- Ferrocarrils de la Generalitat de Catalunya
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Ferrocarrils de la Generalitat de Catalunya oder kurz FGC ist eine katalanische Eisenbahn-Gesellschaft, die in Barcelona und Katalonien ein Netz von elektrifizierten Vorortlinien betreibt. Das Netz besteht aus 140 km Schmalspurstrecken, 42 km Normalspurstrecken, 89 km Breitspurstrecken und zwei Zahnradbahnen.
Inhaltsverzeichnis
Vorortverkehr Barcelona
Alle Strecken, die von der FGC bedient werden, sind mit Oberleitungen elektrifiziert. Es gibt zwei unterschiedliche, voneinander getrennte Teilnetze.
Die Metro del Vallès und die Linia de Balmes sind normalspurige (1.435 mm) Linien, die an der zentral gelegenen Plaça de Catalunya in Barcelona beginnen. Sie führen zum Passeig Reina Elisenda (L6), zur Avinguda Tibidabo (L7), nach Sabadell (S1), Terrassa (S2) und Sant Cugat del Vallès (S5). Auf dem Stadtgebiet von Barcelona ist die Stammstrecke zum größten Teil unterirdisch und hat den Charakter einer U-Bahn. An der Station Peu Funicular gehört – wie schon der Name sagt – eine Seilbahn hinauf nach Vallvidrera mit zu diesem System.
Die Metro del Baix Llobregat ist schmalspurig (1.000 mm) und führt von der Plaça d’Espanya nach Moli Nou-Ciutat Cooperativa (L8), El Palau (S7), Martorell-Enllaç (S8), Olesa de Montserrat (S4), Manresa (R5) und Igualada (R6). Bei Cornellà-Riera zweigt eine schmalspurige Güterlinie zum Hafen von Barcelona ab.
Die Nummernschema der Linien ist wie folgt:
- L-Linien (Línia) werden als Teil der U-Bahn Barcelona betrachtet
- S-Linien (Suburbà) sind Vorortlinien, die ihren Endpunkt in den Zonen 2 und 3 des ATM-Verkehrsverbundes haben
- R-Linien (Rodalies) sind Vorortlinien, die jenseits der Zone 3 enden. Die Linien C1 bis C4 und C7 werden durch die RENFE (Cercanías) betrieben, die Linien R5 und R6 durch die FGC.
Bergbahnen
Die FGC betreibt zwei schmalspurige Zahnradbahnen:
- Die Cremallera de Montserrat von Monistrol an der Linie R5 hinauf zum Kloster auf dem Berg Montserrat. Sie wurde 1892 eröffnet, 1957 geschlossen und 2003 wiedereröffnet
- Die Cremallera de Núria von Ribes de Freser hinauf ins Vall de Núria in den Pyrenäen. Sie wurde 1931 in Betrieb genommen
Breitspurstrecken
Am 1. Januar 2005 übernahm die FGC von der RENFE die nicht-elektrifizierte Breitspurstrecke von Lleida nach La Pobla de Segur. Dabei handelt es sich um die am meisten heruntergewirtschaftete Linie in Katalonien. Zwar wurde der Abschnitt zwischen Lleida und Balaguer in den letzten Jahren mit gebrauchten Schienen instand gehalten, doch nördlich von Balaguer ist der Zustand der Strecke bedenklich. Die FGC hat verschiedene Pläne für diese Strecke: Erhöhung des Angebots von drei täglichen Zügen auf einen 30-Minuten-Takt zwischen Lleida und Balaguer, den vollständigen Neubau der Gleise und des Gleisbetts, Ersatz der veralteten Dieselzüge durch moderne Triebwagen. Außerdem soll die Strecke, die im nördlichen Teil durch malerische Gegenden verläuft, bei Touristen vermarktet werden. Es gibt sogar Pläne, die Strecke zu den Pyrenäen zu verlängern und sie sogar mit dem Eisenbahnnetz in Frankreich zu verbinden.
Geschichte
Die Teilnetze im Vorortverkehr von Barcelona sind aus zwei voneinander unabhängigen Bahnunternehmen hervorgegangen.
Die Metro del Vallès und die Linia de Balmes sind die Hinterlassenschaft der 1977 in Konkurs gegangenen Ferrocarriles de Cataluña, S.A. (FFCC). Deren Bahnlinie entstand 1863 zunächst als überirdische Bahn vom Zentrum Barcelonas aus, wo später die Plaça de Catalunya entstand, nach Sarrià, wo sich bis zuletzt das Depot und die Werkstätten befanden. Eine Verlegung unter die Erde, zunächst zwischen der Plaça de Catalunya und der Station Muntaner, erfolgte um 1929 herum, und in den 1950er Jahren wurde auch der restliche Abschnitt unter der Via Augusta bis Sarriá unterirdisch verlegt. Die Station Sarriá selbst verschwand erst Mitte bis Ende der 1970er Jahre unter einer Verlängerung der Via Augusta. Eine abzweigende innerstädtische unterirdisch Strecke unter der c/Balmes (baulich: ab der Plaça Molina, für Fahrgäste: ab der Station Gràcia) zum Fuß der Aivinguda Tibidabo entstand um 1950.
