- Autonome Region Kurdistan
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Autonome Region Kurdistan
Heremê Kurdistanê / Iqlĩm Kurdistãn al-‘Irāq
Flagge der Region Kurdistan Wappen der Region Kurdistan Karte Basisdaten Hauptstadt Arbil Amtssprachen Kurdisch und Arabisch[1] Präsident Masud Barzani Regierungschef Barham Salih Hymne Ey Reqîb Bevölkerung 3.757.058[2] - Dichte 40 Einw./km² Fläche 40.000 km²[2] Autonomiestatut vom 1970 Währung Irakischer Dinar
(1991 bis 2003 Schweizer Dinar)Die Autonome Region Kurdistan (Kurdisch: Heremê Kurdistanê) ist eine autonome Region im Norden des Irak. Sie wurde nach dem Märzmanifest im Jahre 1970 zwischen dem damaligen Vizepräsidenten des Irak Saddam Hussein und den Vertretern der kurdischen Parteien unter der Führung Molla Mustafa Barzanis als Kurdische Autonome Region gegründet. Sie wurde aus regional-patriotischen Ansprüchen 2005 in Autonome Region Kurdistan umbenannt, um dem ethno-geografischen Begriff Kurdistan einen offiziellen Status zu verleihen. Die Patriotische Union Kurdistans (PUK) und die Demokratische Partei Kurdistans (KDP) stellen die Regierung der Region. Die Autonome Region Kurdistan führt eine eigene Flagge, eine eigene Verfassung sowie eine eigene Hymne.
Name
Die Region ist unter vielen Bezeichnungen bekannt. Der Name der Region lautet gemäß der irakischen Verfassung Region Kurdistan (kurdisch: Heremê Kurdistanê).[3] Der ausführliche Name lautet Region Kurdistan Irak (kurdisch: ههرێمى كوردستان /‚Herêmî Kurdistanî Eraq‘; arabisch: إقليم كردستان العراق /‚Iqlĩm Kurdistãn al-‘Irāq‘). Die Regionalverwaltung gebraucht auch den Ausdruck Kurdistan-Irak. Vor 2005 hieß sie Kurdische Autonome Region.
Ein anderer Ausdruck ist Südkurdistan (kurdisch: باشووری کوردستان /‚Başûrî Kurdistan‘), der aber alle kurdisch besiedelten Gebiete im Irak bezeichnet.
Die kurdische Regionalverwaltung, die manchmal als Synonym für die Region benutzt wird, heißt auf kurdisch Hikûmetî Herêmî Kurdistan (kurdisch: حكومهتى ههريمى كوردستان). Auf englisch heißt sie Kurdistan Regional Government.
Größe der Region
Das Autonomieabkommen vom 11. März 1970 sah eine Region von etwa 37.000 km² vor, die die Provinzen Arbil, Dohuk und As-Sulaimaniyya umfasste. Forderungen der Kurden, dass Kirkuk und Mosul ebenfalls zu dieser Region gehören sollten, wurden von der Zentralregierung mit Rücksicht auf die arabisch-turkmenischen Bevölkerungsanteile dieser Städte zunächst abgewiesen. Die heutige Größe der autonomen Region liegt bei etwa 40.000 km². Mit der Regionalverfassung fordert die Regierung wie in Artikel 2 auch die Distrikte Chanaqîn und Mandali der Provinz Diyala und den Distrikt Badra aus der Provinz al-Wasit und die gesamte Provinz Kirkuk. Dieser Prozess sollte durch ein Referendum Ende 2007 abgeschlossen sein, doch wurde die Abstimmung bis auf weiteres vertagt.
Geschichte der Autonomen Region Kurdistan
2003 beteiligten sich die Kurden am Irakkrieg und konnten so ihren Einfluss und damit die Region vergrößern. Heute gehören auch Teile der Gouvernements Diyala, Kirkuk und Ninawa in diese Region.
Etwa dieselben Gebiete waren einst bei der Bildung der autonomen Region aus den drei kurdischen Provinzen ausgegliedert und den Nachbarprovinzen zugeschlagen worden, auch Sinjar sowie das Gebiet zwischen Akrê und Mosul sowie das Gebiet zwischen Maidan und Badra lagen ursprünglich außerhalb der autonomen Region. Im Gegenzug waren Kifri, Dschamdschamāl und Kalar von at-Tamim abgetrennt und 1974 zu Silêmanî geschlagen worden, Tuz Khurmatu kam zu Salah-ad-Din (Tikrit). Die Provinz Kirkuk erhielt somit vorübergehend eine arabisch-turkmenisch-assyrische Mehrheit, verstärkt durch vom irakischen Regime forcierte Neuansiedlungen.
