Flugabwehrkreuzer

Flugabwehrkreuzer
Amerikanischer Flugabwehrkreuzer USS Atlanta

Flugabwehrkreuzer (auch Flak-Kreuzer bzw. Fla-Kreuzer) sind eine in Großbritannien entwickelte Variante der Leichten Kreuzer.

Nachdem sich die 1935 bis 1939 umgerüsteten Leichten Kreuzer Coventry und Curlew bewährt hatten, wurden weitere, speziell entwickelte Fla-Kreuzer gebaut. Außerdem wurden weitere, nicht mehr den Anforderungen der modernen Kriegsführung entsprechende Kreuzer umgebaut. Bei diesen handelte es sich um die aus dem Ersten Weltkrieg stammenden leichten Kreuzer der C-Klasse und der D-Klasse. Die Hauptartillerie dieser Umbauten bestand aus bis zu 12 Flugabwehrgeschützen (Flak) des Kalibers 10,2 cm (4 inch). Sie wurden zur Verstärkung der Luftabwehr bei Geleitzügen und Kriegsschiffsverbänden herangezogen. Diese Schiffe kamen auf fast allen Kriegsschauplätzen zum Einsatz, vorzugsweise im Nordatlantik und im Mittelmeerraum. Dabei gerieten mehrere dieser Einheiten, bedingt durch den weitverbreiteten und intensiven Einsatz, allerdings auch in Verlust, teils durch Luftangriffe - darunter auch die Curlew im Mai 1940 vor Norwegen oder die Kreta -, teils durch U-Boot-Attacken, wie etwa die HMS Cairo im Herbst 1942.

Bei den speziell gebauten Schiffen handelte es sich um die Dido- und die Bellona-Klasse, wobei die letztere eine Modifikation der Vorgängerklasse darstellte. Sie waren mit 13,3-cm-Geschützen (5,25 inch) in Doppellafetten mit Turmschilden untergebracht. Die Einheiten der Dido-Klasse hatten zehn Rohre, die der Bellona-Klasse acht. Wegen zu geringer Kapazitäten bei der Turmherstellung wurden zwei der Schiffe (Charybdis, Scylla) mit 11,4-cm-Geschützen (4,5 inch) ausgestattet. Die Anzahl war acht Rohre. Durch das geringe Kaliber bekamen die Schiffe den wenig schmeichelhaften Beinamen "HMS Unarmed" (dt.: Unbewaffnet) oder "Toothless Terrors" (dt.: zahnlose Schrecken). Diese Schiffe bewährten sich jedoch und wurden auf allen Kriegsschauplätzen erfolgreich eingesetzt. Von den USA zwischen 1941 und 1946 gebaute Fla-Kreuzer der Atlanta-Klasse waren als Leichte Kreuzer (CL) klassifiziert und mit 12 bis 16 Geschützen des Kalibers 12,7 cm in Doppeltürmen ausgerüstet. Die Anordnung der Hauptbewaffnung der ersten Schiffe war insofern ungewöhnlich, als je ein Turm an den beiden Seiten des hinteren Aufbaus stand. Erst ab 1946 erhielten diese Schiffe die Klassifizierung als Fla-Kreuzer (CLAA), da sie ursprünglich als große Flottillenführer für ein Zerstörergeschwader (Des-Ron) geplant waren. Mit der Colbert stellte Frankreich 1959 den letzten Fla-Kreuzer in Dienst, der zugleich der letzte Kreuzer-Neubau mit konventioneller Rohrartillerie war. In den USA wurden die letzten Fla-Kreuzer 1968 aus der Klassifizierung genommen.

Inhaltsverzeichnis

Flugabwehrschiff

Während des Zweiten Weltkrieges wurden zur Bekämpfung der alliierten Bomberoffensive bereits im Vorfeld der deutschen Nordseeküste mehrere veraltete Kriegsschiffe, von denen ein Teil im besetzten Europa, meistens in den Niederlanden oder in Norwegen, erbeutet worden war, mit Flugabwehrgeschützen neu ausgerüstet und - teilweise ohne Eigenantrieb - in den bevorzugten Anflugpfaden der alliierten Bomber verankert. Einige dieser Schiffe kamen auch in der Endphase des Zweiten Weltkrieges in der Ostsee zum Einsatz. Da diese Schiffe keine aktiv im Flottendienst stehenden Kreuzer waren wurden sie als Flugabwehrschiffe oder kurz Flakschiffe bezeichnet. Bekannte Schiffe waren etwa die Niobe, welche über acht 10,5-cm-Flak und 28 20-mm-Kanonen verfügte und 1944 in der Nähe von Kotka von sowjetischen Flugzeugen versenkt wurde, die 4.300 ts große Ariadne (acht 10,5-cm-Flak, fünf 40-mm-Flak, 16 20-mm-Kanonen) sowie die Nymphe und die Thetis (jeweils sechs 10,5-cm-Flak 38, zwei Bofors 4-cm-Flak und 14 2-cm-Flak 30).

