „dass unsere sämtlichen geistigen Lebensquellen vergiftet sind, dass unsere ganze bürgerliche Gesellschaft auf dem verpesteten Boden der Lüge ruht“.[V 22] Außerdem beklagt er die Inkompetenz der „Spitzen der Badeverwaltung“ (inklusive seines Bruders). Der Hauptgrund für die Missstände jedoch sei die „kompakte, liberale“ und „geschlossene Mehrheit“, denn sie sei der „gefährlichste Feind der Wahrheit und der Freiheit“.[V 23]Die Mehrheit hat die Macht – leider –; aber das Recht hat sie nicht. [...] Die Minorität hat immer das Recht.[V 24] Alles andere sei eine gesellschaftliche Lüge, „gegen die ein freier, denkender Mann sich empören muss“.[V 25] Stockmann beklagt die mangelnde Akzeptanz neugeborener, junger, keimender Wahrheiten. Die Mehrheit glaube an Wahrheiten, „die so hoch in die Jahre gekommen sind, dass sie auf dem Wege sind, wacklig zu werden. Aber wenn eine Wahrheit so alt geworden ist, so ist sie auf dem besten Wege, eine Lüge zu werden.[V 26] Eine „normal gebaute Wahrheit[V 27] lebe „in der Regel siebzehn bis achtzehn, höchstens zwanzig Jahre; selten länger“.[V 28] Wahrheiten verlieren also mit der Zeit ihren Wahrheitsgehalt und dennoch würden sie erst in hohem Alter von der Mehrheit anerkannt. Solche „Mehrheitswahrheiten[V 29] seien der Grund für den moralischen „Skorbut, der rings in allen Gesellschaftsschichten grassiert“.[V 30] Darüber hinaus behauptet Stockmann, dass es „nie und nimmer richtig sein [kann], dass die Dummen über die Klugen herrschen“.[V 31] Die Klugen seien die Vornehmen, das heißt die Freisinnigen.[V 32] Schließlich denunziert er die „Irrlehre“ des „Volksboten”, dass „die Masse und der Pöbel, die geschlossene Mehrheit [...] im Besitz des Freisinns und der Moral [wären]“, und erklärt, dass „die Verdummung, die Armut, die Elendigkeit der Lebensverhältnisse“ der Grund für dieses „Teufelswerk“, die „die Zukunft der Stadt auf einem Schlammboden von Lüge und Betrug zu gründen[V 33], ist.[V 34]

Durch die Polemik Stockmanns ist das Publikum vollends in Rage versetzt, als dieser verkündet: „Es ist nichts daran gelegen, wenn eine lügenhafte Gesellschaft zugrunde geht. [...] möge das ganze Land zu Grunde gehen; möge das ganze Volk hier ausgerottet werden!“ Daraufhin führt Aslaksen eine Abstimmung herbei, in der darüber abgestimmt wird, ob Stockmann ein Volksfeind ist oder nicht. Mit allen Stimmen außer der eines Betrunkenen wird er zum Volksfeind erklärt. Das Publikum entscheidet, seine Wut an der Familie Stockmanns und an deren Haus auszulassen. Kapitän Horster hilft der Familie, in ihr Haus zurückzukehren.[V 35]

Der Doktor bleibt resistent - 5. Akt

Handlungsort ist das Haus der Stockmans. Es werden die Steine aufgehoben, die in der Nacht vom erbosten Volk durch die Fenster geschmissen wurden. Stockmann verurteilt die Feigheit der Oppositionellen – nicht einmal ordentliche Steine seien in das Haus geworfen worden. Zutiefst ist er von der Beschuldigung als Volksfeind getroffen.[V 36]

Allmählich werden die Auswirkungen seiner Rede deutlich. Der Amtsrat legt seinem Bruder die Kündigung vor, weil es aufgrund der Ansicht der Bevölkerung nicht anders geht.[V 37] Der Vermieter kündigt der Familie den Vertrag, weil er vor dem Volk nicht anders kann.[V 38] Petras Vorgesetzte entlässt sie aufgrund der öffentlichen Meinung.[V 39] Der Einzige, der zur Familie hält, ist Kapitän Horster. Auch er wurde aus genannten Gründen entlassen.[V 40] Thomas will mit seiner Familie in die neue Welt (Amerika) ziehen, wobei ihm Kapitän Horster zur Seite steht. „In solcher Schweinerei wollen wir nicht länger leben.[V 41] Die ganze Stadt hat sich gegen ihn gerichtet.[V 42]

Dann tritt eine überraschende Wendung ein: Peter teilt seinem Bruder von Morten Kiils großem Vermögen mit, das dessen Kindern zufallen soll. Er unterstellt Thomas, dass alles „eine verabredete Revanche für das Testament des alten rachsüchtigen Morten Kiil[V 43] sei. Außerdem stellt er Dr. Stockmann eine Wiedereinstellung als Badearzt in Aussicht, wenn er seine Anschuldigungen zurücknimmt. Kurz nachdem der Stadtvogt das Haus verlässt, erscheint Morten Kiil und setzt Thomas darüber in Kenntnis, dass er bis vor kurzem Geld zur Seite gelegt hatte, das sowohl Kathrine als auch den Kindern zugute kommen sollte. Doch nun habe er das Geld in Aktien des Kurbades investiert und nahezu alle Wertpapiere aufgekauft. Wenn Thomas die Zukunft seiner Familie nicht vollkommen ruinieren wolle, dann müsse er sich für seine Aussagen entschuldigen. Genau wie Peter beschuldigt ihn auch Kiil, kein anständiger Familienvater zu sein, wenn er nicht auf sie höre. Des Weiteren soll Thomas zugeben, dass er sich, die Verschmutzungen im Kurbad betreffend, geirrt habe. Nur so würden die Aktien wieder steigen und die Zukunft der Familie bliebe gesichert. Morten Kiil hat einen konkreten Beweggrund für sein Handeln: Er ist der Besitzer der Gerberei, von der die Verschmutzung des Kurorts ausgeht, und er will verhindern, dass sein Ruf und der seiner Gerberei Schaden nimmt.[V 44]

Darauf erscheinen Hovstad und Aslaksen. Sie glauben, dass die Entdeckung der Missstände des Kurbades ausschließlich dazu dienten, die Aktien des Kurbades zu senken, um es günstig zu erwerben. Auf einmal stehen sie wieder auf Stockmanns Seite und bieten ihre Macht über die öffentliche Meinung an, denn sie erhoffen sich von ihm finanzielle Unterstützung für den „Volksboten”. Daraufhin dreht Thomas durch. Er bedroht die beiden Herren mit einem Regenschirm, lehnt das Angebot von Morten Kiil ab und beschließt, nicht nach Amerika auszuwandern. Er ist entschlossen, in seiner Heimatstadt zu bleiben und seine beiden Söhne mit Petras Hilfe zu unterrichten und zu freien, vornehmen Männern zu erziehen. Außerdem würden noch andere Kinder von Freidenkern oder Bedürftigen seinen Unterricht besuchen. Unterkunft werden sie bei Kapitän Horster finden. Dr. Stockmanns Entschluss steht fest: Sie werden sich der Gesellschaft nicht beugen. Im Gegenteil: „Ich will den Hunden ja nur einbläuen, dass die Liberalen die hinterlistigsten Feinde freier Männer sind, – dass die Parteiprogramme allen jungen, lebensfähigen Wahrheiten den Hals umdrehen, – dass Zweckmäßigkeitsrücksichten Moral und Rechtschaffenheit auf den Kopf stellen, so dass das Leben hier schließlich rein zur Qual wird.“[V 45] Dr. Stockmann fürchtet sich nicht vor den „Isegrims“, denn „der ist der stärkste Mann auf der Welt, der allein steht“.[V 46]

Charakterisierungen

Um die anschließenden Interpretationsansätze richtig zu verstehen, ist ein detailliertes Charakterbild der einzelnen Figuren notwendig, welches im Folgenden gezeichnet werden soll.

