- Van (Türkei)
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Van Basisdaten Provinz (il): Van Koordinaten: 38° 30′ N, 43° 23′ O38.50833333333343.3751750Koordinaten: 38° 30′ 30″ N, 43° 22′ 30″ O Höhe: 1.750 m Einwohner: 367.419[1] (2010) Telefonvorwahl: (+90) 432 Postleitzahl: 65 000 Kfz-Kennzeichen: 65 Struktur und Verwaltung (Stand: 2009) Bürgermeister: Bekir Kaya (BDP) Webpräsenz: Landkreis Van Einwohner: 459.457[1] (2010) Fläche: 1.938 km² Bevölkerungsdichte: 237 Einwohner je km² Van (armenisch Վան, kurdisch Wan, urartäisch Tuschpa syrisch vielleicht Arzaškun) ist die Hauptstadt der türkischen Provinz Van.
Van liegt in der Region Ostanatolien am Ostufer des Vansees nahe der iranisch-türkischen Grenze. Van gegenüber am Westufer des Sees liegt die Stadt Tatvan.
Inhaltsverzeichnis
Demografie
Jahr Anzahl[2][3] 1889 35.000 1927 6.980 1935 9.562 1940 11.785 1944 12.000 1945 14.266 1950 15.664 1955 17.254 1960 22.045 1965 51.451 1970 46.751 1975 65.665 1980 92.801 1985 110.655 1990 155.623 2000 284.464 2010 367.419 Geschichte
Der Siedlungshügel Tilkitepe (Fuchshügel) nahe der Stadt Van zeigt, dass die Gegend um 5000 v. Chr. schon besiedelt worden ist.
Die Geschichte Vans als Stadt reicht knapp 3000 Jahre zurück. Unter dem Namen Tuschpa war Van seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. die Hauptstadt des Königreiches von Urartu. Die Stadt bildete sich um die urartäische Festung bei dem heutigen Van kalesi. Nach Kriegen gegen Assyrer, Kimmerer und Skythen ging das Königreich im 6. Jahrhundert v. Chr. unter.
Nach der armenischen Überlieferung war die Festung von Van durch die Königin Semiramis (Schamiram) erbaut worden [4]. Sie galt als uneinnehmbar.[4]
Van wurde Teil des Perserreiches, wurde dann 331 v. Chr. von Alexander dem Großen erobert. Nach dessen Tod war Van Teil des Seleukidenreiches. Im 2. Jahrhundert v. Chr. wurde Van zum Teil armenischer Königreiche. Die urartäischen Gräber galten nun als das Werk riesenhafter Helden wie Artases und Gregor Narekac'i. Der mythische armenische König Artaxias soll laut Thomas Artsruni in einer Felsenhöhle gewohnt haben, von der aus er den Vansee überblicken konnte, vermutlich eine solche uratäische Grabanlage. Auch der Heilige Gregorius von Narek (ca. 951-1003), ein bekannter Mystiker aus dem Königreich Vaspurakan nutzte solche Höhlen zum Gebet.[5] Vielleicht verfasste er hier sogar das berühmte "Buch der Klagen".
Armenien wurde später zum Zankapfel zwischen Rom und den Parthern und deren Nachfolgern Byzanz und den Sassaniden. Byzanz hatte die Kontrolle über Van, als dieses dann im 7. Jahrhundert n. Chr. von den muslimischen Arabern erobert wurde. Mit deren Rückzug etablierten sich wieder armenische Fürstentümer wie die Artsruni-Dynastie oder das Reich Vaspurakan. Vaspurakan hatte keine feste Hauptstadt, der König zog von Stadt zu Stadt. Van zählte auch zu diesen Städten. Im Jahr 1021 wurde Vaspurakan von Byzanz annektiert.
Im 11. Jahrhundert fielen die Seldschuken in Anatolien ein und übernahmen die Herrschaft über Van. 1240 eroberten die Mongolen das Gebiet um Van. Im 14. Jahrhundert war Van Teil der Karakoyunlu und später des Timuridenreiches. Im 15. Jahrhundert geriet Van erneuert in einen Konflikt zwischen den Reichen der Osmanen und der Safawiden. 1502 wurde Van von den Safawiden erobert.
Nur 13 Jahre später eroberten die Osmanen die Stadt und verloren sie 1520 wieder an die Safawiden. Am 25. August 1548 konnten die Osmanen die Stadt endgültig erobern. Van wurde erst zu einem Sandschak in der Provinz Erzurum und um 1570 ein eigenständiges osmanisches Eyalet.
