Aguda

Aguda

Agudat Jisra’el (hebr. אגודת ישראל) ist eine orthodoxe israelische Partei, die sich für den Einfluss der Tora und der jüdischen Gesetzgebung (Halacha) in der israelischen Gesellschaft einsetzt. Ursprünglich der Gründung eines jüdischen Staates abgeneigt, leistete die Partei durch die Organisation der Einwanderung von orthodoxen Juden in Palästina ihren Beitrag zur späteren Staatsgründung. Die grundsätzlich antizionistische Einstellung der Agudat Jisra’el änderte sich jedoch auch mit dem Eintritt in das politische System des Staates Israel nicht.

Vor der Gründung des Staates Israel

Die Aguda wurde am 28. Mai 1912[1] in Kattowitz gegründet. Als Sammlungsbewegung aller Kräfte des traditionell-orthodoxen Judentums führte sie Vertreter verschiedenster Richtungen, Chassidim, Mitnagdim, aber auch neo-orthodoxe Juden aus Deutschland zusammen. Das Bestreben, sich in einem Block zu sammeln, kann als Reaktion auf Befürchtungen des Rabbinats gegenüber dem Einfluss von Haskala und Moderne betrachtet werden. Vor dem zweiten Weltkrieg stand die Aguda dem Zionismus wegen dessen grundsätzlich säkularer Haltung ablehnend gegenüber. Der Masseneinwanderung nach Israel/Palästina standen die meisten Rabbiner kritisch gegenüber, manche hielten sie ausdrücklich für verboten. Infolge der Schoa wanderten die meisten Überlebenden nach Israel aus, obwohl auch einige in Europa verblieben.

Die Vereinigung gab das „Judisches Togblatt“ (Warschau, in jiddischer Sprache) und den „Israelit“ (Frankfurt/Main, deutsch) heraus.

Die radikal antizionistische Organisation Neturei Karta spaltete sich 1935 von der Agudat Jisra’el ab, weil ihr die Opposition der Agudat Jisra’el gegenüber der zionistischen Bewegung nicht weit genug ging.

Im Staat Israel

Der Vorstellung der Agudat Jisra’el nach kann eine nationale Erlösung nicht durch die politische Bewegung des Zionismus, sondern ausschließlich durch die Befolgung aller in der Tora verankerten religiösen Gebote (Mitzwot) erreicht werden. Dennoch versucht die Partei, größtmöglichen Einfluss auf die weltanschauliche Ausrichtung des Staates Israel auszuüben. Aus dem Kampf gegen den zionistischen Staat wurde im Rahmen der politischen Möglichkeiten mehr und mehr ein Kampf um den Staat Israel. Eines der Resultate dieses Versuchs war der mit David Ben-Gurion ausgehandelte Status quo, der den jüdischen Charakter des zionistischen Staates sichern sollte. Inhalt dieses Status-quo-Vertragswerks waren u.a. die Zusicherung, den Sabbat als nationalen Ruhetag zu verankern, und dass die Ehe- und Scheidungsjurisdiktion den rabbinischen Gerichten auf Basis der Halacha vorbehalten sei.

Um ihre politische Rolle zu stärken, schloss sich die Agudat Jisra’el mit anderen religiösen Parteien (Po’alei Agudat Jisra’el, Mizrachi und haPo’el haMizrachi) bei den Wahlen zur 1. Knesset zu einer gemeinsamen Wahlliste, der „Vereinigten Religiösen Front“, zusammen. Durch die spätere Auflösung dieser Vereinigung und die Bildung anderer religiöser Parteien blieb das politische Gewicht der Agudat Jisra’el bis 1981 relativ gering, sie konnte in Wahlen nie mehr als vier Parlamentssitze erringen. Trotzdem erlaubten es die politischen Bedingungen in Israel, dass die Partei teilweise für die Koalitionsbildungen entscheidend war. 1977 wurde die Partei erstmals an der Regierung beteiligt.

Im Jahre 1983 trennten sich die sephardischen Anhänger der Agudat Jisra’el und gründeten die „Schas“-Partei, wodurch die Mutterpartei auf nur zwei Parlamentssitze reduziert wurde.

1987 spaltete sich der Flügel der Mitnagdim ab und gründete die Partei „Degel ha-Tora“. Grund der Trennung war eine ins 18. Jahrhundert reichende erbitterte Gegnerschaft zwischen Mitnagdim und Chassidim.

Bei den Wahlen zur 14. Knesset erhielt das Wahlbündnis zwischen Agudat Jisra’el und Degel ha-Tora erneut vier Knesset-Sitze und war an der Regierung Benjamin Netanjahus beteiligt. In der vom Likud-Block angeführten Koalition nahm das Wahlbündnis in Bezug auf die Außen- und Sicherheitspolitik eine gemäßigte Position ein. Auch an der Regierung von Ehud Barak war sie bis 1999 beteiligt, entsandte allerdings keinen Minister in die Regierung.

Einzelnachweise

  1. Mordecai Naor: Eretz Israel, Könemann, Köln, 1998, ISBN 3-89508-594-4, Seite 58

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