Teilautonomie ab 1970/74
Nach dem Autonomieabkommen vom 11. März 1970 sollten fünf Minister der Regierung in Bagdad Kurden sein, einer von ihnen war zunächst Barzanis ältester Sohn Ubaidullah. Die Vereidigung des Kurden Taha Muhi ad-Din Maʿruf als einstiger Vizepräsident des Irak folgte 1974 der Nominierung der Ahmed/Talabani-Fraktion, nachdem Mustafa Barzani abgelehnt hatte. Ein kurdischer Legislativrat (Parlament) und ein kurdischer Exekutivrat (Regierung) in Arbil sollten die Kontrolle über diese Region haben. In Wirklichkeit war das Parlament und damit die Region unter der Kontrolle Bagdads. Es sollte auch eine kurdische Akademie der Wissenschaften gegründet werden und die Gesundheitsversorgung und das Erziehungswesen auf die entlegensten Flecken, die unter den vorherigen Kämpfen gelitten hatten, ausgeweitet werden. Seit 1958 definierte sich der Irak als Staat zweier Nationen – Araber und Kurden – und symbolisierte das mit zwei Schwertern. (Dieses Wappen wurde allerdings 1965 wieder durch den Adler Saladins ersetzt. Dennoch hielten sich die zwei Schwerter in Militäremblemen und waren auch als gigantisches Monument in Bagdad aufgestellt worden. Pläne, das alte Wappen wiedereinzuführen, wurden bisher nicht verwirklicht.) Der Irak war seitdem zumindest das einzige Land, in dem Kurden auch offiziell ihre Sprache verwenden durften – freilich nur innerhalb der drei autonomen Provinzen.
Bis 1975 und während des Irakisch-Iranischen Krieges 1980 bis 1988 stand der Großteil der drei Provinzen nicht unter Kontrolle der Regierung, faktisch nur in den großen und Provinzhauptstädten hielten sich irakische Garnisonen.
Vorsitzende des Exekutivrates
- 1974–1977 Haschim Aqrawi
- 1977–1980 Ahmad an-Naqschbandi
- 1980–1991 Muhammad Amin Muhammad Ahmad
Vorsitzende des Legislativrates
- 1974–1977 Babakr al-Pischdari
- 1977–1980 Muhammad Amin Muhammad Ahmad
- 1980–1984 Ahmad an-Naqschbandi
Autonomie ab 1991
Nach dem zweiten Golfkrieg 1991 und der Errichtung der nördlichen Flugverbotszone hatte Bagdad erneut keine Kontrolle mehr über die kurdische Region einschließlich der Städte. Die im Waffenstillstandsabkommen von 1991 vorgesehene symbolische Stationierung kleiner Einheiten leichtbewaffneter irakischer Polizisten kam wegen Widerstandes seitens der Kurden und der USA nicht zustande.
Am 19. Mai 1992 wurde das Parlament neu gewählt. Das Ergebnis führte zu fast gleichen Sitzverteilung zwischen der PUK und der KDP (PUK 51 Sitze und KDP 49). Daneben bekam die „Demokratische Bewegung“ der Assyrer 4 Sitze und die „Christliche Einheit“ 1 Sitz. Das Parlament konnte so nicht agieren, da die KDP und die PUK gegeneinander arbeiteten. Am 4. Oktober 1992 deklariert das Parlament den „Föderalen Teilstaat Kurdistan“.
Die Rivalität der KDP und PUK über die Verteilung der Einnahmen aus dem Grenzhandel führte 1994 zu einem bewaffneten Konflikt zwischen beiden, der sogar soweit ging, dass die KDP Saddam Hussein um Hilfe bat, um ihren Gegner, die PUK, aus Arbil zu vertreiben. Das tat Saddam Hussein 1996 auch. Der Konflikt endete erst mit dem Abkommen von Washington im September 1998.
Status innerhalb des Irak und Aktuelles
In der neuen Verfassung des Irak wurde der Status der Region anerkannt und ihr volle Souveränität zugesichert. Der Status und die endgültige Größe der autonomen Region sollen in den nächsten Jahren geklärt werden. Am 30. Januar 2005 fanden auch Wahlen zum neuen kurdischen Parlament statt. Dabei sollten die beiden getrennten Regierungen wieder vereint werden. Vor den Wahlen wurden von den 111 Sitzen 42 der PUK und 42 der KDP gegeben.
