Flugabwehrkanonenpanzer Gepard

Flugabwehrkanonenpanzer Gepard
FlaK-Panzer Gepard 1A2
Flugabwehrkanonenpanzer Gepard 1A2
Allgemeine Eigenschaften
Besatzung 3 (Fahrer, Richtkanonier, Kommandant)
Länge 7,68 m (Länge mit Geschützturm in 12-Uhr-Stellung)
Breite 3,71 m
Höhe 3,29 m (Radar eingefahren)
Gewicht 47,5 t
Panzerung und Bewaffnung
Panzerung konventioneller Panzerstahl
Hauptbewaffnung 2 × 35-mm-L/90-Maschinenkanonen Oerlikon-KDA
mit 2 × 320 Patronen FAPDS
(gegen Flug- und leicht gepanzerte Bodenziele)
und 2 × 20 Patronen HVAPDS-T
(gegen stark gepanzerte Bodenziele)
Selbstschutz Nebelmittelwurfanlage
Beweglichkeit
Antrieb 10-Zylinder-37,4 Liter-MTU-Vielstoffmotor
mit 2 mechanischen Ladern
610 kW (830 PS)
Federung Torsionsstab
Höchstgeschwindigkeit rund 65 km/h (Straße)
Leistung/Gewicht 12,8 kW/t
Reichweite rund 550 km (Straße)
Bodenfreiheit 0,50 m

Der Flugabwehrkanonenpanzer Gepard (FlakPz Gepard) ist ein autonomer, allwetterkampffähiger FlaK-Panzer aus deutscher Produktion. Bereits in den 1970er-Jahren entwickelt und produziert, bildete er für lange Zeit einen Eckpfeiler der Flugabwehr des Heeres der Bundeswehr und anderer Staaten.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Gepard B2 begleiten Leopard 1 bei dem NATO-Manöver REFORGER 1985

Der Gepard wurde primär entwickelt, um im taktischen Rahmen des Gefechts der verbundenen Waffen den beweglichen Panzer- und Panzergrenadiertruppen der Bundeswehr Schutz vor tieffliegenden Flugzeugen und Kampfhubschraubern zu geben. Er besitzt bezüglich seiner Gefechtsfeldmobilität und Motorleistung vergleichbare Eigenschaften wie die damals eingesetzten oder in der Entwicklung stehenden Panzer Leopard 1, Marder und Jaguar. Der Gepard wurde auch zum Objektschutz von stationären hochwertigen Zielen wie Flugplätzen oder Brücken eingesetzt. Gemäß der Einsatzdoktrin des Kalten Krieges kann er unter ABC-Vollschutz eingesetzt werden.

Die Auswahl der Bewaffnung berücksichtigte insbesondere die Bekämpfung von stark gepanzerten Kampfhubschraubern wie des Mil Mi-24 „Hind“, dessen Panzerung effektiv Schutz vor Geschossen bis zum Kaliber 23 Millimeter (mm) bietet.

Der Gepard wurde an weitere NATO-Mitgliedsstaaten, wie die Niederlande, Belgien und zuletzt Rumänien geliefert. Das russische Pendant zum Gepard wären die Flugabwehrsysteme ZSU-23-4 „Schilka“, das ein Jahrzehnt früher entwickelt wurde, aber nicht dessen Leistungsfähigkeit im Bereich Zielerfassung, Feuerleitung und Zielbekämpfung während der Fahrt erreichte,[1] die Weiterentwicklung Tunguska M-1 aus den 1980er-Jahren und das modernere Panzir-S1-System, wobei die beiden zuletzt genannten jedoch kombinierte Systeme mit Rohr- und Raketenbewaffnung darstellen. Auch über 30 Jahre nach seiner ersten Indienststellung findet sich besonders in den westlichen Staaten kein Äquivalent.

Geschichte und Varianten

Entwicklung

Die Entwicklung des Gepard geht auf Studien zum „Flakpanzer 2“ bis ins Jahr 1965 zurück. Er sollte den US-amerikanischen M42 Duster, der aufgrund des fehlenden Radars nur optisch erfassbare Ziele bekämpfen konnte, direkt ersetzen.

1967/68 kam es zu verschiedenen Studien und Entwicklungsprojekten unter anderem von Bofors mit einer 40-mm-Zwillingskanone. Mit dem Modell Matador, bewaffnet mit zwei 30-mm-Kanonen, bewarben sich Rheinmetall (Bewaffnung und Turm), AEG-Telefunken (Folgeradar und Computer), Siemens (Suchradar) und Porsche (Entwicklung und Turm). Ein Konkurrenzmodell kam von der Firmengruppe Oerlikon-Contraves-Albis und war mit einer 35-mm-Zwillingskanone ausgerüstet. Obwohl das Kaliber 35 mm damals ungewöhnlich war, stellte sich im Vergleich schnell heraus, dass es ein geringeres Entwicklungsrisiko und deutliche Vorteile im Feuerkampf durch das größere Kaliber hatte; außerdem zeigte auch die niederländische Armee Interesse an dem 35-mm-System. Nach Verzögerungen in der Entwicklung des Matador und wegen der angespannten Haushaltslage entschloss man sich im Verteidigungsministerium am 25. Juni 1970, das Programm Matador einzustellen.[2][3] Die Weiterentwicklung erfolgte nun auf Basis der 35-mm-Kanonen von Oerlikon und des Folgeradars aus dem Matador-Projekt als FlakPz 35 mm, der ab 1973 bei der Bundeswehr offiziell unter dem Namen Gepard firmierte.

Produktion

Gebaut wurde der Flugabwehrpanzer in einem Gemeinschaftsprojekt, wobei Krauss-Maffei Generalunternehmer der Serienfertigung und verantwortlich für das Fahrgestell war. Die Entwicklung zur Serienreife des Gesamtsystems wurde Oerlikon Contraves aus Zürich (heute ein Teil von Rheinmetall Defence) übertragen. Weitere Unternehmen fertigen Komponenten in folgenden Arbeitspaketen: Blohm + Voss in Hamburg lieferte Turm- und Wannengehäuse, Siemens-Albis fertigte die Feuerleitanlage sowie Radargeräte, und Contraves den Feuerleitrechner. Die Endfertigung des Turms übernahm Wegmann, die ihn zur Endmontage an Krauss-Maffei lieferte.

