Filesystem Hierarchie Standard

Filesystem Hierarchie Standard

Der Filesystem Hierarchy Standard (FHS) ist eine von der Filesystem Hierarchy Standard Group veröffentlichte Richtlinie, die Regeln über die Verzeichnisstruktur unter UNIX-ähnlichen Betriebssystemen festlegt. Durch den Standard, der momentan in der Version 2.3 vorliegt, können sowohl Anwendungsprogramme als auch Benutzer leichter vorhandene Dateien und Verzeichnisse lokalisieren. Dies wird erreicht, indem das Dateisystem in verschiedene Verzeichnis-Bereiche aufgeteilt wird, denen jeweils eigene Anwendungs- oder Aufgabengebiete zugeordnet werden. Die Richtlinie richtet sich hauptsächlich an Softwareentwickler, Betriebssystemhersteller und interessierte Benutzer, die dadurch angeregt werden sollen, FHS-kompatible Pakete zu veröffentlichen.

Inhaltsverzeichnis

Der Aufbau

Der FHS unterscheidet Dateien grundsätzlich unter zwei verschiedenen Aspekten:

  • Einerseits werden Dateien in „static files“ und „variable files“ unterschieden:
    • Statische Dateien sind in diesem Sinne Dateien, die sich im normalen Arbeitsalltag auf einem Server nicht ändern, z. B. Systemprogramme und Bibliotheken (z. B. Dateien unter /usr, /opt, /boot). Auf die statischen Dateien reicht in der Regel ein Nur-Lese-Zugriff.
    • Variable Dateien hingegen sind solche, die sich häufig ändern, z. B. Datenbanken, Logdateien, Spool-Verzeichnisse von Drucker- oder Mailservern (z. B. Dateien unter /var, /tmp, /home).
  • Andererseits werden Dateien in „shareable files“ und „unshareable files“ unterschieden:
    • Shareable files (im Sinne von „gemeinsam nutzbare Dateien“) sind solche Dateien, die auf verschiedenen Clients im Netz eine sinnvolle Verwendung finden können, z. B. Programme die auf allen Clients im Netz identisch sind und daher zentral vorrätig gehalten und gepflegt werden könnten oder Dokumente (z. B. /usr/bin, /home).
    • Unshareable files hingegen sind solche, die hostspezifisch sind und eine gemeinsame Nutzung deshalb oft keinen Sinn hat (z. B. Dateien unter /etc, /boot).

Wie einige der Beispiele zeigen, schließen sich die beiden Dimensionen nicht gegenseitig aus, es sind vielmehr zwei unterschiedliche Betrachtungsebenen von Dateien. Entsprechend gibt es „static shareable“ Dateien (z. B. /usr/bin) und „static unshareable“ Dateien (z. B. /etc), wie es ebenso „variable shareable“ (z. B. /home) und „variable unshareable“ (z. B. /var/run) Dateien gibt.[1]

Das Root-Dateisystem (/)

Im Wurzelverzeichnis müssen entsprechende Dateien (z. B. der Bootloader, Diagnosetools, Wiederherstellungstools) enthalten sein, die es einem Administrator ermöglichen, das System zu booten, es wiederherzustellen, es zu retten und/oder es zu reparieren. Es ist sinnvoll, das Wurzelverzeichnis so klein wie möglich zu halten, da es auch auf sehr kleinen Datenträgern beheimatet sein kann. Generell gilt aber der Grundsatz, dass Anwendungsprogramme keine eigenen Verzeichnisse im Wurzelverzeichnis anlegen sollen, sondern auf die vorgegebene Verzeichnisstruktur zurückgreifen, auf die unten eingegangen wird.

Benötigte Verzeichnisse

Folgende Verzeichnisse (oder symbolische Links auf Verzeichnisse) müssen in einem FHS-kompatiblen Dateisystem im Wurzelverzeichnis vorhanden sein:

  • /bin (grundlegende ausführbare Dateien/Befehle – zur Verwendung durch alle Benutzer)
  • /boot (statische Dateien und Konfiguration des Bootloaders)
  • /dev (Gerätedateien)
  • /etc (spezifische Konfigurationsdateien)
  • /home (optional, Benutzerverzeichnisse)
  • /lib (Kernel-Module und dynamische Bibliotheken)
  • /lib<Spezifikation> (optional, alternative(s) Verzeichnis(se) für grundlegende dynamische Bibliotheken)
  • /media (optional, Einhängepunkt für auswechselbare Datenträger)
  • /mnt (optional, temporärer Einhängepunkt für Dateisysteme)
  • /opt (zusätzliche Softwarepakete)
  • /root (optional, „Home“-Verzeichnis des Systemadministrators)
  • /sbin (wichtige Systembefehle, vorwiegend zur Benutzung durch den Systemadministrator)
  • /srv (Daten, die von Diensten angeboten werden)
  • /tmp (temporäre Dateien)
  • /usr (2. Verzeichnisebene)
  • /var (variable Daten)

Auf die Inhalte der jeweiligen Verzeichnisse wird weiter unten eingegangen.

Einige dieser Verzeichnisse müssen sich auf einer gemeinsamen Partition – der sogenannten Root-Partition – befinden. Sie enthalten Programme bzw. sonstige Informationen, welche der Rechner während des Startens noch vor dem Einbinden weiterer Partitionen benötigt. Dies sind die Verzeichnisse /bin, /sbin, /etc, /dev, /lib und, falls vorhanden, auch /root.

Die anderen Verzeichnisse können sich auf anderen Partitionen befinden und werden dann beim Booten gemountet. Damit ist / die Wurzel des virtuellen Dateisystems: selbst wenn sich / auf der Partition hda, /home auf hdb und /boot auf sda befinden, wird dies in der Verzeichnisstruktur verborgen (transparent).

/bin – grundlegende Systembefehle (für alle Benutzer)

/bin enthält alle Befehle, die sowohl vom Administrator als auch vom Benutzer aufgerufen werden können und auch dann benötigt werden, wenn keine anderen Dateisysteme eingehängt (mounted) sind, zum Beispiel im Single User Mode. Darüber hinaus können auch Skripte, die solche Befehle verwenden, dort abgelegt werden.

Das Verzeichnis /bin darf keine Unterverzeichnisse enthalten. Folgende Programme oder symbolische Links auf die Unix-Kommandos werden in /bin mindestens benötigt:

  1. cat – Dateien aneinanderhängen (englisch: concatenate) und zur Standardausgabe (stdout) schreiben
  2. chgrp – Ändern der Gruppenzugehörigkeit (englisch: change group)
  3. chmod – Ändern der Dateizugriffsrechte (englisch: change mode)
  4. chown – Ändern von Besitzer und Gruppenzugehörigkeit (englisch: change ownership)
  5. cp – Kopieren von Dateien oder Verzeichnissen (englisch: copy)
  6. date – Zeigen oder Setzen von Systemdatum und Systemzeit
  7. dd – Konvertieren oder Kopieren von Daten (englisch: dump data)
  8. df – Zeigen des freien Festplattenplatzes (englisch: disk freespace)
  9. dmesg – Zeigen oder Konfigurieren des Ringpuffers des Betriebssystemkerns (englisch: display messages)
  10. echo – Wiedergeben einer Textzeile
  11. false – Erzeugen eines Fehlerstatuscodes
  12. hostname – Zeigen oder Setzen des aktuellen Rechnernamens
  13. kill – Beenden eines Prozesses
  14. ln – Setzen von Verknüpfungen zwischen Dateien (englisch: link)
  15. login – Benutzeridentität prüfen und Bedienoberfläche starten
  16. ls – Verzeichnisinhalt zeigen (englisch: list)
  17. mkdir – Erstellen eines Verzeichnisses (englisch: make directory)
  18. mknod – Erstellen spezieller Gerätedateien (englisch: make node)
  19. more – Daten seitenweise blätternd zeigen
  20. mount – Einhängen von Dateisystemen
  21. mv – Verschieben oder Umbenennen von Dateien (englisch: move)
  22. ps – Prozessstatus zeigen (englisch: process status)
  23. pwd – Zeigen des Namens des aktuellen Verzeichnisses (englisch: print working directory)
  24. rm – Löschen von Dateien oder Verzeichnissen (englisch: remove)
  25. rmdir – Löschen leerer Verzeichnisse (englisch: remove directory)
  26. sed – Editieren von Daten ohne Interaktion (englisch: stream editor)
  27. sh – Kommandozeileninterpreter (english: shell)
  28. stty – Zeigen oder Setzen von Einstellungen eines Datenendgerätes (englisch: set teletyper)
  29. su – startet eine Bedienoberfläche mit neuer Benutzeridentität (englisch: substitute user)
  30. sync – Schreiben der Inhalte von Datenpuffern auf den Datenträger (englisch: synchronize)
  31. true – Erzeugen eines Erfolgsstatuscodes
  32. umount – Aushängen von Dateisystemen (englisch: unmount)
  33. uname – Zeigen diverser Systeminformationen (englisch: UNIX name)

Falls sh nicht die originale Bourne-Shell ist, muss sh ein Hard- oder Soft-Link auf die eingesetzte Shell sein.