Die Brüder Stockmann

Peter und Thomas Stockmann sind Brüder, Letzterer ist jünger. Sie nehmen in Henrik Ibsens Drama eine besondere, zweidimensionale Rolle ein. Einerseits handelt es sich um einen Brüderkonflikt, andererseits drücken sich in ihnen gegensätzliche politische Haltungen aus.

Thomas, der Badearzt

norwegischer Schauspieler Egil Eide als Dr. Stockmann
Dr. Thomas Stockmann ist der Badearzt des Kurortes und genießt – genoss – deshalb ein sehr hohes Ansehen in der Stadt. Er beschreibt sich als ein „Mann der Wissenschaft“.[V 47] Dennoch verhält er sich naiv, denn es fehlt ihm die nötige Menschenkenntnis. Er verteidigt seinen Bruder anfangs als ein tüchtiges und intelligentes Staatsoberhaupt[V 48] und verlässt sich blind auf Hovstad, Billing und Aslaksen. Er glaubt sogar, dass er deren Unterstützung bei seinem Vorhaben nicht benötigen wird: „[...] ich kann nur nicht begreifen, dass hier besondere Vorkehrungen vonnöten sein sollten. Ich meine, eine so klare und einfache Sache –“.[V 49] Außerdem bezeichnet er seinen Schwiegervater Morten Kiil als einen harmlosen „alten Dachs[V 50], der in Wirklichkeit ein reicher und einflussreicher Mann ist und nicht zuletzt den Großteil seines Vermögen an Thomas' Familie vererben wird. Sein Idealismus und Optimismus führen zu einer Verblendung, die dazu führt, dass er sein Umfeld, seine Umgebung nicht durchschaut.
Thomas lebt gern behaglich und teils über seine Verhältnisse, „wie ein Grandsigneur“.[V 51] Seinen hohen Lebensstandard hat er seinem Bruder zu verdanken, der ihm zum Badearzt des florierenden Kurortes gehoben hat.[V 52] Es gab auch schon Zeiten, in denen er „ohne Brot [...], ohne feste Einnahmen[V 53] dastand. Nach mehreren einsam verbrachten Jahren im abgelegenen Norden ist er „so riesig froh und vergnügt“[V 54], wieder in der Heimat zu leben. Da er „die langen Jahre [...] in [m]einem einsamen Winkel sitzen musste und fast nie eines fremden Menschen ansichtig wurde[V 55], ist es ihm „ein Lebensbedürfnis, mit jungen, frischen, unbekümmerten Leuten, mit frei denkenden, unternehmungslustigen Leuten zusammen zu sein“, eine „Herzensfreude“.[V 56] Der Arzt ist sehr gastfreundlich und gibt sich sehr gesellig, schließlich empfängt er jeden in seinem Haus – zuweilen etwas aufdringlich – und lädt zu Rinderbraten und Toddy ein.[V 57]
Doch der Doktor ist komplizierter gestrickt, denn er ist gleichzeitig ein Individualist, der auch streitet und sich nicht nur rhetorischer beziehungsweise verbaler Mittel bedient.[V 58] Dass es neben seiner Betrachtungsweise Alternativen gibt, erstaunt ihn.[V 59] In dieser Beziehung manifestieren der starke Wille, die Entschlossenheit und Eigenwilligkeit sein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Sein Bruder beschreibt seine Verhaltensweise treffend: „Du hast eine unruhige, streitbare, aufrührerische Gemütsart.[V 60] Des Weiteren habe er von Natur aus den Hang, seine eigenen Wege zu gehen. Außerdem sei er „irritabel“, übereilt und rücksichtslos. Seine Art und Weise ist daher undiplomatisch und es verwundert nicht, dass er der Politik in ihrem jetzigen Zustand abgeneigt ist: „Eine Partei, die ist wie eine Fleischhackmaschine; darin werden alle Köpfe zu einem Brei zerrieben; und deshalb sind sie auch alle Schwachköpfe und Flachköpfe, einer wie der andere.“ Er will keine Autorität über sich dulden[V 61], weshalb ihn sein Bruder als lästigen Mitarbeiter[V 62], Hovstad aber als „Revolutionär[V 63] bezeichnet. Sein Bruder fasst diese Haltung realistisch zusammen: „Du beklagst Dich über die Behörden, ja selbst über die Regierung, – reißt sie sogar herunter, – behauptest, Du würdest zurückgesetzt, verfolgt. Aber kannst Du anderes erwarten?[V 64] Der Doktor ist ein Choleriker, tatkräftig sowie äußerst robust und kampfeslustig entschließt er sich schließlich doch im Kurort zu bleiben und für Wahrheit und Freiheit zu kämpfen: „Man bildet sich ein, man könnte mich und die Wahrheit tot schweigen.[V 65] Dieses Verhalten spiegelt sich ebenfalls durch Verwendung von Kraftausdrücken und Flüchen sowie der Zynik in seiner Ausdrucksweise wider. Als Individualist entzieht er sich der Verantwortung als Familienvater - denn „in solchen Sachen kennt sie [seine Frau] sich aus.[V 66] Zuweilen wirkt Thomas herrisch, wenn er mit seiner Frau und seinen Kindern redet – alle sollen ihm widerstandslos gehorchen. Sein Selbstbild sieht anders aus. „Alles denkt nur an die Familie und nicht an die Gesellschaft[V 67], das heißt, er sei ein Altruist. Außerdem sei er uneigensinnig und bescheiden: „Ach was! Im Grunde habe ich ja doch nur meine Pflicht getan.[V 68]
Die Motive des Badearztes lassen sich daraus ableiten: Thomas ist besorgt um das Wohl der Badegäste, denn er fühlt sich als Arzt verantwortlich.[V 69] Folglich kann und will er die Wahrheit nicht unterdrücken. Im Gegenteil, er will sie hinausposaunen: Mit der Wahrheit „ziehe ich durch die Stadt und lese es an allen Straßenecken vor“.[V 70] Sein ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis, sich immer einzumischen, mitzureden und zu kommentieren[V 71], macht ihn nicht nur zu einem „enorm fruchtbare[n] Mitarbeiter“ des „Volksboten“[V 72], sondern auch zu einem Demokraten („ein nützlicher und tätiger Staatsbürger[V 73]): „Ist es denn nicht die Pflicht eines Staatsbürgers, sich dem Publikum mitzuteilen, wenn er einen neuen Gedanken hat![V 74] Thomas ist politisch sehr engagiert. Er sei der erste und einzige gewesen, „der eingesehen hat, die Stadt könnte ein blühender Badeort werden“.[V 75] Weiterhin hat er für das Aufblühen der Stadt, also den Gedanken, gekämpft.[V 76] Hinzu kommt, dass er schon immer etwas Gutes für seine Vaterstadt tun[V 77] wollte, und er freut sich daher, als man ihn zu Beginn nach seiner Entdeckung einen Volksfreund nennt. Außerdem, da Peter ihn beim Bau des Bades nicht konsultierte, möchte er diesem beweisen, dass er Recht hatte.[V 78] Rücksichtslos und stur bringt er deshalb die Wahrheit ans Licht: „Was ich tue, tue ich im Namen der Wahrheit und um meines Gewissens willen.[V 79] Thomas handelt damit ganz im Sinne der Gesundheit der Menschen (Eid des Hippokrates) sowie der Wissenschaft und Freiheit, folglich progressiv und liberal; „Ich will die Freiheit haben, mich über alle möglichen Angelegenheiten der Welt auszusprechen![V 80] Zuversichtlich, optimistisch und erwartungsvoll sieht er der Zukunft entgegen, denn er fühlt sich „ganz unsagbar glücklich inmitten dieses keimenden, sprießenden Lebens“.[V 81]