Zuerst wurden vier Prototypen (Bezeichnung B) gebaut, wobei der darauffolgende fünfte Prototyp (Bezeichnung C) für die Niederlande bestimmt war und mit einem niederländischen Suchradar ausgerüstet wurde. Die Bundeswehr bestellte 1973 weitere zwölf Vorserienmodelle (Bezeichnung B1 und B2R) des Gepard, die geänderte Radaranlagen (anderes Suchradar und Pulsdoppler-Folgeradar) hatten, und noch im selben Jahr 420 Serienmodelle (Bezeichnung B2). Am 16. Dezember 1976 wurde der erste Gepard an die Heeresflugabwehrtruppe der Bundeswehr übergeben. Insgesamt wurden von 1976 bis Oktober 1980 432 FlakPz Gepard an die Bundeswehr geliefert, die damit elf Flugabwehrregimenter mit je 36 FlaKPz ausrüstete. Die Regimenter bestanden damals aus sechs schießenden Batterien mit je sechs Panzern.

Die Koninklijke Landmacht (niederländisches Heer) bestellte 1973 weitere fünf Vorserienmodelle (Bezeichnung CA) mit geändertem Suchradar (hergestellt von Philips) und dann 95 Serienmodelle (Bezeichnung CA1 bis CA3), die von 1977 bis 1979 geliefert wurden.[4]

Im April 1973 entschieden sich die belgischen Streitkräfte, nicht die niederländische Version CA1 zu kaufen, sondern die kostengünstigere deutsche Version B2. Am 21. Mai 1973 reichte Krauss-Maffei die Ausschreibungsunterlagen ein, die am 19. Dezember 1973 angenommen wurden. Am 4. April 1974 erfolgte die Bestellung von 55 Gepard in der Konfiguration der Bundeswehr, ohne je einen eigenen Prototyp erhalten zu haben. 27 davon waren mit Laserentfernungsmesser ausgestattet. Die Lieferungen erfolgten von Ende 1977 bis Februar 1980.

Die Komplexität des Gepard durch seine Elektronik, Radar- und Feuerleitsysteme wird im Vergleich zum Anschaffungspreis eines Leopard 1 A4 deutlich, der 1976 rund 1,7 Millionen DM betrug, während der Gepard B2 5,4 Mio. DM kostete.

FlaK-Panzer Gepard B2L

Kampfwertsteigerungen

Ab 1988 wurden 206 Panzer der Bundeswehr mit einem Laserentfernungsmesser ausgerüstet und erhielten die Bezeichnung B2L. Im Jahr 1997 bis 2000 wurden davon 147 FlakPz einer Nutzungsdauerverlängerung (NDV) unterzogen, nachdem sich die Kampfwertsteigerung zum Gepard 2 als zu kostspielig herausstellte. Auch die Niederlande beteiligten sich mit 60 Fahrzeugen an der NDV, die bis auf Radaranlage, Funkgeräte sowie das Führungssystem identisch ist.

Sie umfasste bei der Bundeswehr den Einbau verbesserter Digitalrechner für die Feuerleitanlage, Maßnahmen zur Sicherstellung der Versorgbarkeit, die Anbindung an das Heeresflugabwehr-Aufklärungs- und Gefechts-Führungssystem (HFlaAFüSys) mit Einrüstung verbesserter Datenfunkgeräte des Typs SEM 93 (Sender/Empfänger, mobil 93), und insbesondere die Beschaffung der neuen FAPDS-Munition mit wesentlich größerer Reichweite und höherer Mündungsgeschwindigkeit.

Die Bezeichnung lautet nun FlakPz Gepard 1A2. Entsprechend der strukturellen Planung bei der Bundeswehr war die Indiensthaltung einer verringerten Zahl von noch 85 FlakPz 1A2 als Kern der Flugabwehr über das Jahr 2015 hinaus vorgesehen, bis das geplante System Flugabwehr bei der Truppe eingeführt wird.[5] Bedingt durch die Einsparmaßnahmen der Bundeswehr wurde mit der „Ausphasung“, das heißt der Außerdienststellung, bereits 2010 begonnen.

Übersicht über die Varianten

Deutschland und Belgien

Bezeichnung[2] Beschreibung Erklärung
A Prototyp 1. Gen. SR: X-Band, FR: Frequenz Diversity Ku-Band erste Prototypen
B Prototyp 2. Gen. SR: S-Band Prototypen mit geändertem Suchradar
B1 Vorserie FR: Pulsdoppler, Conical Scan Ku-Band Vorserienmodell mit Pulsdoppler-Folgeradar
B2R Vorserie FR: Pulsdoppler, Monopuls Ku-Band Vorserienmodell mit geändertem Pulsdoppler-Folgeradar
B2 Serie 1. Los SR: S-Band optimiert Serienversion des Gepard
B2L Serie B2 mit Laserentfernungsmesser Version des Gepard nach Einbau des Laserentfernungsmessers
2 FlakPz kampfwertgesteigert geplante Version des Gepard nach der Kampfwertsteigerung (nicht eingeführt)
1A2 B2L nach Nutzungsdauerverlängerung (NDV) letzte Version des Gepard bei der Bundeswehr nach der NDV

Niederlande

Bezeichnung[2] Beschreibung Erklärung
C Prototyp SR: X-Band, integr. MTI, FR: Pulsdoppler X-Band Prototyp des Gepards für die Niederlande
CA Vorserie SR: modularer Aufbau Vorserienversion mit geänderter Radarkonfiguration
CA1 Serie FR: Pulsdoppler X-Band, Puls Ka-Band Serienversion des niederländischen Cheetah
GWI CA1 nach Nutzungsdauerverlängerung letzte Version des Cheetah nach der NDV

SR = Suchradar, FR = Folgeradar, MTI = Moving Target Indication

Aufbau und Systeme

Fahrgestell

Motor des Gepard mit Hubgeschirr, im Vordergrund die Abgasanlage mit Frischluftbeimischung

Der Gepard basiert auf einem nur leicht modifizierten Fahrgestell des Kampfpanzers Leopard 1, von dem die komplette Antriebseinheit mit dem 37,4 Liter großen 10-Zylinder-Vielstoffmotor (Typ: MB 838 CaM 500[6]) von MTU mit zwei mechanischen Ladern übernommen wurde. Das als V-Motor mit einem Zylinderwinkel von 90 Grad gebaute Triebwerk leistet bei 2200 1/min 610 kW (830 PS) und verbraucht je nach Beschaffenheit des Untergrundes und abhängig von der Fahrweise rund 150 Liter auf 100 km (l/100 km). Um eine gleichbleibende Ölversorgung auch in schwierigem Gelände und bei extremer Schräglage zu gewährleisten, ist der Motor mit einer Trockensumpf-Druckumlaufschmierung ausgerüstet. Auch das Getriebe (Typ: 4 HP-250) von ZF Friedrichshafen und die Abgasanlage mit Frischluftbeimischung zur Verringerung der Infrarot-Signatur wurden vom Leopard 1 übernommen.

