- Formaldienst
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Der Formaldienst ist die in der Bundeswehr gebräuchliche Bezeichnung für das Exerzieren.
Inhaltsverzeichnis
Zweck
Der Formaldienst dient dem Einüben von bestimmten Formen des Verhaltens der Soldaten, die für die äußere Ordnung im militärischen Dienst unerlässlich sind. Vor allem handelt es sich um Verhalten einzelner Soldaten und Abteilungen. Für die Bundeswehr regelt die Zentrale Dienstvorschrift (ZDv) 3/2 „Formaldienstordnung“ das formale Verhalten des einzelnen Soldaten und von „in militärischen Formationen zusammengefaßten Soldaten“. Die Bestandteile des Formaldienstes haben ihren historischen Ursprung zum Teil noch im 16. bis 18. Jahrhundert, als es die Kampftaktik in Schlachten erforderlich machte, dass Soldaten in einer Linie standen und dabei präzise, koordinierte Bewegungen durchführten, um ihre Schusswaffen zu laden und abzufeuern. Auch wenn diese Methoden in technischer Hinsicht überholt sind, haben sie noch heute eine wichtige psychologische Funktion, da mit dem Formaldienst Soldaten aller Dienstgrade lernen und üben auch unter Belastung den Befehl ihrer Vorgesetzten auszuführen.
Inhalt
Formaldienst des einzelnen Soldaten bei der Bundeswehr
Grundstellung
Der Soldat wird zunächst darin ausgebildet, korrekt zu stehen und auf Befehle unverzüglich zu reagieren. Die Grundstellung, durch das Kommando „Stillgestanden“ befohlen, bedeutet:
- Der Soldat zieht die linke Hacke an die rechte, wobei die Füße ca. 60° auseinanderzeigen.
- Die Finger sind lang und der Daumen liegt an, wobei die Hand flach auf der jeweiligen Oberschenkelseite aufliegt.
- Der Soldat steht gerade, sein Mund ist geschlossen und der Blick ist frei geradeaus.
Analog zur Grundstellung ist das „Rührt Euch“. Hierzu bewegt der Soldat beim gleichnamigen Kommando seinen linken Fuß ca. 20 cm nach links und die Hände hinter seinen Rücken.
Der Militärische Gruß
Die Vorschriften sehen für einen Gruß die Möglichkeiten „Anlegen der rechten Hand an die Kopfbedeckung (bzw. den Kopf)“, „Einnehmen der Grundstellung mit Front zum Vorgesetzten“ oder „Blickwendung“ vor, die je nach Situation angewandt werden. Der Gruß kann jeweils durch einen verbalen Gruß ergänzt werden: „Guten Tag, Herr Leutnant!“ Der Gruß wird von Soldaten in Uniform grundsätzlich gegenüber Angehörigen höherer Dienstgradgruppen erwiesen, allerdings nur bei der ersten Begegnung am Tag und nur innerhalb umschlossener militärischer Anlagen. Eine Ausnahme hiervon sind die unmittelbaren Vorgesetzten, und für Soldaten bis einschließlich Hauptfeldwebel der Kompaniefeldwebel: Diese sind bei der ersten Begegnung am Tag zu grüßen, gleich ob sie sich innerhalb oder außerhalb der Kaserne befinden.
Formaldienst von Abteilungen
Hierbei ist geregelt, wie sich Abteilungen von mehr als 3 Soldaten zu verhalten haben.
Antreten
Grundsätzlich treten mehr als 3 Soldaten in einer Formation an. Bei bis zu 12 Soldaten wird „in Linie zu einem Glied“ angetreten. Das bedeutet, dass die Soldaten in einer Reihe stehen, mit den Fußspitzen auf einer Höhe und mit der Front in Richtung des Vorgesetzten. Ab 12 Soldaten wird i.d.R. „in Linie“ (zu 3 Gliedern) angetreten. Hierbei wird, wie in Linie zu einem Glied von rechts beginnend angetreten, hinzustoßende Soldaten treten links in die Formation ein.
Die Meldung
Die Meldung ist zwar grundsätzlich Formaldienst des einzelnen Soldaten, findet aber auch mit einer Formation statt. Der einzelne Soldat meldet sich bei seinem Vorgesetzten, indem er die Grundstellung einnimmt, militärisch grüßt und sich:
- wie befohlen meldet.
- in dienstlicher Angelegenheit meldet.
- in persönlicher Angelegenheit meldet.
Eine Formation kann ebenfalls gemeldet werden. Hierbei wird dem Vorgesetzten die Abteilung in der Stärke gemeldet, in der sie angetreten ist.
Der Marsch
Um die Abteilung zum Marschieren zu befehlen, muss sie erst in Marschrichtung bewegt werden. Hierzu befehlt der Vorgesetzte „rechts um“, wobei die Abteilung sich gleichzeitig um 90° nach rechts dreht. Daraufhin kann er entweder „ohne Tritt“- oder „im Gleichschritt“ Marsch befehlen. Um die Formation zu halten befiehlt er „Abteilung halt“.
Protokollarischer Dienst
Für repräsentative Staatsaufgaben wie Empfänge und militärische Ehren haben die meisten Armeen speziell ausgebildete Wacheinheiten.
Deutschland
In Deutschland ist es das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung. Es führt zusätzlich zum Formaldienst eines jeden Soldaten besondere Bewegungen nach dem alten preußischen Exerzierreglement durch. Dazu ist es mit nicht mehr schussfähigen Gewehren 98k ausgerüstet.
Österreich
In Österreich ist die Garde des Österreichischen Bundesheeres im protokollarischen Dienst eingesetzt.
Siehe auch
Literatur
- Harry Horstmann, Der Soldat: In Sprache und Tradition, 2010, ISBN 978-3-8391-8603-9
- Heinz-Georg Macioszek, Das Problem der Tradition in der Bundeswehr, 1969, ersch. in Band 1 von Schriftenreihe: Sonderheft, Hamburg Europa-Kolleg Band 1 von Schriftenreihe (Stiftung Europa-Kolleg Hamburg) Schriftenreihe des Europa-Kollegs Hamburg. Sonderhefte. Bd. 1 Band 1 von Sonderheft, Bd, Hamburg Europa-Kolleg
Weblinks
Wiktionary: Formaldienst – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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