Ferenand getrü un Ferenand ungetrü

Ferenand getrü un Ferenand ungetrü

Ferenand getrü und Ferenand ungetrü (Ferdinand getreu und Ferdinand ungetreu) ist ein Märchen (Typ 531 nach Aarne und Thompson). Es ist in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 126 im Dialekt enthalten (KHM 126).

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Ein Paar bekommt kein Kind, solange es reich ist, erst als es arm ist. Der Vater findet keinen Paten. Da erbietet sich ein Bettler, der es Ferenand getrü tauft und ihm bei der Mutter einen Schlüssel zu einem Schloss auf der Heide hinterlässt. Mit sieben Jahren, als die andern Kinder mit den Geschenken ihrer Paten prahlen, bekommt er ihn. Mit vierzehn ist das Schloss da. Darin ist ein weißer Schimmel. Auf seinem Ritt findet er erst eine Schreibfeder, die er auf Zuruf einer Stimme aufhebt, dann einen Fisch am Ufer, der ihm für seine Rettung eine Flöte gibt, die er blasen kann, wenn er in Not ist. Er geht mit einem Ferenand ungetreu, der Gedanken lesen kann, ins Wirtshaus. Ein Mädchen dort beschafft ihm den Posten als königlicher Vorreiter. Da fordert Ferenand ungetreu, dass sie ihn zu des Königs Diener macht, dem er einredet, Ferenand getreu müsse seine verlorene Liebste holen. Ferenand getreu klagt es seinem Pferd, das ihm rät, sich vom König ein Schiff voll Fleisch und eines voll Brot geben zu lassen, um die Riesen und die Vögel um die Insel der schlafenden Prinzessin zufriedenzustellen und sie mit ihrer Hilfe heimzuholen. Als er ein zweites Mal hin muss, um ihre Schriften zu holen, fällt ihm die Schreibfeder ins Wasser. Die Fische holen sie ihm heraus. Auf der Hochzeit hackt ihm die Königstochter den Kopf ab und setzt ihn wieder auf. Als sie es dann an ihrem Vater zeigen soll, tut sie, als könnte sie ihn nicht mehr aufsetzen, denn sie mag ihn nicht, weil er keine Nase hat. Ferenand getreus Pferd verwandelt sich in einen Königssohn. (Das passt nicht in den Zusammenhang, die Anmerkungen stellen fest, das Märchen sei wohl nicht vollständig)

Sprache

Das Märchen ist in offenbar paderbörnischem Dialekt erzählt, nur das Gedicht, mit dem Ferenand auf des Pferdes Rat die Riesen und die Vögel beruhigt, auf hochdeutsch:

„still, still, meine lieben Riesechen, bzw. Vögelchen,
ich hab' euch wohl bedacht,
ich hab' euch was mitgebracht!“

Herkunft

Das Märchen ist in den Kinder- und Hausmärchen seit dem zweiten Teil der Erstauflage 1815 (da Nr. 40) an Stelle 126 enthalten. Die Anmerkungen notieren Aus dem Paderbörnischen. Sie vergleichen bez. des getreuen und ungetreuen Sibich und Ermenrich aus Dietrich von Bern, bez. des Schlusses die jüdische Sage aus den Anmerkungen zu KHM 62 Die Bienenkönigin, bez. des roten Fadens am Hals des Wiederbelebten Sagen wie Der arme Heinrich (siehe auch KHM 129 Die vier kunstreichen Brüder), bez. der Patensuche des armen Vaters KHM 44 Gevatter Tod, bez. der rettenden Flöte Arions Laute. Sie stellen noch etymologische Überlegungen zum Pferd (siehe auch KHM 89 Die Gänsemagd) und zu den Schriften der Königin an. Sie merken an, dass auch in mundartlichen Märchen die Gedichte oft wie hier durch hochdeutsche Sprache hervorgehoben sind.

Literatur

  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 220, 493. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Stuttgart 1994. (Reclam-Verlag; ISBN 3-15-003193-1)

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