Feuser

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Georg Feuser (* 1941 in Stupferich bei Karlsruhe) ist ein deutscher Erziehungswissenschaftler und war bis 2005 Professor für Behindertenpädagogik an der Universität Bremen. Derzeit ist er als Gastprofessor an der Universität Zürich tätig.

Er gilt als einer der Hauptvertreter inklusiver Pädagogik. Sein hauptsächliches Forschungsgebiet ist die Entwicklung und Konzeption einer „Allgemeinen (integrativen) Pädagogik und entwicklungslogischen Didaktik“, also einer Pädagogik, die den Anspruch hat, alle Menschen gemeinsam zu bilden, anstelle jene Schüler, die als geistigbehindert bezeichnet werden von denen, die als „normal“ gelten zu trennen. Ein solcher Unterricht soll durch Kooperation der Schüler auf unterschiedlichen Entwicklungsniveaus aber am gemeinsamen (Lern-) Gegenstand realisiert werden. Feusers Theorien fußen auf einem konstruktivistischen Verständnis von der Entwicklung des Menschen. Auf Grundlage des Konstruktivismus entlarvt er das Konzept von geistiger Behinderung als soziale Konstruktion und übt radikale Kritik am bestehenden Schulsystem („Wenn Du erkennst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab.“).

Insbesondere stellt er den Anspruch an das Bildungssystem, alle Kinder in einer Schule zu unterrichten (schulische Integration), und nicht alle in Sonderschulen und Regelschulen aufzuteilen. Seine Bemühungen trugen dazu bei, dass im Bundesland Bremen in den 1980er Jahren Schulversuche zur Integration durchgeführt wurden. Flächendeckend eingeführt wurde aber das Kooperationsmodell, bei dem die Trennung zwischen Sonder- und Regelschule beibehalten wurde.

Er ist auf Grund seiner weitgehenden Ansichten nicht unumstritten. Insbesondere der Film Michaelas letzte Chance, in dem ein Filmteam Feuser die Therapiebemühungen um eine geistig behinderte Frau aus ihrer Sicht dokumentierte, führte in Teilen der Fachwelt, aufgrund des zu sehenden Bildmaterials zu einer Ablehnung seiner Arbeitsweise. Zur Diskussion vgl. die Beiträge in der Vierteljahreszeitschrift Behindertenpädagogik 3/2001. Neben dieser Darstellung der SDKHT (Feuser) gibt es eine weitere im Netz (siehe Weblink afa-autismus), diesmal nicht in medialer Aufbereitung als Dokumtarfilm, sondern aus der Sicht von Eltern eines jungen Mannes, mit dem ebenfalls nach der SDKHT gearbeitet wurde. Da es bislang leider noch keine umfangreiche Darstellung der SDKHT nach Feuser gibt (Erstveröffentlichung in Feuser/Berger (Hrsg): Erkennen und Handeln, Pro Business, Berlin 2002 ISBN:3-934529-73-9) unter den Weblinks zum Handout SDKHT.

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