Im zweiten Jahr des Ersten Weltkrieges 1915 unterstützte die armenische Bevölkerung Vans die Streitkräfte des Russischen Reiches, die vom Kaukasus kommend und mit Hilfe der Armenier Van am 20. Mai 1915 einnahmen. Am 7. April 1915 war die Stadt vollständig von 10.000 armenischen Rebellen umstellt. Die muslimische Bevölkerung versuchte aus Van zu flüchten. Die Bewohner der Dörfer in der Umgebung Vans, Derebey, Hakis, Zorova, Hidir, Göllü, Şeyhane und Şeyhkara flüchteten in das Zentraldorf Zeve. Zeve wurde wenig später durch armenische Rebellen gestürmt, dabei starben 2.000 Muslime. [2] Der Osmanischen Armee gelang es, die Stadt im August 1915 zu wieder einzunehmen, verloren sie jedoch im September desselben Jahres abermals an die Russen. Im Zuge der Oktoberrevolution zog sich Russland aus Kleinasien zurück und so kamen Van und andere Städte wieder unter osmanische Herrschaft. Das Osmanische Reich verlor aber den Ersten Weltkrieg und so wurde im Vertrag von Sèvres ein unabhängiges Armenien auf dem östlichen Territorium des Reiches beschlossen. Dieser Klausel widersetzten sich die Kuvayı Milliye im Türkischen Befreiungskrieg und eroberten Van im Jahre 1920 wieder von den Armeniern zurück. Daraufhin kam es zur Ermordung und Vertreibung der armenischen Bevölkerung, was die drastische Dezimierung der Bevölkerung von 1889 bis 1927 erklärt. Die völkerrechtliche Zugehörigkeit Vans zur Türkei wurde 1921 im Vertrag von Kars und 1923 im Vertrag von Lausanne bestätigt. Der Vertrag von Kars regelt den Grenzverlauf zwischen der Republik Türkei und Armenien, er wird jedoch bis heute von armenischer Seite nicht anerkannt.[6] Die Stadt Van wurde während der Kämpfe von 1915 schwer beschädigt und wurde einige Kilometer östlich der Festung Vans neu errichtet. 1950 wurde Van durch ein Erdbeben beschädigt.
Am 23. Oktober 2011 wurde die Stadt von einem heftigen Erdbeben erschüttert, das ca. 1000 Menschen in der Region das Leben kostete. [7]
Verkehr
Van liegt an der Europastraße E99, die die Türkei mit Aserbaidschan verbindet. Eine Eisenbahnfähre verbindet die Stadt mit Tatvan am Westufer des Vansees und eine Eisenbahnlinie führt in den Iran nach Teheran. Turkish Airlines fliegt den Flughafen Ferit Melen in Van von Istanbul und Ankara aus an.
Wirtschaft
Traditionell gründet sich die Wirtschaftsstruktur von Van auf die Landwirtschaft. Hier gibt es Betriebe der Fleisch- und Fischindustrie, der Produktion von Wollgarn und weitere Betriebe wie Mehl- und Futtermühlen, eine Molkerei und eine Zuckerfabrik. Holzindustrie, Kunststoffindustrie, eine Zementfabrik und Leder- und Schuhfabriken schaffen Arbeitsplätze im industriellen Bereich.
Tourismus
Aus touristischer Sicht erwähnenswert ist vor allem die am See gelegene Burg von Van (Van kalesi), in der auch mehrere urartäische Keilschrift-Inschriften aus der Zeit von Sarduri II. zu sehen sind, und das Archäologische Museum.
In der näheren Umgebung befindet sich die Insel Akdamar mit einer armenischen Kirche aus dem 10. Jahrhundert. 2007 wurde die Kirche restauriert und als Kulturdenkmal eröffnet. Am 19. September 2010 wurde die Kirche mit einem ersten Gottesdienst seit 95 Jahren wieder geweiht. Die Kirchenkuppel bekommt ein Kreuz. Sehenswert sind weiterhin die Ruinen der urartäischen Festung Šarduriḫinili und die Festung von Hoşap, sowie Badestellen am Ufer des Vansees.
Van Klimadiagramm (Erklärung) J F M A M J J A S O N D 352-8332-8466-355132461871824115.428143.528141324114517648100384-5Temperatur in °C, Niederschlag in mm Quelle: Turkish State Meteorological Service Klima
Städtepartnerschaften
Projektpartnerschaft:
- Deutschland - Karlsruhe
Persönlichkeiten
- Gregor von Narek (951–1003), armenischer Mystiker
- Mkrtich Khrimian (1820–1907), armenischer Kirchenführer
- Ferit Melen (1906-1988), türkischer Politiker und ehemaliger Ministerpräsident der Türkei
Literatur
- Richard G. Hovannisian: Armenian Van/Vaspurakan. Costa Mesa 2001. ISBN 1-56859-130-6
- H. F. Russell, Shalmanese's campaign to Urartu in 856 B.C. and the historical geography of Eastern Anatolia according to the Assyrian sources. Anatolian Studies 34, 1984, 171-201.
- Justin McCarthy, Esat Arslan, Cemalettin Taşkıran, Ömer Turan: The Armenian rebellion at Van. 1. Auflage. The University of Utah Press, Salt Lake City 2006, ISBN 978-0-87480-870-4, S. 296 (11 Karten).
Einzelnachweise
- ↑ a b Türkisches Institut für Statistik, abgerufen 8. April 2011
- ↑ a b XVIII. y.y. SONRASI VAN. In: http://www.van.gov.tr/. Gouvernemet Vans, S. 1, abgerufen am 28. März 2009 (türkisch).
- ↑ NÜFUS. In: http://www.van.gov.tr/. Gouvernemet Vans, S. 1, abgerufen am 28. März 2009 (türkisch).
- ↑ a b Robert W. Thomson (Hrsg.), Thomas Artsruni, History of the House of the Artsrunik. Detroit, Wayne State University Press 1985, 369
- ↑ James R. Russell, Besprechung von Robert W. Thomson (Hrsg.), Thomas Artsruni, History of the House of the Artsrunik. Middle East Journal 43/2, 1989, 313 f.
- ↑ Empfehlung 7511 betr. die Stabilität und Sicherheit im Südkaukasus. In: http://www.bundestag.de/. Deutscher Bundestag, S. 4, abgerufen am 28. März 2009 (PDF, deutsch).
- ↑ http://www.focus.de/panorama/welt/provinzhauptstadt-van-viele-tote-bei-erdbeben-im-osten-in-der-tuerkei_aid_677442.html
Weblinks
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Commons: Van, Turkey – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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