- Fausts Höllenzwänge
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Ein Höllenzwang (auch Geisterzwang) ist der Titel oder die Bezeichnung mehrerer Zauberbücher. Am bekanntesten sind die Höllenzwänge, die Johann Faust zugeschrieben wurden. Schon in der altorientalischen Magie ist mit dem Wort „Zwang” die Vorstellung verbunden, dass man durch Riten und Anrufungen die Dämonen der Hölle zwingen kann, die Wünsche des Magiers auszuführen.
Einige Schriften gehen bis in das Mittelalter zurück. Jedoch suggerieren vor allem jene Höllenzwänge, die angeblich Faust verfasst haben soll, dass sie uralte Werke sind, tatsächlich aber wurden die meisten im 17. und 18. Jahrhundert oder auch im 19. Jahrhundert erstellt. Meist handelt es sich um eine Zusammenstellung verschiedener älterer Zauberschriften mit einem kuriosen Gemisch aus Fälschungen und Verballhornungen, um vorzutäuschen, dass man mit diesen Werken „magisch” arbeiten kann. Die Schriften sind meist reich bebildert und enthalten Siegel und Charaktere aus früheren Grimoires, aber auch Zitationen von erfundenen Geistern und merkwürdige Zauberzeichen, zum Teil mit unentzifferbaren Unterschriften und absichtlich unverständlichen Zaubersprüchen versehen.
Inhaltsverzeichnis
Auswahl an Fausts Höllenzwängen
- Dr. Fausts vierfacher Höllenzwang: Ein Geisterzwang und Zwang der 4 Elemente mit der sogenannten Tabella Rabellina, Rom 1501[1]
- Fausts dreifacher Höllenzwang: Enthalten sind magische Siegel und deren Anwendung für die Anrufung von 7 Geistern, 1501[2]
- Geister-Commando: Eine parodistische Version aus schwarzer und weißer Magie, Zitierung von guten und bösen Geistern, sowie Invokationen, Rom 1501[1]
- Dr. Fausts Mirakel, Kunst und Wunderbuch: Ein Höllenzwang mit Beschwörungen und Siegeln für Reichtum, Ehre, Weisheit etc., 1504[3]
- Ägyptische Schwarzkunst: Ein Geisterzwang mit vielen Amuletten. Lehnt sich stark an das Clavicula Salomonis an, 1520[1]
- Praxis Magia Fausti: Ein weitgehend in lateinisch gehaltener Höllenzwang mit magischen Kreisen und Siegeln, Passau 1527[1]
- Dr. Fausts großer und gewaltiger Höllenzwang: Anfangs wechseln sich Gebete und Beschwörungen ab, dann folgen die Siegel der Höllenfürsten, Frankfurt 1609[5]
- Doctor Faust's großer und gewaltiger Meergeist: Eine Anrufung Luzifers und 3 Meergeister um Schätze aus Gewässern holen zu können, Amsterdam 1692[4]
- Schwarzer Rabe: Es werden Anleitungen zum Zitieren von Planeten- und Astralgeister mit ihren Siegeln gegeben[6]
Weitere Höllenzwänge
- Libellus Magnus oder der Hauptzwang der Geister: Nach lateinischen Gebeten und Sprüchen werden darin Anrufungen und Beschwörungen eines Geistes beschrieben, durch dessen Hilfe man an Schätze und Gesundheit geraten kann. Der Text soll angeblich in silberne Platten graviert gewesen sein, die zu einem Buch zusammengefügt waren, 1403[7]
- Ludwig von Cyprian des weltweisen Höllen-Zwang: Zwang der himmlischen und höllischen Geister nach der Ordnung eines jeden Tages, 1509[[8]
- Trinum Perfectum Albae et Nigrae: 4 Höllenzwänge der Zeremonialmagie, die sich an die Jesuiten-Höllenzwänge anlehnen, Rom/Wien 1534[9]
- Wahrhafter Jesuiten Höllenzwang (Verus Jesuitarum libellus): Ähnlich wie die Höllenzwänge von Faust aufgebaut, mit Beschwörungen, Siegeln und Zitierungen von Geistern[10]
- Päpstlich Magischer Jesuiten Prozess (Jesuitico Pontificius): Ein handgeschriebener Geisterzwang. Das Buch lehnt sich an die Faust-Schriften und die Jesuiten Höllenzwänge an. Es werden nur 3 Geister aufgeführt (Astaroth, Mephistopheles, Luzifer). Die Schrift enthält das Herbeiholen von Schätzen, die Herstellung eines Kreises, Anrufungen, Befehle und Entlassungen, sowie eine Stundentabelle, Ende 18. Jahrhundert[11]
- Zwang des Albiruth: Ein Geisterzwang um sich einen Schatz herbeiwünschen zu können, Jesuiten-Bibliothek, Mindelheim[12]
Sekundärliteratur
- Eduard Hoffmann-Krayer, Hanns Bächtold-Stäubli: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Verlag Walter de Gruyter, Reprint. de Gruyter, Berlin 1987/2000, ISBN 3-11-016860-X
- Alfred Lehmann: Aberglaube und Zauberei. Von den ältesten Zeiten an bis in die Gegenwart, Gondrom-Verlag, 5. Auflage: Reprint der Ausgabe Stuttgart, 1908. ISBN 3-934673-61-9
- Stephan Bachter: Wie man Höllenfürsten handsam macht. Zauberbücher und die Tradierung magischen Wissens. In: Landwehr, Achim (Hrsg.): Geschichte(n) der Wirklichkeit. Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte des Wissens. Augsburg 2002. S. 371-390, ISBN 3-89639-361-8
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Georg Conrad Horst: "Zauber=Bibliothek", 6 Bände, Florian Kupferberg (Verleger), Mainz 1821 - 1826
- ↑ Faust: "Faust's dreifacher Höllenzwang: Dr. Faust's Magia naturalis et innaturalis", Schikowski, Berlin 2002, ISBN 3-87702-081-X
- ↑ Julius Tamianus: "Julii Tamiani Send-Schreiben an Hieronymum Pistellum, worinne bey Veranlassung der unweit Jena unternommenen Satans-Beschwerung der Anfang und Fortgang der Magie, wie nichtminder die Meynungen der Magorum untersuchet, auch von denen dabey gewöhnlichen Mitteln. Zu Magiluna in Arabien [i.e., Jena?]. 1716 Bericht erstattet wird. Nebst einem Paquetgen an den verwegenen Authorem der sogenannten Gerichte Gottes und sinnreichen überschrifft, so er Franco zu erhalten hat." Landes- und Forschungsbibliothek Gotha, Reel: 89, Item No. 946
- ↑ a b "Verzeichniß einer Sammlung magischer Bücher", Handschrift Chart. B 1481, Landes- und Forschungsbibliothek Gotha
- ↑ "Verzeichniß einer Sammlung magischer Bücher", Handschrift Chart. B 1481.S. 17r., Landes- und Forschungsbibliothek Gotha
- ↑ Schwarzer Rabe
- ↑ Libellus Magnus
- ↑ Ludwig von Cyprian
- ↑ Johann Scheible: "Handschriftliche Schätze aus Kloster-Bibliotheken", Scheible-Verlag, Köln am Rhein 1743. Bei Peter Hammer's Erben.
- ↑ Verus Jesuitarum libellus
- ↑ Jesuitenprozess
- ↑ Kurt Benesch: Magie der Renaissance, Fourier Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 3-921695-91-0
Weblinks
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