An der Stelle des zweiten Munitionsmagazins des Kampfpanzers wurde beim FlaK-Panzer jedoch vorne links in der Wanne der Zusatzmotor (ZM) für die Energieversorgunganlage (EVA) eingebaut. Der 4-Zylinder-Dieselmotor von Daimler-Benz (Typ: OM 314) ist ebenfalls als Vielstoffmotor ausgelegt, leistet bei einem Hubraum von 3,8 l 66 kW (90 PS) und verbraucht abhängig vom Einsatzstatus des Panzers zwischen 10 und 20 Liter pro Stunde (l/h). Der ZM ist mit einem Verteilergetriebe gekoppelt, an dem mit unterschiedlichen Drehzahlen insgesamt fünf Generatoren betrieben werden: Zwei Metadyn-Maschinen in Tandemanordnung mit Schwungmasse (die als Energiespeicher bei Beschleunigung und Abbremsen des Turms verwendet wird) für die Stromversorgung der Höhen- und Seitenrichtantriebe, zwei 380-Hz-Drehstrom-Generatoren mit einer Leistung von je 20 kVA für die Belüftungs-, Feuerleit- und Radaranlagen, sowie ein 300-A-28-V-Gleichstromgenerator für das Bordnetz. Der Tankinhalt des Gepard beträgt 985 Liter und reicht für eine kombinierte Einsatzdauer von rund 48 Stunden aus.

Das Fahrwerk und die Gleiskette wurden direkt vom Leopard 1 übernommen. Es ist ein drehstabgefedertes Stützrollenlaufwerk mit sieben Laufrollenpaaren. Sie sind mit den Drehstäben über Schwingarme verbunden, deren Ausschlag von Kegelstumpffedern begrenzt wird. Die Stoßdämpfer wurden allerdings geändert, um eine bessere Stabilität beim Feuerkampf zu erreichen.[4] Als Kette dient eine von der Firma Diehl gefertigte gummigelagerte, mit Kettenpolstern bestückte, lebende Endverbinderkette (Typ: D 640 A), das heißt die Kettenglieder sind mit einer gewissen Vorspannung miteinander verbunden, indem die Bolzen, mit denen die einzelnen Glieder miteinander verbunden sind, mit Gummi in die Buchsen eingegossen sind.

Die Modifikation der Wanne wird unter anderem in einem geänderten Laufrollenabstand (um 8 cm vergrößerter Abstand zwischen dritter und vierter Laufrolle) und der Verlagerung der Batterien in zusätzliche Batteriekästen am Heck deutlich. Die Batterien und damit auch das Bordnetz arbeiten mit 24 Volt Gleichstrom.[7]

Die Wanne selbst besteht aus geschweißtem Panzerstahl und besitzt nur eine einlagige Panzerung. Während die Frontpanzerung 70 mm stark ist und durch die 30 Grad Schrägstellung einer Durchschlagslänge von 140 mm entspricht, ist die Seiten-, Boden- und Heckpanzerung nur zwischen 20 und 30 mm stark. Der Kampf- und Triebwerksraum wird aus Gründen des Brandschutzes durch ein querlaufendes Schott voneinander getrennt. Aufgrund der Verwendung einer ursprünglich für einen Kampfpanzer entwickelten Wanne ist die Panzerung im Bereich der Wanne für einen FlaK-Panzer trotzdem ungewöhnlich stark, was am vergleichsweise hohen Gesamtgewicht deutlich wird, das noch über dem des Leopard 1 liegt.

Fahrerluke mit geschlossenem Fahrerschutzgitter, drei Winkelspiegeln und der MLC-Kennzeichnung

Der Fahrer des Gepard sitzt vorne rechts in der Wanne. Fährt der Gepard mit geöffneter Luke und Fahrerschutzgitter, ist aus Sicherheitsgründen die Drehung des Turmes blockiert, der Fahrer hat aber die beste Übersicht. Mit geschlossenem Fahrerschutzgitter ist die Sicht für den Fahrer eingeschränkt, aber der Gepard voll einsatzfähig. Bei geschlossener Luke muss sich der Fahrer über drei Winkelspiegel orientieren. Der mittlere der Winkelspiegel kann durch einen Restlichtverstärker ersetzt werden, was den Gepard in die Lage versetzt, nachts ohne Abblendlicht oder Tarnlicht verlegt zu werden.

Vom Fahrerplatz aus sind die Filter der ABC-Schutz- und Belüftungsanlage zugänglich, die räumlich noch vor dem Zusatzmotor in der Wanne eingebaut sind. Die Belüftung saugt die Außenluft an und leitet sie durch verschiedene Filter (unter anderem Aktivkohle) in den Innenraum. Die Schutzanlage erzeugt dabei im Panzer einen Überdruck, um das unkontrollierte Einströmen von potentiell kontaminierter Außenluft zu verhindern, und ermöglicht eine Einsatzdauer von bis zu 48 Stunden unter ABC-Vollschutz. Die Belüftungsanlage wurde im Rahmen der Nutzungsdauerverlängerung durch eine 10-kW-Klimaanlage ergänzt, die bis zu einer Außentemperatur von 46 °C eingesetzt werden kann.

Turm

Der als 2-Mann-Turm ausgeführte Turm wiegt mit Munition etwas über 15 Tonnen. Er ist leicht gepanzert und schützt gegen Granatsplitter und Gewehrmunition, wird aber von Maschinenkanonen, Hohlladungsmunition oder Wuchtgeschossen problemlos durchschlagen. Der Turm trägt die kompletten Waffen- und Radaranlagen, die Elektronik mit dem Feuerleitrechner und den gesamten Munitionsvorrat. Der Kommandant (linker Sitz) und der Richtschütze (rechter Sitz) sitzen dabei in Fahrrichtung direkt Schulter an Schulter nebeneinander.

Ansicht des Turms von hinten links mit Geschütz

Aufgrund seiner Einsatzaufgabe, die unter anderem Tiefflieger- und Hubschrauberbekämpfung umfasst, sind der Turm und die Waffen sehr dynamisch und werden deswegen anders als bei den meisten Panzern nicht hydraulisch, sondern über Metadynen (Ward-Leonard-Umformer) von sehr starken Elektromotoren angetrieben. Die Übertragung der elektrischen Energie der Generatoren und Steuersignale in den Turm erfolgt über Schleifringe des Herstellers Schleifring und Apparatebau.[8]

Der Turm kann damit in weniger als 2,5 Sekunden einmal um 360° gedreht und die Waffenanlage in nur 1,5 Sekunden um 90° nach oben oder unten geschwenkt werden. Da Kommandant und Richtschütze praktisch direkt auf der Drehachse des Turmes sitzen, spüren sie die schnelle Drehbewegung im Inneren kaum und werden so in der präzisen und schnellen Bedienung der Systeme nicht beeinflusst. Durch den Turm gelangt man durch eine über Sicherheitsschalter abgesicherte Tür innerhalb der Panzerwanne zum Fahrer des Gepards (nur in 12-Uhr-Stellung des Turms möglich) und zur Notausstiegsluke im Wannenboden, die sich hinter dem Fahrersitz befindet. Der Sicherheitsschalter blockiert dabei die Drehbewegung des Turmes und schützt so die Panzerbesatzung davor, beim Durchqueren der Tür zerquetscht zu werden.