Am 13. Juni 2005 wurde nach monatelangen Verhandlungen über die Art und Besetzung des Präsidentenamtes das Parlament in Arbil zusammengerufen und Masud Barzani zum Präsidenten der Region gewählt. Ministerpräsident wurde sein Neffe Nêçîrvan Idrîs Barzanî.
Das Parlament hat weitgehende Rechte. So darf kein Soldat der irakischen Armee ohne Erlaubnis in die kurdischen Gebiete. Die Mannschaftsstärke der Armee der Kurden, der Peschmerga, wird auf 110.000 beziffert.[4] Sie hingegen darf im Gegenzug auch im übrigen Irak operieren, wo sie zum Beispiel in Mossul und Kirkuk die US-Truppen unterstützt.
Am 21. Januar 2006 konnten sich die beiden großen Parteien endlich über die Zusammenlegung der beiden Regierungen in Hewlêr und Silêmanî einigen. Dabei wurde Barzani als Präsident und sein Neffe Nêçîrvan Barzani als Ministerpräsident bestätigt. Die Ministerien wurden unter den Parteien aufgeteilt. Interessant ist, dass es einen Minister für die Pesmerga gibt und einen Minister für auswärtige Angelegenheiten. Am 7. Mai 2006 trat zum ersten Mal das wiedervereinigte Parlament in Hewlêr zusammen.
Im August 2006 verkündete Barzani in einem Dekret, dass in der gesamten Region an öffentlichen Gebäuden nur die kurdische Fahne gehisst werden soll. Seiner Meinung nach repräsentierte die derzeitige irakische Fahne eine Vergangenheit voller Gewalt, Krieg und Tod für die Kurden. Dieses Dekret führte zu einem „Fahnenstreit“, der viele davon überzeugt, dass die Kurden keine Föderation sondern einen eigenen Staat wollen. Doch mit der Zustimmung des irakischen Parlamentes für eine Interimsflagge für den Irak, ließ Barzani verkünden, dass von nun auch zusätzlich zur kurdischen auch die irakische Flagge an allen offiziellen Gebäuden gehisst werden wird. Ein Grund für die Annahme der Interimsflagge war die Tatsache, dass der Gipfel der Arabischen Liga Anfang 2008 in Erbil tagen sollte und daher ein Flaggenstreit nicht wünschenswert war.
Auch wenn innerhalb des Irak das autonome Gebiet Kurdistan die freiheitlichste Region ist, ist die Pressefreiheit nicht auf westlichem Standard. Laut Amnesty International und WADI-Austria kommt es immer wieder von Seiten der Autonomiebehörde zu Aktionen gegen oppositionelle Journalisten.[5]
Der Nordirak ist seit dem zweiten Golfkrieg 1991 ein Rückzugsgebiet der PKK. Die Türkei besteht seit Jahren darauf, dass die Verantwortlichen vor Ort die PKK bekämpfen sollen. Die USA und die kurdische Regierung kamen dem nicht nach. Nach dem das türkische Parlament in einer Resolution im Oktober 2007 dem Militär freie Hand gab, wurden PKK-Stellungen im Dezember 2007 mehrmals mit Flugzeugen und Kanonen bombardiert. Dieser Konflikt schadet den Beziehungen zwischen der Türkei und der Regionalregierung und könnte unter Umständen eskalieren.
Am 17. Februar 2011 brachen große Proteste in vielen Städten der Region aus. Überwiegend junge Leute protestierten gegen die Korruption von Mesud Barzani, fehlender öffentlicher Versorgung und der fehlenden freien Berichterstattung der Journalisten. Das Hauptquartier der KDP wurde mit Steinen beworfen, anschließend wurden 3 junge Männer von den Peshmerga durch Schüsse getötet. In Erbil versuchten am 25. Februar 2000 Menschen eine Protestaktion gegen die Regionalregierung durchzuführen. Viele Menschen wurden dabei festgenommen. Mesud Barzani kündigte daraufhin Reformen an.[6]
Beziehung zur Türkei
Die Beziehung der irakischen Kurden zur Türkei mit ihrem signifikanten kurdischen Bevölkerungsanteil war stets ambivalent. Die Türkei fürchtete, dass jeder Fortschritt der Kurden im Irak Forderungen der Kurden im Inland nach sich ziehen würde. Auf der anderen Seite waren die Kurden als Gesprächspartner zur Bekämpfung der PKK wichtig, da die irakische Regierung keine faktische Macht im Nordirak hat.
