- Seekartennull
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Das Seekartennull (Abk. SKN; engl. Chart Datum) oder kurz Kartennull ist eine Bezugsfläche. Angaben zu Wassertiefen in Seekarten und Gezeitentafeln beziehen sich darauf. Dabei ist jeder Karte ein bestimmtes Seekartennull zugeordnet. Bei Gezeitengewässern wird angestrebt, einen möglichst niedrigen Wasserstand als Seekartennull festzulegen. Dadurch werden bei den Tiefenangaben auch in Gezeiten-Revieren immer Mindestwassertiefen angezeigt.
Seekartennull darf nicht verwechselt werden mit Normalhöhennull (NHN), das für Landkarten verwendet wird.
Inhaltsverzeichnis
Springniedrigwasser
Traditionell wird als Kartennull das mittlere Springniedrigwasser (MSpNW) definiert - jener besonders niedrige Wasserstand, den das Ablaufen der Ebbe bei Voll- oder Neumond hinterlässt. Es liegt also annähernd um den halben Tidenhub unter dem mittleren Meeresspiegel, dem Geoid. Das MSpNW unterscheidet sich damit vom Höhenbezug der Landesvermessung um Beträge, die mehrere Meter übersteigen können.
Für die in Seekarten angegebenen Meerestiefen bzw. Tiefenlinien hat diese Festlegung gegenüber dem Normalhöhennull (resp. Meter über Adria oder anderen Pegeln) einen wesentlichen Vorteil: die Karte gibt die Mindestwassertiefe an, also jene Wassertiefe, die auch bei besonders niedrigem Niedrigwasser noch verbleibt.
Nachteilig an der Gleichsetzung SKN = MSpNW ist, dass sich der Höhenbezug von Staat zu Staat unterscheidet, wenn die Gezeiten unterschiedlich hoch sind. Es ist jedoch bei der Herausgabe der Seekarten üblich, dass von ausländischen Gewässern die dort geltenden Originaldaten übernommen werden, so dass eigene und fremde Karten für das gleiche Gebiet auch gleiche Tiefen angeben.Lowest Astronomical Tide
In Deutschland und den Nordsee-Staaten ist das Seekartennull seit 2005 als örtlich „niedrigst möglicher Gezeitenwasserstand“ bzw. „Lowest Astronomical Tide (LAT)“ definiert. Die LAT liegt noch etwas tiefer als MSpNW und wird auch von extremen Springtiden kaum noch unterschritten, sodass die Tiefenangaben in den Seekarten zu größerer Sicherheit für die Schifffahrt führen. Ferner schließt das neue Seekartennull negative Werte in den Gezeitentafeln aus.
Seine Abweichung vom Geoid ist allerdings vom örtlich variablen, maximalen Tidenhub abhängig, sodass Seekartennull keine generelle Niveaufläche darstellt. An der deutschen Nordseeküste ist es um gut einen halben Tidenhub niedriger als Normalhöhennull (NHN), was z.B. in Cuxhaven 2,1 m ausmacht. An der Küste der Ostsee stimmen Normalhöhennull und Seekartennull überein.
Früher war das Seekartennull auch in der deutschen Nordsee als das örtliche mittlere Springniedrigwasser (MSpNW) definiert. Seit 2005 werden in allen Nordsee-Anrainerstaaten die Seekarten auf ein einheitlich definiertes Seekartennull umgestellt, eben das LAT, das als örtlich astronomisch niedrigst möglicher Gezeitenwasserstand berechnet wird.
Eingeführt wurde LAT als neues SKN zur Vereinheitlichung der Tiefenangaben in weltweiten elektronischen Seekarten (ECDIS), zuerst in der Nordsee durch die „Nordseehydrografische Konferenz“. Diese Idee wurde von der IHO übernommen und als weltweite Empfehlung für alle Mitgliedsstaaten ausgesprochen. Alle Gewässer mit einem Tidenhub größer als 30 cm sollen ihr Seekartennull auf LAT beziehen. Für Gewässer mit einem Tidenhub kleiner als 30 cm gilt der Mittlere Wasserstand als SKN.
Mittlerer Wasserstand
Für Küstengewässer ohne Tideneinfluss (Tidenhub geringer als 30 cm) gilt der Mittlerere Wasserstand (MW) als Seekartennull. Darunter versteht man das arithmetische Mittel aller Wasserstände über einen gemittelten Zeitraum (in Deutschland 19 Jahre).
Auch für Seekarten der Ostsee, als beinahe gezeitenfreiem Gewässer, wird in der Regel der mittlere Wasserstand als Seekartennull gewählt. Eine Umstellung auf LAT ist nicht vorgesehen.
SKN in Flüssen
In Flussmündungen und dem unteren Verlauf von Binnenwasserstraßen wird SKN als waagerechte Bezugsfläche festgelegt. Diese bezieht sich je nach Staat auf unterschiedliche Bezugswerte. In Deutschland wird für Binnenwasserstraßen an der Nordseeküste LAT verwendet, für solche an der Ostseeküste MW.
SKN in Europa
Land SKN Abweichung von LAT Abweichung von WGS 84 Deutschland Nordsee LAT Deutschland Ostsee MW Großbritannien LAT Frankreich Atlantik LAT Frankreich Mittelmeer Belgien MSpNW +10 bis +25 cm Niederlande LAT Dänemark West MSpNW Dänemark Ost MW Norwegen Nord, Mitte LAT Norwegen Süd LAT –20 bis –30 cm Schweden LAT Spanien Atlantik LAT Spanien Mittelmeer Portugal LAT –0 bis –20 cm Italien Kroatien LLWS Griechenland Polen Russland NNW Estland Lettland Litauen Es gibt keine internationale oder europäische Behörde, die das SKN festlegt. In der IMO erarbeitet die „Tidal Working Group“ Vorschläge an die Mitgliedsstaaten mit dem Ziel einer Vereinheitlichung zur Vereinfachung der Anwendung in elektronischen Seekarten (ECDIS). Die Tabelle gibt den Stand der Information wieder, die das deutsche BSH gesammelt hat.
Siehe auch
Literatur
- Heribert Kahmen: Vermessungskunde Band 1. De Gruyter Berlin, New York 1988. ISBN 3-11-011759-2
Weblinks
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