- Flachdach
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Flachdächer sind Dächer, die keine oder (häufiger) nur eine geringe Dachneigung aufweisen. Es gibt verschiedene Obergrenzen, bis zu denen von Flachdach gesprochen wird:
- Landesbauordnungen in Deutschland: bis 10° (17,6 %)
- Österreich: bis 5° (8,8 %)
- Empfehlung Flachdachrichtlinien: mindestens 2 % (1,1°), besser 5 % (2,9°)
- DIN 18531 Dachabdichtungen
- Dachneigungsgruppe I: bis 3° (5,2 %)
- Dachneigungsgruppe II: über 3° (5,2 %) bis 5° (8,8 %)
Inhaltsverzeichnis
Verwendung
Flachdächer sind bei allen Gebäudetypen vorzufinden. Vorteile von Flachdächern mit Abdichtung gegenüber geneigten Dächern mit Dachdeckung:
- Geringes Eigengewicht der Dachhaut
- Erweiterte Nutzungsmöglichkeit (zum Beispiel Dachterrassen, begrünte Flächen, Parkdecks, Aufstellung und leichte Zugänglichkeit für technische Aggregate)
- Belichtungsmöglichkeit für innenliegende Räume
- Gestalterische Freiheit im Grundriss (auch für spätere Erweiterungen)
Konstruktion
Tragwerk
Bei Flachdächern im Geschossbau ist die oberste raumabschließende Geschossdecke im Normalfall Bestandteil der Dachkonstruktion. Meist handelt es sich dabei um Stahlbetonmassivplatten, Profilbleche oder Stahlbetontragwerke. Auf flachgeneigten Holzdachkonstruktionen sind abgedichtete Flachdachflächen auch möglich, wenngleich seltener. Dachtragwerk und Dachaufbau bedingen sich gegenseitig und müssen bei der Planung als Einheit betrachtet werden.
Aufbau
Flachdächer werden als Warmdach (nicht belüftetes Dach), als Kaltdach (belüftetes Dach) oder auch als Umkehrdach mit außenliegender Wärmedämmung ausgeführt. Bei Sanierungen kann auch das untere, alte Dach, verbleiben, darauf wird dann ein Neuaufbau hergestellt (DUO-Dach oder „PLUS-Dach“). Dieses ist kostengünstiger, gerade bei einer Sanierung, da die sehr hohen Abrisskosten eingespart werden können. Diese Ausführung sollte jedoch unbedingt technisch, objektbezogen, geprüft werden.
Abdichtung
Den Schutz vor eindringendem Wasser übernimmt beim geneigten Dach die regensichere Dachdeckung, beim Flachdach die wasserdichte Dachabdichtung. Neben der Dichtigkeit sind laut Landesbauordnungen umfassende Anforderungen an die Widerstandsfähigkeit gegen Flugfeuer und strahlende Wärme gefordert gem. DIN EN 1187 B roof t1. Typische Materialien zur Abdichtung von Flachdächern sind Bitumen-Schweißbahn (heute in der Regel kunststoffvergütet) und Dichtungs- und Kunststoffdachbahnen.
Bitumendachabdichtungen haben sich im Markt langjährig bewährt, da die Nahtfügung einfach ist und leicht optisch kontrolliert werden kann. Hier unterscheidet man zwischen plastisch (APP) und elastisch (SBS)modifizierten Bitumenbahnen, die unterschiedliche Werkstoffeigenschaften aufweisen: Plastische Bitumenbahnen haben eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Wärmeeinwirkung, aber Schwächen in der Beständigkeit bei kalten Temperaturen. Sie werden häufig im Mittelmeerraum eingesetzt. Elastische Bitumenbahnen haben eher Stärken im Kaltbiegeverhalten und finden überwiegende Anwendung in Zentraleuropa. Bituminöse Abdichtungen haben insbesondere den Vorteil, das die spätere Nachbearbeitung z.B. für zusätzliche Durchdringungen für Klimaanlagen etc. unproblematisch ist.
Als langlebiger und widerstandsfähiger haben sich EPDM-Dichtungsbahnen aus Ethylen-Propylen-Dien-Monomere erwiesen. Eine regelgerechte Verarbeitung der Nähte durch einen Fachhandwerker wird wie bei jeder Dachabdichtung vorausgesetzt. Ein klarer Vorteil liegt in der weitaus geringeren Naht-Anzahl im Vergleich zu anderen Dachabdichtungsformen. Die EPDM-Dichtungsbahnen werden bis zu einer Abmessung von 15,25 x 61m produziert. Das Einsatzgebiet reicht von Skandinavien bis Australien und Kanada bis Chile.
In der Sanierung werden mittlerweile aus Kostengründen sehr oft gespritzte Flüssigkunststoffe eingesetzt. Der Vorteil bei Flüssigkunststoffen ist, dass sie nahtlos ohne eine Fuge aufgebracht werden, hochelastisch sind und auf allen Untergründen aufgebracht werden können. Sie werden mit einer Zweikomponenten-Heißspritz- und -Dosieranlage, mit Reaktionszeiten von 2–15 Sekunden je nach Material, aufgebracht.
Kunststoffdachbahnen aus PVC, PE, EVA, PIB oder Thermopolyolefine sind teileweise eigenständig zu betrachten. Dies geht auch aus der EN 13956 hervor, die andere Prüfwerte als bei EPDM-Dichtungsbahnen vorsieht.
Außer den genannten Abdichtungen sind auch Dacheindeckungen aus Metall (beispielsweise Edelstahl) möglich.
Entwässerung
Flachdächer müssen an mehreren Stellen entwässert werden. Nach DIN EN 12056-3 und VDI-Richtlinie 3806 gibt es zwei Arten der Flachdachentwässerung. Beide Arten funktionieren mittels Schwerkraftentwässerung:
- Freigefälleentwässerung: Das Rohrleitungssystem wird im Gefälle verlegt.
- Unterdruckentwässerung: Über Pumpen wird Unterdruck erzeugt, der Schmutzwasser über zentral gesteuerte Ventile absaugt.
Weblinks
Commons: Flachdach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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