Formica rufa

Formica rufa
Rote Waldameise
Rote Waldameise (Formica rufa)

Rote Waldameise (Formica rufa)

Systematik
Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Familie: Ameisen (Formicidae)
Unterfamilie: Schuppenameisen (Formicinae)
Gattung: Waldameisen (Formica)
Art: Rote Waldameise
Wissenschaftlicher Name
Formica rufa
Linnaeus, 1761

Die Rote Waldameise (Formica rufa) gehört zur Gattung der Waldameisen (Formica), in der Unterfamilie der Schuppenameisen (Formicinae).

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Kopf, Mesosoma und Stielchenglied sind überwiegend rot gefärbt. Die Gaster und die Oberseite des Kopfes sind schwarz. Wangen und Kopfschild sind schwarzbraun, wie auch die Beine, die nur an den Gelenken eine rötliche Färbung aufweisen. Die zwei deutlichen schwarzen Flecken auf Pronotum und Mesonotum sind unscharf umgrenzt.

Die Rote Waldameise ist an der Unterseite des Kopfes und am Pronotum viel deutlicher behaart als die Kahlrückige Waldameise (Formica polyctena), mit der sie sehr leicht zu verwechseln ist. So trägt sie am Pronotum mindestens 30 Borsten und an der Kopfunterseite mindestens zehn lange Haare. Das Stielchenglied ist seitlich behaart.

Die Körperlängen betragen bei der Königin neun bis elf Millimeter, den Arbeiterinnen 4,5 bis neun Millimeter und den Männchen neun bis elf Millimeter. Die Geschlechtstiere dieser Art schwärmen zwischen Mai und Juni, also etwas später als die von Formica polyctena.

Die Rote Waldameise zeichnet sich durch ihre kräftigen Mundwerkzeuge aus. Im Angriffsverhalten beißen die Waldameisen ihren Feind und spritzen Säure in die Wunde. Sie können selbst größere Tiere – wie beispielsweise eine tote Maus – gemeinsam zu ihrem Nest schleppen.

Verbreitung und Lebensraum

Eine Rote Waldameise auf Nahrungssuche
Rote Waldameisen beim Abtransport von Beute
Auf der Pirsch
Nesthügel der Roten Waldameise
Rote Waldameisen bei der Sonnung

Sie besiedeln gut besonnte Stellen am Waldrand von Laubwäldern und Nadelwäldern aller Art. Seltener dringen sie tiefer in das Bestandsinnere vor und meiden auch schattige Fichtenwälder. Diese Ameisenart ist von Iberien bis zum Baikalsee verbreitet und kommt darüber hinaus auch in Kleinasien sowie im Kaukasus vor. In Europa reicht das Verbreitungsgebiet von 40 Grad bis zu 63,5 Grad nördlicher Breite.

Lebensweise

Meist bildet die Rote Waldameise große polygyne Völker und auch mehrere Nester umfassende Kolonieverbände. Es sind aber auch Völker bekannt, die über mehrere Jahre hinweg monogyn bleiben.

Nahrung

Die Rote Waldameise ernährt sich vorwiegend von Insekten, Larven, Raupen und Spinnentieren, sowie von Kadavern und auch von Honigtau der Blatt- (Aphidoidea) und Schildläuse (Coccoidea). Sie nimmt aber auch gerne den Saft von Bäumen und Früchten. Sie trägt zur Verbreitung von myrmekochoren Pflanzen wie des Lerchensporns bei, da sie von den Düften seiner öligen Samenanhängsel (Elaiosomen) angezogen wird und deren Diasporen als angemessene Nahrung in ihr Nest trägt. Sie frisst die öligen Samenanhängsel und trägt die Samen wieder aus dem Nest.

Nestbau

Für die Nestgründung wird ein morscher Baumstumpf gesucht und in den folgenden Wochen ein Haufen aus Baumnadeln, kleinen Ästen und Moos zusammengetragen. Überwiegend bestehen die Streukuppen aus Fichtennadeln. Die Haufen können eine Ausdehnung und Höhe von bis zu drei Metern erreichen. Die Brut wird von den Arbeiterinnen in dem weiträumigen, stockwerkartigen Gang- und Kammersystem des Hügels je nach Wärme- und Feuchtigkeitsbedürfnis herum getragen, damit kein Schimmel entsteht.

Fortpflanzung

Im März legen die Königinnen im Nest ihre großen Eier ab. Aus diesen schlüpfen später weibliche Geschlechtstiere mit Flügeln. Diese Tiere werden von den Arbeiterinnen mit besonderem Futter ernährt, das die später schlüpfenden Arbeiterinnen nicht mehr bekommen. Soll eine Königin aus einer Larve entstehen, erhält sie ein spezielles Unterlippenspeicheldrüsensekret. So entscheidet sich in den ersten Tagen durch die Hormone im Futter, ob aus der Larve eine Arbeiterin oder eine Königin wird. Kurze Zeit nach dem Schlüpfen beginnt der Hochzeitsflug der neuen Generation. Nach diesem beginnt die Suche der begatteten Weibchen nach einem Bau. Sie besiedeln entweder schon vorhandene Nester oder gründen gemeinsam ein neues, wobei sie auf Hilfsameisen angewiesen sind. Erst wenn eine Arbeiterinnengeneration herangewachsen ist, legt die Königin nur noch Eier. Bei der Begattung erhält das Weibchen Samen für ihr ganzes Leben, die in einer Samentasche aufbewahrt werden. Bei der Eiablage kann das Weibchen so die Eier selbst befruchten und es entwickeln sich Arbeiterinnen aus diesen, oder es legt unbefruchtete Eier ab, aus denen Männchen schlüpfen. Sie überwintert, wie alle Waldameisen, ohne ihre Entwicklungsstadien, das heißt, während der Winterstarre befinden sich nur Königinnen und Arbeiterinnen im Nest.