Falls benötigt, müssen die folgenden Kommandos (oder auf sie verweisende Verknüpfungen) ebenfalls im /bin-Verzeichnis installiert sein:

  1. csh – C-ähnlicher Kommandozeileninterpreter (englisch: c-like shell)
  2. [(ed)] – Editieren von Text (englisch: edit)
  3. tar – Verwalten von Dateiarchiven (englisch: tape archiver)
  4. cpio – Kopieren von Dateien in oder aus Archive(n) (englisch: copy input/output)
  5. gzip – Komprimieren von Daten (englisch: GNU zip)
  6. gunzip – Dekomprimieren von Daten (meist als Verknüpfung zu gzip)
  7. zcat – Dekomprimieren und zeigen von Daten (englisch: zipped concatenation)
  8. netstat – Zeigen von Netzwerkstatusinformationen (englisch: network status)
  9. ping – Senden und Empfangen von Datenpaketen per ICMP

Alle weiteren Kommandos, die zur Wiederherstellung benötigt werden, wie beispielsweise ftp, tftp oder diverse Archivierungsprogramme, haben hier ebenfalls ihren Platz.

/boot – statische Dateien des Bootloaders

Dieses Verzeichnis enthält alle vom Bootloader für den Bootvorgang benötigten Dateien. Dies beinhaltet z. B. auch gespeicherte Master Boot Records. Auch der Betriebssystem-Kern muss entweder in diesem Verzeichnis oder im Wurzelverzeichnis abgelegt sein.

/dev – Gerätedateien

Das Verzeichnis /dev beinhaltet Spezial-Dateien (special file) oder Gerätedateien (device file). Manche der Gerätedateien müssen manuell angelegt werden. In diesem Fall muss das Verzeichnis den Befehl MAKEDEV bzw. MAKEDEV.local enthalten, der diese Gerätedateien anhand der vorhandenen Hardware anlegen kann. Spezielle sind die /dev/null, in der geschrieben werden kann, aber alles verworfen wird, und die /dev/random, welche als Hardware-Zufallsgenerator dient.

Seit Kernel 2.6 hat udev devfs abgelöst und sorgt nun mittels Konfigurationsdateien (standardmäßig in /etc/udev) im Userspace für die Erstellung der Devices in /dev.

/etc – spezifische Konfigurationsdateien

/etc steht für „alles übrige“ (lat. et cetera). Es hat sich dann aber als Konfigurationsverzeichnis etabliert und wird daher auch häufig als „editable text configuration“ interpretiert. Das Verzeichnis /etc und seine Unterverzeichnisse enthalten jede Art von Konfigurationsdateien. Diese Dateien müssen statische Dateien sein (s. o.). In diesem Verzeichnis dürfen sich keine Binärdateien befinden.

Folgende Unterverzeichnisse können u. a. in /etc vorhanden sein:

  • /etc/opt – Konfiguration für Programme in /opt: Systemspezifische Konfigurationsdateien für zusätzlich installierte Softwarepakete müssen in diesem Verzeichnis in entsprechenden Unterverzeichnissen installiert werden (/etc/opt/<unterverzeichnis>). Eine Regelung, wie das Verzeichnis /etc/opt aufgeteilt ist, existiert nicht.
  • /etc/X11 – Konfiguration des X-Window-Systems, optional: In diesem Verzeichnis werden alle Konfigurationsdateien des X11-Systems abgelegt. Das Verzeichnis beheimatet insbesondere die Dateien Xconfig, xorg.conf und Xmodmap (soweit vorhanden). Wenn ein Window Manager mehr als eine Konfigurationsdatei besitzt, kann dafür ein eigenes Unterverzeichnis angelegt werden, sonst wird die Konfigurationsdatei direkt im Verzeichnis /etc/X11 mit dem Dateinamen <WindowManager>.wmrc abgespeichert.
  • /etc/sgml – Konfiguration für SGML, optional: In diesem Verzeichnis speichern SGML-Systeme (soweit vorhanden) grundlegende Konfigurationen ab. Dateien mit der Endung .conf bezeichnen herkömmliche Konfigurationsdateien, Dateien mit der Endung .cat stellen spezielle DTD-Kataloge mit Verweisen auf andere Kataloge bereit.
  • /etc/xml – Konfiguration für XML, optional: In diesem Verzeichnis werden Grundeinstellungen von evtl. vorhandenen XML-Systemen installiert. Konfigurationsdateien haben die Dateiendung .conf, ein DTD-Katalog befindet sich in der Datei catalog.
  • /etc/mc – Konfiguration für Midnight Commander, optional
  • /etc/network – Enthält bei Debian Konfigurationsdateien, die das Netz betreffen

