Examination

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Albert Anker: Das Schulexamen (Öl auf Leinwand, 1862, Kunstmuseum Bern)

Eine Prüfung (mittelhochdeutsch brüeven im 12. Jahrhundert aus altfranzösisch prover zu lat. probare für gut/geeignet erachten; verwandt mit engl. prove und, weniger direkt, proof) ist eine Beurteilung einer Leistung.

Inhaltsverzeichnis

Begriffserklärung Prüfung (Examen)

Prüfungen sind arrangierte Situationen, in denen bestimmte Leistungsvollzüge provoziert werden, um diesen zugrundelegende Fähigkeiten, Wissen, Können und Dispositionen zu messen. Vom Ergebnis dieser Leistungsmessung wird ein Aussagewert über spätere (mögliche) Leistungen erwartet und häufig ist die Vergabe von Berechtigungen und Aufstiegsmöglichkeiten an sie geknüpft. Prüfungen sollen daneben aber auch informierend und aufklärend auf Lehrende und Lernende zurückwirken. Unterschieden werden Aufnahme-, Zugangs-, Eignungs- und Abschlussprüfungen (als Zwischenprüfung auch bei Erreichen von Zwischenzielen), z.B. Gehilfen-, Gesellen-, Meister-, Diplom-, Doktorprüfungen etc. Die Problematik der Prüfungen liegt in ihrem punktuellen Charakter (Augenblicks-Leistung), in der grundsätzlichen Fragwürdigkeit ihres Vorhersagewertes, in subjektiver und/oder nicht-standardisierter Bewertung der Prüfungsleistung und in den mit Prüfungen häufig verbundenen psychischen Stresssituationen. Um dieses Problem zu überwinden, werden gleitende Prüfungen vorgeschlagen, die Leistungen mehr im Längsschnitt erfassen.

Prüfungsformen

Man kann Prüfungsformen nach Thomas Tinnefeld in drei funktionale Typen aufteilen:[1]

  • diagnostische Prüfungen
  • prognostische Prüfungen
  • Selektionsprüfungen

Die diagnostischen Prüfungen setzen sich zum Ziel anhand einer Stichprobe aus dem Wissensinventar des Prüflings eine Aussage über dessen aktuelle Kompetenz auf dem geprüften Sachgebiet abzuleiten und diese zu zertifizieren. Diagnostische Prüfungen sind somit typische Abschlussprüfungen.

Die prognostischen Prüfungen hingegen leiten aus der erhobenen Stichprobe eine Aussage über den noch zu erwartenden Erfolg bei der weiteren Ausbildung des Prüflings ab. Die Prüfungsaufgaben müssen deshalb geeigneterweise auch so formuliert sein, dass sie Aussagen über eine Entwicklungsprognose zulassen. Prognostische Prüfungen sind somit typische Aufnahme- und Übergangsbeurteilungen.

Selektionsprüfungen hingegen testen negativ das fehlende Wissen eines Prüflings und ignorieren dabei dessen möglicherweise bestehende spezifische Kompetenz. Sie geben keinerlei Kompetenzbeschreibung, sondern suchen gezielt nach Kandidaten zur Auslese. Sie sind eigentlich keine Prüfungen im Sinne des Begriffs, sondern bloße Auswahlinstrumente. Selektionsprüfungen sind somit ein Mittel zur Kandidatenauswahl bei Ressourcenknappheit. Auch ein Bildungsquiz ist ein typisches Beispiel für eine Selektionsprüfung.

Neben konventionellen papierbasierten Prüfungsformen gelangen im Schulunterricht, an Hochschulen (zum Beispiel in Massenstudiengängen) oder bei Zertifzierungsprüfungen in der beruflichen Weiterbildung zunehmend elektronische Prüfungen zum Einsatz. Elektronische Prüfungstools lassen verschiedene Nutzungsformen zwischen Zugangs- und Einstufungstests, dem Self-Assessment von Lernenden sowie regulären Lernerfolgskontrollen zu. Im Bereich mündlicher Prüfungsformen existiert als digitale Variante die weniger stark verbreitete Videoprüfung.

Prüfungsmethoden

  • Praktische Prüfungen
    • Objective Structured Clinical Examination (OSCE)
    • Objective Structured Practical Examination (OSPE)
  • Mündliche Aufgaben
    • Triple jump exercise (TJE)
  • Schriftliche Aufgaben
    • Multiple choice question (MC/MCQ; Wahlantwortverfahren)
    • Essay question
      • Short essay question (SEQ, Kurzantwortverfahren)
      • Modified essay question (MEQ)
    • Short answer question
    • Schriftlich strukturierte triple jump exercise
  • Sonstige
    • Objective Structured Long Examination Record (OSLER)

Einsatzgebiete von Prüfungen als Leistungsnachweisen etc.

Siehe auch

Literatur

  • Friedhelm Beiner: Prüfungsdidaktik und Prüfungspsychologie: Leistungsmessung und Leistungsbewertung in der öffentlichen Verwaltung sowie in der beruflichen und allgemeinen Bildung. Köln u.a.: Heymann 1982 (Verwaltung und Fortbildung: Sonderheft, 7).
  • Sigrid Dany, Birgit Szczyrba, Johannes Wildt (Hrsg.): Prüfungen auf die Agenda! Hochschuldidaktische Perspektiven auf Reformen im Hochschulwesen. Bielefeld: W. Bertelsmann 2008 (Blickpunkt Hochschuldidaktik, Band 118).
  • Ulrich Gonschorrek: Prüferhandbuch: Grundsätze, Regeln und Hintergrundinformationen. Prüfungspsychologie, Prüfungsdidaktik, Prüfungsmethodik. Bremen: LTU-Vertriebsges. 1988.
  • Florian Keschmann: Prüfungen an Universitäten. Rechtscharakter − Rechtsschutz − Verfahren. Wien: Manzsche 2001.
  • Thomas Oakland, Ronald K. Hambleton (Hrsg.): International Perspectives on Academic Assessment. Berlin: Springer Netherland 1995 (Evaluation in Education and Human Services, 39).
  • Hans-Werner Prahl: Prüfungssysteme und Prüfungsreformen an den Hochschulen in der BRD. Hamburg: Arbeitsgemeinschaft für Hochschuldidaktik 1980.
  • Thomas Tinnefeld: Prüfungsdidaktik. Zur Fundierung einer neuen wissenschaftlichen Disziplin – am Beispiel der modernen Fremdsprachen. Aachen: Shaker 2002 (Sprache & Kultur).
  • Klaus Wannemacher: Computergestützte Prüfungsverfahren. In: Michael H. Breitner, Beate Bruns, Franz Lehner (Hrsg.): Neue Trends im E-Learning. Aspekte der Betriebswirtschaftslehre und Informatik. Heidelberg: Physica 2007, S. 427-440.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thomas Tinnefeld: Prüfungsdidaktik. Aachen: Shaker 2002.

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