Eine bemerkenswerte Leistung war die Verlängerung durch einen langen Tunnel unter der Serra de Collserola hindurch, zu der auch der Tibidabo gehört, denn dies war ca. ein dreiviertel Jahrhundert lang der einzige Tunnel von Barcelona ins Hinterland, weshalb diese Bahn auch für Pendler unverzichtbar war, die ein Fahrzeug besaßen – die Fahrt über die Berge dauerte erheblich länger. Der Bahntunnel entstand allerdings nicht durch die Bahnverlängerung, sondern es handelt sich um den Ausbau einer früheren Wasserleitung, die den damaligen kleinen Stausee hinter Vallvidrera für die Trinkwasserversorgung Barcelonas nutzbar gemacht hatte. Der Ausbau der Bahnlinie durch den Tunnel Richtung Sant Cugat sowie die Elektrifizierung wird dem Amerikaner Frederick Stark Pearson zugeschrieben, dem zu Ehren eine Ortschaft, die inzwischen zu Sant Cugat del Vallès gehört, seinen Namen als Zusatz erhielt: La Floresta Pearson.
Im kleinen Ort Vallvidrera oben auf der Serra de Collserola über dem Tunnel, der mit dieser Bahnlinie durch eine Seilbahn bei Peu Funicular verbunden ist, hat während des Spanischen Bürgerkriegs eine Zeitlang Willy Brandt gewohnt und als Kriegsberichterstatter gearbeitet.
Ein Teil der Waggons der Ferrocarriles de Cataluña ähnelte noch bis Ende der 1960er Jahre den allerersten Zügen durch die USA, wie man sie aus Wildwest-Filmen kennt, mit dem Unterschied, dass es sich um elektrische Triebwagen handelte. Sie hatten pneumatisch fernbediente Schiebetüren, aber deren Mechanik war schlecht geschmiert und der Luftdruck nur gering, so dass der Schaffner viele Male auf den Knopf „cerrar“ (‚schließen‘) hämmern musste, bis die Türen mühsam zugingen und er endlich mit dem Knopf „timbre“ (‚Klingel‘) seinen Kollegen, den Fahrer, zur Abfahrt auffordern konnte. Eine Erste Klasse gab es nicht, sondern nur eine Zweite Klasse mit gepolsterten Sitzen und eine Dritte Klasse mit Holzsitzen. Fracht transportierten die Ferrocarriles de Cataluña kaum, nur wenig mehr als einmal täglich kam ein Zug mit Frachtabteil zum Einsatz, meistens für Postsäcke und Milchkannen. Es gab auch Express-Züge, die nur in St. Cugat, Rubí und Terrassa hielten, was vom Schaffner durch den Ruf „va directo“ bekannt gegeben wurde. Die Ferrocarriles de Cataluña transportierten früher sonntags erhebliche Menschenmassen aus den ärmsten Bevölkerungsschichten Barcelonas hinaus ins Grüne und zurück, und zwar nach Les Planes (damals Las Planas), wo sie große Paella-Pfannen und Feuerstellen mieten konnten.
Die Metro del Baix Llobregat entstand aus einem anderen Unternehmen namens Compañía General de Ferrocarriles Catalanes (CGFC), gegründet 1912 durch Zusammenschluss verschiedener Firmen. Diese Strecke war nicht elektrifiziert. Am Unterlauf des Llobregat entlang verläuft die nationale Fernstraße Nr. 2 (NII) zwischen Barcelona und Madrid parallel zu dieser Bahnlinie. Deshalb stand sie im Wettbewerb zu den beiden Bus-Unternehmen Canals und Anónima Alsina Graells, die im Gegensatz zu ihr bis ins Zentrum Barcelonas fuhren. Im Gegensatz zu den Ferrocarriles de Cataluña betrieben die Ferrocarriles Catalanes auch Güterzüge. Auch dieses Unternehmen brach 1977 zusammen.
Beide Unternehmen wurden nach ihrem Zusammenbruch von der staatlichen Ferrocarriles de Via Estrecha (FEVE) treuhänderisch weitergeführt, bis sie von der katalanischen Regierung als staatlich-katalanische Bahn übernommen wurden.
Weblinks
Commons: Ferrocarrils de la Generalitat de Catalunya – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Bahngesellschaft (Spanien)
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