- Erzähltechnik
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Die Erzähltechnik ist das Verfahren der Veränderung von Elementen der Wirklichkeit zum Zwecke der Darstellung eines fiktionalen Erzählgeschehens.
Elemente der Wirklichkeit: Daten, Orte, Fakten, Figuren, Äußerungen, Ereignisse, Zusammenhänge, werden durch Stil, Grammatik und Sprachpragmatik bearbeitet, verfremdet und verkleidet. Spezielle Signale, die unsere Erwartung an die Textklasse "Fiktion" programmieren, sind zum Beispiel keine sachlich konstatierende Sprachverwendung und relativierende Bezüge, evtl. ironisch gebrochener, subjektiver Stil.
Erzähltechniken lassen sich gliedern in Erzählsituation, Zeitstruktur des Erzählens und Rede- und Bewusstseinswiedergabe.
Inhaltsverzeichnis
Erzählsituation
Der "Erzähler" ist vom "erzählenden Autor" abzugrenzen, auch wenn der Prosaautor als faktischer Urheber des Erzähltextes präsent zu bleiben scheint und mitunter in jedem Werk auch autobiografische Anteile zu finden sind. Diese methodische Regel gilt selbst dann, wenn der Autor seinem Erzähler den eigenen Namen gibt. In dem Roman Das bin doch ich von Thomas Glavinic z.B. erzählt "Thomas Glavinic", er habe den ursprünglichen Artikel über sich bei Wikipedia selbst geschrieben und dabei, damit das nicht sofort auffalle, über einen seiner Romane Negatives geschrieben. Tatsächlich findet sich, wie jeder durch Lektüre der Versionsgeschichte des Artikels Thomas Glavinic feststellen kann, in der Urfassung keinerlei Negativkritik. Es ist also ausdrücklich davor zu warnen, Authentizitätsbeteuerungen des Erzählers blind zu vertrauen.
Der Erzähler kann als eine Art "Stellvertreter" angesehen werden, den der eigentliche Autor vorschiebt.
Bezüglich der Erzählsituation lässt sich ein Werk grundsätzlich unterscheiden dahingehend, ob sich ein Erzähler überhaupt „vernehmen“ lässt, also ob man den Eindruck hat, jemand erzähle kommentierend und erläuternd die vorliegende Geschichte (auktoriales Erzählen), oder ob man eher den Eindruck hat, das Geschehen werde „präsentiert“, ohne dass sich ein Erzähler vernehmen lässt (personale und neutrale Erzählform und Erzählerinstanz).
Bei letzterem lässt sich weiter unterscheiden, ob das Geschehen „von außen“, also ähnlich der Darstellung nach Aufnahme durch ein Kameraobjektiv, präsentiert wird („neutrales Erzählen“), oder ob das, was kommentarlos präsentiert wird , gerade die Innenwelt der Erzählfigur, ihre Gedanken, ihr „Bewusstsein“ ist („personales Erzählen“). Diese letztere Darstellung ist Kennzeichen des modernen Romans.
siehe auch
Zeitstruktur des Erzählens
Bei einer Analyse der erzählerischen Zeitordnung kann man unterscheiden zwischen
- Zeitdeckendem Erzählen (die erzählte Zeit und die Erzählzeit stimmen überein, siehe auch Szenische Darstellung)
- Zeitdehnendes Erzählen
- Zeitraffendes Erzählen
Eine lineare Zeitstruktur wird außerdem unterbrochen durch
Rede- und Bewusstseinswiedergabe
Die Personenrede kann wiedergegeben werden als
Das Personenbewusstsein kann des Weiteren dargestellt werden als
- Gedankenbericht, also im Prinzip indirekte Rede, die durch Verben des Denkens, Wahrnehmens oder Fühlens eingeleitet wird
- Erlebte Rede
- Selbstgespräch, bzw. stumme direkte Rede
- Stream of Consciousness
- innerer Monolog
Siehe auch
Literatur
- Martinez, Matias und Michael Scheffel. 2003 [1999]. Einführung in die Erzähltheorie. München: Beck.
- Vogt, Jochen. 1998 [1972]. Aspekte erzählender Prosa. Eine Einführung in Erzähltechnik und Romantheorie. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Kategorie:- Literarischer Begriff
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