Allgemein liegen Konfigurationen einzelner Dienste unter /etc/<Dienstname>/ und/oder /etc/<Dienstname>.conf (der LDAP unter dem Debianderivat Ubuntu macht z. B. ohne eindeutige Dateibenennung beides). Bei Daemons fehlt oft dann das abschließende d, der NTP-Server z. B. hat den Prozess ntpd, aber die Konfigurationsdatei /etc/ntp.conf.

Folgende Konfigurationsdateien gehören auf jeden Fall (soweit vorhanden) in /etc:

  1. csh.login – systemweite Initialisierungsdatei für den C-ähnlichen Befehlsinterpreter
  2. exports – Zugriffsrechte für NFS-Freigaben
  3. fstab – Tabelle mit statischen Informationen zu einhängbaren Dateisystemen
  4. ftpusers – enthält die Namen der vom ftp-Aufruf auszuschließenden Benutzer
  5. gateways – statische Informationen zu den im Netzwerk verfügbaren Gateways
  6. gettydefs – Parameter zur Übertragungsgeschwindigkeit und sonstigen Einstellungen der Terminals
  7. group – zeilenweise Informationen zu den eingetragenen Benutzergruppen
  8. host.conf – Konfigurationsdaten zur Namensauflösung
  9. hosts – statische Informationen zur Zuordnung von Rechnernamen zu IP-Adressen
  10. hosts.allow – Zugriffsberechtigungen für den TCP-Wrapper
  11. hosts.deny – Ausschlusskriterien für den TCP-Wrapper
  12. hosts.equiv – zugelassene Rechner für rlogin, rsh, rcp
  13. hosts.lpd – zugelassene Rechner für den Druckservice lpd
  14. inetd.conf – Konfigurationsdatei für den Internet-„Superserver“ inetd
  15. inittab – Konfigurationsdatei für den Initialisierungsprozess init
  16. issue – Systemidentifikationsdatei zur Ausgabe von Informationen vor dem Anmeldevorgang
  17. ld.so.conf – Liste von Verzeichnissen mit dynamisch einzubindenden Bibliotheken
  18. motd – Mitteilung des Tages zur Ausgabe nach dem Anmeldevorgang
  19. mtab – dynamisch erzeugte Informationen zu den eingehängten Dateisystemen
  20. mtools.conf – Konfigurationsdatei für mtools – dem Befehl zur Bearbeitung von MS-DOS-Dateisystemen
  21. networks – statische Informationen zu den verfügbaren Netzwerken
  22. passwd – Kennwortdatei
  23. printcap – Konfigurationsdatei für den Druckerservice lpd
  24. profile – systemweite Konfigurationsdatei für den Anmeldevorgang mittels sh
  25. protocols – Liste der IP-Protokollkennungen
  26. resolv.conf – Konfigurationsdatei für die Namensauflösung
  27. rpc – Liste der RPC-Protokollkennungen
  28. securetty – Zugangsberechtigungen für entfernte Anmeldevorgänge
  29. services – Liste der Portkennungen für einzelne Dienste
  30. shells – vollständige Namen der zulässigen Befehlsinterpreter
  31. syslog.conf – Konfigurationsdatei für den Systemprotokollservice syslogd

/home – Benutzerverzeichnisse, optional

Diese Verzeichnisstruktur dient zur Aufnahme der benutzerspezifischen Daten der einzelnen Benutzer des Systems. Der FHS führt dieses Verzeichnis, obwohl es als Quasi-Standard etabliert ist, nur als optional auf.

