Albert Erich Brinckmann

Albert Erich Brinckmann

Albert Erich Brinckmann (* 4. September 1881 auf Norderney; † 10. August 1958 in Köln) war ein international anerkannter deutscher Kunsthistoriker und Herausgeber. Er war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der bedeutendsten deutschen Kunstkritiker und erhielt zahlreiche renommierte internationale Auszeichnungen und Ehrungen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Albert Erich Brinckmann studierte in Berlin und München Kunstgeschichte. 1908 wurde die von Albert Erich Brinckmann durchgesetzte systematische Einbeziehung der Stadtbaukunst wegweisend in die Kunstforschung aufgenommen. Dabei suchte er die enge Verbindung mit der zeitgenössischen Kunst. Er lehnte die romantisierende Urbanistik von Camillo Sitte ab. Kennzeichnend für Albert Erich Brinckmann war die Anregung seines Lehrers Heinrich Wölfflin, zurückzuführende Aufnahmen von Gestaltungsproblemen in die Forschung aufzunehmen, wobei er die Form vor allem als Reflex der jeweiligen Daseinsempfindung des Menschen interpretierte. Seit 1916 war er Herausgeber des Handbuchs der Kunstwissenschaft.

Von 1919 bis 1921 war er ordentlicher Professor in Rostock, von 1921 bis 1931 in Köln, von 1931 bis 1935 in Berlin und anschließend in Frankfurt a.M..

Er erwarb sich bleibende Verdienste um die Erschließung der Barockkunst in den romanischen Ländern. Zudem erkannte er schon frühzeitig den kunsthistorischen Stellenwert der russischen Barockarchitektur und der russischen Plastik. Diese gilt als Ausweis seines Interesses für raumschaffende, im Raum wirkende, Form und Struktur. Sein 1925 erschienenes Werk Spätwerke großer Meister ist ein Versuch interdisziplinär an dieses kunsthistorische Phänomen wissenschaftlich heranzutreten und zugleich die Frage gewisser Gesetzmäßigkeiten von Altersstilen aufzuwerfen, insbesondere ihrer Geistigkeit. Hierbei bezog sich Albert Erich Brickmann sowohl auf die neusten psychologischen Forschungen als auch auf psychologisch-biologische Konstantenvorstellungen.

Albert Erich Brinckmanns neukantische Auffassungen stand der Lebensphilosophie nahe. Er trat in deren Sinne für die Inhaltsbezogenheit ein und zugleich für eine moralische Verantwortung der Kunst. Er bewertete die künstlerischen Erscheinungen idealistisch u.a. als absoluter Wesenszug der Nation, bei Überschätzung der Rolle der Persönlichkeit.

Zwar hatte er kurzzeitig Kontakt zu den italienischen Faschisten und war vorübergehend eng verbunden mit dem NS-Regime (Brinckmann war seit März 1933 NSDAP-Mitglied),[1], wurde aber 1935 in Berlin durch Wilhelm Pinder ersetzt, da er die extrem chauvinistische Auffassung großbürgerlichen Europavorstellungen im Sinne späterer Abendlandstheorie vertrat.

Literatur

  • H. Ladendorf, H. Brinckmann (Hg.): A.E.B. Versuch der Schriften. Köln, 1961
  • Harald Olbrich: Lexikon der Kunst. E.A.Seemann Verlag, Leipzig 1987 bis 1994, Band 1 -7 , S. 4372
  • Bertelsmann Lexikon Ausgabe, Gütersloh 2000
  • Deutscher Wirtschaftsverlag, AG (Hg.): Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Band 1, Berlin, 1931

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 80.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Brinckmann — ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name ist eine Schreibvariante von Brinkmann; Näheres siehe dort. Varianten Brinckman, Brinkmann, Brinkman Bekannte Namensträger Philipp Hieronymus Brinckmann (1709–1760), kurpfälzischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Brinckmann —   1) Albert Erich, deutscher Kunsthistoriker, * Norderney 4. 9. 1881, ✝ Köln 10. 10. 1958; 1919 21 Professor in Rostock, 1921 31 in Köln, 1931 35 in Berlin, dann in Frankfurt am Main. 1916 39 Herausgeber des Handbuchs der Kunstwissenschaft, in… …   Universal-Lexikon

  • Justus Brinckmann — Justus Brinckmann, 1905 Justus Brinckmann (* 23. Mai 1843 in Hamburg; † 8. Februar 1915 in Hamburg Bergedorf) war Spiritus rector des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg und 1874 bei dessen Gründung die maßgebliche Persönlichkeit …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Brf–Brm — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Bri — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Stadtbaukunst — bezeichnet die Anwendung von (bau)künstlerischen Regeln für die Ordnung des Stadtraumes nach Proportion, Rhythmik und Gestalt. Ziel ist, dass die „Stadt […] als ein sinnvolles Ganzes faßbar“[1]wird. Die Bedeutung der Architektur der Stadt geht… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste bekannter Kunsthistoriker — Die Liste bekannter Kunsthistoriker führt Kunsthistoriker alphabetisch auf, die in ihrem Fach Kunstgeschichte Überragendes geleistet haben und/oder sehr bekannt geworden sind. Alle anderen Kunsthistoriker lassen sich in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Neue Werkkunst — Unter dem Titel „Neue Werkkunst“ erschien zwischen 1925 und 1932 im Friedrich Ernst Hübsch Verlag, Berlin, Leipzig und Wien, eine vielbändige Reihe von Monographien über zeitgenössische Architekten. Neben Vertretern des Neuen Bauens sind auch… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste Norderneyer Persönlichkeiten — Stadtwappen Norderneys Die Liste der Norderneyer Persönlichkeiten listet zum einem auf Norderney geborene Personen auf. Weiterhin finden sich in der Liste die Personen, die wichtig für Norderney und die Stadtgeschichte sind; also Personen, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Dieckmann — Heinrich Maria Dieckmann (* 7. März 1890 in Kempen; † 11. April 1963 in Mönchengladbach) war ein deutscher Maler und Designer. Er war ein Vertreter des Expressionismus in Deutschland, der sich vor allem der sakralen Kunst widmete. Dieckmann gilt… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”