- FINO-Forschungsplattformen
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Zur Forcierung der Offshore-Windenergie sollten im Rahmen des Zukunftsinvestitionsprogramms ZIP aus den Erlösen des Verkaufs von UMTS-Lizenzen ab 2001 15,4 Mio. Euro bereitgestellt werden. Mit diesen Mitteln sollten drei Forschungsplattformen in Nord- und Ostsee (FINO) gebaut und betrieben werden. Dazu heißt es im Strategiepapier der Bundesregierung zur Windenergienutzung von 2002:
Nach Abstimmung mit den betroffenen Ressorts sollen im Laufe des Jahres 2002 in drei potenziellen Eignungsgebieten und in unmittelbarer Nähe von geplanten und beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie beantragten größeren Offshore-Windparks drei Offshore-Forschungsplattformen errichtet werden:
In der Nordsee rd. 40 km nördlich der Insel Borkum und rd. 70 km westlich der Insel Sylt sowie in der Ostsee eventuell rd. 40 km nördlich der Insel Rügen. Mit Hilfe dieser Forschungsplattformen werden folgende Untersuchungen durchgeführt:
- Im Auftrag des BMWi Messungen der Windstärke und Turbulenzen in Abhängigkeit von der Höhe, der Wellenhöhe, der Stärke der Meeresströmungen und der Beschaffenheit des Meeresuntergrundes;
- Im Auftrag des BMVBW Messungen der Dichte des Schiffsverkehrs in der Umgebung der Offshore-Forschungsplattformen;
- Im Auftrag des BMU ökologische Begleitforschung unter anderem zu Fragen des Vogelzugs, des Schweinswalvorkommens, der Benthosgemeinschaften und der Vermeidung von Umweltschäden durch Schiffskollisionen.
Bereits 2001 wurde die Germanische Lloyd WindEnergie GmbH (GL) mit der Projektierung dieser Forschungsplattformen betraut. Schon vor dem Bau der ersten war jedoch klar, dass die Mittel nicht für zwei weitere Plattformen ausreichen würden. Zunächst wurde daher der Bau der Ostsee-Plattform zurückgestellt und die Ausschreibung einer zweiten Plattform in der Nordsee als FINO 2 vorbereitet − doch auch hierzu kam es nicht mehr. Diese beiden Plattformen konnten letztlich nur durch das finanzielle Engagement der betreffenden Länder Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein noch realisiert werden.
Inhaltsverzeichnis
FINO 1
Projektleitung Germanischer Lloyd GB Windenergie Steinhöft 9 20459 Hamburg Forschungsprojekte - Deutsches Windenergie-Institut (DEWI) (Wetter und Belastung an der Plattformkonstruktion)
- Deutscher Wetterdienst (Meteorologie)
- BSH (Hydrographie)
- ISEB, Uni Hannover (Hydro)
- Wasser- und Schifffahrtsdirektion (WSD) (Schiffsverkehr)
- Vogelwarte Helgoland (Vogelzug)
- Nationalparkamt Wattenmeer (MINOS)
- Alfred-Wegener-Institut (AWI) (Beofino)
- Inst. f. Ostseeforschung (Beofino)
- ITAP Oldenburg (Schall)
- ISD, Uni Hannover (Schall)
Förderung durch - Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Projekt
- Die erste Plattform wurde 2002 im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie ausgeschrieben. Vorausgegangen waren bereits Bodenuntersuchungen im Herbst 2001. Der GL koordinierte das Projekt, die IMS Ingenieurgesellschaft führte die Planung durch und die F+Z Baugesellschaft erhielt nach Ausschreibung den Bauauftrag.
- FINO 1 wurde im Juli 2003 errichtet, anschließend der Regelbetrieb durch den GL aufgenommen. Nach Abschluss der ersten Projektphase wurde die Plattform 2005 an den Bund übergeben. Der Betrieb wird jedoch weiter vom GL bzw. einer Tochtergesellschaft übernommen.
