Amt Reckenberg (Kreis Wiedenbrück)

Amt Reckenberg (Kreis Wiedenbrück)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen des Amtes Reckenberg
Amt Reckenberg
Deutschlandkarte, Position des Amtes Reckenberg hervorgehoben
51.8304588.3136187Koordinaten: 51° 50′ N, 8° 19′ O
Basisdaten (Stand 31.12.1969)
Bestandszeitraum: 780–31.12.1969
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Detmold
Kreis: Wiedenbrück
Fläche: 86,68 km²
Einwohner: 7644 (1961)
Bevölkerungsdichte: 88 Einwohner je km²
Amtsgliederung: 4 Gemeinden
Adresse der Amtsverwaltung: Wasserstraße 14, 33378 Rheda-Wiedenbrück
Die Burg Reckenberg – Verwaltungssitz des Amtes und später Kreishaus
Territorium des Amtes Reckenberg im Jahr 1797
Brücke zum Reckenberg

Das Amt Reckenberg ist eine ehemalige Bundkörperschaft im mittlerweile aufgelösten Kreis Wiedenbrück und war ursprünglich eine Exklave des Hochstifts Osnabrück. Verwaltungszentrum war die Stadt Wiedenbrück.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte/ Verwaltungsgeschichte

Mittelalter

Das Amt Reckenberg mit seinem Zentrum Wiedenbrück entstand als Exklave im Bistum Münster bei der Gebietsbildung des Bistums Osnabrück um das Jahr 788,[1] ist aber als solches zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu bezeichnen. Erst nachdem im Bielefelder Rezess 1565 die Grenzen zwischen dem Amt Reckenberg und der Herrschaft Rheda festgelegt und damit zwei selbstständige Hoheitsbereiche anerkannt wurden, kann für das Gebiet die Bezeichnung „Amt Reckenberg“ tatsächlich verwendet werden.

Im Jahr 758 wurde Wiedenbrück zum ersten Mal genannt. Historiker vermuten, dass 785 hier eine erste Urpfarrkirche stand, die das Zentrum eines Missionsgebietes bildete. 860 wurde der Wiedenbrücker Sprengel als zum Bistum Osnabrück gehörig genannt.

Kaiser Otto erteilte im Jahr 952 dem Osnabrücker Bischof das Markt-, Münz- und Zollrecht für Wiedenbrück. Es sind in Wiedenbrück ausgestellte Urkunden von Otto III. aus dem Jahr 985 bekannt; vermutlich gab es hier in dieser Zeit einen Königshof.

1225 erhielt Bischof Engelbert von Osnabrück die Gogerichte zu Wiedenbrück und anderen Städten. Dies war einer der Ausgangspunkte der Entwicklung des Hochstifts Osnabrück zu einem Territorialstaat. Aus den Jahren um 1230 sind die ältesten Münzen aus Wiedenbrück überliefert. Wiedenbrück wurde 1231 civitas genannt, Schöffen wurden in den Gerichtsumstand gewählt und ein Siegel angekündigt.

1249 wurde die Neustadt gegründet, ein Jahr später erstmals die Burg Reckenberg erwähnt.

Frühe Neuzeit

Um 1462 entstand in Wiedenbrück eine erste Stadtverfassung nach dem Vorbild von Osnabrück. Hermann Bonnus, ein Beauftragter des Bischofs Franz von Waldeck, reformierte Wiedenbrück 1543. Die Stadt galt 1565 als überwiegend lutherisch.

Nachdem 1624/25 erste Schritte zu einer Gegenreformation erfolgten, wurde das Amt im Jahr 1626 im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Dänen besetzt. Als 1628 der Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg seine Regierung antrat, setzte er die Gegenreformation fort.

1637 entstand in Wiedenbrück eines der ältesten Gymnasien der Region, das Gymnasium Marianum, eine sechsklassige lateinische Schule und Vorläufer des späteren Ratsgymnasiums Wiedenbrück. 1644 gründete Bischof Franz Wilhelm das Franziskanerkloster. Drei Jahre später, im Juli 1647, nahmen die Schweden Wiedenbrück ein, aber nach Schleifung der Festung räumten sie die Stadt nach zwei Monaten wieder. Der 1648 in Münster und Osnabrück ausgehandelte Westfälische Friede schrieb für das Hochstift Osnabrück die wechselnde Abfolge je eines katholischen und eines lutherischen Bischofs aus dem Haus Braunschweig-Lüneburg vor.[2]

Im Jahr 1726 wurde ein neues Amtshaus auf dem Reckenberg errichtet.

Neuere Geschichte

Als Folge der Umwandlung des Hochstifts in das Fürstentum Osnabrück wurde das Amt Reckenberg 1802 vorerst Kur-Hannover zugeschlagen und fiel 1807 an das Königreich Westphalen. Bereits 1810 wurde das Amt Reckenberg mit Wiedenbrück nach dem Wiener Kongress an Preußen abgetreten und 1816 der neuen Provinz Westfalen zugeordnet. Damit war das Amt nicht mehr Gebietsbestandteil des Bistums Osnabrück, die katholischen Gemeinden des Amtes kamen zum Bistum Paderborn.

Diese Zuordnung blieb weitestgehend stabil, bis 1914 die Gemeinden Avenwedde, Friedrichsdorf und Spexard-(Kattenstroth) in das neu eingerichtete Amt Avenwedde umgegliedert wurden. Zuvor war Anfang des 20. Jahrhunderts bereits die Gemeinde Moese in das Amt Rietberg umgegliedert worden.

Neueste Geschichte

Das Amt umfasste 1961 die Gemeinden (Fläche und Einwohner ebenfalls Stand 1961):

  1. Batenhorst (14,63 km², 1.381)
  2. Langenberg (39,65 km², 4.042)
  3. Lintel (22,08 km², 1.231)
  4. Sankt Vit (10,32 km², 990)

Verwaltungssitz war die nicht amtsangehörige Stadt Wiedenbrück.

Im Zuge der kommunalen Gebietsreform wurden am 1. Januar 1970 Batenhorst, Lintel und Sankt Vit nach Rheda-Wiedenbrück eingemeindet und Langenberg, vergrößert um das bis dahin zum Kreis Beckum gehörige Benteler, wurde amtsfreie Gemeinde. Das Amt Reckenberg wurde nach über 1.000 Jahren aufgelöst.[3]

Einzelnachweise

  1. Alfred Bruns, in: Gerhard Taddey: Lexikon der Deutschen Geschichte, Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 1998, S. 930
  2. Heimatverein Wiedenbrück-Reckenberg: Kurze Geschichte der Stadt Wiedenbrück bis 1820
  3. Gesetz zur Neugliederung Kreises Wiedenbrück und von Teilen des Kreises Bielefeld

Literatur

  • Josef König: Das fürstbischöflich-osnabrückische Amt Reckenberg in seiner territorialen Entwicklung und inneren Gestaltung. Münster 1939. 
  • Johann Wilhelm Du Plat, Günter Wrede: Das Amt Reckenberg. In: Die Landvermessung des Fürstbistums Osnabrück 1784–1790. 7, Verein f. Geschichte u. Landeskunde von Osnabrück, Osnabrück 1967 (ASIN B0000BQRSS). 
  • Christian Loefke (Bearb.): Kopfschatzregister des Amtes Reckenberg von 1630. Dortmund 1998. 
  • Christian Loefke: Kopfschatzung des Amtes Reckenberg vom 19. und 20. Oktober 1649. o.O. 1992. 

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