Peter, der Stadtvogt

Peter, der ältere Bruder von Thomas, außerdem Stadtvogt, Polizeidirektor und Vorsitzender der Badeverwaltung, ist ein politisch äußerst engagierter, konservativer Honoratior. „Ach, das Publikum braucht gar keine neuen Gedanken. Dem Publikum ist am besten mit den alten, guten, anerkannten Gedanken gedient, die es schon hat.[V 82] Der Stadtvogt ist ledig und macht aufgrund der Natur seiner Tätigkeit „nur Geschäfte, und immer wieder Geschäfte[V 83] (Zitat von Thomas). Da er keinen familiären Rückhalt besitzt – abgesehen von seinem Bruder – und daher heimatlos wirkt, ist es gerade dieser „Ämterfetischismus“, welcher ihm Anerkennung und Halt in der Gesellschaft gibt. Dies führt zu einer sehr autoritären Verhaltensweise, die darauf gründet, seine Machtposition zu erhalten. Dies ist purer Egoismus, denn er handelt „um meiner [seiner] selbst willen.[V 84] Er ist von sich selbst überzeugt, das Recht zu haben, und stellt sich als Mann „von einem anderen Schlage[V 85], das heißt durchsetzungsstark, dar. Diese Autorität lässt er jeden spüren, nicht nur indem er demonstrativ den Kommandostab mit sich führt und die Amtsmütze trägt.[V 86] So bedient er sich auch einer betont sachlichen, steif anmutenden Amtssprache durch viele Nominalisierungen und den Gebrauch von Fremdwörtern und Fachbegriffen. Darüber hinaus führt er Sätze mit „ich, als Vorsitzender der Badeverwaltung[V 87] oder „ich, dein oberster Vorgesetzter[V 88] an, was in gewisser Weise eine Unsicherheit ausdrückt, weil der Eindruck entsteht, dass seine Autorität nicht authentisch ist und er sie deshalb explizit hervorheben muss. Der Stadtvogt drückt dies treffend aus: „[...] ich [wache] vielleicht mit einer gewissen Ängstlichkeit über meinem Ansehen [...]“.[V 89] Aus diesem Grund findet er es peinlich, wenn sich sein Bruder öffentlich kompromittiert.[V 90] Er distanziert sich deshalb von Thomas, als dieser eine öffentliche Rede halten will.[V 91] Er verleugnet außerdem seinen „unvorteilhaften“ plebejischen Familienhintergrund[V 92] und verachtet diese soziale Klasse, hier speziell Hovstad als Redakteur des „Volksboten“: „Es ist was Merkwürdiges mit den Leuten, die direkt von Bauern abstammen; taktlos sind und bleiben sie nun einmal.[V 93] Auch eine hierarchische Denkweise prägt seinen Charakter. Nicht einmal sein Bruder, „als angestellter Bediensteter des Bades“, darf eine „Überzeugung aussprechen, die im Gegensatz zu der deiner Vorgesetzten [er selbst] steht.[V 94]Der einzelne muß sich durchaus dem Ganzen unterordnen, [...] den Behörden, die über das Gemeinwohl zu wachen haben.[V 95]
Doch sind ihm durch seine Machtposition auch positive Charaktereigenschaften eigen geworden. Der Stadtvogt hält immer Maß und Ordnung, sodass alles „auf dem geschäftsordnungsmäßigen Weg[V 96] erfolgt. Bedingt dadurch besitzt er eine pedantische Verhaltensweise. Außerdem legt er Wert auf gesunde Ernährung (Tee und Butterbrot) und ist „ein bisschen haushälterischer[V 97] als sein Bruder Thomas, den er für verschwenderisch und dekadent hält. Weiterhin sei es nicht seine Art, „einem in die Haare zu fahren“.[V 98] Stattdessen überzeugt er Menschen durch schlagkräftige Argumente, wenngleich er dazu seine Macht zum Einschüchtern ausnutzt, so zum Beispiel, als er den „Volksboten“ auf seine Seite holt.[V 99]
Darüber hinaus hat Peters Charakter eine zweite Dimension, und zwar die des Bruders. Oft korrigiert er seinen Bruder und wirkt erzieherisch. Obwohl er keine Familienerfahrung besitzt, lehrt er seinen Bruder, dass „Ein Familienvater [...] nicht so handeln [darf], wie du es tust“.[V 100] Des Weiteren versucht er Thomas mittels seiner Ämter – aus egoistischen Motiven – zu kontrollieren: „Es war immer meine Hoffnung, dich einigermaßen im Zaume halten zu können, wenn ich dir beistand, deine ökonomische Stellung zu verbessern.[V 101] Außerdem klärt er seinen Bruder auf, dass die öffentliche Meinung „ein überaus variables Ding[V 102] ist.
Als Vorsitzender der Badeverwaltung verfolgt der Stadtvogt offensichtlich ökonomische beziehungsweise wirtschaftliche Interessen: „Welchen Riesenaufschwung hat der Ort nicht in den letzten paar Jahren genommen! Hier ist Geld unter die Leute gekommen; Leben und Bewegung! Haus- und Grundbesitz steigen im Wert mit jedem Tage. [...] Die Armenlast hat sich für die besitzenden Klassen in erfreulichem Maße vermindert, und das wird in noch höherem Grade der Fall sein, wenn wir dies Jahr nur einen recht guten Sommer bekommen; – einen recht regen Fremdenverkehr, – eine hübsche Menge Kranker, die dem Bad einen Namen machen.[V 103] Als „großes, neues, prächtiges Bad“ werde es die „vornehmste Lebensquelle der Stadt.“ Durch dieses „herrscht ein schöner Geist der Verträglichkeit in unserer Stadt; – ein Bürgersinn, wie er sein soll“.[V 104] Er hält es für den Mittelpunkt des bürgerlichen Lebens, da sich alle „um eine große, gemeinsame Angelegenheit scharen können“.[V 105] Folglich fühlt er sich für die Bürger der Stadt verantwortlich – nicht für die Badegäste. Der Stadtvogt sieht daher stets die negativen Folgen, die eine Veröffentlichung der Erkenntnisse bezüglich des vergifteten Wassers des Kurbades nach sich ziehen würden. Er appelliert daher an Bürgersinn und Gemeinsinn.[V 106]