Gemäß ihrer nationalistischen Politik wurden die Kurden in der Türkei bis in die frühen neunziger Jahren schlicht ignoriert und assimiliert. Das Kurdische Problem wurde stets als Terrorproblem bezeichnet und dementsprechend behandelt. Da aber auch Kurden in anderen Ländern wie dem Irak lebten, dehnten die Türken ihre Politik auch auf diese Länder aus. So wurden kurdische Führer wie Barzani und Talabani schlicht als Stammesführer tituliert. Mit dem zweiten Golfkrieg und der anschließenden Massenflucht irakischer Kurden an die Grenze, war die Türkei gezwungen diese aufzunehmen. Die damalige Regierung unter Turgut Özal verlieh Barzani und Talabani Diplomatenpässe. Es fanden erste Besuche in Ankara statt.
Im offiziellen Sprachgebrauch wird die Autonome Region Kurdistan als Nordirakische Regionalregierung (Kuzey Irak bölgesel yönetimi) bezeichnet.
Unter der gegenwärtigen Regierung von Recep Tayyip Erdoğan wurden einige diplomatische Kontakte geknüpft. So besuchte im Oktober 2009 Ahmet Davutoğlu als erster türkischer Außenminister die Region. Im Zuge von Verhandlungen soll in Arbil ein türkisches Generalkonsulat, dass das vierte türkische Konsulat im Irak sein wird, eröffnet werden. Zwischen der Türkei und der autonomen Region soll eine Freihandelszone eingerichtet werden. Am 3. Juni 2010 reiste Masud Barzani nach sechs Jahren das erste Mal wieder in die Türkei und traf sich mit den höchsten Politikern. Ziel ist es auf wirtschaftlicher und kultureller Ebene eine enge Zusammenarbeit zu ermöglichen. Des Weiteren soll die kurdische Regionalregierung die Türkei gegen die PKK ünterstützen.[7]
Politik
Verfassung
Im Rahmen der neuen irakischen Verfassung verabschiedete das Regionalparlament den Entwurf einer Regionalverfassung. Die Verfassung fordert das Selbstbestimmungsrecht der Kurden, wie es im Vertrag von Sèvres und in den 14-Punkte-Programm von Woodrow Wilson festgeschrieben worden ist. Die Verfassung unterstreicht auch, dass die Region (das osmanische Vilayet Mosul) ohne Einverständnis der Bevölkerung an den Irak angeschlossen wurde. Der Entwurf umfasst 160 Artikel, deren wichtigste die folgenden sind:
- Art. 1: Die Kurdistan Region als Teil der Bundesrepublik Irak, wird ein mehrparteiliches, demokratisches, parlamentarisches und republikanisches politisches System besitzen.
- Art. 2: Die Kurdistan Region umfasst in den Grenzen von vor 1970 die Provinzen Sulaimaniyya, Arbil, At'Tamim und Dohuk und die Distrikte Akrê, Şeyhan, Sincar aus der Provinz Ninava und die Distrikte Chanaqin und Mandali der Provinz Diyala und den Distrikt Badra aus der Provinz Al-Wasit.
- Art. 3: Die Souveränität liegt beim Volk und wird durch sie legitimiert.
- Art. 4: Die Bevölkerung der Region besteht aus Kurden und den Minderheiten (Turkmenen, Assyrern und Arabern) und die Verfassung erkennt ihre Rechte an.
- Art. 5: Arbil ist die Hauptstadt der Region.
- Art. 6: Zusätzlich zu der Fahne der Bundesrepublik Irak wird die Region eine eigene Fahne besitzen.
- Art. 7: Die Amtssprache ist Kurdisch.
- Art. 41: Bevor der Ministerpräsident sein Amt antritt, muss er folgenden Eid leisten: Ich schwöre bei Gott, dass ich die Rechte und Interessen des Volkes schützen, die Verfassungen der Bundesrepublik Irak und der Region beachten und mein Amt rechtschaffen, objektiv und ernsthaft führen werde.
- Art. 75: Ohne Einverständnis des kurdischen Parlamentes, kann die Verfassung des Irak nicht geändert werden. Bei Zuwiderhandlungen wird das Volk der Kurdistan Region von ihrem Recht auf Selbstbestimmung Gebrauch machen.