/lib – Kernel-Module und dynamische Bibliotheken

Das Verzeichnis /lib beinhaltet die installierten dynamischen Bibliotheken und Kernel-Module, die zum Starten des Systems und für die Programme in /bin und /sbin benötigt werden. Hier befindet sich auch die dynamische C-Standardbibliothek libc.so.* und die Linker-Bibliothek ld*. Das Unterverzeichnis modules beinhaltet die oben genannten Kernel-Module, falls diese installiert sind.

/lib<nr> – Alternative Kernel-Module und dynamische Bibliotheken

Manche Systeme unterstützen verschiedene Binärformate, für die jeweils eigene Versionen derselben Bibliothek vorhanden sind. Für solche Zwecke existiert diese Verzeichnisart. Die Details sind identisch zum Verzeichnis /lib.

/media – Einhängepunkt für Wechseldatenträger

Die einzelnen Unterverzeichnisse in /media dienen als Einhängepunkt für jede Art von Wechseldatenträger. Früher wurden Wechseldatenträger entweder direkt im Wurzelverzeichnis oder im Verzeichnis /mnt gemountet. Zur Verschlankung des Wurzelverzeichnisses wurden die Verzeichnisse in den Ordner /media verschoben. Der Standard sieht folgende Unterverzeichnisse jeweils optional vor:

Falls ein Gerät mehrmals vorhanden ist, wird das Anhängen einer Ziffer an den Gerätetyp vorgeschlagen.

/mnt – temporärer Einhängepunkt für Dateisysteme

Das Verzeichnis dient zum kurzzeitigen Einhängen von Fremd-Dateisystemen aller Art. Installationsprogrammen ist die Verwendung des Verzeichnisses /mnt für temporäre Dateien ausdrücklich untersagt.

/opt – zusätzliche Softwarepakete

Das Verzeichnis ist für sämtliche zusätzlich installierte Software vorgesehen. Die Pakete müssen in einem Unterverzeichnis mit Namen /opt/<Paket> oder /opt/<Hersteller> installiert werden, wobei <Paket> ein beschreibender Paketname ist und <Hersteller> der bei der LANANA registrierte Name des Herstellers ist. Die Unterverzeichnisse /opt/bin, /opt/doc, /opt/include, /opt/info, /opt/lib, und /opt/man sind für den lokalen Systemadministrator reserviert. Binärdateien von Softwarepaketen finden sich normalerweise ausschließlich in /opt/<Paket>/bin

/root – Benutzerverzeichnis für Benutzer root, optional

Das Verzeichnis kann das Benutzerverzeichnis für den Benutzer root bilden. Dieses Verzeichnis ist nur eine Empfehlung des FHS.

/sbin – wichtige Systembefehle

Das Verzeichnis beinhaltet Befehle für die Systemadministration und andere Aufgaben, die nur der Benutzer root ausführen darf. Dies sind im wesentlichen alle Befehle, die auch im Verzeichnis /bin hätten abgelegt werden können, aber z. B. aus Speicherplatzgründen nicht dort liegen. Programme, die in /sbin erwartet werden: shutdown, fastboot, fasthalt, fdisk, fsck, fsck.*, getty, halt, ifconfig, init, mkfs, mkfs.*, mkswap, reboot, route, swapon, swapoff, update

/srv – Daten, die von Diensten angeboten werden

In diesem Verzeichnis sollen die Daten zu angebotenen Diensten abgelegt werden. Momentan gibt es noch keine Vorschriften darüber, wie die Verzeichnisstruktur in /srv auszusehen hat. Eine vorgeschlagene Möglichkeit ist die Benennung der Unterverzeichnisse nach dem Protokoll, also z. B. www, ftp, mysql usw. Eine andere Möglichkeit ist die Ordnung nach Verwaltungseinheiten wie beispielsweise Fachschaften an Universitäten. Dieses wird momentan nur von SuSE so gemacht. So existiert beispielsweise unter Debian das Verzeichnis /var/www, hingegen wird bei SuSE /srv/www verwendet.

/tmp – temporäre Dateien

Dieses Verzeichnis muss vorhanden sein, weil es Programme gibt, die ihre temporären Datei in diesem Verzeichnis ablegen. Im FHS wurde dieses Verzeichnis vor allem auch wegen seiner historischen Bedeutung aufgenommen. Das Verzeichnis ist für alle Benutzer zum Schreiben freigegeben.

