Ferenc Plattko

Ferenc Plattko

Ferenc Plattkó, auch Ferenc Patkó, Franz Platko und Francisco Platko, (* 2. Dezember 1898 in Budapest, Österreich-Ungarn; † 2. September 1983 in Santiago de Chile, Chile) war ein ungarischer Fußballtormann und Fußballtrainer, der als Spieler mit dem MTK ungarischer Meister und dem FC Barcelona spanischer Meister wurde und im Laufe seiner Karriere in über einem Dutzend Ländern tätig war.

Inhaltsverzeichnis

Vereinskarriere

Plattkó machte seine ersten fußballerischen Erfahrungen beim Budapester BTK, von wo er 1911 zum Globus TC wechselte, ehe er sich 1914 dem Verein der Eisen- und Metallarbeiter Vasas anschloss. Im Jahr 1916 wurde die kriegsbedingt ausgesetzte Fußballmeisterschaft in Ungarn wieder aufgenommen und Vasas setzte sich in einem Aufstiegsduell gegen den Letzten der zuletzt beendeten Meisterschaft KAOE mit 5:0 durch und spielte damit erstmals in der höchsten Spielklasse.

Dort konnte Vasas sich mit seinem jungen Tormann auf Anhieb behaupten und am Saisonende den sechsten Platz belegen. Noch überzeugender war allerdings Plattkó selbst, der am Saisonende zum ungarischen Spieler des Jahres gewählt wurde. In den beiden folgenden Saisonen konnten sich die Rot-Blauen noch weiter verbessern und als Tabellenvierte abschließen. Dem Tormann wurden akrobatische Fähigkeiten und großer Mut nachgesagt.

Im Herbst 1919 emigrierte eine Reihe von ungarischen Fußballern nach Wien, nicht zuletzt um den Nachkriegswirren in Budapest zu entgehen. Auch Plattkó nahm ein Angebot des Wiener AF an, wo er gemeinsam mit seinen Landsleuten József Ging und Péter Szabó spielte. Da die ungarischen Spieler jedoch über keine Freigaben ihrer Vereine verfügten, erwirkte der ungarische Verband mit Jahresende eine Sperre. Im Gegensatz zu einigen seiner Landsleute, die auf die schließlich im Frühjahr einlangenden Freigaben warteten, kehrte Plattkó nach Budapest zurück, wo er wieder für Vasas spielte.

Im Sommer 1920 stellte ein deutscher Geschäftsmann ein ungarisches Profiteam zusammen, das gegen eine deutsche Berufsspielermannschaft antreten und auf eine einjährige Deutschland- und Europatournee gehen sollte. Plattkó schloss sich diesem Unternehmen an, gemeinsam mit einigen anderen Nationalspielern wie Gyula Feldmann, Mihály Pataki, József Ging, Sándor Nemes und József Viola. Die Tournee musste nach wenigen Wochen mangels Erfolg abgebrochen werden, die Spieler klagten ihre ausstehenden Gehälter ein und kehrten nach Ungarn bzw. Österreich zurück, wo sie sich vor den jeweiligen Verbänden zu verantworten hatten.

Plattkó hingegen erhielt ein Angebot des englischen Vereins FC Middlesbrough und reiste nach England ab. In Yorkshire konnte der Tormann jedoch kein einziges Pflichtspiel bestreiten, da ihm die Arbeitserlaubnis von den Behörden versagt wurde. Der Spieler kehrte daher 1921 nach Ungarn zurück, wo er allerdings auf Grund der Berufsspielerepisode gesperrt war und arbeitete zunächst in einer Bank, deren Firmenmannschaft er auch betreute. Danach war er beim AFK Kula als Spielertrainer sowie kurzzeitig bei Sparta Prag tätig, eher er 1922 wieder nach Budapest kam und vom MTK engagiert wurde. Mit der Mannschaft rund um György Orth, József Braun und Gyula Mándi konnte er seinen ersten Meistertitel feiern.

Im Dezember 1922 unternahm der MTK eine Spanientournee und spielte dabei auch zweimal gegen den FC Barcelona. Plattkó ließ in beiden Spielen keinen Gegentreffer zu und beeindruckte dabei die Verantwortlichen des Gastgebers, die auf der Suche nach einem Nachfolger für Ricardo Zamora waren. Der Tormann nahm das Angebot der Katalanen an und übersiedelte nach Barcelona. Nach den damals in Spanien geltenden Bestimmungen durfte ein Spieler nur dann an einem Bewerbsspiel teilnehmen, wenn er mindestens 18 Monate in Spanien gelebt hatte. Plattkó bestritt daher in seinen ersten anderthalb Jahren beim Verein ausschließlich Freundschaftsspiele und lief erst im Oktober 1924 erstmals in einem Spiel der katalanischen Meisterschaft auf. Mit einer Mannschaft, in der unter anderem auch Josep Samitier und Paulino Alcántara spielten, dominierte der FC Barcelona die katalanische Liga und holte in den folgenden sechs Jahren fünfmal den Titel.

Da es Mitte der 1920er Jahre noch keine gesamtspanische Liga gab, war die Copa del Rey der bedeutendste Landesbewerb. Dreimal konnte Plattkós Mannschaft diesen Titel während seiner Zeit beim Verein erringen, dabei bestritt er sowohl 1925 das Finale beim 2:0 gegen den Arenas Club de Getxo, als auch 1926 beim 3:2 gegen Atlético Madrid. 1928 bot er beim ersten Finalspiel gegen Real Sociedad eine so herausragende Leistung, dass der anwesende Dichter Rafael Alberti derart beeindruckt war, um das Gedicht Oda A Platko zu verfassen.[1] Barcelona sollte den Cup schließlich im zweiten Wiederholungsspiel (allerdings ohne Plattkó) gewinnen.