Standort
- Die Plattform steht in der Nordsee am Borkumriff (Koordinaten: 54° 00,86’ N - 006° 35,26’ E). Direkt östlich davon befindet sich das Offshore-Windpark-Testfeld „alpha ventus“.
Konstruktion
- Die Konstruktion ist auf einem Jacketfundament gegründet und besteht neben dem Arbeitsdeck von 16 x 16 m aus einem Helideck und einem Windmessmast.
Forschungsschwerpunkte
- Die Forschungsschwerpunkte liegen bei Meteorologie, Schiffsverkehr, Benthos, Vogelzug.
FINO 2
Projektleitung Schifffahrtsinstitut Warnemünde e.V. Richard-Wagner-Straße 31 18119 Rostock-Warnemünde Forschungsprojekte - Schifffahrtsinstitut (Schiffsverkehr)
- IfaÖ (Vogelflug, Benthos)
- WindConsult (Meteorologie)
Förderung durch - Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
- Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern
Projekt
- Die zweite Plattform wurde 2005, finanziert durch das Land Mecklenburg-Vorpommern und das BMU, vom Schifffahrtsinstitut Warnemünde in Angriff genommen.
- Das Rostocker Planungsbüro Inros-Lackner AG übernahm die Entwurfsplanung, Ausschreibung und Bauüberwachung bis zur Fertigstellung durch die ArGe F+Z/Aarsleff im Juli 2007.
Standort
- Der Standort liegt 35 km nördlich von Rügen in der Nähe des geplanten Offshore-Windparks Kriegers Flak (Koordinaten: 55° 00,42’ N, 013° 09,25’ E).
Konstruktion
- FINO 2 ist eine Monopile-Konstruktion. Bei ihrer Auslegung mussten insbesondere auch Eislasten berücksichtigt werden. Das Deck ist etwa 12 x 12 m groß und trägt einen 90 m hohen Messmast.
Forschungsschwerpunkte
- Die Forschungsschwerpunkte liegen bei Meteorologie, Schiffsverkehr, Benthos.
FINO 3
Projektleitung Forschungs- und Entwicklungszentrum Fachhochschule Kiel GmbH Schwentinestr. 24, 24149 Kiel Forschungsprojekte - TU Braunschweig (Pfahlgründungen)
- FH Kiel (Blitze)
- FH Kiel (Turbulenz)
- CAU Kiel (Seismik)
- GKSS Research Centre (Brechverhalten)
- Windtest KWK (Meteorologie)
- BSH (Hydrographie)
- Vogelwarte Helgoland (Vogelzug)
Förderung durch - Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
- Europäische Kommission
- Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Verkehr Schleswig-Holstein
Projekt
- Die Projektidee „Neptun – Nordsee Entwicklungsplattform für Technologie und Naturschutz“ wurde Ende 2004 vom Forschungs- und Entwicklungszentrum Fachhochschule Kiel GmbH (FuE FH Kiel GmbH) aufgegriffen und vorangetrieben.
- Ein erster Antrag auf Förderung wurde Anfang 2005 gemeinsam mit einer Vielzahl wissenschaftlicher Forschungsanträge beim BMU und dem Land Schleswig-Holstein gestellt und etwa ein Jahr später lagen Zuwendungsbescheide über Förderungen von insgesamt 7,3 Mio. Euro vor.
- Nach einem halben Jahr Vorplanungsphase wurde im Herbst 2006 das Ausschreibungsverfahren gestartet. Nach dessen Abschluss wurde die Ed. Züblin AG im Juli 2007 mit Detailplanung und Bau beauftragt.
- Die Rammarbeiten am Standort fanden ab 27. Juli 2008 statt. Die Aufnahme des Regelbetriebes durch die FuE FH Kiel GmbH war für Oktober 2008 vorgesehen, aber die Montagearbeiten der Aufbauten sind u.a. wegen Wetterproblemen auf 2009 verschoben worden.
- Am 31. August 2009 wurde die Forschungsplattform in Betrieb genommen.