Das Verhältnis der Brüder zueinander

Das Verhältnis zwischen Thomas und Peter ist geprägt durch Neid, Rache sowie unterschiedliche Interessen beziehungsweise Charaktere und den daraus resultierenden Konflikt. Dennoch scheint die Brüderbeziehung langfristig stabil zu sein, denn sie unterstützen einander – solange sie ihre Ideologie nicht verletzen. Beispielsweise verteidigt Thomas seinen Bruder als ein tüchtiges und intelligentes Stadtoberhaupt[V 107], und Peter bietet ihm bis zuletzt die Möglichkeit, seine Aussagen zurückzunehmen, sodass er ihn wieder als Badearzt einstellen kann[V 108] – mit Rücksicht auf die öffentliche Meinung.
Schon lange herrscht Uneinigkeit zwischen den beiden, was die Verdienste bezüglich des Bau des Kurbades angeht. Thomas beansprucht für sich, dass er die Grundlagen für das Bad geschaffen hat.[V 109] Sein Bruder Peter belächelt dies nur und sagt: „Ideen hat mein Bruder gewiss Zeit seines Lebens genug gehabt – leider. Wenn aber etwas ins Werk gesetzt werden soll, so werden Männer von anderem Schlage gebraucht.[V 110] Er glaubt freilich, er „hätte auch einen bescheidenen Anteil an diesem Unternehmen.[V 111]Als [...] der passende Moment gekommen war, da nahm ich [...] die Sache in die Hand.[V 112] Dieser Sachverhalt ist die erste Dimension, die des Neids.
Laut Thomas liegt das Aufnahmebecken zu niedrig, sodass es zu der entdeckten Vergiftung des Wassers kommen konnte. Es müsse nach einer weit höheren Stelle verlegt werden. Er „habe dagegen geschrieben, als man [sein Bruder] den Bau beginnen wollte. Aber damals wollte kein Mensch auf mich hören.[V 113] Aus diesem Grund möchte Thomas nun diesen „Missgriff[V 114] öffentlich anprangern und sich somit für die Nichtbeachtung rächen. Dies ist die zweite Dimension.
Die dritte Dimension ergibt sich aus den unterschiedlichen Perspektiven. Thomas ist in erster Linie ein „Mann der Wissenschaft[V 115], der als Badearzt für das Wohlergehen der Badegäste und als Wissenschaftler für die Wahrheit, aber auch die Freiheit – genauer Meinungsfreiheit – kämpft. Zweitens ist er ein Idealist, denn er handelt altruistisch – im Sinne der Badegäste – und verfolgt dabei keine egoistischen, materiellen Ziele. Peter dagegen besitzt eine konträre Wertevorstellung. Als Machtinhaber ist er Befürworter der Loyalität gegenüber höheren Instanzen und verlangt dabei ein gewisses Maß an Opferwilligkeit, den Gemeinsinn. Außerdem liegt ihm viel an dem Erhalt der Gesellschaftsordnung, so wie sie ist. Dem Publikum sei mit den guten, alten Gedanken und Ideen gedient.[V 116] Peter ist das Pendant zum Idealisten – ein Materialist, geleitet durch Profitdenken.

Die Familie Stockmanns

Thomas' Familie bildet sein Rückgrat. Sie unterstützt ihn und gibt ihm Halt, während die Gesellschaft sich gegen ihn wendet und ihn als Volksfeind deklariert.

Kathrine, seine Frau

Kathrine „Käte“ Stockmann ist die Frau von Doktor Thomas. Oftmals wirkt sie wie die Bedienung oder sogar das Eigentum ihres Mannes: „Du hast den Toddy doch nicht vergessen, Käte?[V 117] Die Art und Weise, wie sie die Gäste empfängt und bewirtschaftet, bestätigt die erfolgreiche Unterdrückung durch Thomas: „Hier ist Arrak, und das da ist Rum; und hier steht der Kognak.[V 118] Dennoch steht sie fest entschlossen und loyal hinter ihrem Mann: „So werde ich Ihnen - ein altes Weib zeigen, das auch einmal Mann sein kann. Denn nun halte ich es mit dir, Thomas![V 119] Hin und wieder übt sie auch Kritik an ihm: „Ach ja, das Recht, das Recht; was hilft dir das Recht, wenn du nicht die Macht hast?[V 120] Dies zeigt außerdem ihre pragmatische Denkweise.
„Käte“ sorgt für die Kinder und ist dabei oft schützend und restriktiv. So weist sie diese in ihre Zimmer zurück, wenn neugierigerweise an den Konversationen der Erwachsenen mitgehört wird (zum Beispiel, indem sie „den Kopf durch die Türe[V 121] stecken), denn das hat sie „nicht gern[V 122]: „Nun macht aber, dass ihr hineinkommt, ihr Jungens; ihr habt gewiss noch Schularbeiten für morgen.[V 123] Auch bei ihrem mit Abstand ältesten Kind Petra wird ihre autoritäre Erziehung deutlich: „Willst du wohl schweigen, Petra![V 124] Auch sie soll sich aus den Angelegenheiten der Erwachsenen heraushalten.
Genauso hält Frau Stockmann sich aus den politischen Geschäften ihres Mannes heraus. Dieser sagt, sie solle sich um ihre Hauswirtschaft kümmern und ihm die Sorge um das Gemeinwesen überlassen.[V 125] Deshalb strickt sie, während die anderen sich unterhalten[V 126], oder zieht sich ganz zurück: „Komm, Petra. Sie und Petra ab in das Zimmer links.“[V 127] Doch wenn es sich um das Wohl der Familie, gar um die Existenz dieser handelt, wird sie aktiv – „lassen Sie doch die Familie nur aus dem Spiel“.[V 128] Sie hat Angst um ihre Kinder und macht sich Sorgen um ihren Mann – er ist ihr Versorger –, dass er sie „allesamt ins Unglück[V 129] stürzt: „Dann stehst du wieder ohne Brot da, ohne feste Einnahmen. Ich sollte meinen, das hätten wir in früheren Tagen zur Genüge gekostet; vergiss das nicht, Thomas; vergiss nicht, was das auf sich hat.[V 130] Sie redet ihm in das Gewissen, um ihn zur Vernunft zu bringen: „Aber gegen deine Familie, Thomas? Gegen uns? Nennst du das deine Pflicht tun gegen die, deren Versorger du bist?[V 131] Vergeblich versucht sie ihn zu mäßigen: „Aber so beherrsche dich doch[V 132] und „werde nur nicht gleich hitzig, Thomas“.[V 133] Da sie nicht mehr weiter weiß, wendet sie sich an den Herrn: „Gott stehe uns allen bei und gebe uns seinen Trost![V 134]
Darüber hinaus versucht Frau Stockmann, den schwelenden Streit zwischen ihrem Mann und dessen Bruder zu schlichten. Wieder appelliert sie an die Vernunft, als sie mit Peter über den Bau des Bades spricht: „Aber lohnt es sich denn, Aufhebens davon zu machen? Können Sie und Thomas sich nicht brüderlich in die Ehre teilen?[V 135] Gleichzeitig versucht sie ihren Mann zum Einlenken zu bringen: „Weißt du was, Thomas, du solltest nett sein und die Ehre mit ihm [Peter] teilen. Könnte es nicht heißen, er habe dich auf die Spur gebracht –?[V 136] Doch diese Schlichtungsversuche scheitern und als der Konflikt zwischen beiden eskaliert, wirft sie sich zwischen die Kontrahenten, um Schlimmeres zu verhindern.[V 137]

Petra, seine Tochter

Petra ist Thomas' einzige Tochter. Sie ist Lehrerin und würde am liebsten ihre eigene Schule eröffnen, denn „Zu Hause wie in der Schule ist so viel Unwahrheit. Zu Hause soll geschwiegen werden, und in der Schule müssen wir den Kindern vorlügen.[V 138]In Zukunft will sie Journalistin werden[V 139], entscheidet sich jedoch anders, als ihm Hovstad offenbart, dass die „Zeitungsschreiber“ nicht viel taugen, und es bei der Unterstützung ihres Vaters eigentlich um einen Annäherungsversuch handelt.[V 140]
Genau wie ihr Vater will sie „verkannten Wahrheiten[V 141] und „neuen, mutigen Anschauungen[V 142] den Weg bahnen. Sie lehnt Lüge und Hinterlist zutiefst ab: „Pfui; so heimtückisch gehen Sie also hin und legen Ihren Lesern Schlingen; Sie sind doch keine Spinne.[V 143] Sie wisse, was sie zu glauben habe.[V 144] Außerdem sieht sie der Zukunft enthusiastisch und optimistisch entgegen, denn es gebe „so viel Gutes und Nützliches[V 145] zu vollbringen. Es ist daher kaum verwunderlich, dass sie mit ihren Vater sympathisiert und ihn von Anfang an unterstützt.[V 146]
Sie ist ebenfalls der Meinung, dass das Gemeinwohl wichtiger als die Familie ist („Ach, denk doch nicht immer zuerst und vor allem an uns, Mutter.[V 147]). Dies ist geradezu revolutionär, ist sie doch eine emanzipierte Frau im späten 19. Jahrhundert. Darüber hinaus versteht sie Englisch, im Gegensatz zu den Männern[V 148]; sie wirkt gebildeter, und das trotz des geringeren Alters. Ihr Vorbildscharakter wird dadurch verstärkt, dass sie engagiert und fleißig schon in jungen Jahren als Lehrerin arbeiten geht[V 149] und stets neugierig und interessiert der Politik gegenübersteht[V 150]. Ihr Auftreten ist entschlossen, mutig und selbstbewusst.[V 151] Im Vergleich zu ihrer Mutter wirkt sie männlich: „Könnte ich diesem Onkel nur an den Kragen –[V 152].

