Franz Raveaux

Franz Raveaux

Franz Raveaux (* 29. April 1810 in Köln; † 13. September 1851 in Laeken bei Brüssel) war ein deutscher Revolutionäre der Märzrevolution 1848/49.

Franz Raveaux

Inhaltsverzeichnis

Leben

Raveaux war bis 1830 preußischer Soldat, desertierte nach Belgien, kehrte jedoch 1837 nach Köln zurück. Dort engagierte er sich mit wenig Glück als Kaufmann und mit viel Talent als Redakteur (im Greven Verlag). Ende 1839 begründete er in Blankenheim ein Modegeschäft - und legte sich mit dem lokalen Establishment an, was zum Konkurs des Ladens führte. Raveaux revanchierte sich mit seiner ersten (anonym erschienenen) Broschüre: "die Bürgermeisterwahl zu Blankenheim ...".

Anschließend war Raveaux (bis 1842/43) als Auswanderungsmakler in der Eifel und in Antwerpen tätig: ein vormärzliches Engagement, das in die "wissenschaftliche" Literatur (Karl Leopold Kaufmann, 1935) einging. Dieser von Raveaux' späteren Biographen nur zitierte (niemals in den Quellen überprüfte) Artikel ist tendeziös und hat sich als inhaltlich falsch / unhaltbar erwiesen. Raveaux war kein Betrüger im Auswanderungsgeschäft. Im Gegenteil: hier begann für ihm der Kampf gegen die obrigkeitsstaatliche Bürokratie.

Im vormärlichen rheinischen Karneval hat Raveaux eine entscheidende Rolle gespielt. Die ökonomische Basis dafür war sein phantasievoll betriebenes Zigarrengeschäft in der Kölner Hohestrasse.

Während der Märzrevolution nahm er an den Volksversammlungen in Köln, Mainz, Berlin, Heidelberg und Frankfurt am Main teil. Er wurde Mitglied des Vorparlaments sowie des Fünfzigerausschusses.

Vom 18. Mai 1848 bis zum 18. Juni 1849 war er Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, wo er vor allem durch seinen Antrag (siehe unten: Antrag Raveaux) bekannt wurde. Hiernach sollten die entscheidenden Beschlüsse der Paulskirche vorbehalten bleiben - und nicht durch nationale Parlamente durchkreuzt werden können. In der Paulskirche war er Mitglied zahlreicher Kommissionen. Im Rumpfparlament wurde er zum Reichskommissar in Baden sowie zum Mitglied der Reichsregentschaft bestellt, wo er für das Kriegswesen zuständig war.

Ab Mai 1849 nahm er aktiv am badischen Aufstand teil. Er war hierbei Stadtkommandant von Mannheim sowie Zivilkommissar des Oberbefehlshabers der badischen Revolutionstruppen. Nach der Niederlage im Juni 1849 flüchtete er in die Schweiz. Eine tatsächliche Exilregierung ist dort zu seinem großen Bedauern nicht zustande gekommen. Nachdem Raveaux aus der Schweiz ausgewiesen wurde, hielt er sich über ein Jahr lang im Elsass auf (in der Hoffnung auf eine erneute Revolultion in Südwestdeutschland). Als sich diese Hoffnungen zerschlugen und die grenznahen Exilbedingungen immer schwieriger wurden, fand er sein letztes Zuhause nahe Brüssel (in Laeken).

Raveaux hat die preußische Konterrevolution immer als eine solche bezeichnet: nämlich als Hochverrat an der ersten deutschen Demokratie. Doch die Wirklichkeit hatte eine andere Interpretation:

Im Juli 1851 wurde er wegen "Beteiligung am badischen Aufstand sowie wegen Übernahme der Reichsregentschaft" in Köln in Abwesenheit zum Tode verurteilt und symbolisch hingerichtet. [1]

Tatsächlich starb er am 18. September 1851 an einem Brustleiden (TBC) in Laeken, wo auch seine Grabstätte ist.

Der Antrag Raveaux

Der Antrag Raveaux, gestellt am 22. Mai 1848 in der Frankfurter Nationalversammlung, warf die Frage auf, ob das Abgeordnetenmandat der Frankfurter Nationalversammlung mit dem Mandat der preußischen Nationalversammlung vereinbar sei – ohne dass man dies in einem Ausschuss zu beraten hatte. Der Wortlaut hieß: "Die Nationalversammlung solle sich dafür aussprechen, daß denjenigen Mitgliedern aus Preußen, welche zugleich für die Nationalversammlung in Frankfurt a. M. und für den preußischen Reichstag gewählt worden seien, freistehe, beide Wahlen anzunehmen" (Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der Deutschen Constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main, Bd.1, S.44). Eine zuvor erlassene Anordnung der preußischen Regierung lehnte diese Vereinbarkeit ab. Mit dem Antrag wurde bereits in den ersten Verhandlungstagen der Nationalversammlung die Frage nach der legislativen Entscheidungsmacht der Paulskirchenverfassung gestellt: Durfte die Nationalversammlung Entscheidungen der Regierungen der Einzelstaaten anfechten oder gar aufheben? Das Ziel des Antrages war es, die Bestimmungen über Verfassungen in den einzelnen Ländern zu redigieren und so in Abhängigkeit zu den Grundsätzen, über die in Frankfurt diskutiert wurde, zu bringen. Als Ergebnis wurde ein Kompromiss erreicht: Die Verfassungsgesetzgebung der Nationalversammlung hatte Vorrang vor den Beschlüssen der Einzelstaaten, musste sie aber nicht zwingend außer Kraft setzen.[2]

Raveaux' Bedeutung für den Karneval

Raveaux spielte ebenfalls eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung des modernen volkstümlichen Karnevals. Durch die Gründung der "Allgemeinen Carnevalsgesellschaft" (die sich 1844 von der Kölner Carnevalsgesellschaft, die vor allem vom gehobenen Bürgertum getragen wurde, abspaltete) öffnete sich der Karneval für eine breitere Bevölkerung. Dies entsprach den demokratischen Vorstellungen Raveaux', der auch als Büttenredner tätig war und kleine Theaterstücke schrieb, die in den Sitzungen der Carnevalsgesellschaft aufgeführt und sehr populär wurden. Die Verbindung von politischer Aktion mit dem Karneval war ein ausgesprochenes Ziel von Franz Raveaux. Die Devise seiner Carnevalsgesellschaft lautete: "Freiheit und Gleichheit im Narrenthum".

Raveaux als Namensgeber

Literatur

Weblinks

Nachweise

  1. ADB, S.469
  2. Mommsen, Theodor: 1848. Die ungewollte Revolution, Frankfurt a.M 1998, S.180ff.

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