Wahlergebnisse
Wahl vom 19. Mai 1992
Nach dem Einrichten der Flugverbotszonen im Nordirak war dies die erste Wahl des Parlamentes. Angegeben sind die Ergebnisse der kurdischen Parteien, die mehr als 1 % der Stimmen erzielt haben:
Name Stimmanteil Sitze KDP 45,3 % 51 PUK 43,8 % 49 Islamische Bewegung in Kurdistan (IMK) 5,1 % 0 Sozialistische Partei Kurdistans (PASOK) 2,6 % 0 Irakische Kommunistische Partei (ICP) 2,2 % 0 Kurdistan Popular Democratic Party 1,0 % 0 Da die Hürde bei 7 % lag, bekam die KDP 51 und die PUK 49 Sitze. Die KDP gab einen Sitz an die PUK ab, so dass beide Parteien 50 Sitze hatten. Daneben waren die restlichen Sitze für die Assyrer und Christen reserviert. Die Turkmenen beteiligten sich nicht an der Wahl.
Wahl vom 30. Januar 2005
Angegeben sind diejenigen kurdischen Parteien, die mehr als 1 % erzielt haben.
Name Stimmanteil Sitze Demokratische Patriotische Allianz Kurdistans 89,55 % 104 Islamische Gemeinschaft in Kurdistan 4,86 % 6 Kurdische Arbeiter Partei 1,17 % 1 Wahl vom 25. Juli 2009
Im Juli 2009 wurden 2,5 Millionen Einwohner aufgerufen, das Parlament und den Präsidenten der Region zu wählen. An der Wahl zm 111-köpfigen Parlament traten 24 Parteien an. In Bagdad wurden auch Wahlurnen aufgestellt. Von den 111 Sitzen im Parlament sind 100 für Kurden, 5 für Turkmenen, 5 für Chaldäer und Assyrer und 1 für Armenier reserviert. Die Frauenquote des Parlaments liegt bei 30 %. Dies ist auch die erste Wahl, in der der Präsident der Region direkt gewählt wird. Der jetzige Amtsinhaber Masud Barzani wurde vorher vom Parlament ernannt. Mit der neu gegründeten Partei Goran stellt sich eine starke Oppositionspartei zu Wahl, die gegen die massive Korruption und Vetternwirtschaft vorgehen will. Ihr Vorsitzende ist der ehemalige PUK-Funktionär Nawschirwan Mustafa. Die dominierenden Parteien der DKP und PUK haben sich diesmal zu Kurdistanliste zusammengeschlossen.
Die Ergebnisse für die 100 „kurdischen“ Sitze sehen so aus:
Name Stimmanteil Sitze Die Kurdistanliste 57,3 % 59 Goran 23,8 % 25 Reform und gottgefälliges Werk 12,8 % 13 Kurdisch Islamische Bewegung 1,5 % 2 Soziale Gerechtigkeit und Freiheitsliste 0,82 % 1 Die Ergebnisse für die 11 Sitze der Minderheiten sehen so aus:
Name Stimmanteil Sitze Volksgruppe Turkmen Democratic Movement In Kurdistan 0,99 % 3 Turkmenen Turkmen Reform List 0,38 % 1 Turkmenen Irbil Turkmen List 0,21 % 1 Turkmenen Chaldean Syriac Assyrian Popular Council 0,58 % 3 Chaldäer und Assyrer Assyrian Democratic Movement 0,30 % 2 Chaldäer und Assyrer Aram Shahine Dawood (Unabhängiger Kandidat) 0,22 % 1 Armenier Nach vorläufigen Ergebnissen wurde Masud Barzani mit knapp 70 % der Stimmen in seinem Amt bestätigt.[8]
Beziehungen zu anderen Staaten
In der autonomen Region gibt es zusätzlich zu Bagdad Botschaften und Generalkonsulate mehrerer Staaten. So eröffnete Deutschland am 18. Februar 2009 ein Generalkonsulat. Andere Staaten sind die USA, Russland, Iran, Großbritannien, Frankreich und Südkorea.
Bevölkerungsgruppen und Sprachen
Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Kurden. Araber sind vereinzelt vertreten, genauso wie Turkmenen und Assyrer. Das kurdische Sorani ist die Amtssprache und gleichzeitig die Sprache, die in der Bevölkerung am meisten verwendet wird. Arabisch ist auch vertreten. Die Regionalverfassung garantiert den Minderheiten Schulen und Medien in ihrer Muttersprache in den Gebieten zu gebrauchen, wo sie in der Mehrheit sind.