Eilif und Morten, seine Söhne

Eilif, 13 Jahre alt, und Morten, 10 Jahre alt, sind Thomas' Söhne.[V 153] Sie gehen nicht gerne in die Schule[V 154] und freuen sich daher, als ihr Vater entscheidet, ihnen Privatunterricht, zusammen mit seiner Tochter Petra, zu geben. Sie sollen zu freien, vornehmen Männern erzogen werden.[V 155] Die Voraussetzung dafür haben sie: Neugier.[V 156]
Morten ist ein lebensfroher, abenteuerlustiger Junge. In der Schule hat er gelernt, dass Arbeiten eine Strafe für die eigenen Sünden ist, weshalb er später nicht arbeiten möchte.[V 157] Morten, obwohl er der Jüngste ist, verhält sich mutig und hinterfragt stets – wie ein Wissenschaftler: „Aber was werden wir tun, wenn wir freie und vornehme Männer geworden sind?[V 158] oder: „dürfen wir dann [als Heide] alles tun, was wir wollen?[V 159] Eilif dagegen ist eher zurückhaltend, nachdenklich und hält seinen jüngeren Bruder für dumm: „Pah! Wie dumm du bist, so etwas zu glauben.[V 160] – in Bezug auf die Arbeit als eine Strafe für die Sünden. Zudem verdächtigt ihn sein Vater, dass er „dann und wann eine Zigarre maust“.[V 161]

Morten Kiil

Morten Kiil – auch alter „Dachs“ genannt[V 162] – ist Frau Stockmanns Pflegevater.[V 163] Durch das Familienunternehmen, eine Gerberei, ist er reich geworden, behauptet ironischerweise jedoch das Gegenteil: „Ich habe das Geld auch nicht so dick.[V 164] Als ehemaliges Vorstandsmitglied des Stadtrates ist er einflussreich gewesen. Noch immer bedauert er den Ausschluss vom Stadtrat und will sich rächen. „Wie ein Hund haben sie mich herausvotiert, die Leute! Aber jetzt kriegen sie ihr Fett.[V 165] Dazu stachelt er seinen Schwiegersohn Thomas zusätzlich an, die Obrigkeiten „ordentlich[V 166] hineinzulegen. „Wenn Sie [Thomas] es dahin bringen, dass der Stadtvogt und seine Freunde in die Patsche zu sitzen kommen, dann gebe ich auf der Stelle hundert Kronen für die Armen.[V 167]

Als Kiil von Thomas' Entdeckung hört, ist er sofort vor Thomas' Haustür, um Näheres zu erfahren,[V 168] schließlich ist seine umweltbelastende Gerberei der größte Urheber der Vergiftung des Wassers.[V 169] Er ist misstrauisch und skeptisch, denn „man soll keinem trauen; ehe man sich dessen versieht, ist man hinters Licht geführt“.[V 170] Kiil erweist sich als egoistisch und eigennützig, denn er möchte seinen guten Namen und Ruf bewahren,[V 171] welche durch die kritischen Aussagen des Doktors stark geschädigt worden sind. Er „will leben und sterben als reinlicher Mensch“.[V 172] Dazu verwendet er skrupellose Methoden. Er versucht Thomas zu erpressen, seine Aussagen zurückzunehmen, indem er mit dem für seine Familie bestimmten Erbe Badeaktien, die nach Thomas' Bekanntmachung nahezu wertlos sind, kauft.[V 173]

Insgesamt wirkt der Gerbermeister kühl, herb, unzugänglich und selbstbewusst und lässt sich zusammenfassend als Egoist beschreiben.

Horster

Der Schiffskapitän Horster ist vermögend durch sein Erbe. „Das große Haus meines seligen Vaters steht ja so gut wie leer; zu ebener Erde ist ein riesiger Speisesaal –“.[V 174] Im Gegensatz zu Familie Stockmann lebt er eher bescheiden. Er ist schließlich viel unterwegs, fährt er doch regelmäßig von Norwegen nach Amerika. Obwohl er introvertiert ist – er besitzt lediglich geringe Redeanteile während des gesamten Dramas – wirkt er offen und interessiert. Er ist ein sehr guter, loyaler Freund der Familie Stockmann. In dieser Beziehung zeigt er Mitgefühl und Warmherzigkeit – „ich wollte doch mal her und sehen, wie es hier geht[V 175] –, indem er der Familie hilft. Er würde sie sogar auf seinem Schiff mit nach Amerika nehmen[V 176], um ihnen die Flucht vor der aufgewiegelten Masse zu ermöglichen. Außerdem ist er mutig[V 177] und selbstbewusst, da er die Stockmanns heil durch die wütende Menschenmenge zu ihrem Haus gebracht hat.[V 178] Dadurch erlangt er große Anerkennung innerhalb der Familie.[V 179] Seine Selbstlosigkeit, sein Altruismus drückt sich im folgenden Zitat deutlich aus: „Nehmen Sie sich es weiter nicht zu Herzen; ich finde schon eine Stelle bei irgend einer auswärtigen Reederei.[V 180]

Horster hält sich von öffentlichen, politischen Angelegenheiten fern, denn er versteht sich „auf so etwas“ nicht.[V 181] Als Billing erklärt, dass alle am Steuer mittun sollen, das heißt zum Beispiel wählen, sagt der Kapitän, dass dies am Festland angebracht sein möge, „aber an Bord würde es nicht gut gehen.[V 182] Er ist völlig unpolitisch und in gewisser Hinsicht isoliert beziehungsweise differenziert er sich von der allgemeinen Gesellschaft, was im Zusammenhang mit seinem Beruf steht.[V 183] Peter Stockmann begründet dies so: „Seeleute sind wie Zugvögel; sie fühlen sich im Norden und Süden zu Hause.[V 184]

Zusammenfassend ist Horster ein Altruist, denn er verhält sich solidarisch und großherzig.

