Faurecia

Faurecia
Faurecia
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Rechtsform S.A.
Gründung Mai 1999
Sitz Nanterre, Frankreich
Leitung Yann Delabrière CEO und Chairman
Mitarbeiter 75.000 (2011)
Umsatz 13,796 Mrd. Euro (2010)
Branche Automobilzulieferer
Website www.faurecia.com

Faurecia?/i [fɔːR'sia] ist ein weltweit tätiger Automobilzulieferer mit Hauptsitz in Nanterre (Frankreich). Das französische Unternehmen beschäftigt 75.000 Mitarbeiter an 238 Standorten, die sich auf 33 Länder verteilen. Der Jahresumsatz von Faurecia betrug 13,796 Milliarden Euro im Jahr 2010.[1] Weltweit zählt Faurecia, neben den deutschen Firmen Bosch und Continental, zu den sechs größten Automobilzulieferern.[2]

Faurecia konzipiert, entwickelt und produziert (Stand 2011) in vier Geschäftsbereichen; dies sind Autositze, Technologien zur Emissionskontrolle, Innenraumsysteme und Automotive Exteriors.[3]

Inhaltsverzeichnis

Unternehmensgeschichte

Die Historie der Faurecia-Gruppe ist eng mit der Geschichte der französischen Industrialisierung verflochten ist und lässt sich bis in das Jahr 1810 zurückverfolgen. Seinen heutigen Namen erhielt Faurecia 1999, als sich die Unternehmen Bertrand Faure und Ecia zusammenschlossen. Ecia aus der Gruppe PSA Peugeot Citroën stockte in diesem Jahr seine direkten und indirekten Anteile an Bertrand Faure auf 99 Prozent auf.

1810 eröffneten die Brüder Jean-Pierre und Fréderic Peugeot zusammen mit Jacques Maillard-Salins eine Stahlgießerei zur Herstellung von Sägeblättern in Hérimoncourt, einem Dorf in Ostfrankreich. Nur einige Jahre später wurden sie im Bereich der Werkzeugherstellung aktiv und eröffneten Fabriken im Gebiet von Montbéliard. Ab 1850 kamen weitere Geschäftszweige hinzu, wobei der bekannte Peugeot-Löwe 1858 erstmals auf Werkzeugen auftauchte. Nachdem Peugeot im Jahr 1880 das Dreirad erfunden hatte, begann das Unternehmen nur ein Jahr später mit der modernen Automobilproduktion. In Folge dessen meldete Peugeot die ersten Stahlrohe zum Patent an.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stieg das Unternehmen in den Markt der Herstellung von Automobilzulieferteilen ein, zu denen unter anderem Sitze, Abgassysteme und Lenksäulen zählten. Im Jahr 1987 fusionierten die Peugeot-Töchter AOP (Aciers & Outillages Peugeot – Peugeot Stahl und Werkzeuge) sowie Cycles Peugeot schließlich und bildeten das neue Unternehmen Ecia (Equipements et Composants pour l’Industrie Automobile – Ausrüstungen und Komponenten für die Automobilindustrie). Bereits im folgenden Jahrzehnt übernahm Ecia verschiedene größere Firmen und wurde zum europäischen Marktführer für Abgassysteme, Sitze, Bestandteile der Fahrzeug-Innenausstattung und Frontteile, bevor sich das Unternehmen mit Bertrand Faure zu Faurecia zusammenschloss.

Bertrand Faure eröffnete 1914 seine erste Werkstatt, die sich auf die Herstellung von Sitzen für Straßenbahnen und die Pariser Métro in Levallois-Perret spezialisiert hatte. Fünfzehn Jahre später erwarb das Unternehmen die Lizenz für ein neuartiges Verfahren mit dem es ihm gelang, das neuartige Produkt der Sprungfedermatratze herzustellen und die Sitze für die Automobilindustrie zu perfektionieren. Die Geschäftszweige der Sitzherstellung für Straßenbahnen und für Autos entwickelten sich nach dem Zweiten Weltkrieg sehr schnell. Bertrand Faure konnte sich international etablieren und erlangte 1987 durch die Übernahme der deutschen Rentrop-Gruppe die europäische Marktführerschaft im Bereich der Fahrzeugtechnik. Später fokussierte sich die Bertrand-Faure-Gruppe ausschließlich auf die Herstellung von Fahrzeugsitzen.

