- Indirekte Rede
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Die indirekte Rede ist ein Mittel zur distanzierten, berichtenden Wiedergabe von Äußerungen. Die Wiedergabe der Äußerung kann wortgenau oder verkürzt sein, oder einzelne Teile in anderer Reihenfolge als im Original wiedergeben. Die indirekte Rede wird nicht in Anführungszeichen gesetzt, sondern durch den Konjunktiv und häufig durch einen einleitenden Subjunktor gekennzeichnet. Die indirekte Rede kann auch mit Subjunktor und Indikativ benutzt werden, wenn der Verbindlichkeitsanspruch der Originaläußerung übernommen wird.
Neben der indirekten Rede gibt es die direkte Rede und die erlebte Rede.
Inhaltsverzeichnis
Vergleich direkte und indirekte Rede im Deutschen
Im Deutschen unterscheiden sich direkte und indirekte Rede wie folgt in sieben Punkten:
direkte Rede Beispiel indirekte Rede Beispiel Anführungszeichen Er sagte: „Sie hat kein Geld.“ keine Anführungszeichen Er sagte, sie habe kein Geld. keine Konjunktion Er sagte: „Sie hat kein Geld.“ Konjunktion dass oder keine Konjunktion Er sagte, dass sie kein Geld habe. Er sagte, sie habe kein Geld. Sprechpause (mündliche Sprache) Er sagte: (kurze Pause) „Sie hat kein Geld.“ keine Sprechpause Er sagte, dass sie kein Geld habe. Indikativ bzw. Modus der ursprünglichen Äußerung Er sagte: „Sie hat kein Geld.“ Konjunktiv (siehe auch unten: Modi) Er sagte, dass sie kein Geld habe. Er sagte: „Ich kann dir kein Geld mehr leihen.“ Umwandlung aller Pronomen auf die 3. Person bzw. Umstellung auf die Origo des Erzählers Er sagte, er könne mir/dir/ihm (je nach Perspektive) kein Geld mehr leihen. Matrixsatz für Zitat nötig (mit Zitatverb wie sagen, meinen, antworten, etc.) Er sagte: „Ich kann dir kein Geld mehr leihen.“ Matrixsatz kann wegfallen, wenn Sprecher bekannt Er könne mir kein Geld mehr leihen. Frage- oder Ausrufezeichen Er fragte: „Kannst Du mir Geld leihen?“ keine Frage- oder Ausrufezeichen Er fragte, ob ich ihm Geld leihen könne (hier: indirekte Frage). Steht in der direkten Rede der Konjunktiv II, wird die Ersatzform eingesetzt.
Er sagte: „Wie schön wäre es doch, wenn es wirklich einmal geschähe.“
Er sagte, wie schön es doch wäre, wenn es wirklich einmal geschehen würde.
Weitere Beispiele zur Modusänderung in der indirekten Rede im Deutschen
- Er sagte, er sei aus Berlin gekommen. (Zum Zeitpunkt der originalen Rede war er schon da.)
- Er sagte, er würde aus Berlin kommen. Er sagte, er werde aus Berlin kommen. (Zum Zeitpunkt der originalen Rede lag die Ankunft in der Zukunft.)
- Ich sagte damals, ich sei aus Berlin gekommen.
- Du sagtest doch, du kämest mit.
- Du sagtest doch, dass du mitkommen würdest. Du sagtest doch, dass du mitkämest.
- Du sagtest, du seiest mitgenommen worden.
Bei der direkten Rede wird die Aussage dagegen ohne Modusänderung wiedergegeben.
- Sie sagt: „Ich komme morgen aus Berlin.“
Oft wird in der Umgangssprache bei der indirekten Rede anstelle des Konjunktivs heute auch der Indikativ verwendet, z. B.
- Er sagte, er stamme aus Berlin. (mit Konjunktiv)
- Er sagte, er stammt aus Berlin. (mit Indikativ; umgangssprachlich)
Tempus
Das Tempus in der indirekten Rede bezieht sich auf den Zeitpunkt der Aussage. Es steht also im Präsens auch wenn die Situation in der Vergangenheit war:
- Als ich sie das letzte mal sah, sagte sie mir, sie sei schwanger, und sie war auch tatsächlich schwanger. Jetzt ist sie stolze Mutter einer Tochter.
- Er sagte mir, er habe all sein Geld verloren und könne mir deshalb nichts geben.
- Er erzählte mir, er werde nach Amerika auswandern, aber jetzt ist er wieder zurück in Europa.
Indirekte Rede in anderen Sprachen
Da das Deutsche den Konjunktiv vor allem zur Kennzeichnung der indirekten Rede verwendet, unterliegen viele Deutschsprachige dem Trugschluss, dass dieser Modus auch in anderen Sprachen die gleiche Funktion hat. Das ist aber nicht so. In anderen europäischen Sprachen wie Englisch, Französisch oder Dänisch wird nicht der Modus, sondern das Tempus des Zitatsatzes verändert. Dagegen gilt auch hier die Regel der Anpassung der Pronomen.
- He told me that he had lost all his money and could not give me anything.
Im Litauischen wird indirekte Rede mit infiniten Verbformen (z. B. Partizipien) ausgedrückt (s. Modus relativus).
In vielen anderen Sprachen ist der Unterschied zwischen direkter und indirekter Rede kaum stilistisch fassbar und weniger streng. So steht es dem Sprecher im Japanischen frei, Pronomen oder Modus zu ändern oder auch nicht.
Literaturbeispiel
Die Dialoge im Roman Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann sind durchgehend in indirekter Rede geschrieben.
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