Frank Nonnenmacher

Frank Nonnenmacher

Frank Nonnenmacher (* 30. Juni 1944 in Monsheim) ist Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften und der Politischen Bildung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Im Jahre 1966 absolvierte er sein Abitur am Rudi-Stephan-Gymnasium in Worms am Rhein. Danach studierte er zwei Jahre bei der Bundeswehr an der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule Rheinland Pfalz die Fächer Kunsterziehung (Visuelle Kommunikation), Geschichte und Politik. 1970 erhielt er seine Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer. Ab 1971 absolvierte Nonnenmacher sein Referendariat und kam dann in den Schuldienst an verschiedene Schulen, vorwiegend integrierten und kooperativen Gesamtschulen. Danach machte Nonnenmacher ein berufsbegleitendes Zweitstudium der Politikwissenschaft und Pädagogik an der Universität in Heidelberg und an der Universität Frankfurt am Main.

1984 promovierte Frank Nonnenmacher in Frankfurt am Main mit einer Arbeit über Probleme des Handlungsbegriffs in der politikdidaktischen Theorie und entwarf eine darauf aufbauende Planungskonzeption. Von 1977 bis 1987 war er Mitarbeiter in den Leistungsteams am Hessischen Institut für Lehrerfortbildung (HILF) im Schwerpunkt „Sozialkunde/Gesellschaftslehre“. 1978 bis 1988 war Nonnenmacher Mitglied der Rahmenrichtlinien-Fachgruppe für Gesellschaftslehre, Sekundarstufe I (sog. Curriculums-Kommission) am Hessischen Institut für Bildungsplanung und Schulentwicklung (HIBS) beim Hessischen Kultusministerium; zuletzt war Nonnenmacher „Federführender“ dieser Kommission.

Im Jahre 1989 unterrichtete Nonnenmacher als Gastlehrer an Schulen im Departement Creuse in Frankreich. Von 1984 bis 1991 hatte er eine nebenberufliche Tätigkeit als Lehrbeauftragter und Publikationstätigkeit im Bereich politikdidaktischer Theorie, Curriculumentwicklung und fachbezogene Schulbuchanalyse. Von 1991 bis 1996 war er Pädagogischer Mitarbeiter am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt a. M. 1996 wurde er in Frankfurt a. M. Oberstudienrat im Hochschuldienst.

Von 1995 bis 1998 war Nonnemacher außerdem Mitherausgeber der Zeitschrift „Praxis Politik“ (Westermann-Verlag), in der er zahlreiche Artikel zu Einzelaspekten der Politischen Bildung veröffentlichte. Im Jahre 1998 habilitierte er an der Universität Kassel zum Thema „ Politisches Lernen in der Schule. Begründung einer fachdidaktischen Konzeption“. Seit Dezember 1999 ist Nonnenmacher Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität zu Frankfurt a. M.

Inhaltliche Angaben zum Werk

Politisches Handeln von Schülern

Frank Nonnenmacher beschäftigte sich zu Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere mit der Frage, wie man Politische Bildung in der Schule praxisorientierter gestalten kann. Aus seiner Sicht ergibt sich in der Praxis ein fundamentaler Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit von Lehrplänen. Politische Bildung beschränkt sich in der Praxis oft im Wesentlichen auf die Komponenten „Sehen“ und „Beurteilen“. Die dritte Komponente, nämlich die des Handelns, bleibt dabei auf der Strecke. Den Schülern wird dabei viel theoretisches Wissen vermittelt, ohne es für sie konkret erfahrbar zu machen. In seiner Dissertation aus dem Jahre 1984 unternimmt Nonnemacher einen Versuch, eine Konzeption für „auf Handlungsfähigkeit basierende Politische Bildung“ zu entwickeln. Hierbei definiert er so genannte Erfahrungsbereiche, in denen die Schüler mit Politik konfrontiert werden sollen. Beispielhaft können hier der Freundeskreis, die kommunale Öffentlichkeit oder die Schule selbst sein. Nonnenmacher fordert, mit Kindern konkret über deren politische Erfahrungen aus diesen Bereichen zu sprechen. Dabei sollen die Erfahrungsberichte nicht nur als Brücken zum Stoff des Lehrplans gesehen werden, die Kinder sollen vielmehr die Möglichkeit bekommen, gemeinsam Handlungsoptionen bzw. –alternativen zu erarbeiten.

