Bettelorden

Bettelorden

Der Begriff Bettelorden (Mendikantenorden) bezeichnet Ordensgemeinschaften, die ihrer Regel zufolge kein Eigentum besitzen dürfen, sondern der Armut besonders verpflichtet sind. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Arbeit, Schenkungen an die jeweilige Gemeinschaft und Betteln.

Inhaltsverzeichnis

Bettelorden des abendländischen Mönchtums

Schon vor den Bettelorden gab es in der mittelalterlichen Kirche eine breite Bestrebung, die Vita apostolica zu praktizieren. Da diese Bewegungen (z. B. Humiliaten, Waldenser) von der Kirche nicht anerkannt und genehmigt wurden, entwickelten sie sich teilweise zu gegenkirchlichen Bewegungen. Erst eine neue Politik der Kirche (vor allem des Papstes Innozenz III.) machte diese Bestrebungen in den Bettelorden für die Kirche nutzbringend.

Die abendländischen Bettelorden sind im 13. Jahrhundert als Reformorden entstanden. Sie gehen über die Forderung der zuvor existierenden Ordensgemeinschaften, auf persönlichen Besitz zu verzichten, hinaus, indem sie auch für ihre Gemeinschaften jeglichen Besitz ablehnen. Auch waren die männlichen Mitglieder nicht wie die Angehörigen monastischer Orden an ein bestimmtes Kloster gebunden.

Als die "vier Bettelorden" des Mittelalters bezeichnet man die Dominikaner, Franziskaner (mit den Konventualen, Kapuzinern und Klarissen), Karmeliten und Augustiner-Eremiten; später zählte man u. a. noch die Serviten und Mercedarier hinzu.

Die Bettelorden breiteten sich noch im 13. Jahrhundert sehr rasch über das ganze christliche West- und Mitteleuropa aus. Anders als die bis dahin bekannten Orden suchten sie nicht die räumliche Abgeschiedenheit, sondern ließen sich bevorzugt in den Städten nieder. Ihre männlichen Ordenszweige entfalteten dort eine reiche Tätigkeit als Prediger, Lehrer und Seelsorger. Dadurch gewannen sie großen Einfluss auf das religiöse Leben der aufstrebenden mittelalterlichen Städte. An den Universitäten beherrschten sie lange die Wissenschaft.

Die weiträumigen, zunächst recht schlichten Bettelordenskirchen wurden als Predigtkirchen für große Volksmengen errichtet und beeinflussten den Kirchenbau des Hoch- und Spätmittelalters. Die Klosteranlagen wurden den städtischen Verhältnissen angepasst, im Unterschied zu den traditionellen Mönchsgemeinschaften, die sich mit ihren Klöstern auf dem Land, meist weit weg von den Städten, angesiedelt haben.

Die beiden großen Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner waren für zwei Jahrhunderte Schwerpunkt religiösen und wissenschaftlichen Lebens der Zeit. Aus ihnen sind zahlreiche große Theologen (Scholastiker wie Mystiker), berüchtigte Vertreter der Inquisition, bedeutende Seelsorger wie z. B. Berthold von Regensburg und Dichter wie Jacopone da Todi und Thomas von Celano (stabat mater, dies irae) hervorgegangen.

Sicht der Orthodoxen Kirche

Die Orthodoxe Kirche kennt keine Bettelorden; nach ihrem Ideal sollen Mönche sich durch eigene Arbeit ernähren, und Almosen sollen den unfreiwillig Armen zugutekommen.

Siehe auch

Literatur

Karl Suso Frank: Geschichte des christlichen Mönchtums, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988, S. 86-108

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bettelorden — Mendikantenorden * * * Bẹt|tel|or|den 〈m. 4〉 auf Besitz nahezu vollständig verzichtender Orden, z. B. Dominikaner, Franziskaner, Karmeliter * * * Bẹt|tel|or|den, der: Orden, dessen Mitglieder von Almosen leben. * * * I Bettelorden,  … …   Universal-Lexikon

  • Bettelorden — 1. Nichts ist reicher als der Bettelorden, er kauft Grafen und Herren aus. 2. Wenn die Bettelorden eingehen, verfallen die Stützen der Kirchen. Es wäre schlimm genug, wenn die Kirche keine bessern hätte. [Zusätze und Ergänzungen] Die Bettelorden… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Bettelorden: Bibel contra Welt —   Während sich das Papsttum dem Höhepunkt seiner weltlichen Macht näherte, suchten zahlreiche Gruppen in und außerhalb der Kirche nach einer Rückkehr zur apostolischen Einfachheit. Das Evangelium wurde individuell und wörtlich verstanden und… …   Universal-Lexikon

  • Bettelorden, der — Der Bêttelorden, des s, plur. ut nom sing. in der Römischen Kirche ein Orden solcher Mönche, welche nichts Eigenes an Grundstücken besitzen, sondern von Almosen leben sollen. Es sind solcher Orden vier, nehmlich, der Franciscaner, der Dominicaner …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Bettelorden — Bẹt|tel|or|den …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Mendikantenorden — Bettelorden * * * Men|di|kạn|ten|or|den 〈m. 4〉 Bettelorden * * * Men|di|kạn|ten|or|den, der: Orden der Mendikanten …   Universal-Lexikon

  • Bettelmönch — Der Begriff Bettelorden (Mendikantenorden) bezeichnet Ordensgemeinschaften, die ihrer Regel zufolge kein Eigentum besitzen dürfen, sondern der Armut besonders verpflichtet sind. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Arbeit, Schenkungen an… …   Deutsch Wikipedia

  • Mendikant — Der Begriff Bettelorden (Mendikantenorden) bezeichnet Ordensgemeinschaften, die ihrer Regel zufolge kein Eigentum besitzen dürfen, sondern der Armut besonders verpflichtet sind. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Arbeit, Schenkungen an… …   Deutsch Wikipedia

  • Mendikanten — Der Begriff Bettelorden (Mendikantenorden) bezeichnet Ordensgemeinschaften, die ihrer Regel zufolge kein Eigentum besitzen dürfen, sondern der Armut besonders verpflichtet sind. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Arbeit, Schenkungen an… …   Deutsch Wikipedia

  • Mendikantenorden — Der Begriff Bettelorden (Mendikantenorden) bezeichnet Ordensgemeinschaften, die ihrer Regel zufolge kein Eigentum besitzen dürfen, sondern der Armut besonders verpflichtet sind. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Arbeit, Schenkungen an… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”