1928/29 wurde erstmals eine gesamtspanische Meisterschaft ausgetragen und der FC Barcelona konnte sich am Ende mit zwei Punkten Vorsprung vor Real Madrid durchsetzen. In der folgenden Saison mussten sich Barça Athletic Bilbao geschlagen geben und wurde Vizemeister. Danach verließ Plattkó den Verein und war noch für den Racing Club Madrid aktiv.

Nationalteam

Sein Debüt für die ungarische Nationalmannschaft gab Plattkó im Alter von 18 Jahren, als er bei einem 4:1 Sieg gegen Österreich im Juli 1917 zwischen den Torstangen stand und damit der erste Nationalspieler von Vasas wurde. Zwei weitere Spiele gegen denselben Gegner folgten noch im selben Jahr, ehe sich der erfahrene Károly Zsak wieder den Stammposten im ungarischen Tor zurückerobern konnte. Auf Grund seiner Auslandsaufenthalte kam Plattkó nur mehr selten zum Einsatz, zum sechsten und letzten Mal im März 1923 gegen die Schweiz.

Trainerkarriere

1931 begann Plattkó seine Trainerkarriere als Spielertrainer bei Recreativo Huelva, ehe er 1932 nochmals als Spieler tätig wurde und das Tor des FC Basel hütete. Im selben Jahr löste er Ferdinand Swatosch auf der Trainerbank des französischen Erstligisten FC Mulhouse ab und lief für den Verein auch als Tormann auf. Die Elsässer mussten allerdings am Saisonende als Tabellenletzte ihrer Gruppe absteigen. In der folgenden Saison war er in selber Funktion beim Zweitligisten Racing Club Roubaix tätig, wo jedoch der Aufstieg nicht gelang.

1934 kehrte Plattkó zu seinem langjährigen Klub aus Barcelona zurück und übernahm dort den Trainerposten. Zwar konnte wieder die katalanische Meisterschaft gewonnen werden, in der spanischen Meisterschaft reichte es allerdings nur zu einem enttäuschenden sechsten Platz und der Ungar musste den Verein wieder verlassen. Es folgte eine kurzzeitige Tätigkeit bei Academico de Porto, ehe der Trainer in die Vereinigten Staaten reiste und das US-amerikanische Olympiateam auf die Spiele in Berlin vorbereitete, wo man in der ersten Runde knapp am späteren Olympiasieger Italien scheiterte. Im selben Jahr blieb auch sein zweiter Versuch, in England zu arbeiten, erfolglos. Trotz einer Einladung des FC Arsenal erhielt er auch diesmal keine Arbeitsbewilligung.

Im Anschluss daran übernahm er den rumänischen Verein Venus Bukarest, den er 1937 zum Meistertitel führte, ehe er zwei Jahre lang den galizischen Verein Celta de Vigo betreute, als auf Grund des spanischen Bürgerkrieges nur regionale Bewerbe ausgetragen wurden.

Danach nahm er sein erstes Engagement in Südamerika an und gewann mit dem chilenischen Verein CSD Colo-Colo 1939 den Meistertitel. Nach einem Jahr als technischer Direktor und Jugendbetreuer beim CA River Plate in Argentinien, kehrte er nach Santiago zurück und führte Colo-Colo zum zweitenmal zur chilenischen Meisterschaft. Gleichzeitig übernahm er auch den Posten des chilenischen Nationaltrainers, den er im Laufe seiner Karriere noch drei weitere Male bekleiden sollte, bei der Copa América 1942 belegten die Chilenen allerdings nur den vorletzten Platz. Nachdem er River Plate in der Saison 1943/44 trainiert hatte, war er 1945 wieder mit den Chilenen bei der Copa América dabei, diesmal konnte im eigenen Land der dritte Platz erreicht werden.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte Plattkó nach Europa zurück und wurde Trainer beim zweitklassigen Real Valladolid, aber schon nach einer Saison ging er zurück nach Chile und betreute zwei Saisonen lang Colo-Colo mit einem weiteren Meistertitel und danach ein Jahr den CD Santiago Morning. In den nächsten Jahren war er zweimal Trainer von Boca Juniors, ein weiteres Mal technischer Direktor bei River Plate und holte mit Colo-Colo 1953 seinen vierten Titel. Verschiedentlich werden auch weitere Vereine in Chile genannt, die er gecoacht haben soll.

In der Saison 1955/56 übernahm er noch einmal das Traineramt beim FC Barcelona und belegte mit der Mannschaft um Antoni Ramallets und László Kubala den zweiten Platz in der Meisterschaft, einen Punkt hinter Athletic Bilbao. In seine Amtszeit beim Verein fiel auch die erste Phase des Messestädtecups 1955–1958, den die Katalanen schließlich für sich entscheiden konnten.

Nach Ende seiner Trainerlaufbahn war Plattkó noch viele Jahre als Talentesucher in Südamerika tätig.

Erfolge

Als Spieler

  • 1 x Ungarischer Meister: 1923
  • 1 x Spanischer Meister: 1929
  • 5 x Katalanischer Meister: 1925, 1926, 1927, 1928, 1930
  • 3 x Spanischer Cupsieger: 1925, 1926, 1928
  • 6 Spiele für die ungarische Fußballnationalmannschaft: 1917 - 1923

Als Trainer

  • Copa América: Dritter Platz 1945
  • 1 x Messestädtecup: 1955–1958
  • 1 x Katalanischer Meister: 1935
  • 1 x Rumänischer Meister: 1937
  • 4 x Chilenischer Meister: 1939, 1941, 1947, 1953

Anmerkungen

  1. 75 años de la Oda a Platko, de Alberti

Weblinks


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