Standort
- Die Plattform steht ca. 80 km westlich der Insel Sylt (Koordinaten: 55° 11,7’ N - 007° 09,5’ E) in unmittelbarer Nähe der Windparkprojekte DanTysk, Sandbank24 und Nördlicher Grund.
Konstruktion
- FINO 3 wurde auf einem Monopile (Gewicht: ca. 315 t) gegründet und mit einem Helideck ausgerüstet (Gesamtgewicht: ca. 600 t). Der auf dem 13 x 13 m großen Arbeitsdeck installierte ca. 85 m hohe Messmast ist mit einer 15 m langen Blitzfangstange ausgerüstet, so dass das Bauwerk eine Gesamthöhe von 120 m über Seekartennull erreicht.
- Auf dem Arbeitsdeck stehen zwei 20’-Container für Messtechnik und Energieversorgung sowie ein 10’-Tankcontainer. Die Wassertiefe am Standort beträgt 23 m und der Monopile wurde mit ca. 6500 Rammschlägen ca. 30 m tief in den Meeresboden getrieben.
Forschungsschwerpunkte
- Die Forschungsschwerpunkte der ersten Messphase liegen bei Gründungsverhalten, Blitzschutz, Meteorologie u.a. Die Plattform steht für weitere Forschungs- und Entwicklungsprojekte auch kleinerer und mittlerer Unternehmen (KMU) zur Verfügung.
techn. Überblick über die drei FINO-Forschungsplattformen Merkmal FINO 1 FINO 2 FINO 3 Standort Nordsee (nördl. Borkum) Ostsee (nördl. Rügen) Nordsee (westl. Sylt) Wassertiefe / max. Wasserstand 28 m / + 5,7 m ~24 m ~22 m / + 4,5 m 100-Jahreswelle 17 m 11,5 m ~18,5 m Gründungsart Jacket Monopile gerammt Monopile gerammt Pfahldurchmesser / -wandstärken 4 x 1 m / 28 mm 3,3−2,5 m / 63 mm 4,7−2,7 m / 65 mm Pfahleinbindetiefe 4 x 30 m 25 m 30 m Fläche Arbeitsdeck 16 x 16 m² 12,2 x 12,2 m² 13 x 13 m² Deckshöhenlage 20 m ü. SKN 10 m ü. SKN 21,5 m ü. SKN Hauptzugang über Helideck Bootsanleger Helideck Messmast Bauweise vierstielig, geschweißt vierstielig, geschweißt dreistielig, verschraubt Mastbasisbreite / -höhe 4 m / 84 m 4,5 m / 90 m 6 m / 85 m Gesamthöhe ü. SKN 101,5 m 100 m 120 m Datenübertragung Richtfunk und Kurzwelle Satellit und Kurzwelle Satellit und Kurzwelle Energieversorgung 2 Diesel-Gensets 2 Diesel-Gensets 4 Diesel-Gensets Tankkapazität (Diesel) 10 m³ 15 m³ ≥10 m³ Weitere Informationen
Alle Plattformen befinden sich außerhalb der 12-Seemeilen-Zone, d.h. in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Bundesrepublik Deutschland.
Forschungsplattformen sind lt. Seeanlagenverordnung nicht genehmigungspflichtig, sofern sie nicht wirtschaftlichen Zwecken dienen und die Errichtung vor dem 31. Dezember 2008 begann. In diesem Fall sind sie allerdings der zuständigen Genehmigungsbehörde, dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), anzuzeigen.
Weblinks
Quellen
- (2002); Strategiepapier der Bundesregierung zur Windenergienutzung
- Retzlaff (2006); Research Platform FINO 2 – an Engineering Structure for the Investigation of Climatic, Avifaunistic and Marine Biological Data in the Baltic Sea; Third Chinese-German Joint Symposium on Coastal and Ocean Engineering
Kategorien:- Offshore-Windenergietechnik
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- Meteorologische Beobachtungseinrichtung
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