Aktamar

Aktamar
Die Südostspitze der Insel Akdamar mit der „Kirche zum Heiligen Kreuz“. Im Hintergrund der Berg Çadır.

Akdamar, auch Ahtamar (armenisch Աղթամար, Aghtamar, wissenschaftliche Transliteration Ałt'amar, kurdisch Axtamar) ist die zweitgrößte Insel im Vansee in Ostanatolien (Türkei). Die Insel war eine Pfalz der armenischen Könige von Vaspurakan aus der Dynastie der Artsruni von 908 bis 1021 sowie Sitz eines Katholikos von 1116 bis 1895. Akdamar war lange Zeit das kulturelle Zentrum der Armenier im Armenischen Hochland. [1]

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die heute unbewohnte Insel liegt in der Nähe von Gevaş, rund 45 km südwestlich von Van in der Türkei. Zu erreichen ist Akdamar von dort mit einer Personenfähre, die besonders an Wochenenden häufig, aber unregelmäßig verkehrt. Die Insel ist ein beliebtes Ausflugsziel der einheimischen Bevölkerung und wird gern zum Schwimmen besucht.

Namensherkunft

Der Name der Insel leitet sich der Sage nach von einer armenischen Königstochter namens T'amar ab. Die Insel wird aber auch Klosterinsel genannt.

Kirche zum Heiligen Kreuz

Die „Kirche zum Heiligen Kreuz“.

Berühmt ist die Insel vor allem wegen ihrer armenischen Kirche, der Kirche zum Heiligen Kreuz (armenisch Սուրբ խաչ, Surb Chatsch, wissenschaftliche Transliteration Surb xač').

Sie bildet den Rest einer zwischen 915 und 921 von Gagik Arzruni, König von Vaspurakan, gebauten Stadt mit Kloster- und Palastanlage. Die Außenwände der Kirche sind reich mit Reliefs verziert, die viele bekannte biblische Geschichten darstellen, wie z. B. die von Adam und Eva, Jona und dem Wal oder David gegen Goliath. Ein derart reicher Skulpturenschmuck war zur damaligen Zeit sonst unbekannt. Im Westen setzte die Entwicklung der Bauskulptur erst etwa 100 Jahre später ein. Im Inneren der Kreuzkirche sind die Wände mit zum Teil noch erhaltenen Fresken bemalt.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Kirchenbau um mehrere Elemente erweitert. So wurde die jetzige Dachkonstruktion im 13. Jahrhundert errichtet, nachdem die ursprüngliche in sich zusammengefallen war. Der Glockenturm an der Südseite der Kirche stammt aus dem 19. Jahrhundert.

Bis zu den Massakern 1895 unter Abdülhamid II. diente die Kirche als Patriarchalkathedrale für das regional bedeutende Katholikat von Aghtamar der Armenischen Apostolischen Kirche. Das Kloster wurde 1916 geplündert und die Mönche getötet. [1] [2]

Aktuelle Entwicklung

Im November 2004 berichtete die türkische Zeitung Milliyet über Schießübungen insbesondere auf die Christusgestalt und ein Bild der Mutter Gottes an der Fassade. Es wurde auch von der Verwüstung der Anlage durch illegale Grabungen berichtet. Unter den Schatzsuchern, die nach Goldmünzen und wertvollen Weihegegenständen suchten, soll auch ein türkischer Wärter gewesen sein.

Die Kirche war schon in der Vergangenheit stark beschädigt worden. 2005 beschloss die türkische Regierung die Restaurierung des historischen Bauwerks, nicht zuletzt durch Druck von Öffentlichkeit und Presse. Insbesondere der im Januar 2007 ermordete Journalist Hrant Dink hatte sich öffentlich für die Wiedereröffnung der Kirche eingesetzt.[3]

Am 29. März 2007 ließ die türkische Regierung die mittelalterliche armenische Kirche nicht als Kirche, sondern als Kulturdenkmal eröffnen. Bei der feierlichen Eröffnung waren der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdoğan sowie der Patriarch von Konstantinopel Bartholomäus I. und der armenische Patriarch Mesrop Mutafyan anwesend. Letzterer bat den Kulturminister vergeblich um die Erlaubnis, wenigstens einmal im Jahr dort eine Messe abzuhalten zu dürfen. Auf Einladung des türkischen Kulturministeriums kam auch eine offizielle Delegation des armenischen Kulturministeriums zu der Eröffnungsfeier. Karekin II. Nersissian, der oberste Patriarch und Katholikos aller Armenier, kam trotz offizieller Einladung nicht. Er kritisierte, dass das Gebäude nicht als Kirche, sondern als Museum eröffnet wurde. Es wird auch in der Türkei kritisiert, dass die türkische Regierung die Nutzung der Kirche als Gotteshaus und das Aufrichten des Kreuzes auf der Kuppel verboten hat[4]. Die Restaurierungsarbeiten an der Kirche kosteten 4 Mio YTL. Der armenische Architekt Zakaryan Mildanoğlu war an der Restaurierungs beteiligt.[5] [6] [7] [8]

Bilder

Weblinks

Quellen

  1. a b Robert H. Hewsen: Armenia. A Historical Atlas, The University of Chicago Press, Chicago und London 2001 ISBN 0-226-33228-4
  2. Rafael de Nogales: Four Years Beneath the Crescent, Sterndale Classics, London 2003 ISBN 1-903656-19-2
  3. Mavi Zambak: The Armenian Church of the Holy Cross on lake Van reopened but only as a museum, AsiaNews.it am 28. März 2007, abgerufen am 29. März 2007
  4. NZZ: Armenische Kirche in der Türkei als Museum wieder geöffnet 30. März 2007
  5. Bericht der türkischen Zeitung Zaman vom 3. März 2007
  6. Bericht der türkischen Zeitung Zaman vom 17. April 2006
  7. Armenia to send official team to church reopening 16. März 2007
  8. Zeitungsartikel auf cnnturk.com.tr 29. März 2007

Literatur

  • Susanne Partsch, Kunst-Epochen, Band I, Frühchristliche und byzantinische Kunst. Reclams Universal-Bibliothek Nr. 18168, Stuttgart 2004, ISBN 3-15-018168-2, Seite 146 ff.

38.34166666666743.0352777777787Koordinaten: 38° 21′ N, 43° 2′ O


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