- Ernst Bauer (Widerstandskämpfer)
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Ernst Bauer (* 1917 in Ulm; † 1991 in Ulm) war ein Ulmer Jugendlicher, der sich dem NS-Regime aktiv widersetzte und dafür u. a. mit Verhaftung, einem Gerichtsverfahren, Gefängnisstrafe und anschließender jahrelanger politischer Überwachung bestraft wurde. Er wird in der Ulmer DenkStätte Weiße Rose portraitiert.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung am 30. Januar 1933 setzte sich Ernst Bauer als 16-jähriger in seinem Tagebuch mit den 25 Punkten des nationalsozialistischen Parteiprogramms[1] auseinander. Er fragte, wohin die neue Regierung führe. Im Gegensatz zu den meisten Jugendlichen misstraute er den Naziparolen.
Inhaltsverzeichnis
Politischer NS-Widerstand
Ernst Bauer war politisch aktiv. So hatte er Verbindung zum Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD). Er war empört, als der Verband am 14. März 1933 auch in Württemberg verboten wurde und viele Mitglieder sogar ins KZ Heuberg in »Schutzhaft« kamen. »Er musste etwas tun« und engagierte sich deshalb beim Wiederaufbau des KJVD im Untergrund. Er wurde Leiter einer Ulmer Stadtteilgruppe und bemühte sich auch in Heidenheim um die Neuorganisation. Er verteilte das inzwischen illegale KPD-Heft »Das Tribunal« per Fahrrad in Laupheim und Biberach an der Riß.
Gleichzeitig war er Mitglied im Christlichen Verein Junger Männer (CVJM). Ernst Bauer spürte, dass Nationalsozialismus und christlicher Glaube nicht zu vereinbaren seinen. Er entrüstete sich über SA-Uniformen im Münstergottesdienst. Sein Anliegen war »christliche, kommunistische und sozialistische Jugendliche miteinander ins Gespräch zu bringen«.
Bauer erinnert sich: »Ich führte ein Leben in Gegensätzen. Mit der Sammelbüchse für die Innere Mission und dem Sammelauftrag der Roten Hilfe von Haus zu Haus unterwegs, versuchte ich, beide Kassen zu füllen und auch richtig abzuliefern.« Bei Frauen beispielsweise sammelte er mit der Missionsbüchse, ältere Arbeiter bat er um Geld für die Familien inhaftierter Genossen.
1933 nahm er am Pfingstlager des Ulmer CVJM auf der Münsinger Alb teil. Dem KJVD berichtete er über seine Beobachtungen auf dem Truppenübungsplatz Münsingen (Württemberg). »Das ist die Vorbereitung eines Krieges gegen die Sowjetunion«, war sein Eindruck. Dieser Bericht gelangte in die Hände der Gestapo.
Verhaftung und Repressalien durch die Nazis
Ernst Bauer wurde am 13. Juli 1933 um 6:30 Uhr festgenommen. Für den erst 16-jährigen begann eine Zeit größter Ungewissheit und Belastungen. Er verbrachte vier Wochen in Einzelhaft, litt dann unter der Zusammenlegung mit Kriminellen, besonders aber unter der entwürdigenden Behandlung durch das Wachpersonal. Bauer wusste nicht, ob und wann ihm der Prozess gemacht würde, wie lange er inhaftiert bliebe.
Im Januar 1934 wurde Ernst Bauer vom Sondergericht Stuttgart zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Mit ihm saßen zwei weitere Ulmer auf der Anklagebank, Emil Thierer und Hans Hörmandinger. Nach seiner Freilassung war Bauer weiteren Repressalien ausgesetzt. er durfte nicht an seine Schule zurück. Die Prüfung zur mittleren Reife konnte er nur unter großen Schwierigkeiten als Externer ablegen.
Nach Abschluss einer Buchhandelslehre bekam er zunächst keinen Arbeitsplatz, weil er als politisch Verurteilter das nötige »Arbeitsbuch« nicht erhalten hatte. Schließlich stellte ihn ein Freiburger Buchhändler dennoch ein. Noch als Soldat wurde er jahrelang politisch überwacht.
Nach 1945
Nach dem Krieg gründete Ernst Bauer in Ulm den Aegis-Verlag, der sich dem Aufbau demokratischer Kulturarbeit widmete. Typisch für die Nachkriegsjahre war, dass viele Zeitgenossen in ihm vor allem den »Kommunisten« und nicht den Gegner Hitlers sahen. Ernst Bauer starb 1991 in Ulm.
Einzelnachweise
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