Die „Volksboten“

Hovstad

Hovstad ist ein politisch engagierter Redakteur des „Volksboten“. Nach außen hin scheint die Lokalzeitung unabhängig und freigesinnt.[V 185] Sie passt sich jedoch dem allgemeinen Willen der Gesellschaft an, denn „Die Politik ist ja doch die Hauptsache im Leben – oder wenigstens für eine Zeitung; und sollen die Leute mir folgen zur Freiheit und zum Fortschritt, so darf ich sie nicht abschrecken“.[V 186] Der Redakteur stammt aus einer Bauernfamilie niedrigen Standes[V 187] und empfindet Stolz, „dass ich [Hovstad] tief in den niederen Klassen wurzle“.[V 188] Trotz dieses Hintergrunds lernte Hovstad den mittelständischen Beruf des Journalisten, hat jedoch keinerlei Englischkenntnisse, weswegen er Petra um die Übersetzung einer englischen Erzählung bittet.[V 189] Er hegt Gefühle für die Tochter des Badearztes, die diese jedoch nicht erwidert.[V 190]
Der Redakteur hat einen prinzipienlosen, freigesinnten Charakter. Damit das eigene Ansehen in der Stadt gesichert bleibt, beugt er sich dem allgemeinen Willen der Gesellschaft[V 191], obwohl er selbst sagt, er sei „keine Wetterfahne – und werde es auch niemals sein“.[V 192] Folglich handelt er vorrangig aus eigennützigen Motiven.[V 193] Darüber hinaus weist Hovstad opportunistische Züge[V 194] auf, die sich in dem sprunghaften Wechsel seiner Position bezüglich des kritischen Artikels über die Wasserverseuchung des Kurbades äußert.[V 195] Zunächst ist er loyal gegenüber Thomas Stockmann und versicherte diesem seine Unterstützung – hauptsächlich wegen dessen Tochter Petra –, verhält sich anschließend jedoch intrigant, indem er sich aus wirtschaftlich-eigennützigen Interessen der Allgemeinheit anpasst. Diese scheinheiligen und egoistischen Charaktereigenschaften sind jedoch konträr zu seiner altruistischen Selbstwahrnehmung: „Ich bin weder eigennütziger noch ehrgeiziger als die Menschen im Allgemeinen.[V 196] In Wirklichkeit ist der Redakteur bedacht, seinen eigenen Erfolg beziehungsweise sozialen Aufstieg in der Gesellschaft zu sichern.

Billing

Billing ist Mitarbeiter des „Volksboten“, weshalb er Hovstad untergeordnet ist. Dementsprechend vertritt er oftmals die Meinung seines Vorgesetzten oder pflichtet diesem bei: „Sehr richtig.[V 197] Er hat sich um einen Sekretärposten beim Magistrat beworben, auch wenn er weiß, dass er diesen wohl kaum bekommen wird. „Solch eine Zurücksetzung feuert den Kampfesmut an; – man erhält sozusagen eine Zufuhr von frischer Galle, und das tut einem wirklich not in solch einem Krähwinkel[5] wie hier, wo so selten etwas wirklich Aufregendes passiert.[V 198] Billing ist enthusiastisch, emotional und verwendet eine ähnlich kräftige Ausdrucksweise wie Doktor Stockmann: „Krieg bis aufs Messer, will ich hoffen! Das Messer an die Kehle [...] ![V 199] Besonders auffällig ist auch seine Umgangssprache: „Das ist, Gott verdamm’ mich, klar wie Kloßbrühe![V 200] Ausrufe wie „Hurra! Es gibt Krieg, es gibt Krieg![V 201] wirken zudem kindisch. Billing will eine Erzählung veröffentlichen, die davon handelt, „wie eine überirdische Macht die Wege der sogenannten guten Menschen hier auf Erden leitet und schließlich alles zu ihrem Besten lenkt, – und dass die sogenannten schlechten Menschen ihre Strafe kriegen.[V 202] Billings Weltbild besteht demnach aus Gut und Böse sowie einer „überirdische[n] Macht“ – zum Beispiel Gott –, welcher die Geschicke der Menschen lenkt. Dies passt in die Vorstellung, dass Billing sich kindisch verhält.
Darüber hinaus ist Billing ein prinzipiell anständiger Bürger und Demokrat, denn er geht aus Prinzip wählen. Er ist schockiert über Horsters Haltung, sich nicht um die öffentlichen Angelegenheiten zu kümmern. Wenigstens solle man mitstimmen, denn „Die Gesellschaft ist wie ein Schiff. Alle Mann müssen mittun am Steuerruder.[V 203] Schließlich gibt er ständig Kommentare ab – auch hier eine Parallele zu Thomas Stockmann, da Billing ebenfalls ein sehr ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis besitzt.

Aslaksen

Aslaksen ist der Buchdrucker des „Volksboten“, welcher dem Redakteur Hovstad „Satz, Druck und Papier kreditiert“.[V 204] Der Stadtvogt beschreibt ihn als einen Mann der (politischen) Mitte.[V 205] Er ist außerdem Vorsitzender des Vereins der Hausbesitzer, weswegen er als Repräsentant der Kleinbürger – die geschlossene, kompakte Mehrheit – angesehen wird.[V 206] Aslaksen ist somit sehr einflussreich und sieht sich selbst in einer Art „Machtstellung“.[V 207] Nicht zuletzt besitzt er diese, da er ein „friedfertiger“, „besonnener und gefügiger Staatsbürger[V 208] ist. Aufgrund der Macht, die Aslaksen besitzt, weist er analoge Verhaltensweisen zum Stadtvogt, dessen Ansichten er ultimativ unterstützt, auf. Er ist ebenfalls angepasst und scheint öffentliche Anerkennung zu benötigen: „Wenn das Vertrauen meiner Mitbürger mich ruft, so darf ich nicht nein sagen – Händeklatschen und Beifallsrufe.“ Des Weiteren will er unbedingt eine „Kränkung der Obrigkeit[V 209] verhindern. Er könne davon ein „Liedchen[V 210] singen und weiß, dass dabei „nie etwas Gutes[V 211] herauskommt. Er ist daher Mitglied des Mäßigungsvereins und sieht Mäßigung als die „erste Bürgerpflicht“.[V 212] Er habe dies „in der Schule des Lebens und der Erfahrung gelernt“.[V 213]

Die Bürgerschaft

Auch wenn die Bürgerschaft streng genommen keine Person ist, besitzt sie als Kollektiv markante Eigenschaften, die im Folgenden erläutert werden sollen.

Die Bürgerschaft tritt als Publikum auf der Volksversammlung in Akt 4 auf. Sie bildet die „kompakte[V 214] beziehungsweise die „geschlossene Mehrheit“.[V 215] Das Volk nimmt grundsätzlich an allen Versammlungen teil[V 216] und ist vorsorglich mit Trillerpfeife und Horn[V 217] ausgestattet. Es ist protest- und gewaltbereit.[V 218] Durch den „Volksboten“[V 219] sind die Anwesenden im Vorfeld vom Stadtvogt manipuliert worden: „Ja, diesmal muss er [Badearzt] wirklich unrecht haben, denn weder der Verein der Hausbesitzer noch der Bürgerklub wollten ihm ihren Saal leihen.[V 220] Ihre politische Meinungen sind durch Presse und Entscheidungsträger geprägt: „Richten Sie sich nur nach dem Buchdrucker Aslaksen, und tun Sie, was er tut.[V 221], so ein Bürger. Sie unterliegen dem Gruppendruck und fürchten sich vor freiem Handeln beziehungsweise eigener Meinungsäußerung: „mit wem soll man's eigentlich in dieser Sache halten?[V 222] Gerade als skandalös wird Hovstad begutachtet, als dieser sich „Freidenker[V 223] nennt. Deshalb passen sie sich der Gruppe oder den Obrigkeiten an. Aufgrund dieses Gruppenzwangs sind auch Bürger anwesend, die völlig uninformiert sind: „Sagt doch mal, was ist denn eigentlich heute hier los?[V 224]

Insgesamt weist die Gesellschaft eine Verzerrung der demokratischen Willens- und Meinungsbildung auf.

