Franz Adolf Gräbner

Franz Adolf Gräbner

Franz Adolf Gräbner (* 8. Oktober 1944 in Alzenau; † 2. April 2004 in Hanau am Main) war ein deutscher Kunstmaler und gilt als einer der bedeutendsten Künstler in Unterfranken. Sein beachtliches Gesamtwerk umfasst Bilder in Öl und Acryl, Zeichnungen in Pastell, Tusche und Sepia, Aquarelle, Radierungen, Linolschnitte, Bronzetafeln, Skulpturen, Relieffresken, Glas- und Wandmalerei und zeigte stil- und schulbildende Wirkung auf die moderne Kunst.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Franz Adolf Gräbner war das zweite Kind von Franz Gräbner (* 26. Januar 1916 in Hörstein; † 7. März 1993 in Hörstein), Handelsvertreter für Jagdkleidung und Hobbymaler und von Rosa Rosenberger (* 27. März 1920 in Schimborn; † 15. Dezember 1965 in Hörstein), die den familieneigenen Obst- und Gemüseladen führte. Den Vornamen Franz Adolf bekam er von seinem Vater Franz, der seinen Sohn als Ersatzpaten aus der Taufe hob, weil der eigentliche Pate Adolf Rosenberger (Bruder der Mutter) an der Kriegsfront war. Mit seinem zweiten Vornamen Adolf konnte er sich nur schwer identifizieren. Seine Arbeiten signierte er daher meist nur mit Gräbner, in Schreib- oder Druckschrift, oder mit FAG oder Franz A. Gräbner. Aus seiner ersten Ehe von 1966 gingen zwei Kinder hervor. Mit seiner zweiten Ehefrau und deren Sohn lebte und wirkte er von 1992 bis 2003 in Kleinostheim. Wenige Wochen vor seinem Tod im April 2004 zogen sie nach Aschaffenburg.

Leben und Werk

Franz A. Gräbner, geboren in Alzenau/Unterfranken, verbrachte seine Kindheit und Volksschulzeit ab etwa dem 3. Lebensjahr in Hörstein, heute Stadtteil von Alzenau. Schulabschluss an der Staatlichen Mittelschule in Alzenau. Er war ein ein zarter Junge, der nach der Schule im elterlichen Obst- und Gemüsegeschäft mitarbeiten musste, auch mal das Mittagessen kochte und durch Sport seine Figur kräftigte. Bereits als 14-jähriger malte er die ersten Ölbilder und Aquarelle von alten Fachwerkhäusern seines Heimatortes Hörstein und Bilder nach Motiven bekannter Künstler. Er trug gerne Gedichte vor und spielte im Schulorchester Gitarre.

Von Kindheit an fühlte er sich hingezogen zum Zeichnen und Malen. Die Eltern jedoch lehnten aus Angst vor der legendären „Brotlosigkeit des Künstlertums“ einen Besuch der Kunstakademie ab. Zeichnen und Malen aber waren sein einziges Berufsziel und so entsprach er erst einmal dem Wunsch der Eltern Architekt zu werden. Er begann mit einer Bauzeichnerlehre in Aschaffenburg, lernte den Umgang mit den Zeichenmaterialien, das Begreifen von Perspektiven und Schlagschatten. Diese Zeit war geprägt von einer Begegnung (1962) mit dem Architekten und Maler Emil Loos aus Unterafferbach bei Aschaffenburg. Während eines mehrwöchigen Praktikums in dessen Architekturbüro durfte er viele Stunden mit ihm im Atelier verbringen. Emil Loos ließ ihn teilnehmen an der Entstehung seiner Bilder. Gräbners Kunstverständnis vertiefte sich, lehrreiche Gespräche mit Emil Loos brachten ihm neue Entwicklungen nahe und nährten den Wunsch Maler zu werden. Nach erfolgreich abgeschlossener Lehre begann er am 4. Oktober 1965 - seine Mutter war bereits schwer erkrankt - das Studium Hochbau bzw. Architektur am Polytechnikum in Würzburg. Noch Ende des Jahres starb die Mutter. Depression und Einsamkeit ließen ihn das Studium nach Abschluss des ersten Semesters beenden. Der Vater, der dies nicht tolerieren wollte, wies ihn aus dem Haus.