Der Großteil der Bedienelemente für die Turmbesatzung findet sich auf fünf Bedienpulten, wovon das mittlere Pult (Pult 3) hauptsächlich vom Bildschirm des Suchradars und Pult 4 beim Richtkanonier von den Anzeigen des Folgeradars eingenommen wird.

Elektronik und Feuerleitsystem

Radaranlagen

Zur Zielaufklärung verfügt der Gepard am Turmheck über ein abklappbares Rundsuchradar mit sechs wählbaren Frequenzen und hoher Datenrate (60 Umdrehungen pro Minute). Bei der Bundeswehr wird der von Siemens hergestellte Typ MPDR 12 im S-Band und mit horizontaler Polarisation, Nebenkeulenunterdrückung und integrierten Sekundärradar (Typ: MSR 400 Mk XII) für die Freund-Feind-Erkennung (engl. Identification Friend Foe/IFF) verwendet; die Reichweite beträgt 15 Kilometer. Das Suchradar kann auch während der Fahrt des Panzers betrieben werden, um so die Überwachung des Luftraumes bei der Verlegung sicherzustellen.

aufgerichtetes Suchradar in der Version des deutschen und belgischen Gepard
Folgeradar des Gepard mit aufgesetztem Laserentfernungsmesser

Mittig an der Turmfront befindet sich das Folgeradar (bei der Bundeswehr im Ku-Band) mit einer Reichweite von 15 Kilometern, zwei Frequenzen und Phasendetektor. Es ist als Monopulsantenne ausgelegt, das bedeutet, dass sich unter dem Radom vier Hornstrahler befinden, die das Signal aussenden.[9] Das Folgeradar schwenkt zur Zielerfassung selbständig aus und nach der Bekämpfung wieder ein, um die beschussempfindliche Radarantenne und den Laserentfernungsmesser, der auf der Oberseite des Folgeradars montiert ist, zu schützen. Wie beim Turm oder anderen rotierenden Bauteilen erfolgt die Übertragung von Energie, Signalen und anderen Medien (beispielsweise Druckluft) über Schleifringe, im Falle des Folgeradars ein 225-Wege-Schleifring.[10] Beide Radaranlagen arbeiten vollständig unabhängig voneinander, besitzen aufgrund der Auslegung als Puls-Doppler-Radar eine sehr gute Entstörung gegen Echos (engl. Clutter) sowie elektronische Gegenmaßnahmen (engl. Electronic Counter Measures/ECM) und sind mit Eigendiagnosesystemen (BITE = built in test equipment) für die Elektronik und das Radar ausgestattet.[7] Die Anzeige des Suchradars erfolgt auf Pultteil 3 auf einem 15-cm-Radarschirm und ist als PPI-Scope ausgeführt.[11]

Suchradar[7] DE/BE NL
Frequenzband S-Band X-Band
Reichweite 15 km 15 km
Umdrehungszahl 60 1/min 60 1/min
Dämpfung 60 dB 43 dB
Antennengewinn ca. 23 dB ca. 23 dB
Polarisation horizontal zirkular
wählbare Frequenzen 6 6
Sekundärradar 1 1
Folgeradar[7] DE/BE NL
Frequenzband Ku-Band X/Ka-Band
Reichweite 15 km 13 km
wählbare Frequenzen 2 6
Clutter Unterdrückung ca. 23 dB ca. 30 dB
Impulsfrequenzen 3 3
Antennenform parabolisch parabolisch

Optische Aufklärung

Alternativ können Flugziele über zwei optische Panoramaperiskope anvisiert werden, etwa bei Ausfall des Folgeradars oder um auf ein Ziel aufzuschalten, ohne durch die Emission von Radarstrahlung den eigenen Standort zu verraten. Durch die beiden unabhängigen Periskope ist es auch möglich, ein Ziel zu bekämpfen und gleichzeitig ein weiteres Ziel optisch zu verfolgen oder den Luftraum und Boden während der Verfolgung und Bekämpfung zu überwachen. Die Periskope können dabei von 1,5- auf 6-fache Vergrößerung (Sichtfeld 50° und 12,5°) umgeschaltet werden und besitzen Scheibenheizung und Scheibenwischer.[7]

Das Folgeradar ist darüber hinaus mit den Periskopen des Kommandanten und des Richtkanoniers gekoppelt; dadurch wird bei der Zielerfassung über das Radar das Periskop des Richtschützen zunächst automatisch zum Ziel ausgerichtet, um die Zielverfolgung zusätzlich optisch zu überwachen oder das Ziel bei Störung der IFF-Anlage zu identifizieren.

Mündung der linken Kanone mit v0-Messanlage

Feuerleitsystem und -rechner

Auf Grund der ballistischen Flugbahn der Munition und der möglichen großen Entfernung zu schnell beweglichen Luftzielen ist eine präzise Berechnung der Waffenanlage für den effektiven Feuerkampf erforderlich.

Ausgehend von der über Gyroskope ermittelten räumlichen Lage (Neigung, Winkel und Richtung) des Panzers und der Entfernung zum Ziel berechnet der Feuerleitrechner den Drehwinkel des Turms und den Höhenwinkel der Waffen. In Abhängigkeit von der ermittelten Geschwindigkeit, Flugroute, Flughöhe und der Entfernung des Flugziels wird der benötigte Aufsatz und Vorhalt ermittelt. Um die Genauigkeit weiter zu erhöhen, können meteorologische Parameter wie Lufttemperatur und -druck, Windgeschwindigkeit und -richtung jeweils aktuell eingegeben werden.

Durch die Messung der Mündungsgeschwindigkeit (v0) wird eine aktuelle Durchschnittsgeschwindigkeit der Geschosse ermittelt, in die Feuerleitrechnung miteinbezogen und die Waffenausrichtung entsprechend korrigiert. Diese Anpassung ist notwendig, weil sich mit jedem Schuss die Kanonenrohre erwärmen und kleine Abweichungen in der Munition bestehen, was zu unterschiedlichen Geschwindigkeiten führt. Um diese Berechnung stabil zu halten, geht der Waffenrechner dann davon aus, dass sich das nächste Geschoss sehr ähnlich zu dem zuletzt abgefeuerten verhält.

