- Enkomi
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Enkomi, griechisch Έγκωμη, ist eine bronzezeitliche Stadt im Osten der Mittelmeerinsel Zypern.
Inhaltsverzeichnis
Name
Wegen ihrer Größe und daher vermuteten Bedeutung wurde die Stadt von der älteren Forschung mit dem in ägyptischen und nahöstlichen Quellen genannten Alašija identifiziert; heute wird mitunter ganz Zypern mit Alašija gleichsetzt, auch eine Lage im Westen der Insel wird diskutiert.
Lage
Enkomi liegt im östlichen Zypern, etwa 7 km nördlich von Famagusta (Gazimağusa), in der fruchtbaren Mesaoria-Ebene. In der Antike war es durch den heute versandeten Fluss Pedhieos (Kanlidere) mit dem Meer verbunden.
Der Untergrund besteht aus quartären Kiesen, Sanden und Lehmen.
Geschichte
Ende der mittleren Bronzezeit löste Enkomi das 15 km entfernte Kalopsida als Machtzentrum ab. Die frühesten Funde stammen aus dem 17. vorchristlichen Jahrhundert. Seit ungefähr 1600 v. Chr. war die Stadt ein wichtiges Handelszentrum für den Export von Kupfer. Die frühe Phase zeigt starken ägyptischen Einfluss. E. J. Peltenburg[1] nimmt an, dass Enkomi zu dieser Zeit die Hauptstadt ganz Zyperns war, Keswani und R. S. Merrilees gehen von einer wesentlich kleinteiligeren politischen Gliederung aus. Ab dem 13. Jahrhundert v. Chr. (Phase LC IIC) entstanden an der Südküste zahlreiche weitere Handelszentren. Enkomi wurde um 1050 v. Chr. nach einem Erdbeben zugunsten des nahen Salamis verlassen. Auch das Versanden des Hafens wird eine Rolle gespielt haben.
Aufbau
Die Stadt war seit ca. 1200 v. Chr. von einer Mauer umgeben. Das Fundament bestand aus großen Steinen ('zyklopisches Mauerwerk'), darauf stand die eigentliche Mauer aus Lehmziegeln. Eine ähnliche Konstruktion findet sich in Palaiokastro in Westzypern. Die rechtwinkligen Straßen sind auf die Stadttore orientiert. An kommunalen Anlagen ist eine ausgefeilte Kanalisation hervorzuheben.
Kupferverarbeitung vor Ort wurde nachgewiesen und auch eine Schmiede ausgegraben. Auch hier finden sich Parallelen zu Kition, wo die Kupferverarbeitung sogar in einen Tempelbezirk eingegliedert war.
Die Häuser bestanden aus mehreren Räumen um einen zentralen Hof. Die Toten wurden unter den Fußböden der Häuser bestattet. Daneben gab es Tholoi aus Lehmziegeln.
In der Spätbronzezeit, die durch mykenischen Einfluss in der Keramik geprägt ist, entstanden mehrere aufwendige Quaderbauten aus Stein, bei denen es sich vielleicht um Lagerhäuser handelt. Ähnliche Bauten sind aus Maa und Kition bekannt. Die Gebäude sind nun insgesamt größer, palastähnliche Anlagen deuten auf zunehmende soziale Differenzierung.
Forschungsgeschichte
Seit 1896 führte das Britische Museum unter Leitung von A. S. Murray in Enkomi Ausgrabungen durch. Unter anderem wurden Bestattungen aufgedeckt, die Ausgräber hielten die Befunde für ein Gräberfeld, da sie die darüber befindlichen Häuser nicht erkannt hatten. Die Beigaben stammten größtenteils aus der Zeit der 18. Dynastie, also dem späten 14. und 13. Jahrhundert. Ab den 1930ern grub hier Claude F. A. Schaeffer, der vorher in Ugarit gearbeitet hatte. Er deckte die Häuser und Stadtmauern auf.
Funde
- Berühmt ist die Bronze-Statue des sogenannten "gehörnten Gottes" aus der Spätbronzezeit (1200-1150 v. Chr.). Er trägt einen kurzen Schurz und einen Hörnerhelm. Der Darstellung zeigt starken syrischen Einfluss und erinnert an den dortigen "schreitenden Gott", der meist als Wettergott gedeutet wird. Andere Forscher betonen die ägäischen Züge und sehen ihn als den arkadischen „Apollo Kereatas“, den Gott der Viehzucht, oder „Apollon Alasiotas“ an.
- Der bärtige Barren-Gott (Spätbronzezeit, 1200-1100 v. Chr.) aus Bronze steht auf einem ochsenhautförmigen Kupferbarren. Er trägt eine konische Kappe mit zwei kurzen Hörnern, Beinschienen, in den Händen Speer und Schild und wird manchmal als Kriegsgott angesprochen. Auch eine nackte weibliche Bronze-Figur auf einem Barren, jedoch ohne Fundort ist bekannt, die sogenannte Astarte.
- Eine Silberschale mit Einlagen aus Gold und Niello, die aus einem Grab (2/7) stammt, zeigt Stierköpfe und Blumen. Sie ähnelt einem Stück aus Dendra in Griechenland stark, einige Forscher nehmen sogar an, dass sie derselbe Handwerker herstellte. Sie wird in das 14. Jh datiert.
- einfache halbkugelige Goldschalen
- Ohrringe in Form von Stierköpfen (Bukranien)
- Zahlreiche Tontafeln in der zypriotischen Silbenschrift sowie Griffel.
- Fayence-Gefäße nach ägyptischem Vorbild, teilweise mit Lotusblüten verziert
Die Funde befinden sich im Britischen Museum, im Zypern-Museum in Nikosia und im St. Barnabas-Museum für Ikonen und Archäologie zwischen Salamis und Enkomi.
Literatur
- Jacques-Claude Courtois: Enkomi und Ras Schamra, zwei Außenposten der mykenischen Kultur, in: Ägäische Bronzezeit, hrsg. v. Hans-Günter Buchholz, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1987, S. 182-217. ISBN 3-534-07028-3
- Porphyrios Dikeos, Enkomi, Band I-III (Mainz, Zabern, 1969-1971).
- A. S. Murray: Excavations at Enkomi. In: A. S. Murray/A. H. Smith/H. B. Walters (Hrsg.), Excavations in Cyprus (London, British Museum, 1900).
- E. J. Peltenburg: From isolation to state formation in Cyprus: ca. 3500-1500 BC, in: Vassos Karageorghis/D. Michalides (Hrsg.), The development of the Cypriot economy from the prehistoric period to the present day, Nikosia 1999, S. 17-43.
- Claude F. A. Schaeffer: Nouvelles découvertes à Enkomi (Chypre). Comptes rendus, Académie des Inscriptions et Belles Lettres Paris, 1949.
- Claude F. A. Schaeffer: Enkomi-Alasia I, Paris 1952.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ E. J. Peltenburg, From isolation to state formation in Cyprus: ca. 3500-1500 BC, in: Vassos Karageorghis/D. Michalides (Hrsg.), The development of the Cypriot economy from the prehistoric period to the present day, Nikosia 1999, S. 17-43
35.16611111111133.870277777778Koordinaten: 35° 9′ 58″ N, 33° 52′ 13″ OKategorien:- Archäologischer Fundplatz auf Zypern
- Antike zypriotische Stadt
- Bronzezeit
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