Die Leidenschaft zur Malerei ließ Gräbner mit 21 Jahren seinen Heimatort verlassen, um sich an einer Akademie den Traum zu erfüllen. In Hanau traf er Reinhold Ewald (1890-1974) dessen großformatiger Freskenzyklus von 1923 "Dettinger Passion" in der Pfarrkirche St. Peter und Paul zu Karlstein-Dettingen/Unterfranken nächst seines Heimatortes Hörstein hängt. Reinhold Ewald als Kunstmaler und ehemaliger Dozent an der Zeichenakademie in Hanau riet Gräbner zum Besuch derselben. Aus Geldnot war Franz A. Gräbner jedoch vorerst gezwungen als Zeichner in einem Bauplanungsbüro in Frankfurt zu arbeiten. In dieser Zeit traf er seine erste Frau. Eine plötzliche Heirat im Juni 1966 und die Einberufung zu 18 Monaten Wehrdienst im Januar 1967 beendeten seine Pläne vom Kunststudium. In diesem Zeitraum wurden auch seine beiden Kinder geboren. Nun blieb nur noch der Weg als Autodidakt. Er studierte die alten Meister, die Romantiker und vor allem die Impressionisten. In dieser Zeit waren Motiv- und Stilrichtung einem steten Wandel unterzogen. Zahlreiche Studienreisen führten ihn u.a.nach Venedig, Rom, Paris, Amsterdam.

Ab 1972 sucht er wieder die Motive in seiner nordbayerischen Heimat und deren Umgebung. In diesen Jahren beeindruckten ihn Leben und Werk von Vincent van Gogh und Paul Gaugin - beide waren Autodidakten und auch sie fanden ihre Motive in der Natur. Hinzu kam die Liebe zur heimatlichen Umgebung, die er in jeder freien Minute mit seinem Skizzenbuch durchstreifte. Spessart und Taunus fanden Verehrung in seinen Gemälden. Sein Malstil stabilisierte sich unter dem Einfluss der zahlreichen Naturstudien vom Naturalismus zum Impressionismus. 1976 fand durch die Förderung eines Kunstmäzens aus Idstein im Taunus seine erste Ausstellung in der "Galerie" der Volksbank in Idstein statt. Zahlreiche Ausstellungen in und außerhalb seiner Heimat folgten. Nach der Trennung von seiner Frau im Jahre 1979 wirkte und lebte er als freischaffender Maler. Noch musste er seinen Lebensunterhalt als Zeichner verdienen, seit 1982 jedoch als freier Mitarbeiter. Die Öffentlichkeit wurde verstärkt auf ihn aufmerksam. Zahlreiche Gemälde befanden sich bereits in öffentlichem und privatem Besitz. 1982 wurde er Mitglied im Frankfurter Künstlerclub e.V. Im Nebbienschen Gartenhaus (Das klassizistische Häuschen steht seit den 50er Jahren dem "Frankfurter Künstlerclub e.V." zur alleinigen Verfügung. Mit Ausstellungen, Matineen, Dichterlesungen und weiteren Begegnungen der verschiedenen Kunstrichtungen erfüllt sich die Aufgabe des Gartenhauses, ein kulturelles Kleinod der Stadt Frankfurt zu sein) fanden mehrere Ausstellungen statt.

Nachdem 1990 sein Buch „Mühlen und Landschaften“ erschien, an dem Gräbner zwei Jahre gearbeitet hatte, war ein absoluter Höhepunkt in seinem naturalistischen Schaffen erreicht. Im Bewußtsein, den Künstlerberuf als Hauptberuf zu erleben, suchte Gräbner von da an verstärkt nach neuen Ausdrucksformen. Die Pinselführung wurde bewegter, flüchtiger. Das Auge erfaßte das Wesentliche, die Natur verlor das Diktat, mußte sich den Gedanken des Künstlers beugen. Expressionistische Elemente entwickelten ein Eigenleben in seinem Werk. Das langersehnte Ziel, nur noch als freischaffender Künstler zu arbeiten, war mit Beginn des Jahres 1990 endlich erreicht und wirkte beschleunigend auf seine Wandlung hin zur Moderne, die er verstärkt studierte. Mit Vorliebe las er Biographien anderer Künstler und rezitierte melancholische Texte. Längst waren seine Bilder mehr als bloße Wiedergabe der Natur. Sein Stil änderte sich. Kandinsky, Klee, Otto Dix, und vor allem das Werk von Max Ernst, beeinflussten seine Richtung.

