Ernst Friedrich

Ernst Friedrich

Ernst Friedrich (* 25. Februar 1894 in Breslau; † 2. Mai 1967 in Le Perreux-sur-Marne, Frankreich) war ein anarchistischer Pazifist (vgl. auch Anarchopazifismus).

Inhaltsverzeichnis

Wirken

Während des Ersten Weltkrieges wurde er wegen Sabotage zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Nach dem I. Weltkrieg war er Organisator der „Freien Jugend“ in Berlin, die ab 1923 in der Syndikalistisch-Anarchistischen Jugend Deutschlands (SAJD) aufging, einer anarchosyndikalistischen Jugendbewegung, die sich sehr stark für den Antimilitarismus einsetzte. In der Zwischenkriegszeit engagierte er sich politisch, agitatorisch und künstlerisch gegen den Krieg, er war unter anderem Redner auf der Anti-Kriegskundgebung vor dem Berliner Dom am 31. Juli 1921 mit über 100 000 Demonstranten.

Gedenktafel in Berlin-Mitte (Parochialstr. 1-3)

Sein bekanntestes Buch Krieg dem Kriege aus dem Jahr 1924 zeigt eine Bilderdokumentation der Schrecken des Krieges. Er war unter anderem eng mit Henry Jacoby und Erich Mühsam befreundet. Jacoby schildert ihn rückblickend als „Apostel einer radikalen Jugendbewegung, Verkünder eines herrschaftslosen Sozialismus (und) aggressiver Antimilitarist“. Den politischen Gefangenen in der Weimarer Republik, unter anderem eben Erich Mühsam widmete Ernst Friedrich als Herausgeber der Zeitschrift „Freie Jugend“ 1924 (Nr.7) ein Sonderheft. 1925 gründete er das Anti-Kriegs-Museum in Berlin.

1930 wurde er erneut wegen seiner politischen Aktivitäten zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Schon vor der Machtübernahme 1933 terrorisierten ihn die Nazis. Nach dem Reichstagsbrand wurde er am 28. Februar 1933 verhaftet. Das Museum wurde von den Nazis zerstört und zu einem SA-„Sturmlokal“ gemacht. Nach seiner Freilassung floh er im Dezember 1933 durch Europa. 1936 eröffnete er in Brüssel ein neues Museum, das allerdings die deutschen Truppen nach ihrem Einmarsch 1940 erneut zerstörten. In Frankreich geriet Ernst Friedrich im Juni 1940 in Gefangenschaft und konnte erst 18 Monate später nach Vichy-Frankreich fliehen. Dort wurde er 1943 von der Gestapo aufgespürt. Nach seiner erneuten Flucht schloss er sich der Résistance an.

1954 baute er in Le Perreux-sur-Marne bei Paris ein internationales Jugendbegegnungszentrum auf.

In Berlin wurde das Anti-Kriegs-Museum 1982 wiedergegründet.

Werke

  • Proletarischer Kindergarten. Ein Märchen- und Lesebuch für Kinder. Berlin 1921.
  • Krieg dem Kriege!, Band 1 (Erstauflage 1924, diverse Auflagen, zuletzt DVA, München 2004.)
  • Krieg dem Kriege, Band 2, Berlin 1926.
  • Festung Gollnow, Berlin 1932.
  • Vom Friedensmuseum ... zur Hitlerkaserne. Ein Tatsachenbericht über das Wirken von Ernst Friedrich und Adolf Hitler, St. Gallen 1935 (Libertad Verlag, Berlin 1978).

Herausgeber der Zeitschriften:

  • Freie Jugend (1919-1926) (Auflage bis zu 40.000 Stück).
  • Schwarze Fahne (1925-1929)

Literatur

  • Ulrich Linse: Ernst Friedrich zum 10. Todestag. Verlag Europäische Ideen, Heft 29/1977 (Hg.: Andreas W. Mytze)
  • Ulrich Linse: Die anarchistische und anarcho-syndikalistische Jugendbewegung, 1918-1933. dipa Verlag, Frankfurt 1976.
  • Thomas Kegel: Krieg dem Krieg! Ernst Friedrich - Anarchist und revolutionärer Antimilitarist.Zeitschrift Graswurzelrevolution Heft 115, Juni 1986. Hamburg.
  • Ulrich Klemm: Ernst Friedrich. Anarchistische Pädagogik in Aktion. in:
  • Ulrich Klemm (Hg.:): Anarchismus und Pädagogik. Studien zur Rekonstruktion einer vergessenen Tradition. Seite 126 ff. Dipa Verlag, Frankfurt 1991.
  • Ulrich Klemm: Ernst Friedrich. Eintrag im: Lexikon der Anarchie (Hrsg. Hans Jürgen Degen), Bösdorf/Plön 1993 ff. Verlag Schwarzer Nachtschatten.
  • Nicolas Offenstadt, L’image contre la guerre. Autour d’Ernst Friedrich, in Voir. Ne pas voir la guerre. Histoire des représentations photographiques de la guerre, Paris, Somogy, éditions d’Art/BDIC, 2001, p. 271-275.
  • Tommy Spree: Ich kenne keine 'Feinde'. Der Pazifist Ernst Friedrich. Ein Lebensbild. Anti-Kriegs-Museum, Selbstverlag, Berlin 2000.

Weblinks


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