Ernst Friedrich Carl Rudorff

Ernst Friedrich Carl Rudorff
Ernst Rudorff-Briefmarke, 1990

Ernst Rudorff (* 18. Januar 1840 in Berlin; † 31. Dezember 1916 ebenda) war ein deutscher Komponist, Musikpädagoge und Naturschützer.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Ernst Rudorff war von Beruf Kunstpädagoge und Professor an der Königlichen Hochschule für Musik in Berlin-Charlottenburg. Einen großen Teil seiner Jugendzeit verbrachte er auf dem elterlichen Gut Knabenburg in Lauenstein, einem Dorf im Bergland von Südhannover, inmitten schönster Natur und bäuerlicher Kultur.

Als reifer Mann erlebte er den Einbruch der „neuen Zeit“ in dieses Jugendland; Verkoppelung und Gemeinschaftsteilung in der Dorfmark machten auch vor dem eigenen elterlichen Gut nicht Halt.

Er rettete in zähem Kampf die alten Eichen an einem Fußweg, verhinderte, dass in einem Wiesentälchen Koppeln eingerichtet wurden und schuf dort Waldränder, Hecken, Galeriewälder entlang des Bachs und erreichte, dass artenreiche Wiesengründe entstanden. Dann setzte er in dem schon umgelegten und verödeten Land durch, dass Bäume und Hecken gepflanzt wurden. Aus dem Siebengebirge brachte er unvergessliche Landschaftseindrücke mit in seine brandenburgische Heimat. Um 1886 forderte er in einer Eingabe die Schonung landschaftlicher Eigentümlichkeiten und in seinen Tagebüchern finden sich damals schon Gedanken über die Gründung eines „Vereins zum Schutze der Natur“.

1897 prägte Rudorff das Wort „Heimatschutz“ in einer ausführlichen Darstellung seiner Gedanken und Forderungen. Zusammen mit den beiden Artikeln im Grenzboten war dies der Anlass zur Gründung des Deutschen Bundes Heimatschutz am 30. März 1904. Einer seiner Mitarbeiter war Robert Mielke.

Werke

Rudorffs kompositorisches Werk ist der Musik der Romantik verpflichtet und zeigt u. a. den Einfluss Robert Schumanns. Er wird dem Kreis der sogenannten „Berliner Akademiker“ zugerechnet, zu welchem u. a. auch Friedrich Kiel, Max Bruch und Heinrich von Herzogenberg gehörten.

Orchesterwerke

  • Ouvertüre zu Ludwig Tiecks Märchen vom blonden Ekbert op. 8
  • Ouvertüre zu Otto von der Schütz op. 12
  • Ballade in drei Sätzen op. 15
  • Serenade Nr. 1 A-Dur op. 20
  • Variationen op. 24
  • Symphonie Nr. 1 B-Dur op. 31
  • Symphonie Nr. 2 g-Moll op. 40
  • Romanze für Violine und Orchester op. 41
  • Romantische Ouvertüre op. 45
  • Symphonie Nr. 3 h-Moll op. 50
  • Serenade Nr. 2 G-Dur op. 60

Kammermusik

  • Streichsextett A-Dur op. 5 (für 3 Violinen, Viola und 2 Violoncelli, 1865)

Vokalmusik

  • Der Aufzug der Romanze für Soli, Chor und Orchester op. 18 (nach Ludwig Tieck)
  • Vier Lieder für gemischten Chor op. 36 (An den Mond; An der Bergeshalde; Es pirscht ein Jäger; Frühlingsnetz)
  • Herbstlied op. 43
  • Gesang an die Sterne für sechs Stimmen und Orchester (nach Friedrich Rückert)
  • zahlreiche weitere Liedkompositionen

Bearbeitungen

  • Franz Schubert: Fantasie f-Moll für zwei Klaviere D 940, Bearbeitung für Orchester

Sammlung Rudorff

Von seinem Großvater mütterlicherseits, Carl Philipp Heinrich Pistor, erbte Rudorff eine bedeutende Sammlung von Musik-Autografen, die dieser von Felix Mendelssohn Bartholdy hatte ordnen lassen. Rudorff vergrößerte diese Sammlung noch. 1917 wurde sie von der Musikbibliothek Peters in Leipzig erworben und kam mit dieser zur Musikbibliothek innerhalb der Stadtbibliothek Leipzig. Zu ihren bedeutenden Unikaten zählen sieben Choralvorspiele von Johann Sebastian Bach, die erst 1985 von Franz Haselböck veröffentlicht wurden.

Literatur

  • Gert Gröning: Die „ächte, lebendige Pietät für die Natur“ als Mittel zur Sicherung der eigenen privilegierten Lage – Der Musiker Ernst Rudorff als Natur- und Heimatschützer. In: Musik und Biographie. Festschrift für Rainer Cadenbach. Hrsg. von Cordula Heymann-Wentzel und Johannes Laas. Würzburg 2004, S. 328–343.
  • Walther Schoenichen: Naturschutz, Heimatschutz. Ihre Begründung durch Ernst Rudorff, Hugo Conwentz und ihre Vorläufer. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1954 (Große Naturforscher, Band 16)
  • Nancy B. Reich: The Rudorff Collection. In: Notes. 2nd Ser., Vol. 31, No. 2, 1974, S. 247–261

Weblinks


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