Am 11. Dezember 1997 unterbreitete Ecia dem Unternehmen Bertrand Faure ein Übernahmeangebot, indem es seine direkten und indirekten Anteile an der Firma auf 99 Prozent aufstocken wollte. Dies war die Geburtsstunde der Faurecia-Gruppe. Die Fusion und Gründung der Faurecia-Gruppe erfolgte zwei Jahre später und resultierte in einer Geschäftstätigkeit mit 32.000 Mitarbeitern, einem Umsatz von mehr als 4 Milliarden Euro und einer internationalen Präsenz, die besonders in Deutschland starke Verbindungen zu namhaften Automobilherstellern aufwies. 1999 erwarb Faurecia das amerikanische Unternehmen AP Automotive Systems und konnte dadurch seinen Geschäftsbereich für Abgassysteme auf dem nordamerikanischen Markt ausbauen. Eine weitere Übernahme folgte mit Sommer Allibert, ein Unternehmen, das auf Fahrzeug-Innenausstattung spezialisiert war, nur ein Jahr später. Aufgrund der breiten Etablierung des Sommer Allibert-Geschäftszweigs in Deutschland und Spanien verfügte Faurecia in Europa über bedeutende Marktanteile insbesondere im Bereich Türpaneele, Instrumententafeln und Akustikpakete. Finanziert wurde die Übernahme durch den Faurecia-Mutterkonzern PSA Peugeot Citroën, der seine Anteile an Faurecia auf 71,5 Prozent aufstockte. Am 8. Februar 2010 erweiterte Faurecia seinen Geschäftsbereich Technologien zur Emissionskontrolle mit der Übernahme von EMCON Technologies. Damit wurde Faurecia zum weltweit führenden Anbieter für Emissionskontrolltechnologien.[4]

Nach Zustimmung der Europäischen Kartellbehörden und dem Abschluss der Vertragsvereinbarungen hat Faurecia am 31. März 2010 den Automobilzulieferer für Kunststofftaußenteile Plastal Deutschland übernommen und offiziell in den Geschäftsbereich Faurecia Automotive Exteriors integriert. Mit diesem Geschäftsbereich ist Faurecia neuer europäischer Marktführer. Faurecia übernimmt alle sechs deutschen Plastal-Standorte mit rund 2.000 Mitarbeitern.[5][6] Es wurden 33 Millionen Euro als Kaufpreis gezahlt. Zudem hat Faurecia zum 1. Oktober 2010 die spanische Tochtergesellschaft der Plastal GmbH – Plastal Spain SA, Barcelona – erworben. Der französische Automobilzulieferer übernimmt alle vier spanischen Standorte mit insgesamt 700 Mitarbeitern.[7]

Im Oktober 2010 hat Faurecia das Sitzkomfort-Segment der Hoerbiger Holding in Schongau erworben.[8] Am 23. November 2010 hat Faurecia eine Vereinbarung zum Kauf der Angell-Demmel Europe GmbH unterzeichnet – einem Unternehmen, das auf die Produktion von Innenverkleidungsteilen aus Echtmetall spezialisiert ist[9]. Nach Abschluss des Kaufs wurde Angell-Demmel in den Faurecia-Geschäftsbereich Innenraumsysteme integriert.[10] Am 18. Januar 2011 hat Faurecia bekannt gegeben, dass sich der Konzern mit 21,2 Prozent an dem dänischen Unternehmen Amminex A/S beteiligt. Amminex ist ein Konzern mit großer Expertise in der Behandlung von Stickstoffoxiden und ist der Erfinder des „Ammonia Storage and Delivery System“ (ASDS). Die Transaktion hatte einen Wert von 19,5 Millionen Euro.[11] Zudem kooperiert Faurecia seit November 2009 mit dem Spezialchemieunternehmen Rhodia. Im Februar 2011 bekräftigten die beiden Unternehmen diese Zusammenarbeit mit der Unterzeichnung einer Vereinbarung über gemeinsame Entwicklung.Faurecia und Rhodia wollen künftig Bauteile für Leichtbausitze entwickeln.[12]

Kunden

Faurecia beliefert alle großen Automobilhersteller weltweit.