Alliierte Hilfs-Flugabwehrschiffe

Einen besonderen Typ von Flugabwehrschiff auf alliierter Seite stellten die kanadischen Hilfs-Flugabwehrkreuzer der Prince-Klasse dar. Die Schiffe dieses Typs verfügten zwar teilweise über eine ähnlich starke Bewaffnung wie ein vergleichbarer Flugabwehrkreuzer, waren aber – da sie aus dem Umbau ziviler Fracht- und Passagierschiffe heraus entstanden waren und deshalb auch als Hilfskreuzer klassifiziert wurden – zumeist nicht oder nur schwach gepanzert, besaßen eine niedrigere Höchstgeschwindigkeit sowie eine etwas geringere Wasserverdrängung. Eines der bekanntesten Schiffe dieser Klasse war der etwa 5.700 ts große Hilfs-Flugabwehrkreuzer HMCS Prince Robert, welcher mit zehn 10,2-cm-Geschützen in fünf Doppellafetten, acht 40-mm-Kanonen und bis zu zwölf 20-mm-Flak bewaffnet war.[1] Ab Sommer 1943 wurde das Schiff hauptsächlich im Atlantik zum Schutz von Geleitzügen eingesetzt. Nach Kriegsende wurde der Flugabwehrkreuzer verkauft und wieder zu einem Passagierschiff umgebaut.

Die Royal Navy rüstete während des Zweiten Weltkrieges zudem sechs Frachter zu Hilfs-Flugabwehrkreuzern aus.[2] Die Schiffe, es handelte sich jeweils um individuelle Einzelbauten, variierten in Größe, Bewaffnung und Geschwindigkeit teils stark voneinander. Diese Hilfskriegsschiffe verdrängten zwischen 1.900 ts und 5.600 ts und waren mit sechs bis acht 10,2-cm-Geschützen sowie je acht 40-mm-Flak bewaffnet, so wie etwa die HMS Alynbank.[3] Von diesen sechs umgebauten Frachtern wurden allerdings im Verlauf des Krieges vier versenkt, darunter mindestens eines, die HMS Foylebank, im Juli 1940 vor der britischen Südküste durch einen deutschen Luftangriff,[4] wobei 176 Seeleute starben.

Japanische Flugabwehrzerstörer

Die japanische Marine konstruierte und baute ab 1941 eine eigene Klasse von im Verhältnis zu den Zerstörern anderer Nationen großen Flugabwehrzerstörern.[5] Diese Schiffe der Akitsuki-Klasse verdrängten maximal rund 3.700 ts und waren mit acht 10-cm-Geschützen in vier Doppellafetten und mit bis zu 48 25-mm-Flak bewaffnet.[6] Von diesem Zerstörertyp, der ursprünglich die Luftabwehr der japanischen Trägerflotte übernehmen sollte, wurden zwischen 1942 und 1945 zwölf Exemplare gebaut.[7] Da diese leistungsstarken Schiffe aber erst im Laufe des Jahres 1942 und in den folgenden Jahren, als sich die japanische Marine im Pazifik bereits im zunehmenden Maße in der Defensive befand und die Luftüberlegenheit der Amerikaner spürbar sich auszuwirken begann, nach und nach in Dienst genommen wurden, konnten sie ihre wahre Schlagkraft nicht mehr vollständig entfalten und wurden zunehmend in anderen Funktionen, etwa in der U-Boot-Jagd oder bei der Geleitsicherung, eingesetzt. Durch Kriegseinwirkungen gingen infolgedessen sechs Einheiten verloren, davon mindestens zwei bei Luftangriffen.[8] Die verbliebenen sechs Schiffe wurden nach Kriegsende entweder abgewrackt oder wurden als Beute den Siegern zugesprochen. Unter anderem wurde ein Schiff 1947 an die Sowjetunion ausgeliefert, ein anderes an Großbritannien.

Einzelnachweise

  1. Quelle: http://www.hazegray.org/navhist/canada/ww2/prince/
  2. Quelle: http://www.uboat.net/allies/warships/class.html?ID=601
  3. Quelle: http://www.uboat.net/allies/warships/ship/12238.html
  4. Quelle: http://www.uboat.net/allies/warships/ship/12240.html
  5. Quelle: Whitley, M. J.: Zerstörer im Zweiten Weltkrieg. Technik, Klassen, Typen. Stuttgart 1997, S. 198
  6. Quelle: Whitley, M. J.: Zerstörer im Zweiten Weltkrieg. Technik, Klassen, Typen. Stuttgart 1997, S. 199
  7. Quelle: Whitley, M. J.: Zerstörer im Zweiten Weltkrieg. Technik, Klassen, Typen. Stuttgart 1997, S. 198
  8. Quelle: Whitley, M. J.: Zerstörer im Zweiten Weltkrieg. Technik, Klassen, Typen. Stuttgart 1997, S. 199

Weblinks


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