Die Kleinstadt

Küstenstadt Sandefjord in Norwegen

Der an der südlichen Küste Norwegens gelegene Kurort[V 225] ist der Schauplatz dieses Dramas. Ibsen kreiert ein Bild einer scheinbar idyllischen Kleinstadt, das im Folgenden erläutert werden soll:

Der Stadvogt beschreibt den Kurort wie folgt: „Im großen Ganzen herrscht ein schöner Geist der Verträglichkeit[V 226] in der Stadt. Es existiere ein „Bürgersinn, wie er sein soll“.[V 227] Das große, neue, prächtige Kurbad sei „eine große, gemeinsame Angelegenheit[V 228], um die sich alle „scharen können.[V 229] Es bilde die finanzielle „Lebensquelle der Stadt[V 230] und bringe dem Ort einen „Riesenaufschwung[V 231] („Haus und Grundbesitz steigen im Wert[V 232] und „Die Armenlast hat sich für die besitzenden Klassen in erfreulichem Maße vermindert[V 233]), „Geld unter die Leute[V 234] und somit „Leben und Bewegung.[V 235]

Konträr zu diesem positiv kapitalistisch geprägten Bild des Stadtvogts gibt es auch kritische Stimmen, nämlich die des Badearztes und dessen Tochter. In seiner Rede zeichnet Thomas Stockmann ein Stadtbild, das durch „Mehrheitswahrheiten[V 236] – alte, anerkannte, überholte und deshalb falsche, metaphorisch „ranzige, verdorbene, neugesalzene[V 237] Wahrheiten – vergiftet ist. Auch Petra bekräftigt die Unwahrheiten im öffentlichen Raum.[V 238]

Zusammenfassend entsteht daraus das Bild einer Kleinstadt, die sich auf der Angst vor dem Verlust des Wohlstandes der kapitalistisch geprägten Gesellschaft (der Stadtvogt ist dabei das Vorbild), welche sich moralisch falsch verhält und verantwortungslos handelt, begründet. Die Zukunft der Stadt gründe „auf einem Schlammboden von Lüge und Betrug.[V 239] Der Grund für die Demoralisierung der Stadtkultur sei „die Verdummung, die Armut, die Elendigkeit der Lebensverhältnisse[V 240], wodurch die „Fähigkeit, moralisch zu denken und zu handeln[V 241] verloren gehe.

Interpretationsansätze

Ein Volksfeind war Ibsens Reaktion auf die Kritiken, die seine vorher erschienenen Werke Nora oder Ein Puppenheim und Gespenster erfahren hatten. In dem Stück stellt er kritisch heraus, dass Volksbewegungen nicht von einer gemeinsamen Einstellung und einem geteilten Ziel bestimmt sein müssen, sondern manipuliert werden können und dann wie der Ausdruck einer Volksmeinung erscheinen (3. und 4. Akt). Wahrheit und Freiheit sind zentrale Themen des Stückes, wobei Wahrheit und Freiheit keine unveränderlichen Inhalte besitzen, sondern sich entwickeln; die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge sind fließend.[6]

Verfilmungen

  • 1937 - Ein Volksfeind - Regie: Hans Steinhoff (Mit starken ideologischen antidemokratischen Tendenzen angereichert: "Die liberale Mehrheit hat nicht immer Recht")
  • 1978 - Ein Feind des Volkes (An enemy of the people) - Regie: George Schaefer (nach einer Adaption von Arthur Miller)
  • 1988 - Ganashatru (Ganashatru) - Regie: Satyajit Ray
  • 2004 - Ein Volksfeind (En folkefiende) - Regie: Erik Skjoldbjærg

Literatur

  • Rüdiger Bernhardt: „Henrik Ibsen: Ein Volksfeind.“ Königs Erläuterungen und Materialien (Bd. 411). Hollfeld: Bange Verlag, 2010.
  • Henrik Ibsen. „Ein Volksfeind. AbiBox Deutsch. Text-Box.“ Hannover: Brinkmann.Meyhöfer, 2010.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Wilhelms: „Ibsens Selbstporträt in seinen Dramen.“ München: C. H. Beck, 1911. S.117.
  2. „Ein Volksfeind. AbiBox Deutsch.“ S. 114, Zn. 3279-3283.
  3. Henrik Ibsen Biography. (11. Dezember 2010)
  4. Marion Siems: „Reclams neuer Schauspielführer.“ S. 280
  5. rückständiger Ort
  6. Bernhardt: Volksfeind. Königs Erläuterungen (Bd. 411). S. 93 f.

Aus Henrik Ibsen: „Ein Volksfeind. AbiBox Deutsch. Text-Box.“ Hannover: Brinkmann. Meyhöfer, 2010