Siehe auch: Kurdische Sprachen
Feiertage
Während des ganzen Jahres gibt es rund 60 Feiertage. Einige davon sind:
- 1. März: Trauertag (Sterbedatum von Molla Mustafa Barzani)
- 21. März: Nouruz
- 1. April: Neujahr bei den Assyrern.
- 22. April: Tag der Presse. An diesem Tag 1898 erschien die erste kurdische Zeitung Kurdistan
Wirtschaft
Die Region hat eine Wirtschaftswachstumsrate von über 6 %. Nach den Worten von Masud Barzani soll aus der Region nach dem Vorbild Dubai eine Freihandelszone entstehen. In der Region sind mehr als 200 türkische Unternehmen tätig. Der Handel mit der Türkei belief sich 2006 auf mehr als 2 Milliarden US-Dollar. Das gegenwärtige Handelsvolumen mit der Türkei inklusive Ölverträge, Bauaufträgen beläuft sich zu Zeit auf 5 Milliarden US-Dollar. Und das trotz der unklaren politischen Beziehung zwischen Ankara und Arbil. Ab Mitte 2007 nahm die Dominanz türkischer Produkte wie Lebensmittel usw. ab. Man findet jetzt vermehrt Waren aus Syrien, Jordanien und Europa. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass der Handel mit der Türkei in letzter Zeit erschwert wurde. Auch ist eine Abnahme der Anzahl und Bauprojekte türkischer Unternehmen zu erkennen, was wiederum auf die jüngsten Anschläge im Nordirak und dem weniger werdenden Geldfluss von der Zentralregierung zurückzuführen ist.
Öl- und Gasvorkommen
Der Irak besitzt die weltweit 3.-größten Ölvorkommen. Davon liegen in der Autonomem Region Kurdistan schätzungsweise 45 Milliarden Barrel Öl. Damit liegt mal weltweit auf Rang 6. Eines der größten Ölfelder der Welt ist das Kirkuk Ölfeld. Schätzungen gehen davon aus, dass 1930 etwa 16 Milliarden Barrel Öl im Feld lagerten. Wie Bohrergebnisse aus den Jahren 2007–2009 zeigen, befinden sich in der Region einige Felder mit mehr als 1 Mrd. Barrel Öl. Das sind im weltweiten Maßstab betrachtet gewaltige Vorkommen. Die erzielten Testförderraten an den durchgeführten Bohrungen zählen zu den höchsten der Welt. Bis zu 40.000 Barrel pro Tag (bopd) wurden gemessen.
Diese Ölvorkommen sind auch Grund für den jahrelangen Streit zwischen der kurdischen Regionalregierung und der Zentralregierung in Bagdad. Die kurdische Regierung hat seit 2003 mit 24 westlichen Ölgesellschaften (u.a. DNO ASA, Genel Enerji, Heritage Oil, KNOC, MOL, Dana Gas, OMV, Hunt, WesternZagros Resources, Sinopec, Gulf Keystone Petroleum, Vast Exploration, Groundstar Resources, Talisman Energy, Niko Resources) Verträge zur Erforschung und Ausbeutung von Ölfeldern geschlossen.
Anfang Mai 2009 vermeldete Heritage Oil den Fund eines gewaltigen Ölvorkommens. Die 710 m dicke ölführende Schicht beinhaltet zwischen 2,3 und 4,2 Milliarden Barrel Öl.
Am 8. Mai 2009 erteilte die Regierung in Bagdad aber diese Genehmigung zum Export von kurdischen Öl. Ab dem 1. Juni 2009 flossen 60.000 bopd vom Tawke Feld über Pipelines zum am Mittelmeer gelegenen Ölverladehafen nach Ceyhan in der Türkei. Ende Juni 2009 begann dann auch der Export vom Taq Taq Feld mit 40.000 bopd. Im September 2009 stellte Kurdistan den Export jedoch wieder ein, da mit Bagdad keine Einigung über die Bezahlung der Exporte erzielt worden konnte. Weder Kurdistan noch die Ölproduzenten erhielten Geld. Nach den irakischen Wahlen Anfang 2010 und der Regierungsbildung Ende 2010 wurde neue Verhandlungen zur Beilegung dieses Konflikts aufgenommen. Mit dem Ergebnis, dass am 3. Februar 2011 der Export mit 10.500 bopd aufgenommen wurde. Bereits 3 Tage später sollten 50.000 bopd erreicht werden und eine weitere Erhöhung auf 100.000 bopd folgen. Den Verkauf nimmt die staatseigene „State Oil Marketing Organization“ (SOMO) in Bagdad vor. Das Tawke Feld wird von der DNO entwickelt. Genel Enerji (Türkei) und Sinopec (China) betreiben das Taq Taq Feld. [9][10][11]
Am 17. Mai 2009 erwarben die Österreichische OMV und die Ungarische MOL Anteile an den Gasfeldern Khor Mor und Chemchemal. Ab 2014–15 sollen aus diesem Feldern täglich 3 Milliarden Kubikfuß Gas nach Europa strömen. OMV und MOL sind Anteilseigner an der in Planung und Bau befindlichen Nabucco-Pipeline.
