Franziskanerkloster Flensburg

Franziskanerkloster Flensburg

Das Franziskanerkloster Flensburg wurde 1263 in Flensburg gegründet und ist heute noch in Resten hinter dem Südermarkt zu sehen. Schon 1269 fand hier das erste Ordenskapitel der neu gegründeten Ordensprovinz Dacia (Dänemark) statt.

Die Franziskaner kamen wahrscheinlich von dem schon 1232 gegründeten Kloster Ripen entlang des Handelsweges von der Nordseeküste aus Ribe oder aus dem Graukloster (vor 1250) aus Schleswig. Sie wurden Graubrüder wegen ihrer grauen Kutte genannt. Sie waren ein Bettelorden und zur Armut verpflichtet.

Das Kloster stand in rivalisierender Verbindung zum nahen Zisterzienserkloster Rüde heute in Glücksburg (nicht erhalten), welches auch Grundbesitz und Einfluss in Flensburg hatte.

Schon bald gründeten sie mit das Hostpital zum Heiligen Geist und außerhalb der Stadt das Leprosenhospital St. Jürgen (1283). Heute ist nur noch die kleine Kirche zum Heiligen Geist erhalten. Die Privilegien soll der Erzbischof von Lund und der Bischof von Schleswig gegeben haben.

Hospital und Kloster zum Heiligen Geist, das auf den Mauerresten des ehemaligen Franziskanerklosters St. Katharinen errichtet wurde.
Hospital und Kloster zum Heiligen Geist von der Doktor-Todsen-Straße aus gesehen

Mit den Franziskanern brach ein hochmittelalterliches geistiges Leben in Flensburg ein. Mit ihnen kam ein neuer Stil der Seelsorge und der Verkündung. Ihr Armutsideal stand in starkem Kontrast zu dem aufkommenden Reichtum der Bürger und Fernkaufleute (siehe Flensburger Knudsgilde).

1496 obsiegten im Kloster die Observanten über die Konventualen innerhalb des Franziskanerordens. Damit wurden wieder die ursprünglichen Ordensregeln strenger beachtet (lat. Observanz) und die Besitztümer des Ordens aufgegeben.

1528 vertrieb der Priester Swend die Mönche mit einer aufgehetzten Volksmasse Flensburger Bürger (Legende, historisch nicht belegt. Flensburg war mit dem Reformator Gerhard Sleward nun vollkommen evangelisch. Die Schätze des Bücherhauses der Franziskaner (libraria) sind wohl bei einem Brand verloren gegangen. 1530 schenkte der König der Stadt die Klostergebäude. Die machte daraus ein Armenhaus, in dem auch viele ehemalige Mönche wieder Aufnahme fanden.

Der berühmteste "Mönch" in Flensburg war sicher Lütke Namens, der allerdings nach seinem katholischen Theologiestudium in Paris erst nach der Reformation 1528 nach Flensburg zurückkehrte. Er konnte deshalb seine Idee, mit seinem Vermögen eine Theologenschule in Flensburg zu gründen, nicht umsetzen und ging zunächst in andere Klöster (Ribe, Nystedt, Schwerin). 1544 konnte er mit Erlaubnis des dänischen Königs nach Flensburg zurückkehren unter der Bedingung, seinen katholischen Glauben nicht öffentlich zu leben. 1566 gründete er das heutige "Alte Gymnasium" als lutherische Lateinschule. Er durfte dort nicht lehren, aber man überließ ihm die Finanzverwaltung der Schule. Auf ihn wird die reichhaltige Bibliothek des Alten Gymnasiums zurückgeführt. Es gibt auch Belege dafür, dass er sich nicht immer an das Verbot hielt, seine katholische Überzeugung öffentlich zu leben. Was die Flensburger offenbar mit Humor aufnahmen. Gedeckt wurde dies durch ein Toleranzedikt des dänischen Königs Friedrich I. bei der offiziellen Einführung der Reformation: das niemandem sein Glaube mit Gewalt unterdrückt werden sollte und man sich jeglichem Tumult enthalten, aber dennoch die lutherische Lehre verbreiten sollte.

Literatur

  • Flensburg - Geschichte einer Grenzstadt, Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.), 655 S., Flensburg 1966.
  • Jørgen Nybo Rasmussen: Das Franziskanerkloster in Flensburg und die Ordensprovinz "Dacia" um 1500, in: Flensburg 700 Jahre Stadt - eine Festschrift, Bd. 1: Flensburg in der Geschichte (Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte 36:1, Flensburg 1984), S. 85-104.
  • A. Wolff (Hg.): Das ehemalige Franciscanerkloster zu Flensburg, ZSHG 14, 1884, S. 157-198.
  • Frauke Witte: "Archäologie in Flensburg. Ausgrabungen am Franziskanerkloster". 313 S. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte E. V.. Schriftenreihe Band 57. Flensburg/Haderslev 2003.
  • Dr. Dieter Pust, Flensburg. Eine Stadt und ihre Geschichte, 2002.

Weblinks

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