Der Feuerleitrechner unterscheidet bis zu sechs Hauptbetriebsarten mit bis zu drei Unterbetriebsarten, die abhängig von der Bedrohungssituation, wie beispielsweise Hubschrauber, und dem technischem Status, wie bei Störungen eines der Waffenrechner oder des Radars, ausgewählt werden können. Beispielsweise wird in der Betriebsart Hubschrauber die Laserentfernungsmessung aktiviert, die Feuerleitrechnung vereinfacht und damit beschleunigt, und mehr Munition verschossen, um die unmittelbare Bedrohung eines über die Baumwipfel aufsteigenden Kampfhubschraubers zu bekämpfen.

Die Zieldaten können auch von einer externen Feuerleitstelle empfangen und in den Feuerleitrechner eingespeist werden. Eine Entfernungsermittlung bis 5500 Meter mittels des Lasers (Lasertyp Nd:YAG-Laser) ist seit der Version B2L möglich und erhöht die Genauigkeit der Feuerleitrechnung, da die Entfernungsermittlung genauer als bei den Radaranlagen ist.

Im Rahmen der NDV zur Version 1 A2 des Gepards wurde ein neuer digitaler, von EADS entwickelter Waffenrechner eingebaut. Der Computer nutzt 32-Bit-68020-Prozessoren von Motorola mit Koprozessor und besitzt eine Schnittstelle für Command, Control and Communications (C3), das heißt eine Anbindung an militärische Infrastruktursysteme. Außerdem wurde ein GPS-System (Typ: PLGR 95) eingebaut, das die Fahrzeugnavigationsanlage unterstützt und dessen Antenne am Turm aufgesetzt wurde.[7]

Bewaffnung

Rechte Waffe mit geöffneter Waffendecke und zwei Schuss gegurteter Exerziermunition

Geschütze

Die 35-mm-Zwillingskanonen KDA L/90 von Oerlikon stellen die einzige offensive Bewaffnung des Panzers dar. Der verwendete Typ ist ein Gasdrucklader mit beim Schuss starr verriegeltem Verschluss und einer Kaliberlänge von 90, das heißt, das Rohr ist 3150 mm lang (3710 mm mit der v0-Messanlage).

Die Zündung der Patrone erfolgt mechanisch über einen Schlagbolzen. Die gesamte Waffenanlage ist an den Seiten des Turms lafettiert und nicht stabilisiert, wodurch ein Feuern während der Fahrt zu größerer Streuung im Ziel führt, aber prinzipiell möglich ist. Der Höhenrichtbereich der Waffen ist dabei −10° bis +85°. Jede Kanone kann einzeln aktiviert, gespannt und entspannt werden, um bei Störungen der einen Waffe, wie Zünd- oder Zuführfehler, mit der anderen weiterfeuern zu können. Störungen der Waffenanlage treten am häufigsten mit Übungsmunition auf, während das Waffensystem mit Gefechtsmunition sehr zuverlässig arbeitet.

Linkes Waffengehäuse mit Auswurf für die Gurtglieder (oben mittig) und dem Magazindeckel für die Bodenzielmunition (direkt davor)

Im normalen Betriebsablauf werden beide Waffen im Feuerstoß im gleichmäßigen Wechsel abgefeuert (rechts-links-rechts-links usw.), um eine höhere Geschosskonzentration im Ziel zu erreichen und so die Trefferwahrscheinlichkeit zu erhöhen. Dies führt zu leicht wahrnehmbaren seitlichen Vibrationen des Turmes, die allerdings keinerlei Auswirkung auf die Trefferlage haben. Die Feuerrate liegt bei 550 Schuss pro Minute je Waffe, was zu einer Gesamtkadenz von 1100 Schuss pro Minute führt. Der Gepard wäre damit in der Lage, den kompletten Munitionsvorrat in weniger als vierzig Sekunden Dauerfeuer zu verschießen. Der Ausstoß der Gurtglieder erfolgt dabei seitlich nach oben über zwei Auswerfer, während die Patronenhülsen in der Waffe nach unten ausgestoßen werden. Um zu vermeiden, dass sich diese Patronenhülsen zwischen Turm und Wanne verklemmen und so die Turmdrehung behindern, ist der Gepard rund um den Turm mit Hülsenabweisblechen zur Verringerung des Spaltmaßes ausgestattet.

Munition

Die Gefechtsmunition gegen Flug- und leichte Bodenziele ist im Endlos-Zerfallgurt (Typ: DM70) in zwei nach Waffen getrennten Munitionsbehältern in dem Turmbereich gelagert, der sich innerhalb der Wanne befindet und daher gut geschützt ist. Die beiden Munitionsbunker sind mit abnehmbaren Deckeln vom Kampfraum abgetrennt und nehmen die Munition in S-förmigen Schlaufen auf. Sie fassen je 320 Schuss Flugzielmunition, die normalerweise für die Bekämpfung von mehr als 25 Flugzielen ausreicht. Die Munition gegen stark gepanzerte Bodenziele (HVAPDS-T) befindet sich dagegen in einem ungepanzerten Magazin an der Außenseite jeder Waffe und nehmen je 20 Schuss auf. Sie wird beim Aufmunitionieren spiralförmig eingerollt. Für das vollständige Aufmunitionieren des Gepard benötigt selbst eine eingespielte Mannschaft rund 15 Minuten bis eine Stunde, da auch das Öffnen der Munitionsstränge (je acht Patronen) und das neue Verbinden der Gurtglieder zum Endlosgurt notwendig ist.

Das Umschalten der Munition zwischen Flugziel- und Bodenzielmunition übernimmt der Richtschütze. Mittels eines einfachen Kippschalters wird die Munitionszuführung in der Waffe elektromechanisch umgeschaltet. Dies dauert weniger als eine Sekunde. Als Gefechtsmix gegen Flugziele wurde bei der Bundeswehr einschließlich der Version B2L ein Mix von Sprengbrandmunition (HEI) und Panzersprengbrandmunition (SAPHEI) 3 zu 1 gegurtet. Diese Munitionstypen hatten eine Mündungsgeschwindigkeit von 1175 Metern pro Sekunde (m/s) und einen kombinierten Aufschlag-Verzögerungszünder mit Selbstzerlegung zur Vermeidung von Kollateralschäden, das heißt, die Munition explodierte automatisch nach einer voreingestellten Zeit, wenn der Zünder nicht anderweitig ausgelöst wurde. Die Kampfentfernung lag bei 3500 Metern. Zum Zeitpunkt der Außerdienststellung verwendete der deutsche Gepard 1A2 die neue FAPDS-Munition, die eine v0 von mindestens 1400 m/s erreicht. Die effektive Reichweite gegen Flugziele wurde so erheblich vergrößert und betrug bis zu 5000 Meter Entfernung und 3500 Meter Höhe.

