Felix Nußbaum

Felix Nußbaum
Im Dachgeschoss der 1922 von Rahel und Philipp Nussbaum erbauten Nussbaum-Villa in Osnabrück befand sich das Atelier des jungen Felix Nussbaum
Briefmarke mit Gemälde-Motiv „Das Geheimnis“ von Felix Nussbaum

Felix Nussbaum (* 11. Dezember 1904 in Osnabrück; † 2. August 1944 in Auschwitz-Birkenau) war ein deutscher Maler der Neuen Sachlichkeit. 1932 durch Brandstiftung eines Großteils seiner Arbeiten beraubt, wurde er wegen seiner jüdischen Abstammung ins Exil getrieben und im KZ Auschwitz ermordet.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Felix Nussbaum wuchs als zweiter Sohn des Kaufmanns Philipp Nussbaum und seiner Frau Rahel, geb. van Dijk, in Osnabrück auf. Die Familie war dem Reformjudentum zuzurechnen. Der Vater, ein Hobbymaler, förderte und ermutigte seinen Sohn. Nach dem Besuch der jüdischen Elementarschule und des Realgymnasiums nahm er 1922/23 das Kunststudium an der Hamburger Kunstgewerbeschule auf und setzte seine Ausbildung bis 1930 an der Berliner Lewin-Funke-Schule und an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin als Schüler von Paul Plontke und César Klein, ab 1928 als Meisterschüler bei Hans Meid fort.

In Berlin lernte Felix Nussbaum 1927 seine Lebensgefährtin und spätere Ehefrau, die 1899 in Warschau geborene Malerin Felka Platek, kennen.

In den 1920er und 1930er Jahren hatte er große Ausstellungserfolge in Berlin. Seine ersten Einzelausstellungen hatte er schon 1927 in einer Osnabrücker Buchhandlung und 1928 in der Berliner Galerie Casper. Auf den Spuren van Goghs reiste er nach Frankreich und nahm sich nach der Rückkehr 1929 ein eigenes Atelier in Berlin. Der künstlerische Durchbruch gelang ihm 1931 mit dem Gemälde „Der tolle Pariser Platz“. Er ironisierte damit das Honoratiorentum der Abteilung für Bildende Künste der Berliner Preußischen Akademie mit ihrem Präsidenten Max Liebermann. Als Auszeichnung für seine Arbeit erhielt Nussbaum 1932 ein Stipendium der Villa Massimo in Rom.

Mit dem Beginn der Nazizeit lebte Nussbaum mit Felka Platek im Exil in Italien, Frankreich und schließlich ab 1937 in Brüssel (Belgien). Das Malerpaar heiratete 1937 in Brüssel. Zwei Tage nach dem Einmarsch deutscher Truppen am 8. Mai 1940 wurde Felix Nussbaum von den belgischen Behörden verhaftet und in das südfranzösische Internierungslager Saint-Cyprien (Pyrénées-Orientales) gebracht. Unter dem Eindruck des Lagers bat er die französische Lagerführung um Rückführung nach Deutschland; unterwegs in Bordeaux konnte er fliehen.

Er kehrte nach Brüssel zurück, wo Felka Platek geblieben war. Beide tauchten dort bei einem befreundeten Kunsthändler unter. Nach einer Denunziation im Juni 1944 wurde das Ehepaar Nussbaum von der Wehrmacht inhaftiert und mit dem letzten Deportationszug vom Sammellager Mecheln nach Auschwitz gebracht, wo Felix Nussbaum am 2. August, vermutlich zusammen mit seiner Frau, ermordet wurde.

Während 1945 bis in die 1980er Jahre seine Werke wenig beachtet wurden, erzielte 1997 ein Schlüsselgemälde auf einer Auktion 1,7 Millionen Euro.

Felix-Nussbaum-Haus (rechts) im Museumskomplex von Osnabrück, in der Mitte das Kulturgeschichtliche Museum, links das Akzise-Haus

Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück

1998 wurde in Osnabrück das Felix-Nussbaum-Haus eröffnet, in welchem ein Großteil seiner Werke, bestehend aus über 180 Bildern, aufbewahrt wird. Etwa 90 werden davon zur Zeit ausgestellt. Die Pläne zu diesem ungewöhnlichen Gebäude, dem Museum ohne Ausgang, entwarf der Architekt Daniel Libeskind. Am 9. April 2007 gerieten Teile der Holzfassade an der Rückseite des Gebäudes in Brand, jedoch wurde keines der wertvollen Bilder beschädigt.

Literatur

  • Rosamunde Neugebauer ( Hrsg.): Zeit im Blick. Felix Nussbaum und die Moderne. Bramsche: Rasch, 2005. 311 S. (Katalog zur Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt erschienen – 1. Februar bis 23. April 2006)

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