Die „zweite Ebene“ der Verzeichnisstruktur (/usr)

/usr (englisch: unix system resources) ist die zweite wichtige Ebene des Dateisystems. Dieser Bereich kann von mehreren Rechnern gemeinsam verwendet werden (shareable) und enthält dementsprechend keine vom lokalen Rechner abhängigen oder zeitlich variable Inhalte. Diese werden an anderen Stellen des Dateisystems hinterlegt.

Folgende Verzeichnisse müssen in /usr vorhanden sein:

  • /usr/bin – viele Benutzerbefehle – Dies ist das primäre Verzeichnis für ausführbare Dateien des Systems.
  • /usr/include – Header-Dateien, werden durch Programme eingebunden – Die Header-Dateien enthalten die verschiedenen Include-Dateien mit Prototypdefinitionen.
  • /usr/lib – Bibliotheken – Modularer Programmcode, welcher von verschiedenen Programmen geteilt wird.
  • /usr/local – distributionsunabhängige lokale Hierarchie. Hier kann und soll die lokale Systemadministration Programme und Daten ablegen, die von der entsprechenden Distribution des jeweiligen Systems unabhängig installiert worden sind, wie etwa selbstkompilierte oder unabhängig von der Distribution heruntergeladene Programme und Dateien. Den Installationsmechanismen der betreffenden Distribution ist es ausdrücklich untersagt, diese Verzeichnisstruktur zu berühren. Die Gestaltung der internen Struktur von /usr/local obliegt der lokalen Systemadministration und ist vom FHS nicht vorgegeben.
  • /usr/sbin – weitere, nicht zwingend erforderliche Systembefehle – Diese Systembefehle für den Administrator werden im Gegensatz zu /sbin nicht während des Bootvorganges verwendet.
  • /usr/share (von der Architektur unabhängige Daten)

Darüber hinaus können optional die nachfolgenden Verzeichnisse existieren:

  • /usr/X11R6 – X-Window-System, Version 11 Release 6
  • /usr/games – Spiele
  • /usr/lib<nr> – alternative Versionen dynamischer Bibliotheken
  • /usr/src – Quellcode

Zur Wahrung der Kompatibilität mit älteren Systemen können symbolische Links für folgende Verzeichnisse angelegt sein:

  • /usr/spool → /var/spool
  • /usr/tmp → /var/tmp
  • /usr/spool/locks → /var/lock

Die /var-Verzeichnisstruktur

Das /var-Verzeichnis (english: variable) enthält variable Daten, welche im Zuge der Abarbeitung entstehen. Die folgenden Verzeichnisse, oder symbolische Verknüpfungen zu Verzeichnissen, werden in /var erwartet:

  • /var/cache – von Anwendungsprogrammen zwischengespeicherte Daten
  • /var/lib – variable Statusinformationen
  • /var/local – variable Daten im Zusammenhang mit /usr/local
  • /var/lock – Verzeichnis für Lock-Dateien zur Prozesssynchronisation
  • /var/log – Verzeichnis für Logdateien
  • /var/opt – variable Daten im Zusammenhang mit /opt
  • /var/run – Daten, welche für laufende Prozesse Bedeutung haben
  • /var/spool – Verzeichnis für abzuarbeitende Warteschlangen (Druckaufträge, E-Mail-Versandaufträge …)
  • /var/tmp – temporäre Dateien, die über einen Neustart hinweg erhalten bleiben

Aus „historischen“ Gründen existieren noch bei Bedarf die folgenden Verzeichnisse:

  • /var/backups
  • /var/cron (heutzutage unter /var/spool/cron zu finden)
  • /var/msgs
  • /var/preserve

Falls die entsprechenden Anwendungen installiert sind, werden noch folgende Verzeichnisse verwendet:

  • /var/account – Prozessabrechnungsdaten
  • /var/crash – Systemdumps bei Rechnerabstürzen
  • /var/games – variable Spieldaten
  • /var/mail – Benutzerpostfachdateien (oft als Symlink zu /var/spool/mail)
  • /var/yp – Datenbankdateien des Network Information Service

Weblinks

Quellen

  1. Peer Heinlein, LPIC-1 – Vorbereitung auf die Prüfung des Linux Professional Institute, Open Source Press, 2006, S. 50–51

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