Franziskanerkloster Wiedenbrück

Franziskanerkloster Wiedenbrück
St.Marien mit Marienstatue. Rechts das Franziskanerkloster

Das Franziskanerkloster Wiedenbrück ist ein im Jahr 1644 begründetes Kloster des Franziskanerordens in der ostwestfälischen Stadt Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen. Über den begehbaren Klosterbogen ist es mit der Marienkirche verbunden.

Geschichte

Grundriss der Marienkirche

Im Jahr 1200 wurde in Wiedenbrück die romanische Ursula-Kirche erbaut, am 7. Dezember 1470 wurde hier die heutige Marienkirche geweiht. Diesem gegenüberliegend wurde im Jahr 1644 durch den Fürstbischof von Osnabrück, Franz Wilhelm Graf von Wartenberg ein Wohnhaus aufgekauft und in diesem das Kloster gegründet. Im Jahr darauf wurde über die Straße ein Verbindungsbogen zur gegenüberliegenden Marienkirche erbaut, noch im gleichen Jahr wurde die Klostergründung durch Papst Innozenz X. bestätigt. Nachdem Wiedenbrück noch 1647 gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges von den Schweden erobert wurde, übernahmen die Franziskaner der "Sächsischen Provinz vom Hl. Kreuz" schon bald nach 1650 die Betreuung des Gnadenbildes in der Marienkirche und der Wallfahrer sowie seelsorgerische Arbeit in der Stadt und der Umgebung sowie im Wiedenbrücker Annunziatenkloster. Außerdem begannen in Wiedenbrück philosophische Studien für Ordenskleriker. 1663 nehmen die Franziskaner die bis heute anhaltende Tradition der Wiedenbrücker Kreuztracht auf. Im Jahr 1667 wurde der Grundstein zum Klosterneubau gelegt.

Als 1700 die Stadt Rheda von Münster besetzt wurde, übernahmen die Franziskaner bis zum Ende der Besatzung 1785 die Seelsorge für die katholischen Soldaten, da im reformierten Rheda keine katholischen Seelsorger geduldet wurden. Im Jahr 1715 wird der Chorraum der Marienkirche erweitert, ein Jahr später ist der erste Bauabschnitt des Klosters vollendet. Im Jahr 1730 wird eine Sakristei sowie eine Kapelle an die Marienkirche angebaut, die heute als Beichtkapelle dient. 1781 wird der Kirchturm der Marienkirche, der bislang einen barocken Helm trug, aus dem alten Dachstuhl des ehemaligen Siechenhauses von Wiedenbrück zu seiner heutigen Form umgebaut. Nach dem Abzug der münsterischen Soldaten unterstützen die Franziskaner die Etablierung einer eigenen katholischen Gemeinde in Rheda.

Aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses in Regensburg am 25. Februar 1803 geht der gesamte Besitz der Klöster, Stifte und Abteien auf die jeweiligen Landesherren über. 1807 wird die St. Clemenskirche in Rheda gebaut. Am 9. August 1816 ergeht eine preußische Kabinettsorder, nach der das Kloster "einstweilen" weiter bestehen darf, aber keine neuen Novizen aufnehmen darf. Im Jahr 1829 wird St. Clemens in Rheda eigenständige Pfarrvikarie.

Nachdem Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, sich am 24. August 1842 in Wiedenbrück aufhielt und es dem Guardian des Klosters möglich war, bei ihm für das Kloster zu bitten, gestattete der König 1843 die Aufnahme neuer Novizen. 1854 werden die philosophischen Studien wiederaufgenommen.

Infolge des Preußischen Kulturkampfes müssen die Franziskaner am 7. August 1854 das Kloster verlassen. Sie gehen vor allem in Klöster in den Niederlanden und in Amerika. Erst 1887 können die Franziskaner in das Kloster zurückkehren. Sie übernehmen in der Folge die Schriftleitung des "Antoniusboten" sowie die Zentrale des Franziskaner-Missionsvereines.

1892 wird der heutige rote Backsteinbau an der Mönchstraße errichtet, 1898 folgt der Anbau des Flügels zum Nonnenwall, des heutigen Franziskushauses.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird 1948 ein Fußgängerdurchgang durch den Klosterbogen geschaffen. 1949 wird die Klosterpforte umgestaltet. 1983 wird das gesamte Kloster renoviert und die Klosterpforte in den heutigen Zustand versetzt.

Ab 1995 wird der Flügel am Nonnenwall auf Beschluss des Provinzkapitels der nord- und ostdeutschen Franziskanerprovinz als Jugendgästehaus der Franziskaner umgestaltet, 1996 beginnt der Umbau des Franziskushauses, der bis 2002 dauert. Im Jahr 2002 findet der Erste Franziskanische Jugendtag in Wiedenbrück statt.

Am 1. Juli 2010 schlossen sich alle deutschen Franziskaner zur "Deutschen Franziskanerprovinz von der heiligen Elisabeth" zusammen. Das bundesweite Noviziat, in dem die neu eingetretenen Ordensleute die ersten Jahre verbringen, befindet sich bereits seit 2006 im Kloster in Wiedenbrück.

Literatur

  • Pater Heribert Griesenbrock, Franziskanerkloster und Marienkirche Wiedenbrück, Schnell-Kunstführer Nr. 1768, Verlag Schnell und Steiner GmbH, 1989

Weblinks

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