  1. S. 111, Zn. 3162-3173.
  2. S. 9, Z. 100.
  3. S. 14, Z. 253.
  4. S. 5.
  5. S. 6-12, Zn. 1-182.
  6. S. 12-33, Zn. 184-839
  7. S. 34-5, Zn. 842-877.
  8. S. 35-38, Zn. 878-989.
  9. S. 39-47, Zn. 991-1258.
  10. S. 47-8, Zn. 1260-1275.
  11. S. 47-49, Zn. 1259-1310.
  12. S. 49-60, 1311-1650.
  13. S. 66, Zn. 1827-1829. (Paragraph: S. 60-66, 1651-1837.)
  14. S. 73, Zn. 2038-2039.
  15. S. 67-74, Zn. 1838-2053.
  16. S. 74-77, Zn. 2054-2160.
  17. S. 77-82, Zn. 2164-2323.
  18. S. 82-99, Zn. 2324-2826.
  19. S. 98, Zn. 2791-2809.
  20. S. 101-104, Zn. 2860-2961.
  21. S. 104-110, Zn. 2962-3146.
  22. S. 111, Zn. 3170-3173.
  23. S. 114, Zn. 3279-3283.
  24. S. 115-116, Zn. 3313-3316.
  25. S. 115, Zn. 3302-3304.
  26. S. 116, Zn. 3338-3341.
  27. S. 117, Z. 3346.
  28. S. 117, Zn. 3346-3347.
  29. S. 117, Z. 3352.
  30. S. 117, Zn. 3355-3356.
  31. S. 115, Zn. 3305-3310.
  32. S. 122, Zn. 3511-3517.
  33. S. 122-123, Zn. 3517-3542.
  34. S. 110-123, Zn. 3147-3562.
  35. S. 124-129, Zn. 3563-3725.
  36. S. 130-133, Zn. 3726-3829
  37. S. 139-140, Zn. 4030-4034.
  38. S. 131, Zn. 3754-3767.
  39. S. 133-134, Zn. 3834-3877.
  40. S. 137-138, Zn. 3947-3988.
  41. S. 135, Z. 3882.
  42. S. 133-142, Zn. 3834-4093.
  43. S. 144, Zn. 4160-4161.
  44. S. 142-148, Zn. 4095-4305.
  45. S. 156-157, Zn. 4550-4555.
  46. S. 160, Zn. 4653-4654. (Paragraph: S. 149-160, Zn. 4306-4658.)
  47. S. 15, Z. 287.
  48. S. 40, Z. 1048; S. 41, Z. 1083.
  49. S. 44, Zn. 1155-1158.
  50. S. 151, Z. 4397.
  51. S. 14, Z. 263.
  52. S. 57, Zn. 1520-1567.
  53. S. 65, Z. 1808.
  54. S. 13, Z. 233.
  55. S. 14, Zn. 242-244.
  56. S. 15, Zn. 298-303.
  57. S. 12, Zn. 184-204.
  58. S. 63, Zn. 1730-1738; S. 153-154, Zn. 4446-4475.
  59. S. 44, Z. 1158.
  60. S. 56, Zn. 1538-1539.
  61. S. 58, Zn. 1585-1586.
  62. S. 57, Z. 1564.
  63. S. 116, Z. 3333.
  64. S. 57, Zn. 1557-1559.
  65. S. 98, Zn. 2791-2793.
  66. S. 148, Zn. 4289-4290.
  67. S. 99, Zn. 2822-2823.
  68. S. 32, Z. 809.
  69. S. 52, Zn. 1393-1398.
  70. S. 99, Zn. 2830-2831.
  71. S. 56, Zn. 1539-1542.
  72. S. 8, Zn. 75-77.
  73. S. 93, Z. 2637.
  74. S. 57, Zn. 1543-1545.
  75. S. 57, Zn. 1569-1571.
  76. S. 57, Z. 1572.
  77. S. 50, Zn. 1342-1349.
  78. S. 54-55, Zn. 1479-1486.
  79. S. 73, Zn. 2028-2031.
  80. S. 60, Zn. 1637-1640.
  81. S. 13, Zn. 233-235.
  82. S. 57, Zn. 1547-1549.
  83. S. 18, Zn. 393-395.
  84. S. 56, Zn. 1526-1527.
  85. S. 11, Z. 160.
  86. S. 94, Zn. 2680-2686.
  87. S. 16, Z. 331.
  88. S. 60, Z. 1647.
  89. S. 55, Zn. 1488-1489.
  90. S. 56, Zn. 1533-1534.
  91. S. 106-107, Zn. 3030-3060.
  92. S. 121-122, Zn. 3491-3507.
  93. S. 11, Zn. 172-173.
  94. S. 59, Zn. 1625-1629.
  95. S. 17, Zn. 346-348.
  96. S. 17, Z. 338.
  97. S. 7, Z. 51.
  98. S. 17, Z. 336.
  99. S. 83-89, Zn. 2342-2524.
  100. S. 141, Z. 4084.
  101. S. 56, Zn. 1527-1529.
  102. S. 141, Z. 4068.
  103. S. 9, Zn. 105-108, 112-115.
  104. S. 9, Zn. 91-92.
  105. S. 9, Zn. 93-94.
  106. S. 9, Zn. 91-92.
  107. S. 40, Z. 1048; S. 41, Z. 1083.
  108. S. 140-141, Zn. 4054-4063.
  109. S. 57, Zn. 1568-1573.
  110. S. 11, Zn. 159-160.
  111. S. 10, Zn. 148-149.
  112. S. 58, Zn. 1576-1578.
  113. S. 31, Zn. 766-786
  114. S. 55, Z. 1485.
  115. S. 15, Z. 287.
  116. S. 57, Zn, 1547-1549.
  117. S. 12, Zn. 203-204.
  118. S. 19, Z. 406
  119. S. 99, Zn. 2824-2826.
  120. S. 63, Zn. 1756-1758.
  121. S. 33, Z. 839.
  122. S. 25 ,Z. 591.
  123. S. 25, Zn. 579-581.
  124. S. 62, Z. 1703.
  125. S. 93-94, Zn. 2666-2668.
  126. S. 19, Z. 419.
  127. S. 51, Z. 1373.
  128. S. 97, Z. 2785.
  129. S. 92, Z. 2633.
  130. S. 65, Zn. 1808-1810.
  131. S. 65, Zn. 1792-1793.
  132. S. 154, Z. 4477.
  133. S. 104, Z. 2956.
  134. S. 66, Z. 1832.
  135. S. 11, Z. 175.
  136. S. 36, Z. 874.
  137. S. 63, Z. 1732.
  138. S. 25, Zn. 596-599.
  139. S. 26, Zn. 616-621.
  140. S. 80-82, Zn. 2249-2300.
  141. S. 81, Z. 2268.
  142. S. 81, Zn. 2268-2269.
  143. S. 79, Zn. 2221-2223.
  144. S. 82, Z. 2314.
  145. S. 50, Z. 1347.
  146. S. 62, Zn. 1699-1701.
  147. S. 65, Z. 1795.
  148. S. 78, Zn. 2183-2187.
  149. S. 21, Zn. 479-481; S. 23, Zn. 522-541.
  150. S. 60, Z. 1660.
  151. S. 60, Zn. 1651-1652.
  152. S. 63, Z. 1746.
  153. S. 5.
  154. S. 25, Z. 583.
  155. S. 158, Zn. 4593-4609.
  156. S. 33, Z. 839; S. 66, Z. 1835.
  157. S. 23, Zn. 542-548.
  158. S. 159, Zn. 4625-4627.
  159. S. 24, Zn. 575-576.
  160. S. 24, Zn. 549-550.
  161. S. 19, Zn. 412-413.
  162. S. 76, Zn. 2133-2134.
  163. S. 5.
  164. S. 38, Z. 966.
  165. S. 37, Zn. 954-955.
  166. S. 37, Z. 955.
  167. S. 37-38, Zn. 960-962.
  168. S. 35-37, Zn. 887-938.
  169. S. 146, Zn. 4219-4220.
  170. S. 36, Zn. 905-906.
  171. S. 146, Zn. 4226-4230.
  172. S. 146, Z. 4230.
  173. S. 145-148, Zn. 4193-4305.
  174. S. 26, Zn. 612-615.
  175. S. 135, Z. 3890.
  176. S. 136-137, Zn. 3938-3945.
  177. S. 103, Z. 2934.
  178. S. 135, Zn. 3897-3899.
  179. S. 135, Z. 3894; S. 138, Z. 3983.
  180. S. 137, Zn. 3957-3959.
  181. S. 20, Zn. 434-442.
  182. S. 20, Zn. 446-448.
  183. S. 20, Zn. 449-456.
  184. S. 20, Zn. 455-456.
  185. S. 119, Zn. 3426-3434.
  186. S. 79, Zn. 2214-2217.
  187. S. 42, Z. 1105; S. 121, Zn. 3481-3484.
  188. S. 121, Zn. 3483-3484.
  189. S. 78, Zn. 2174-2187.
  190. S. 81, Zn. 2277-2293.
  191. S. 79, Zn. 2205-2220.
  192. S. 75, Z. 2097.
  193. S. 81; S. 74, Z. 2055.
  194. S. 42, Zn. 1084-1089; S. 42-43, Zn. 1112-1118.
  195. S. 89, Z. 2522.
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  197. S. 67, Z. 1863.
  198. S. 77, Zn. 2151-2155.
  199. S. 69, Z. 1912.
  200. S. 68, Z. 1894.
  201. S. 72, Z. 1993.
  202. S. 78, Zn. 2200-2203.
  203. S. 20, Zn. 427-445.
  204. S. 76, Z. 2122.
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  206. S. 45, Zn.1150-1154.
  207. S. 45, Z. 1194.
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  213. S. 74, Z. 2067; S. 106, Z. 3008.
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  215. S. 114, Z. 3282.
  216. S. 101, Z. 2875.
  217. S. 101, Zn. 2876-2882.
  218. S. 128, Z. 3714.
  219. S. 102, Z. 2895.
  220. S. 102, Zn. 2896-2898.
  221. S. 2906-2907.
  222. S. 102, Z. 2904.
  223. S. 119, Z. 3422.
  224. S. 101, Z. 2886.
  225. S. 5.
  226. S. 9, Zn. 91-92.
  227. S. 9, Z. 92.
  228. S. 9, Z. 93.
  229. S. 9, Zn. 93-94.
  230. S. 9, Z. 100.
  231. S. 9, Z. 105
  232. S. 9, Z. 107.
  233. S. 9, Zn. 112-113.
  234. S. 9, Z. 106.
  235. S. 9, Zn. 106-107.
  236. S. 117, Z. 3352.
  237. S. 117, Z. 3354.
  238. S. 25, Zn. 596-599.
  239. S. 123, Z.3542.
  240. S. 123, Zn. 3532-3533.
  241. S. 123, Z. 3548.

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