Nebelmittelwurfanlage an der rechten Turmseite

Selbstschutz

Zum Selbstschutz besitzt der deutsche Gepard eine impulsgesteuerte 76-mm-Nebelmittelwurfanlage von Wegmann mit acht Rohren. Dabei sind je vier Rohre an beiden Seiten des Turmes angebracht. Bei der Bundeswehr werden neben der persönlichen Ausrüstung der Besatzung (zwei Pistolen P8 und einer Maschinenpistole MP2) im Einsatz noch Handgranaten und zwei Thermitladungen mitgeführt, um den Panzer und die Waffenanlage notfalls unbrauchbar zu machen.

Sonstiges

Der Gepard ist ohne weitere Zusatzausrüstung in der Lage, Gewässer zu durchqueren. Um die Tiefwatfähigkeit zu erreichen, benötigt die Besatzung rund 10 Minuten. Nach dem Einschalten der Tauchhydraulik, Umstellen der Luftzuführung für den Antrieb und dem Aufpumpen der Dichtungen des Turmes kann er so bis knapp zur Unterkante der Waffen in Gewässer eintauchen und sie durchqueren. Er ist während dieser Phase nicht mehr in der Lage, den Feuerkampf zu führen. Der Flakpanzer kann im Gegensatz zum Leopard 1 oder Leopard 2 auch mit Zusatzausrüstung nicht komplett untertauchen.

Weiterentwicklungen

Krauss-Maffei Wegmann, als heute fusioniertes Unternehmen der beiden ursprünglichen Hauptproduzenten, entwickelt ein Raketensystem als Zusatzbewaffnung für den Gepard. Das System basiert auf der US-amerikanischen FIM-92-Stinger-Rakete, die schon heute im kombinierten Einsatz von der Heeresflugabwehrtruppe eingesetzt wird. Ein Zwillings-Stinger-System soll dabei seitlich an die rechte 35-mm-Kanone montiert werden.

Zudem kann der Gepard heute über einen externen Leitstand zur Objektsicherung ferngesteuert werden. Das Smart Fort genannte System bietet einen vollen Systemzugriff auf den Gepard und ermöglicht den Feuerkampf ferngesteuert aus der Deckung (beispielsweise aus einem Bunker).

Einsatzablauf und Feuerkampf

Übungsmunition 35 mm im Gurt

Die Effektivität des Einsatzes des Gepard beruht neben der Aufklärung durch die Radaranlagen und der guten Feuerleitanlage auf dem trainierten Zusammenspiel zwischen Kommandant und Richtkanonier. Zwischen den beiden herrscht eine klare Aufgaben- und Arbeitsteilung, die schon durch die räumliche Anordnung der Pultteile und Bedienelemente vorgegeben ist. Der Kommandant führt dabei den Panzer und den Feuerkampf, überwacht die Störanzeigen und während der Zielverfolgung die Umgebung und das Suchradar. Er ist dabei auch für die Bedienung und Überwachung der Pulte 1 und 2, welche die Systemhauptschalter, die Motorsteuerung des ZM, alle Störanzeigen und die Radarwahlschalter aufnehmen, verantwortlich. Der Richtkanonier übernimmt das Erfassen des Ziels und identifiziert das Ziel zusätzlich über die Optik, soweit es die Sichtverhältnisse zulassen; außerdem überwacht er das Folgeradar und die Zielverfolgung, bedient das Pult der Waffenanlage (Pult 5) und entsichert die Geschütze. Auf Befehl des Kommandanten feuert er die Waffen ab, was über ein Bodenpedal mit Sicherungshebel geschieht.

Zielaufklärung, -erfassung und -verfolgung

Gepard beim Flugzielschießen auf dem Schießplatz Todendorf in der Hohwachter Bucht

Der Gepard klärt seine Umgebung über sein Suchradar oder die beiden Periskope auf. Alternativ kann er über Datenfunk die Zieldaten eines externen Radargerätes empfangen. Der Richtkanonier markiert dann auf Anweisung des Kommandanten das Ziel mit einer Art Steuerknüppel. Das Markieren des Ziels löst das Ausschwenken des Folgeradars aus, das selbständig beginnt, den Höhenrichtbereich abzutasten, da vom Suchradar zunächst nur die Information über den Seitenwinkel übernommen wird. Dabei wird normalerweise schon der Turm nachgeführt. Mit dem Erfassen eines Ziels erfolgt die Aufschaltung des Folgeradars und zusätzlich die IFF, die auf Pultteil 4 angezeigt wird. Der Feuerleitrechner beginnt mit der Berechnung und richtet die Waffen aus. Spätestens zu diesem Zeitpunkt werden in modernen Luftfahrzeugen die Radarwarngeräte ansprechen und der Cockpitbesatzung damit signalisieren, dass sie sich im Leitstrahl eines Folgeradars befinden. Der Gepard ist ab diesem Zeitpunkt stark gefährdet, da sein Standort dadurch gut aufgeklärt werden kann und das aufgeschaltete Flugzeug den Panzer mit einer Anti-Radarrakete, wie beispielsweise einer AGM-88 HARM oder AS-17 Krypton, bekämpfen könnte. Auch das Einleiten von anderen Gegenmaßnahmen, wie der Abwurf von Düppeln oder Ausweichmanöver, erschwert dann die Verfolgung und Bekämpfung.

Bekämpfung

Für die Bekämpfung von allen Zielen gibt es verschiedene Feuerraten. Flugzeuge werden in der Regel mit Feuerwahl NORMAL bekämpft. Hierbei bestimmt der Feuerleitrechner, welche Anzahl von Patronen optimal verschossen wird, maximal jedoch zwölf Schuss pro Waffe. Bei begrenztem Munitionsvorrat wird mit Feuerwahl BEGRENZT gefeuert (zehn Schuss pro Waffe). Drohnen (UAV) werden mit Feuerwahl KURZ bekämpft. Darüber hinaus stehen die Feuerarten DAUER, die nur in Ausnahmen verwendet wird, und EINZEL für die Bekämpfung von Bodenzielen zur Verfügung.

Einsatz gegen Bodenziele

Die Bekämpfung von Bodenzielen, wie Panzern oder Radfahrzeugen, ist im Betriebsablauf der Feuerleitrechnung wesentlich einfacher gehalten, da die Zielaufschaltung nicht über Such- und Folgeradar erfolgen kann. Die Erfassung und Verfolgung erfolgt rein optisch über eines der Periskope von Kommandant oder Richtschütze. Die Entfernungseinstellung für die Waffen erfolgt manuell, da weder das Such- noch das Folgeradar Bodenziele auflösen können und die Laserentfernungsmessung im Betriebsablauf Bodenziele nicht vorgesehen ist.

Bodenziele werden entweder im schnellen Einzelfeuer oder in kurzen Feuerstößen bekämpft. Je nach Zielart wird entweder die Flugziel- oder Hartkernmunition verwendet. Da die Entfernung zu einem Bodenziel geschätzt wird, ist es in diesem Fall sinnvoll, Leuchtspurmunition zu verwenden, um nach dem ersten Schuss die Entfernungseinstellung zu korrigieren. Ein Nachteil dieser Methode ist die enorm erleichterte Aufklärung des Panzers durch den Gegner.