Nach Kunden verteilen sich die Umsätze des Unternehmens 2010 wie folgt:[13]

Umsatz 2010 nach Kunden
Kunde Umsatz
Volkswagen Gruppe (davon Audi 11,9%) 24,4%
PSA Peugeot-Citroën 18,2%
Renault-Nissan 11,9%
Ford 11,0%
GM 9,8%
BMW 9,2%
Daimler 4,3%
Fiat-Chrysler 3,7%
Toyota 1,7%
Geely-Volvo 1,7%
Hyundai 1,1%
Andere 3,0%

Geschäftsbereiche

Faurecia ist auf vier Geschäftsbereiche spezialisiert: Autositze, Technologien zur Emissionskontrolle, Innenraumsysteme und Automotive Exteriors. Die Aktivitäten von Faurecia sind auf die Lieferung von Komplettmodulen und Einzelkomponenten ausgerichtet, die sowohl inhouse gefertigte Komponenten als auch zugelieferte beinhalten.[3]

Autositze

Der französische Automobilzulieferer designt und produziert alle Komponenten eines Sitzes: Rahmen, Verstellmechanismen, Schienen, Schaumstoffe und Sitzbezüge. Die Autositze bieten Lösungen für Sicherheit wie den Schutz vor Schleudertraumata, Komfort, Qualität, Modularität und Gewichtsreduzierung, die unter anderem durch die Verwendung von Natur- bzw. Recyclingmaterialien erzielt werden. [14]

Technologien zur Emissionskontrolle

Im Bereich der Technologien zur Emissionskontrolle entwickelt und produziert Faurecia komplette Abgasanlagen, von Katalysatoren über Krümmer bis zu Schalldämpfern und Dieselpartikelfiltern. Seit der Übernahme von Emcon Technologies im Februar 2010 ist Faurecia weltweit marktführend in diesem Bereich. [15]

Innenraumsysteme

Im Bereich der Innenraumsysteme entwirft der Automobilzulieferer Armaturenbretter, Mittelkonsolen, Türverkleidungen und -module sowie Akustikmodule. Im Rahmen von SAS, dem Joint Venture mit Continental, beliefert Faurecia Automobilhersteller mit schlüsselfertigen Innenraumsystemen aus seinen Just-in-time-Werken.[16]

Automotive Exteriors

Faurecia produziert drei Außenmodule: Frontends (inklusive Motoren-Kühlsysteme), Außensysteme (Stoßstangen, Designelemente, ...) und Stoßfängersysteme. Die Produktion von Stoßstangen und Frontend-Modulen beträgt 4,5 Millionen Stück pro Jahr.[17]

Forschung & Entwicklung

In seinen Forschungseinrichtungen konzentriert sich der Konzern auf sechs Bereiche: Qualität sowie Komfort, Sicherheit, Umweltschutz, Kostenreduzierung und Integrationsfähigkeit. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 4.000 Ingenieure und Techniker in 38 Forschungs- und Entwicklungszentren.[18]

Light Attitude

Im Jahr 2008 hat Faurecia im Rahmen der LA Auto Show die Konzeptstudie „Light Attitude“ erstmals vorgestellt. Das Unternehmen präsentierte damit seine Lösungen zur Leichtbauweise in den Bereichen Autositze, Technologien zur Emissionskontrolle, Innenraumsysteme und Automotive Exteriors. Mit den Produkten aus seinen vier Geschäftsbereichen hat das Unternehmen einen Einfluss von bis zu 20 Prozent auf das Fahrzeuggewicht. Im Rahmen der „Light Attitude“-Studie verringerte Faurecia das Gewicht des Fahrzeugs um bis zu 30 Kilogramm. So wurde beispielsweise der Sitz der Konzeptstudie schlanker und platzsparender gestaltet und die Rückenlehne wurde aus einem sehr dünnen und leichten Nylon- und Fiberglas-Gerüst gefertigt. Im Cockpit- und Türbereich wurden traditionelle Deckstoffe eingespart und Trägermaterialien bloßgelegt. Neben der Gewichtseinsparung war ein weiterer Fokus dieser Studie die Recyclingfähigkeit der Fahrzeugteile, so dass Wert auf die Verwendung von recyclingfähigen und leichteren Rohstoffen gelegt wurde.[19][20]

Premium Attitude

Im November 2007 präsentierte Faurecia seine Konzeptstudie „Premium Attitude“ erstmals im Rahmen der Los Angeles Auto Show. Mit der Studie veranschaulicht das Unternehmen seine Vision eines Premium-Automobils: Zahlreiche Innovationen für den Fahrzeuginnenraum wurden dafür in einen klassischen Tatra 603/2 aus dem Jahr 1972 eingebaut. Zu den technologischen Neuerungen des Konzeptwagens zählen unter anderem die Verwendung von Naturholz, ein Sitzkissen, das sich in Festigkeit, Tiefe und Winkel der Statur des Fahrers anpasst, ein ausziehbarer Kofferraum ebenso wie eine intelligente, selbsttragende Instrumententafel.[21]

Faurecia in Deutschland

In Deutschland, wo Faurecia ebenfalls in allen Geschäftsbereichen fertigt, beschäftigt das Unternehmen rund 11.000 Mitarbeiter und verfügt über zehn Forschungs- und Entwicklungszentren. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Deutschland in Stadthagen.

