Al-Bakr

Al-Bakr

Marschall Ahmad Hasan al-Bakr (arabischأحمد حسن البكر‎, DMG Aḥmad Ḥasan al-Bakr) (* 1. Juli 1914 in Tikrit[1]; † 4. Oktober 1982 in Bagdad[2]) war ein irakischer Politiker und Soldat, der an mehreren Staatsstreichen beteiligt war. Von Februar 1963 bis November 1963 war er Premierminister und von November 1963 bis Januar 1964 Vizepräsident des Irak. Weiter war er 1968–1979 Präsident des Revolutionären Kommandorates und damit auch des Irak bis zu seinem Rücktritt am 16. Juli 1979. Er war Mitglied der Baʿth-Partei, die 1963–2003 vorherrschende Partei in Irak war.

Inhaltsverzeichnis

Militärische Laufbahn

Al-Bakr begann 1938 eine Ausbildung an der irakischen Militärakademie, nachdem er zuvor sechs Jahre als Grundschullehrer gearbeitet hatte. Er war 1958 am Militärputsch von Abd al-Karim Qasim und Abd as-Salam Arif gegen König Faisal II. beteiligt. Er wurde 1959 inhaftiert, da er beschuldigt wurde, an einen Putsch baathistischer Militärs gegen Qasim teilgenommen zu haben. Während der Haft lernte er as-Salam Arif kennen, mit dem zusammen er am 8. Februar 1963 einen baathistischen Putsch gegen Qasim anführte. Arif wurde Präsident, al-Bakr Premierminister des Irak[3]. Als Premierminister verabredete Al-Bakr mit Nasser und al-Atassi eine Neuauflage der Vereinigten Arabischen Republik[4], die dann aber nicht zu Stande kam. Im November 1963 versuchte Salih as-Sa'di, Generalsekretär der irakischen Baath-Partei, al-Bakr aus der Partei auszuschließen. Der Präsident as-Salam Arif nutzte die Wirren zur Entmachtung der Baath-Partei in der Ramadanrevolte. Al-Bakr musste als Premierminister zurücktreten und wurde Vizepräsident, dieses Amt musste er im Januar 1964 ebenfalls niederlegen. Nachdem sich al-Bakr die Kontrolle über das irakische Regionalkommando der Baath-Partei gesichert hatte, führte er 1968 einen unblutigen Putsch gegen Abd ar-Rahman Arif an und wurde Präsident des Irak[3].

Präsident des Irak

Seine Präsidentschaft war von blutigen Säuberungen geprägt.[5][6][7][8] Diese wurden von Saddam Hussein genutzt, um zum starken Mann des Regimes aufzusteigen.

Al-Bakr war ein Gegner eines Ausgleichs mit Israel und verfocht panarabische Positionen. Trotzdem schloss der Irak am 9. April 1972 einen Bündnisvertrag mit der Sowjetunion ab.[9]

Die Ölgesellschaft Iraq Petroleum Company wurde enteignet, und der Irak nahm am Ölembargo der OPEC, das zur die ersten Ölkrise führte, teil.[10][11] Der hohe Ölpreis ermöglichte der Regierung zahlreiche soziale und ökonomische Reformprogramme.

Zu seinen weiteren Verdiensten als Präsident zählen die Errichtung der Kurdischen Autonomen Region (1970/74), die Schaffung der Nationalen Front mit Iraks Kommunisten und Barzanis Kurden (1972–1978) und der Abschluss eines Grenzvertrags mit dem Iran (1975).[12] Trotz militärischer Hilfe für Syrien im Oktoberkrieg 1973, die Damaskus vor dem Fall bewahrte, gelang die 1978 geplante Aussöhnung und Vereinigung mit dem baathistischen Rivalen Syrien nicht.

1979 ernannte Präsident Ahmed Hassan al-Bakr, inzwischen kränkelnd und mit 65 Jahren pensionsreif, Saddam Hussein zum Vorsitzenden der Partei und zu seinem Nachfolger. Am 11. Juli 1979 wurde dieser zum Generalsekretär der Ba’ath-Partei und am 16. Juli 1979 übernahm er die Macht auch als Staats- und Regierungschef.[13] Danach leitete Hussein eine blutige Säuberung der Ba’ath-Partei ein, beendete die Nationale Front und verhinderte auch den geplanten Zusammenschluss mit Syrien,[14] ein Jahr später begann er dann den acht Jahre dauernden Krieg gegen den Iran.

Dennoch war auch danach Saddam Husseins Autorität noch nicht völlig unumschränkt. Zunächst hatten al-Bakr und Saddam Hussein die Ämter nur getauscht, al-Bakr blieb faktisch Vizepräsident bis zu seinem Tode im Oktober 1982. Gerüchten zufolge soll er vergiftet worden sein, als Saddam-kritische Baathisten über eine Rückberufung Bakrs sinnierten.

Quellen

  1. Encyclopædia Britannica über Ahmed Hassan al-Bakr [1] (englisch)
  2. Ahmed al-Bakr Dies; Former Iraqi President, New York Times vom 5. Oktober 1982 [2], (englisch)
  3. a b „Beten wir“, Der Spiegel 31/1968, 29. Juli 1968, S. 77-79 [3]
  4. „Zweiter Versuch“, Der Spiegel 17/1963, 24. April 1963, S. 70 [4]
  5. „Tanz um Leichen“, Der Spiegel 05/1970, 26. Januar 1970, S. 98 [5]
  6. „Hinrichtungswelle im Irak“, Die Zeit 05/1970, 30. Januar 1970, S. 10 [6]
  7. „In den Abgrund“, Der Spiegel 36/1970, 31. August 1970, S. 72-74 [7]
  8. „Irak“, Die Zeit 29/1973, 13. Juli 1973, S. 12 [8]
  9. „Flotte im Golf“, Der Spiegel 17/1972, 17. April 1972, S. 104-105 [9]
  10. „Gespannte Muskeln“, Der Spiegel 25/1972, 12. Juni 1972, S. 83-84 [10]
  11. „Die Ohnmacht der Giganten“, Die Zeit 24/1972, 16. Juni 1972, S. 21 [11]
  12. „Vor uns der Tod“, Der Spiegel 12/1975, 17. März 1975, S. 97-98 [12]
  13. „BERUFLICHES“, Der Spiegel 30/1979, 23. Juli 1979, S. 156 [13]
  14. „Nur Scherben“, Der Spiegel 33/1979, 13. August 1979, S. 94 [14]

Literatur


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