Der Gepard ist normalerweise nicht in der Lage, einen modernen Kampfpanzer zu zerstören, kann diesen aber so stark beschädigen (beispielsweise die Sensoren und das Laufwerk), dass er selbst sich der direkten Bedrohung entziehen kann. Aufgrund des relativ großen Kalibers der Kanonen, das über denen der meisten Schützenpanzer liegt, kann er dagegen leichtgepanzerte Fahrzeuge wie Schützenpanzer, Transportpanzer oder andere Flugabwehrfahrzeuge problemlos zerstören.

Gepard 1 A2

(Angaben zur letzten Version der Bundeswehr)[7]

  • Besatzung: 1 Fahrer, 2 Mann Waffenbedienpersonal (Kommandant und Richtkanonier)

Abmessungen und Gewicht

  • Länge: 7,76 m
  • Breite: 3,28 m
  • Höhe: 4,22 m (mit ausgeklapptem Suchradar)
  • Gewicht: ca. 47,5 t; davon 32 Tonnen für das Fahrgestell und 15,5 Tonnen für den Turm; Militärische Lastenklasse (MLC): 52
Gepard 1A2

Antrieb und Fahrleistungen

  • Fahrmotor: 10-Zylinder-Vielstoffmotor mit 610 kW (830 PS) / Hubraum: 37,4 l,
    Hersteller: MTU, Typ: MB 838 CaM 500,[6] Verbrauch rund 150 l/100 km
  • Zusatzmotor (ZM) für die Energieversorgunganlage (EVA): 4-Zylinder-Dieselmotor mit 66 kW (90 PS) / Hubraum: 3,8 l,
    Hersteller: Daimler-Benz, Typ: OM 314, Verbrauch: rund 10–20 l/h
  • Tankvolumen: 985 l
  • Fahrwerk: Drehstabgefedertes Stützrollenlaufwerk mit lebender Endverbindergleiskette
  • Höchstgeschwindigkeit: ca. 65 km/h
  • Fahrbereich (Straße): rund 550 km

Primärbewaffnung

  • 2 × 35-mm-Zwillingskanone KDA L/90 von Oerlikon Contraves GmbH
    • Kadenz: 550 Schuss pro Minute je Waffe
    • Länge des Rohrs: 3150 mm (90 Kaliberlängen); Länge des Rohrs mit v0-Messanlage: 3710 mm
    • Drallart: Progressivdrall rechts (0°–6° 30″); Drallänge: 2853 mm; Anzahl der Züge: 24
    • Munition (Bundeswehr): FAPDS (Frangible Armour Piercing Discarding Sabot) gegen Flug- und Bodenziele (v0 > 1400 m/s),
      HVAPDS-T (High-Velocity Armour-Piercing Discarding Sabot-Tracer) gegen stärker gepanzerte Bodenziele (v0 = 1385 m/s)
    • Munition (andere Verwender und frühere Typen): unterschiedliche Unter- und Vollkalibertypen (HEI, SAPHEI, APDS), Air-Burst-Munitions-Typen (wie AHEAD-Munition)

Selbstschutz

Sonstiges

  • 2 × SEM-93-Datenfunkgeräte

Ausbildung und Training bei der Bundeswehr

Gepard beim Übungsschießen auf Luftziele in Todendorf

Die Bedienung und der Einsatz des FlakPz stellen große Anforderungen an die Besatzung. Dabei zählte die Qualifizierung zum Richtkanonier zu den anspruchsvollsten Verwendungen, die für grundwehrdienstleistende Soldaten in der Bundeswehr vorgesehen war, da sie mit der längsten Ausbildungsdauer verbunden war.

Für Ausbildung am Gepard standen bis zur Version B2L verschiedene Ausbildungssysteme und Simulatoren zur Verfügung: Die Basisausbildung erfolgte an der Ausbildungsanlage Flakpanzer (AAF). An ihr wurden die Grundlagen des Systems vermittelt wie beispielsweise das Hochfahren der Systeme des Gepards und die Grundlagen der Bekämpfung von Flugzielen. Der Übungskampfraum (ÜKR) stellte die nächste Ausbildungsstufe dar. Er ermöglichte durch eine räumliche Annäherung an den echten Turm ein realistischeres Training und wurde hauptsächlich verwendet, um das Vorgehen bei Systemausfällen während der Bekämpfung zu üben (wie den Ausfall des Folgeradars bei der Zielverfolgung) und die einzelnen Betriebsabläufe des Feuerleitrechners kennenzulernen. Die höchste Ausbildungsstufe stellte der Flugzielsimulator (FZS) dar, bei dem ein echter Panzer mit einer Simulationsanlage vernetzt und somit die realitätsnächste Ausbildung ermöglicht wurde. Im Laufe der militärischen Ausbildung verbrachten die Richtschützen mehrere 100 Stunden in einem der Ausbildungssysteme, die Kommandanten entsprechend der Weiterbildung mehr.

Ausbildungsanlage Simulator Flugabwehrbatterie (ASF)

Für den Gepard 1A2 wurde die Ausbildungsanlage Simulator Flugabwehrbatterie (ASF) eingeführt und die oben genannten abgeschafft.[12]

Für das Schießen mit scharfer Munition mit dem Gepard nutzte die Heeresflugabwehrtruppe zwei Schießplätze an der Ostsee im Umkreis der Hohwachter Bucht. Die Bekämpfung von Flugzielen wurde auf dem Flugabwehrschießplatz Todendorf geübt. Für das Schießen auf Bodenziele und kombiniertes Flug- und Erdzielschießen stand der benachbarte Truppenübungsplatz Putlos zur Verfügung.[13] Die Flugziele, hauptsächlich in Form von Schleppsäcken der Typen TGL-3C und TGL-3D und Schleppkörpern des Typs DO-SK6[14], wurden für die Bundeswehr in erster Linie durch das EADS-Tochterunternehmen Gesellschaft für Flugzieldarstellung (GFD) geschleppt.[15][16]

Verwendung in ausländischen Streitkräften

Die im belgischen Heer eingesetzten 55 Gepard mussten ab 1994 ausgesondert werden, da Belgien aufgrund der angespannten Haushaltslage nicht mehr in der Lage war, an der notwendigen Nutzungsdauerverlängerung (NDV) teilzunehmen.[2]

Niederländische Version Cheetah des Flugabwehrpanzers
Rumänischer Gepard auf einer Militärparade