Außerdem schlägt er Projekte vor, in denen die Schüler erste Erfahrungen mit politischem Handeln machen können. So könnte der Lehrer z.B. zur Veröffentlichung der Unterrichtsergebnisse auffordern. Kinder lernen so, eigene Meinungen kundzutun und auch gegen Widerstand öffentlich zu vertreten.

Möglich wären auch die eigenständige Durchführung einer Diskussionsveranstaltung, die Teilnahme an einer Demonstration oder die aktive Sensibilisierung der Schüler für die Arbeit der Schülervertretung (SV). Die Unterrichtseinheit unterteilt sich dabei in drei Phasen: Handlungsvorbereitung, Realisierung und Reflexion. Ziel ist es, Schülern zu zeigen, wie eine politische Handlung durchgeführt wird.

Nonnenmacher bestreitet nicht, dass zum Fächerkanon der politischen Bildung auch bestimmtes Grundwissen gehört, das losgelöst von der Umwelt der Schüler vermittelt werden muss. Vielmehr entwirft er in seiner Dissertation ein integriertes Unterrichtsmodell, das beide Elemente miteinander verbindet.

Analyse neuer Sozialkundebücher

Auf diese These aufbauend untersuchte er in seinem Buch „Schulbücher in der Kritik. Analyse neuer Sozialkundebücher“ zehn Sozialkundebücher. Die Untersuchung fand mit qualitativer Methode statt, das heißt, dass es im Wesentlichen um die Einschätzung geht, welche Wirkung die Materialien der Schulbücher auf die Schüler haben. Folglich geht es darum, die methodisch-didaktische Konzeption herauszuarbeiten. In Verbindung zu seiner Dissertation fragt Nonnenmacher vor allem danach, ob ein Buch nur zentrale Begriffe und Thesen vermitteln möchte oder die Schüler auch zur Selbstreflexion der eigenen Arbeit ermutigt.

Im Ergebnis ergeben sich für ihn drei Gruppen von Schulbüchern:

  • 1) die gesellschaftliche Konflikte lösungsorientiert ansprechen und einen schüleraktiven Unterricht fördern
  • 2) die zentrale Themen der politischen Bildung weitestgehend anschaulich darstellen, aber im Wesentlichen den Charakter einer Materialsammlung haben
  • 3) die gesellschaftliche Fragestellungen auf eine ideologisch eingeschränkte Art und Weise darstellen und somit den Schülern nicht die Freiheit zur Entwicklung eigener Weltbilder lassen.

In Büchern aus Gruppe 2 und 3 fehle der von ihm entwickelte didaktische Ansatz eines praktischen, politischen Handelns des Schülers.

Arbeitsschwerpunkte

  • Lerntheoretische und gesellschaftswissenschaftliche Voraussetzungen sowie normative Grundlagen der Politischen Bildung
  • Fallrekonstruierende Unterrichtsforschung (Schwerpunkt Deutschland und Frankreich)
  • Konzeptionsentwicklung zur Planung institutionalisierter Lernprozesse in der Politischen Bildung.

Bibliographie der wichtigsten Werke

  • „Praxis Politik“, Auferstanden aus Ruinen - Politik und Alltag 1945 – 49 (Heft 3/98)
  • Frank Nonnenmacher: Politisches Lernen in der Schule. Begründung einer fachdidaktischen Konzeption (Frankfurter Manuskript) 1999
  • Frank Nonnenmacher (Hrsg.): Schulbücher in der Kritik. Analyse neuerer Sozialkundebücher. Marburg 1994
  • Frank Nonnenmacher, Weinheim [u.a.]: Politisches Handeln von Schülern : eine Untersuchung zur Einlösbarkeit eines Postulats der politischen Bildung. Beltz, 1984

Weblinks


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