Kritik

Im Jahr 2006 war Faurecia in eine Bestechungsaffäre verwickelt. Laut Staatsanwaltschaft wurden dabei jahrelang Zahlungen an Angestellte von Autoherstellern geleistet, um Aufträge für das Unternehmen zu sichern. Der damalige Chef des französischen Autozulieferers, Pierre Lévi, war in diese Affäre verwickelt und trat deshalb am 2. August 2006 zurück. Die Staatsanwaltschaft sah es als erwiesen an, dass er innerhalb von fünf Jahren Schmiergeldzahlungen in Höhe von 1,25 Millionen Euro gebilligt hatte und verurteilte ihn zu einem Jahr Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von 300.000 Euro. Zum neuen Chairman und CEO von Faurecia wurde am 20. Februar 2007 Yann Delabrière ernannt, der das Unternehmen bis heute leitet. Unter seiner Mitwirkung führte Faurecia 2007 als Konsequenz aus der Bestechungsaffäre eine Ethik-Charta ein. Sie legt die Verhaltensgrundsätze bei Faurecia sowohl für den firmeninternen Umgang als auch für externe Beziehungen fest.[22][23][24][25]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Automobil-Produktion.de: Faurecia erzielt Nettoergebnis von 202 Millionen Euro. Meldung vom 8. Februar 2011.
  2. Automobil-Produktion.de: Die zehn größten Autozulieferer weltweit. Stand Geschäftsjahre 2009/2010.
  3. a b Faurecia.com: Leadership in four core businesses.
  4. http://www.faurecia.com/pressroom/all-press-releases/Pages/emission-control-emcon.aspx
  5. http://www.br-online.de/studio-franken/aktuelles-aus-franken/faurecia-weissenburg-2010-kw05-ID1265220459015.xml
  6. http://www.faurecia.com/pressroom/all-press-releases/Pages/Faurecia-integrates-Plastal-operational-organization.aspx
  7. http://plasticker.deKunststoff_News_12215_Plastal_Faurecia_uebernimmt_auch_spanische_Tochter_des_Automobilzulieferers
  8. Auto.de: Faurecia kauft sich Knowhow bei pneumatischen Sitzsystemen. Meldung vom 26. Oktober 2010.
  9. Angell-Demmel Website Abgerufen: 23. Oktober 2011
  10. http://www.atzonline.de/index.php;do=show/alloc=1/id=12865
  11. Katrin Prudenz: Faurecia: Strategische Beteiligung an Amminex. Meldung in ATZonline.de vom 19. Januar 2011.
  12. http://www.atzonline.de/Aktuell/Nachrichten/1/13844/Faurecia-und-Rhodia-entwickeln-Bauteile-fuer-Leichtbausitze.html
  13. http://www.faurecia.com/shareholders-investors/financial-publications/Pages/financial-presentations.aspx
  14. http://www.faurecia.com/pressroom/press-kits/Pages/corporate-groups.aspx
  15. http://www.autohaus.de/faurecia-wird-marktfuehrer-bei-abgaskontrolle-899374.html
  16. http://www.sas-automotive.com/
  17. http://www.faurecia.com/expertise-innovation/automotive-equipment/Pages/car-exterior.aspx
  18. http://www.faurecia.com/group/Pages/Default.aspx
  19. http://www.atzonline.de/Aktuell/Nachrichten/1/10826/Faurecia-spart-30-kg-im-automobilen-Innenraum.html
  20. http://www.basf.com/group/pressemitteilungen/P-10-466
  21. http://www.kfz.net/autonews/faurecia-premium-attitude-zeigt-neue-loesungen-19538/,/
  22. http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bestechungsskandal-faurecia-chef-levi-tritt-zurueck-1.821005
  23. http://www.rp-online.de/wirtschaft/news/Ex-Faurecia-Chef-Levi-wegen-Bestechung-verurteilt_aid_445582.html
  24. http://www.produktion.de/news/yann-delabriere-zum-chairman-und-ceo-von-faurecia-ernannt/
  25. http://www.faurecia.com/automotive-industry-jobs/core-values/Pages/ethics.aspx

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