Excerpta Latina Barbari

Excerpta Latina Barbari

Die Excerpta Latina Barbari (= lateinischer Textauszug eines Barbaren) oder Excerpta Barbari sind eine lateinische Übersetzung eines früheren Geschichtswerks. Das Werk beginnt mit Adam und endet 387 n. Chr.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau der Schrift und Editio princeps

Die Schrift besteht aus drei Abschnitten: der erste ist eine Weltgeschichte von Adam und Eva bis Kleopatra (31 v. Chr.) mit zusätzlichen Daten aus der griechischen und römischen Profangeschichte. Es folgt eine Liste nichtjüdischer Regenten mit einem Verzeichnis der Hohenpriester und den römischen Kaisern bis Anastasios. Den Abschluss bildet eine lückenhafte Fastenchronik von Caesar bis 387. Der ursprünglich griechische Text stammte aus dem 5. Jahrh. n. Chr. Er wurde in Alexandria zur Zeit des oströmischen Kaisers Zenon oder Anastasios I. verfasst. Um 700 wurde der Text von einem unbekannten merowingischen Autor aus dem Griechischen ins Lateinische übertragen. Hierbei unterliefen ihm aber viele Fehler, die zeigen, dass er weder Griechisch noch Latein gut beherrschte.

Trotzdem erkannte Joseph Justus Scaliger Anfang des 17. Jahrh. n. Chr. die Bedeutung des Textes. Ihm war aufgefallen, dass die angegebenen Regierungszeiten der Könige denen des Sextus Iulius Africanus entsprachen. Da das Werk des Africanus verloren ist und nur indirekt über andere Geschichtsschreiber erhalten ist, bilden die Excerpta Latina Barbari eine willkommene Ergänzung. Deshalb veröffentlichte Scaliger im Jahre 1606 in seinem Thesaurus Temporum diese Schrift.

Die Excerpta Latina Barbari sind der älteste Text, in dem die Namen der Heiligen Drei Könige genannt werden: Bithisarea, Melichior und Gathaspa.

Geschichte des Manuskripts

Der zugrundeliegende griechische Text eines unbekannten Autors bezog sich auf die Chronik des Hippolyt von Rom unter Einbeziehung der Daten von Africanus. Die Kenntnisse des Übersetzers reichten nur für eine vulgärlateinische Fassung. Er beendete jedoch seine Arbeit nicht, so bricht der Text abrupt im Jahre 387 n. Chr. ab.

Das erhaltene Manuskript, eine Abschrift des verlorenen, bebilderten Originals, ist in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts in der Abtei Corbie unter Verwendung von Unziale und einer Minuskel vom Maurdramnus-Stil geschrieben worden. Zum ursprünglichen Titel Chronica universalis Alexandrina latina setzte im 9. Jahrh. n. Chr. die Hand eines Bibliothekars des Kloster in karolingischer Minuskel den Titel "Cronica Georgii Ambianensis episcopi" (Chronik von Georg, Bischof von Amiens) und wenig später den Untertitel "vel sicut alii dicunt Victoris Turonensis episcopi" (oder wie andere sagen des Viktor, Bischof von Tours). Diese irrige Zuschreibung – es gibt in Tours keinen Bischof mit Namen Viktor – meint wahrscheinlich den nordafrikanischen Victor, Bischof von Tunnuna, ebenfalls Autor einer Chronik.

Später kam die Handschrift an die Familie Dupuy. Claude Dupuy vererbte sie an seine beiden Söhne Pierre Dupuy und Jacques Dupuy. Da beide Bibliothekare an der Bibliothek des Königs von Frankreich waren, vermachte Jacques nach Pierres Tod 1652 ihre Bücher an diese, von der sie nach Jacques' Tod 1657 übernommen wurden[1]. Heute befindet sich das Manuskript im Besitz der Bibliothèque nationale de France unter der Bezeichnung Paris. lat. 4884.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Davon künden auch die alten Signaturen Frères Dupuy 133 (ancienne cote) und Regius 4901 (ancienne cote)

Weblinks


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