Erzeugnisse
Die häufigsten Erzeugnisse in der Landwirtschaft sind Weizen, Gerste, Tabak, Baumwolle und weitere verschiedene Früchte, wie zum Beispiel Feigen. Anteil der Gesamtproduktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse im Irak
Weizen 50 % Gerste 40 % Tabak 98 % Baumwolle 30 % Früchte 50 % Bewässerung
In Arbil und Sulaimaniyya wird die Wasserversorgung zum größten Teil durch Karezes (Qanat) hergestellt. Diese Art der Bewässerung erfolgt auf neun Ebenen. Allerdings laufen in Hewlêr, sowie in Dohuk derzeit mehrere Bewässerungsprojekte, um in Zukunft Wasser einzusparen.
Projekte Folgende Projekte werden angestrebt:
- Fertigstellung des internationalen Flughafens (zweiter Flughafen der Region)
- Banken
- Komplex mit Büros, modernen Wohnungen, einem Hotel, einem Einkaufszentrum und Kinos
- Vier Autobahnvorhaben
- Brücke über den Tigris
- Fünf Staudämme
- Wasser- und Abwasserprojekte
- Zwei Erdgaskraftwerke, die zusammen 400 Megawatt Energie liefern sollen
- Fußballstadion für 50.000 Zuschauer
Infrastruktur
Es gibt neu fertiggestellte Autobahnen im kurdischen Norden. Demnächst wird eine weitere Autobahn zwischen Dukan und Sulaiymaniyya gebaut werden. Die Kanalisation in den Städten Arbil und Sulaiymaniyya werden weiter ausgebaut. In Kirkuk allerdings ist die sanitäre Lage auf Grund der Unsicherheit schlechter. In letzter Zeit häufen sich die Meldungen von Cholerafällen.
Die Kurdische Autonome Region verfügt über zwei internationale Flughäfen:
- Flughafen Arbil: Der Flughafen Arbil ist der neueste und modernste Flughafen des Landes und wurde 2005 eröffnet.
- Flughafen Sulaimaniyya
Bildung
Die Vorschule kann in der Altersklasse zwischen 4 und 5 Jahren besucht werden. Die Primärausbildung dauert 6 Jahre und ist für 6- bis 11-Jährige obligatorisch. Die Sekundärausbildung hat 2 Zyklen von jeweils 3 Jahren; höhere Ausbildungen dauern 2-6 Jahre pro Zyklus. In der Sekundärausbildung erlernt man zum Beispiel industrielle Berufe, kommerzielle Berufe, Berufe künstlerischer und landwirtschaftlicher Art. Ebenfalls besteht die Möglichkeit, in der Sekundärausbildung Lehrschulen bzw. Lehranstalten zu besuchen oder auch zu studieren nach der Beendung des ersten Stadiums der Sekundärausbildung. Hier kann man zum Beispiel Sekundärschullehrer werden.
Höhere Ausbildungen setzen ein zweijähriges Studium und ein Alter von 18 bis 23 Jahren voraus. Auf den Universitäten kann man technische oder auch fachkundige Diplome erwerben. Technische Diplome gibt es beispielsweise auf den Gebieten Kunst, Wissenschaft, Medizin und Technik.
Die erste Universität wurde 1968 in Suleymaniyya gegründet und trug den Namen Salahaddin Universität. 1992 wurde diese dann nach Arbil verlegt. Anstelle der alten Universität wurde dann von der Regionalregierung 1992 die Universität Suleymaniyya gegründet. Nebenbei entstand in Duhok ebenfalls eine Universität.