Arbeitsteilung

Im Ameisenstaat gibt es eine ausgeprägte Arbeitsteilung. Man findet unterschiedliche Formen von Ameisen, die an ihre jeweiligen Aufgaben angepasst sind. Am zahlreichsten sind unfruchtbare Formen von Ameisen ohne Flügel, die Arbeiterinnen. Ein Ameisenvolk hat auch einige hundert fruchtbare Weibchen - die Königinnen. Im Juni kann man geflügelte Männchen sehen. Sie paaren sich auf einem Hochzeitsflug. Bei der Begattung erhält die Königin einen Spermienvorrat, der für ihre etwa 20-jährige Lebenszeit reicht. Da die Männchen danach keine wichtige Rolle mehr für den Ameisenstaat spielen, werden sie aus dem Staat vertrieben und sterben nach nicht all zu langer Zeit. Die Königinnen streifen ihre Flügel an vorhandenen Sollbruchstellen ab und kehren in ihr Nest zurück.

Gefährdung und Schutz

Die Roten Waldameisen und ihre Nester sind in Deutschland nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Die Rote Waldameise gilt laut Roter Liste von Deutschland als stark gefährdet (Kategorie 2).

Literatur

  • Dieter Otto: Die Roten Waldameisen. (3., überarbeitete und erweiterte Auflage.) Westarp Wissenschaften 2005; 192 Seiten, 77 Abb., ISBN 3-89432718-9
  • Karl Gößwald: Die Waldameise
    • Band 1: Biologische Grundlagen, Ökologie und Verhalten. Aula-Verlag, Wiesbaden 1989, ISBN 3-89104-475-5
    • Band 2: Die Waldameise im Ökosystem Wald, ihr Nutzen und ihre Hege. Aula-Verlag, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89104-476-3
  • Wolfgang Schwenke: Ameisen. Der duftgelenkte Staat. Landbuch-Verlag, Hannover 1985, ISBN 3-7842-0309-4
  • Helgard Reichholf-Riehm: Insekten. 1984, München

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Formica rufa — Formica Pour les articles homonymes, voir Formica (homonymie) …   Wikipédia en Français

  • Formica rufa — Formica rufa …   Wikipédia en Français

  • Formica rufa — Taxobox | name = Formica rufa status = LR/nt | status system = IUCN2.3 status ref = [IUCN2006|assessors=Social Insects Specialist Group|year=1996|id=8645|title=Formica rufa|downloaded=11 May 2006] image width = 250px image caption = Formica rufa… …   Wikipedia

  • Formica rufa — ? Рыжий лесной муравей Научная классификация Царство: Животные Тип: Членистоногие …   Википедия

  • Formica rufa — Hill Hill, n. [OE. hil, hul, AS. hyll; akin to OD. hille, hil, L. collis, and prob. to E. haulm, holm, and column. Cf. 2d {Holm}.] 1. A natural elevation of land, or a mass of earth rising above the common level of the surrounding land; an… …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Formica rufa — Horse Horse (h[^o]rs), n. [AS. hors; akin to OS. hros, D. & OHG. ros, G. ross, Icel. hross; and perh. to L. currere to run, E. course, current Cf. {Walrus}.] 1. (Zo[ o]l.) A hoofed quadruped of the genus {Equus}; especially, the domestic horse… …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Formica rufa — Wood Wood, n. [OE. wode, wude, AS. wudu, wiodu; akin to OHG. witu, Icel. vi?r, Dan. & Sw. ved wood, and probably to Ir. & Gael. fiodh, W. gwydd trees, shrubs.] [1913 Webster] 1. A large and thick collection of trees; a forest or grove; frequently …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Formica rufa group — The Formica rufa group is a sub generic group within the genus Formica , first proposed by Wheeler.It contains the large, mound building species of Formica commonly termed wood ants .The British members of the Formica rufa group are as follows:*… …   Wikipedia

  • FORMICA RUFA — ФОРМИКА РУФА — Исходное животное. Formica rufa L. Рыжий муравей.Сем. Formicidae Муравьи. Отряд Hymenoptera Перепончатокрылые. Класс Insecta Насекомые.Распространение. В СССР повсеместно в лесах.Прим. часть. Все насекомое.Описание насекомого. Рыжий муравей… …   Справочник по гомеопатии

  • Formica rufa — noun reddish brown European ant typically living in anthills in woodlands • Syn: ↑wood ant • Hypernyms: ↑ant, ↑emmet, ↑pismire • Member Holonyms: ↑Formica, ↑genus Formica …   Useful english dictionary

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”