Justus Brinckmann

Justus Brinckmann
Justus Brinckmann, 1905

Justus Brinckmann (* 23. Mai 1843 in Hamburg; † 8. Februar 1915 in Hamburg-Bergedorf) war Spiritus rector des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg und 1874 bei dessen Gründung die maßgebliche Persönlichkeit.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Brinckmann war der Sohn des Heidelberger Privatdozenten Karl Heinrich Ludwig Brinckmann (1809–1855) und Mary Brinckmann, geb. Justus (1814–1865). Er unternahm zunächst weite Reisen und studierte dann Naturwissenschaften, Staatsrecht und Nationalökonomie in Leipzig und Wien. Sein in dieser Zeit verstärktes Interesse für Kunstgeschichte wurde geprägt durch den Ansatz von Rudolf Eitelberger, dem ersten Direktor des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie. Nach Abschluss des Jurastudiums ließ er sich als Anwalt in Hamburg nieder. Er war außerdem Mitarbeiter des Hamburgischen Correspondenten, ab 1868 als Kunstreferent, ab 1871 als Berichterstatter in Frankreich und dann als politischer Redakteur. Als Sachverständiger für das Gewerbewesen war er Kommissar für die Weltausstellung 1873 in Wien und Juror für die Weltausstellungen (Exposition Universelle d'Anvers) 1885 in Antwerpen und 1900 in Paris.

Seine Verbundenheit Brinckmanns zum Handwerk zeigt sich darin, dass er vom 1. November 1873 bis zum 1. April 1877, der „Secretair“ der gerade gegründeten Gewerbekammer Hamburg war. Er verstand sich als „erster Diener“ der Gewerbekammer. In dieser Zeit waren der Schlossermeister Eduard Schmidt und der Buchdrucker Gustav Isidor Herbst die Vorsitzenden der Gewerbekammer.

Leopold von Kalckreuth: Porträt von Justus Brinckmann, 1901, Hamburger Kunsthalle

Brinckmann war seit seiner Jugend leidenschaftlicher Sammler, eine von ihm angelegte Sammlung von Hautflüglern und zwei Sammlungen von Ornamentstichen waren schon in Museumsbesitz übergegangen. Nun zielte er auf den Aufbau eines Museums für Kunst und Gewerbe hin. Ab 1874 konnte ein mit Hilfe der Patriotischen Gesellschaft angelegter Sammlungsgrundstock in gemieteten Räumen ausgestellt werden. Das Museumsgebäude wurde 1873–1875 nach den Plänen von Carl Johann Christian Zimmermann erbaut. Dem Museum, das 1877 am Steintorplatz als Staatliches Technikum und Museum für Kunst und Gewerbe eröffnet wurde, stand er bis zu seinem Tod 1915 als Direktor vor. Brinckmann wollte den „Geschmack bilden” und das künstlerische Niveau des Handwerks steigern. Nach dem Tod Brinckmanns wurde 1919 Max Sauerlandt neuer Direktor.

Brinckmann war seit dem 17. März 1868 mit Ida Laura Anna Marie von Froschauer (1841–1872) verheiratet, mit der er drei Kinder hatte. Eines davon war der spätere Rechtsanwalt und Politiker Wolfgang Brinckmann. Nach deren Tod heiratete er 1874 ihre Schwester Maria Pia Adele von Froschauer (1848–1899). Aus dieser Ehe stammen fünf Kinder, darunter Albert Gideon Brinckmann (1877–1924), von 1912 bis 1920 Direktor des Kestner-Museums in Hannover. Seit 1887 war die dänische Künstlerin Henriette Hahn Zeichenlehrerin an der von Brinckmann geleiteten Gewerbeschule für Mädchen. 1893 brachte sie in Paris eine Tochter Brinckmanns zur Welt. Nach dem Tod seiner zweiten Frau heiratete Brinckmann 1901 in dritter Ehe Henriette Hahn, mit der er weitere vier Kinder hatte. Die Berufstätigkeit als Künstlerin verbot er seiner Frau, erst nach Brinckmanns Tod konnte sie ihre Arbeit fortsetzten.[1]

Der Kissenstein für Justus Brinckmann auf der Grabstätte der Familie Brinckmann, Friedhof Ohlsdorf, Hamburg

Der Freundeskreis des Museums für Kunst und Gewerbe trägt seinen Namen: Justus-Brinckmann-Gesellschaft. In Bergedorf, wo Brinckmann die letzten Jahre seines Lebens verbrachte, trägt die Justus-Brinckmann-Straße seinen Namen [2]

1899 war er Preisrichter eines Preisausschreibens des Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck um die Gestaltung eines Stollwerck-Sammelalbums für Stollwerck-Sammelbilder zusammen mit Georg Hulbe, Architekt Wilhelm Emil Meerwein und Maler Julius Christian Rehder (1861–1955) aus Hamburg sowie Prof. Bruno Schmitz aus Berlin. [3]

Schriften

  • Kunst und Kunstgewerbe in Japan, 1883 (Vortrag von 1882 im Verein für Kunst und Wissenschaft zu Hamburg)
  • Kunst und Handwerk in Japan, Wagner, Berlin 1889 (Neuauflage: BiblioBazaar, 2010, ISBN 978-1-14222548-3)
  • Führer durch das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe, 2 Bde., Verlag des Museums für Kunst und Gewerbe 1894
Band I: Hamburgische Ofen, Korbflechtarbeiten, Gewebe, Stickereien, Spitzen, Lederarbeiten, architektonische Ornamente, ostasiatische Metallarbeiten, europäische Edelschmiedearbeiten, Email, Keramik des Altertums, Deutsches Steinzeug, Fayencen.
Band II: 2 Europäisches Porzellan u. Steingut, westasiatische Fayencen, chinesisches Porzellan, japanische Töpferarbeiten, Glas, Möbel, Bauschreinerarbeiten, Holzschnitzereien, Uhren, Elfenbeinarbeiten, Zinnarbeiten wissenschaftliche Instrumente u.a.
  • Kenzan, Beiträge zur Geschichte der japanischen Töpferkunst. In: Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten, XIV. Jahrgang 1896. Lucas Gräfe & Silleni, Hamburg 1897
  • Die Ankäufe auf der Weltausstellung Paris, 1900, Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe (Hrsg.), Lütcke & Wulff Hamburg 1901
  • Hrsg.: Berichte des Museums für Kunst und Gewerbe, 1883–1910. In: Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ingrid Schaub: Zwischen Salon und Mädchenzimmer. Hamburg 1992, S. 82
  2. Wilhelm Kreyenberg: Dem Andenken Justus Brinckmanns. In: Lichtwark Nr. 5. Hrsg. Lichtwark-Ausschuß, Bergedorf, 1949. Siehe jetzt: Verlag HB-Werbung, Hamburg-Bergedorf. ISSN 1862-3549
  3. Hofacker, Prof. Karl: Kunstgewerbeblatt 10. Jahrgang, Leipzig, 1899

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