Im Jahre 1992 heiratete er erneut. Mit Frau und Kind lebte und wirkte er jetzt in Kleinostheim. Er bezeichnete seine Frau als Muse und Inspiration. Mensch und Natur in direktem und tiefgründigem Sinne flossen zwar wieder in seine Arbeiten ein, doch die Realismen waren nur noch Hilfsmittel, um den sie bewegenden Gedanken Ausdruck zu verleihen. Stets auf der Suche nach der Essenz schöpfte er aus den Quellen des Lebens im Augenblick, aus Natur, Musik und Mythologie. 1994 zog ihn das Gegenständliche wieder mehr an. Seine Reisen führten ihn meist in den Süden. Ausstellungen fanden u. a. in Ascona und in Aarau statt. Landschaften und Straßenszenen des Südens ließen den betörenden Duft des hitzeflirrenden Sommers ahnen. Auch die geheimnisvolle Lagunenstadt Venedig, die der Maler oft besuchte, inspirierte ihn zu phantasievollen Darstellungen von Vergänglichkeit, Melancholie und Einsamkeit. Ein Zitat des Künstlers aus dieser Zeit lautete: "Ich habe so viel Sehnsucht Erlebtes, Empfundenes, Gesehenes sichtbar werden zu lassen." So entstand zwar Gegenständliches, aber in einer ganz eigenen mediterranen Farbigkeit. Seine Bild- und Objekttitel wählte er spontan aus dem Gefühl heraus. Außer Bildern in Öl und Acryl auf Leinwand und Pappe oder Holz entstanden Radierungen, Linolschnitte, Aquarelle, Zeichnungen in Kreide und Bleistift, Monotypien, Objekte aus Pappe, Bronze und Stein.

Die Auseinandersetzung mit seiner künstlerischen Wirklichkeit, die schier unerschöpfliche Kraft Neues zu erschaffen, veranlaßten Gräbner sich 1996 der Gestaltung von Wänden zuzuwenden. Der erste öffentliche Auftrag für eine große Wandgestaltung kam von einer Bank seines Heimatortes Hörstein. Seiner Liebe zur klassischen Musik von Brahms, Schubert, Mozart, Schumann, Beethoven gab er Ausdruck auf einem Tafelbild, das zu einem herausragenden Werk gehört. In einem Zeitraum von 3 Monaten entstand im Treppenhaus der Musikschule Kleinostheim, an einem historischen Ort, eine Wandgestaltung mit Tafelbildern in der Größe von 8 auf 2,5 Metern. Es entstanden jährlich weitere Relieffresken und Wandmalereien in öffentlichen und privaten Gebäuden. Ein Auftrag zur Anfertigung von Bronzetafeln am Ortseingang von Hörstein fiel genau in die Sommermonate und brachte ihm eine neue Herausforderung. In seinem Freiluft-Atelier („Im Süden meiner Gedanken“, wie der Künstler es nannte) arbeitete Gräbner mit Vorliebe so lange die Temperatur nicht unter 12 Grad fiel.

Bereits von Krankheit gezeichnet, schuf er hier im Herbst 2003 einen 15- teiligen Kreuzweg, der in der Heilig-Geist-Kirche in Dörnsteinbach Markt Mömbris einen Platz hat.

Als die Kraft nachließ suchte er nach der Stille, beobachtete seine Sicht auf die Endlichkeit. Er entdeckte die Absurdität von Planungen. Er stellte das Zeitunglesen ein, nahm Abstand von schweren Gedanken, von zukunftsweisenden Äußerlichkeiten, gab sich nicht mehr mit Sinnesreizen ab und begann in rosaroten Tönen zu malen, vornehmlich Männer in Scherenschnittmanier, Bäume ohne Blätter, oder Tulpen, eine wie die andere. Einheitlich in Form, zeitlos, einfach und still. Mit einer Collage seiner Geburtsstadt Alzenau nahm er Abschied.

Jetzt sprach er noch einmal leidenschaftlich von seiner großen Liebe zur Malerei, von der Misere seines Künstlerdaseins ohne Abschluss an einer Akademie und der Fülle dessen, was das Leben ihn lehrte ohne Manuskript. Am 2. April 2004 verstarb Gräbner in den Armen seiner Frau.

Literatur

  • Franz Adolf Gräbner (Hrsg.): Bildband Mühlen und Landschaften der Heimat, 1990
  • Franz Adolf Gräbner (Hrsg.): Gemälde und Zeichnungen mit Texten von Maria Gräbner, 1995
  • Franz Adolf Gräbner (Hrsg.): Gemälde unter dem Titel Begegnungen in der Erinnerung", 1996
  • Franz Adolf Gräbner (Hrsg.): Gemälde, 1997

Weblinks


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