Zwei neuere Universitäten befinden sich in Koy und in Arbil (Hawler Medical University). 2006 nahm die University of Kurdistan in Arbil ihren Betrieb auf. Einzige Unterrichtssprache ist Englisch. In Suleymaniyya eröffnet demnächst ebenfalls eine englischsprachige Universität mit dem Namen The American University of Iraq.
Nennenswerte Universitäten und Hochschulen sind- Salahaddin Universität, 1968
- Universität Suleymaniyya, 1968
- Universität Dohuk, 1992
- Universität Koya, 2003
- University of Kurdistan, 2006
- The American University of Iraq in Suleymaniyya, 2007
- Hawler Medical University, 2006
- Business & Management University, 2007
- Işık Üniversitesi (Privat, Gestiftet von Fethullah Gülen), 2008
Sport
Laut kurdischer und türkischer Presse wurde am 11. Januar 2006 der kurdische Fußballverband Kurdistan Football Association mit 24 Mannschaften aus verschiedenen Städten wie Hewlêr, Sulaimaniyya und Kirkuk gegründet. Als nächstes wurde dann eine kurdische Nationalmannschaft aufgestellt, die Mitglied des NF-Board ist. Im Jahr 2008 nahm die Mannschaft am Viva World Cup teil und erreichte den vierten Platz. Diesbezüglich ist noch zu erwähnen, dass der spanische Fußballclub Real Madrid in Hewlêr eine Fußballschule eröffnen will.
Militär und Sicherheitskräfte
Das Rückgrat der Sicherheitskräfte bilden die Peschmerga. Diese wurden vor Jahrzehnten als Milizen- und Guerillatruppe gegründet. Seit 2003 gibt es Bestrebungen sie in die irakische Armee einzugliedern, wobei sie jedoch gewisse Sonderrechte bekommen sollen. So übernehmen die Peschmerga die Aufgabe der Grenzsicherung in der autonomen Region. Ihre Mannstärke ist nicht genau bekannt und ihre Ausrüstung stammte noch aus alten Ostblockstaaten, aber wurde seit dem Irakkrieg modernisiert.
Die Region unterhält mit der Asayesh, der Zaniyar und der Parastin auch einige Nachrichtendienste. Die Asayesh hat zwei Hauptquartiere, eines in Arbil und eines in Sulaimaniyya. Die Zaniyar und die Parastin sind vielmehr die parteieigenen Nachrichtendienste der PUK und der KDP.
Einzelnachweise
- ↑ The Kurdistan Region’s official languages for government purposes are Kurdish and Arabic. Krg.org (27. Juni 2010). Abgerufen am 6. Mai 2011.
- ↑ a b The Kurdistan Region in brief. Krg.org. Abgerufen am 6. Mai 2011.
- ↑ Full Text of Iraqi Constitution. Washingtonpost.com. Abgerufen am 6. Mai 2011.
- ↑ ''Milliyet'' vom 20. Juni 2007. Milliyet.com.tr (20. Juni 2007). Abgerufen am 6. Mai 2011.
- ↑ Festnahmen von Schriftstellern und Menschenrechtsaktivisten: Amnesty International
- ↑ Gewalttätige Proteste in Irakisch-Kurdistan. Alsharq.de (23. Februar 2004). Abgerufen am 6. Mai 2011.
- ↑ Barzani'nin temaslarının perde arkası, Artikel auf www.cnnturk.com vom 3. Juni 2010 (türkisch)
- ↑ Alter Präsident, neue Opposition, abgerufen von der Webseite DW-World.de
- ↑ UPDATE 1-Iraq starts exporting Kurdish oil - officials. Reuters. Abgerufen am 6. Mai 2011.
- ↑ Kurdistan Regional Government. KRG (5. Januar 2011). Abgerufen am 6. Mai 2011.
- ↑ GeoExPro_1_2006 (PDF). Abgerufen am 6. Mai 2011.
Literatur
- Azad Salih: Freies Kurdistan. Die Schutzzone der Kurden in Irakisch-Kurdistan. Dissertation. Freie Universität, Berlin 2004.
- Azad Salih: Freies Kurdistan. Die selbstverwaltete Region Kurdistans. Hintergründe, Entwicklungen und Perspektiven. Köster, Berlin 2005, ISBN 3-89574-581-2
- Brendan O'Leary (Hrsg.): The future of Kurdistan in Iraq. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 2005, ISBN 0-8122-3870-2
Weblinks
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