Ferdinand Friedrich Karl Werner

Ferdinand Friedrich Karl Werner

Ferdinand Friedrich Karl Werner (* 27. Oktober 1876 in Weidenhausen, Kreis Biedenkopf; † 5. März 1961 in Gießen) war der erste nationalsozialistische Staatspräsident Hessens.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ferdinand Werner wuchs als Sohn eines Schlossermeisters im hessischen Gießen auf.[1] Er gehörte als Student (Studium der Geschichte, Germanistik und neueren Sprachen an der Universität Gießen[1]) der „Landsmannschaft Chattia Gießen“ an und war schon im Wilhelminischen Reich ein radikaler Antisemit. Nach seinem Studium trat Werner 1900 in den hessischen Schuldienst als Lehrer ein und wurde wegen seiner von ihm offen zur Schau gestellten Judenfeindlichkeit des Öfteren versetzt, bis er 1910 an der Weidigschule in Butzbach landete,[1] wo er bis 1933 lehrte.

1908 bewarb sich Werner für die Deutschsoziale Partei um ein Mandat im Hessischen Landtag, zog die Kandidatur jedoch zurück.[2] 1909 wurde er zum Vorsitzenden der Deutschsozialen Partei in Hessen gewählt.[2] 1911 wurde er für den Wahlkreis Gießen in einer Nachwahl in den Reichstag gewählt und konnte dieses Mandat 1912 verteidigen.[2] Ab 1915 war er in Nachfolge von Wilhelm Lattmann Vorsitzender der Deutschvölkischen Partei, bis diese Ende 1918 in der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) aufging. Der Reichsverband der Deutschvölkischen Partei wurde in den Deutschvölkischen Bund umgewandelt und Werner am 30. März 1919 zu dessen ersten Vorsitzenden gewählt.[3] Ende des Jahres ging der Deutschvölkische Bund dann im Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund auf. Zusammen mit Friedrich Wiegershaus organisierte Werner in Hessen sowie im unbesetzten Rheinland den Aufbau von Landesverbänden des Schutz- und Trutzbundes.[4]

Werner war zudem Mitglied im „Judenausschuß“ des Alldeutschen Verbandes,[5] dem er bereits seit den 1890ern angehört hatte.[2] Im Rahmen der Novemberrevolution empfahl er dem „Judenausschuß“ in einer Eingabe vom 18. November 1918 den Antisemitismus als „einzige Waffe“.[6]

Im April 1920 wurden Werner und Wiegershaus zu stellvertretenden Vorsitzenden des Schutz- und Trutzbundes ernannt; es kam jedoch später immer wieder zu Kompetenzstreitigkeiten mit der Bundesführung.[7] Bei der Reichstagswahl vom 6. Juni 1920, damals im vorläufigen Vorstand der DNVP, konnte er kein Mandat erringen.[8] Nachdem Werners Opposition gegen den alldeutschen Führungsanspruch im Schutz- und Trutzbund selbst nach einer Drohung mit Rücktritt im Frühjahr 1921 keine Wirkung zeitigte, zog er sich völlig von den organisatorischen Tätigkeiten im Schutz- und Trutzbund zurück und betätigte sich vorerst nur noch als Redner.[9] Ab Juni 1922 agitierte Werner zusammen mit Wiegershaus und Artur Dinter gegen den Hauptgeschäftsführer des Schutz- und Trutzbundes, Alfred Roth.[10] Bei einer der letzten Versammlungen des Schutz- und Trutzbundes am 9. Juli 1922 in Berlin wurden Werner und Wiegershaus dann einvernehmlich von Gertzlaff von Hertzberg ihrer Ämter enthoben.[11]

1923 wurde Werner Abgeordneter der DNVP im Landtag des Volksstaates Hessen. 1924 wurde er bei den Wahlen im Mai und im Dezember für die DNVP auf Reichswahlvorschlag in den Reichstag gewählt.

Mit seinem Wechsel zur NSDAP wurde er 1933 deren Fraktionsvorsitzender im Darmstädter Landtag und am 13. März 1933 zum ersten nationalsozialistischen Staatspräsidenten Hessens gewählt. Er löste damit Bernhard Adelung (SPD) ab. Am 15. Mai 1933 wurde er von Reichsstatthalter Jakob Sprenger zum Ministerpräsidenten ernannt. Seine Amtszeit endete am 20. September 1933. Sein Nachfolger wurde Philipp Wilhelm Jung. Das Amt des Führers des Reichsverbandes Deutscher Gebirgs- und Wandervereine behielt Werner jedoch inne.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges blieb Werner führendes Mitglied der Darmstädter Historischen Kommission. Später wurde er hessischer Landeshistoriker. Noch 1961 schilderte ihn der Leiter des Staatsarchivs Darmstadt als einen „idealistischen Vorkämpfer des Nationalsozialismus“.

Wie viele seiner Kollegen distanzierte sich auch Werner nie offen vom Nationalsozialismus in der hessischen Landesgeschichte.

Ehrungen

  • 1933 Ehrenbürger der Stadt Büdingen (1946 aberkannt)
  • 1933 Ehrenbürger der Stadt Butzbach (aberkannt)

Werke

  • Königtum und Lehnswesen im französischen Nationalepos, Univ. Diss. Gießen 1907
  • Geschichte der französischen Literatur, Berlin 1907
  • Ein öffentliches Heinedenkmal auf deutschem Boden?, Leipzig 1913
  • Der Wahrheit eine Gasse! Eine Abrechnung mit dem Judentum und seinen Helfern, München 1919
  • Otrang, das versunkene römische Schloss bei Bitburg (Bez. Trier), Heinen 1934
  • In Sturm und Stille, Mainz 1935
  • (Bearb.) Englands Krieg gegen Deutschland, Gießen 1940

Herausgebertätigkeit

  • Großmeister deutscher Lyrik. Eine Auslese edelsten deutschen Gedankengutes, Leipzig 1934
  • Fröhliches Deutschland. Eine Sammlung heiterer Mundart, 1938

Literatur

  • J.-P. Jatho, Dr. Ferdinand Werner. Eine biographische Skizze zur Verstrickung eines völkischen Antisemiten in den Nationalsozialismus, in: Wetterauer Geschichtsblätter 34. 1985, 181-224.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Uwe Lohalm: Völkischer Radikalismus : Die Geschichte des Deutschvölkischen Schutz- und Trutz-Bundes. 1919 - 1923. Leibniz-Verlag, Hamburg 1970, S. 353. ISBN 3-87473-000-X.
  2. a b c d Lohalm 1970, S. 69.
  3. Lohalm 1970, S. 70f.
  4. Lohalm 1970, S. 93.
  5. Lohalm 1970, S. 19.
  6. Lohalm 1970, S. 70.
  7. Lohalm 1970, S. 97.
  8. Lohalm 1970, S. 194.
  9. Lohalm 1970, S. 266.
  10. Lohalm 1970, S. 266f.
  11. Lohalm 1970, S. 270.

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