Der Gepard wurde auch im niederländischen Heer (95 der Versionen CA1-3) unter dem offiziellen Namen PRTL (Pantser Rups Tegen Luchtdoelen, Panzer mit Ketten gegen Luftziele) eingeführt, der von den Soldaten „Pruttle“ genannt wurde. Traditionellerweise wird jedes einzelne Fahrzeug der niederländischen Armee mit einem Namen beginnend mit der Kompaniebezeichnung versehen, was in diesem Fall aufgrund der Lieferung der ersten Gepard an die C-Kompanie ein Name mit C am Anfang war. Sie wählten Cheetah, den englischen Begriff für die Raubkatze Gepard. Cheetah als Bezeichnung für die niederländischen Gepard rührt von einem veröffentlichten Foto dieses Panzers, der den Namen auf seinem Turm geschrieben hatte. Die internationale Presse nahm diesen Namen auf und der Fehler hielt auch Einzug in die Fachliteratur. Im Jahr 2000 machte das niederländische Heer im Rahmen der Maßnahmen zur Nutzungsdauerverlängerung Cheetah PRTL zur offiziellen Bezeichnung des Panzers, nachdem das Heer es leid war, die ganze Geschichte immer wieder zu erklären und Pruttle auch als wenig martialischer Name für einen Panzer erschien. Ab 2005 begannen aber auch die Niederlande im Rahmen der Strukturreform der Armee mit der Außerdienststellung, wollten aber einige Einheiten noch bis 2015 im Einsatz behalten. In der Zwischenzeit (Stand: Januar 2011) befindet sich der Gepard nicht mehr in den Ausrüstungslisten der „Koninklijke Landmacht“. Die Cheetah PRTL unterscheiden sich durch das balkenförmige Suchradar, die geänderte Nebelmittelwurfanlage mit 2 × 6 Rohren und die Kettenschürzen schon äußerlich vom deutschen Gepard. Im Gegensatz zu denen der Bundeswehr besitzen die niederländischen Gepard auch bis heute keinen Laserentfernungsmesser.

Im Rahmen der Unterstützung von NATO-Beitrittskandidaten hat die Bundeswehr 43 Gepard des alten Typs B2 ab November 2004 an Rumänien abgegeben.[17] Die Lieferung der ersten beiden Panzer aus den Beständen der Bundeswehr erfolgte allerdings bereits im Jahr 2000.[18] Mit der Stilllegung der Geparden durch die Bundeswehr ist die rumänische Armee damit der letzte Nutzer des Panzers.

Politische Kontroverse und Zukunft

Im November 2001 kam es zwischen dem damaligen Bundesminister für Verteidigung Rudolf Scharping und dem Bundesminister des Auswärtigen (Außenminister) Joschka Fischer zu einer Kontroverse über Exporte von schwerem Gerät aus den Depots der Bundeswehr. Der Verteidigungsminister hatte an die Verteidigungs-Attaches in den deutschen Botschaften von 53 Staaten einen 46-Seiten-Katalog mit zum Verkauf bestimmten Fahrzeugen verschickt. Dazu gehörten neben dem Kampfpanzer Leopard 1, der Panzerhaubitze M109, dem Schützenpanzer Marder und anderen, auch 269 Gepard.[19] Der Außenminister untersagte daraufhin die Weitergabe des Kataloges an diese Staaten, unter anderem, weil es sich dabei um Staaten außerhalb der NATO und der Europäischen Union handelte (beispielsweise Nigeria und Ägypten) und diese Staaten besonderen Genehmigungspflichten unterliegen.

Im Jahr zuvor hatte bereits die unabhängige Weizsäcker-Kommission neben der Reduzierung von anderem schweren Gerät eine Halbierung des Gepard-Bestandes zum Abbau von Überkapazitäten der Bundeswehr empfohlen.[20] Im März 2010 gab der damalige Inspekteur des Heeres, General Hans-Otto Budde, bekannt, dass alle 90 noch verbliebenen Systeme aus Kostengründen mit sofortiger Wirkung stillgelegt werden.

Als Nachfolgesystem für die Flugabwehrkanonenpanzer sollen mobile Einheiten des Nächstbereichschutzsystems MANTIS dienen und ein erweitertes Einsatzspektrum bieten. Das System befindet sich zurzeit jedoch noch in der Entwicklung, und der Zeitpunkt der tatsächlichen Einführung in die Bundeswehr ist noch unklar.

Ähnliche Systeme

Siehe auch

Literatur

  • Jürgen Plate, Lutz-Reiner Gau, Jörg Siegert: Deutsche Militärfahrzeuge. Motorbuch Verlag Stuttgart, ISBN 3-613-02152-8.
  • Walter J. Spielberger: Der Weg zum Flakpanzer Gepard. Die geschichtliche Entwicklung der deutschen Flugabwehrpanzer. Bernard U. Graefe Verlag, ISBN 3-7637-5197-1.

Weblinks

 Commons: Flugabwehrkanonenpanzer Gepard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Christopher F. Ross, David Miller: Moderne Gefechtswaffen: Technik, Taktik und Einsatz. Motorbuchverlag, ISBN 3-7276-7092-4, S. 150.
  2. a b c d Soldat und Technik: Ausgabe 03/2007 (pdf-Datei)
  3. Jane’s Defence: Auszug aus dem Artikel zum Gepard (engl.)
  4. a b Schwedische Website mit ausführlicher Historie des Gepard (engl.)
  5. Bundeswehrplan 2009 auf der Webseite von Geopowers
  6. a b Information auf der Website Army Guide über den Motor (engl.)
  7. a b c d e f g Datenblatt zum Gepard vom Hersteller Krauss-Maffei Wegmann (pdf-Datei, 205 kB, engl., aufgerufen am 26. Januar 2009)
  8. Datenblatt des Schleifringes des Gepard-Turmes, war verfügbar unter http://www.schleifring.de/de_pdf/produkte/Anwendungen/Defense/Turm_Gepard.pdf
  9. Information auf 'Radartutorial' zum Antennenaufbau des Gepard
  10. Datenblatt des Schleifringes des Folgeradars auf 'Schleifring.de' (pdf-Datei, 65 kB)
  11. Defencejournal mit Angaben zum Gepard (engl.)
  12. Information des Deutschen Heeres zum Ausbildungszentrum Munster
  13. Information des Streitkräfteunterstützungskommandos zu den beiden Schießplätzen
  14. DO-SK6 auf Bredow-Web (aufgerufen am 16. Februar 2009)
  15. Bericht über die GFD auf CheckSix (aufgerufen am 16. Februar 2009)
  16. Unternehmenswebseite der GFD (aufgerufen am 16. Februar 2009)
  17. Army-Technology mit Angaben zur Gepard-Lieferung (engl., 22. Februar 2009)
  18. Rüstungsexportbericht 2000 auf Sipri.org (eingesehen am 15. April 2009)
  19. Mitteilung auf der Website des WDR zum geplanten Export
  20. Auszug aus dem Bericht der Weizsäcker-Kommission

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