Franziskanerknoten

Franziskanerknoten
Franziskanerknoten
Franziskanerknoten
Typ Stopper, Zier
Anwendung Stopperknoten, Gürtelknoten, Zierknoten
Ashley-Nr 2203, (517), (800)
Synonyme Mehrfacher Überhandknoten
Englisch Monkey's Fist, Threefold Overhand Knot,Multiple Overhand knot, Coil Knot[1])

Der Franziskanerknoten ist ein dekorativer Stopperknoten, der zur Verdickung eines Seiles führt. Er wird auch als militärischer Zierknoten genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Namen und Geschichte

Das älteste, noch zu Lebzeiten entstandene Bild des Franz von Assisi, ein Wandgemälde im Sacro Speco in Subiaco.

Der Name Franziskanerknoten leitet sich von der Nutzung des Knotens durch mehrere kontemplative Orden ab: Die Angehörigen der franziskanischen Orden (gegründet 1220) binden ihren Habit mit einer Kordel (Zingulum), deren Ende drei Knoten zieren. Der Knoten ist ein dreifacher Überhandknoten.
Frühmittelalterliche Quellen für Freundschaftsknoten wurden von Gertrude Smola [2] und Ulrike Zischka [3] erforscht. Sie weisen darauf hin, dass im 13. Jahrhundert im südeuropäischen religiösen und weltlichen Rittertum Aufträge erteilt wurden, um Knoten als Symbol der Freundschaft für ihre soziale Identität zu übernehmen. Daher erreichen uns aus dem 13. Jahrhundert mit den Knoten eine neue symbolische Form. Ursprünglich stellten sie die feierlichen Schwüre von den Mitgliedern der verschiedenen religiösen Orden dar. Franziskus von Assisi (1181-1226) trägt auf einem Gemälde eines unbekannten Meisters von 1222 einen Dreifachknoten am Zingulum (Gürtel). Jeder dieser dreifachen Überhandknoten im Ende des herabhängenden Zingulums weist auf die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams hin.[4] Zu diesen Baum des Franziskanischen Eid-Knotens fügten die „Klarissen“-Nonnen einen vierten Eid hinzu, den „stabilitas loci“, der ihre Ortsgebundenheit symbolisiert‚ [5]
Ein Zingulum mit zwei dreifachen Überhandknoten schmückten einige Türrahmen der Assassinenhäuser in den mittelitalienischen Provinz Umbrien, ihre Bewohner zeigten damit die Verwandtschaft zu den Franziskaner-Orden.[6]

Anwendung

Der Ordensgründer Franziskus von Assisi (Tafelbild von Guido di Graciano, nach 1270, Siena, Pinacoteca Nazionale), mit seiner Art das Zingulum zu tragen, gab dem Knoten seinen Namen [7]
Honor Cord“ mit 4 Wicklungen
verschiedene militärische Auszeichnungen

Durch seine Symmetrie ist der Knoten sehr dekorativ.

  • Die Franziskaner nutzen ihn am Zingulum der Mönchstracht.
  • Er ähnelt sehr dem Wurfknoten, ist aber wegen seinem geringen Gewicht nicht dafür geeignet und daher als ‚Wurfknoten‘ eine umgangssprachlich falsche Benennung.
  • militärische Auszeichnung bei Achselschnüren, engl.Honor Cord[8] , frz. „Fourragere“.
  • Beim Makramee oder Scoubidou ein Zierknoten z.B. am Schnurende.

Knüpfen

Die einfache und schnelle Herstellung kommt z.B. auch im Zweistrang-Bändselknoten vor. Dabei werden drei Törns um die stehende Part herumgewickelt und zum Abschluss wird das Ende durch alle Törns (vom letzten bis zum ersten Törn) gesteckt und dichtgeholt. Das Ergebnis ist ein dreifacher Überhandknoten, der sich in die gewünschten Windungen legt.

Verwechslungen

Das optisch ähnliche Aussehen zwischen Franziskanerknoten und Wurfknoten führt immer wieder zu Verwechslungen. Beide Knoten werden aber mit verschiedenen Herstellungsweisen geknüpft. Hierbei ist die Reihenfolge der Wicklungen (wie im Bild nummeriert) zu beachten. Das Ergebnis ist in der unterschiedlichen Ausgangsrichtung der Enden zu erkennen.
A: Beim Wurfknoten (hier eine 5-fache Ausführung) steht das Seilende fast rechtwinklig ab
B: Beim richtig geknüpften Franziskanerknoten (Abbildung zeigt die Knotenvorderseite mit 5 statt 3 Wicklungen) ragt das Ende in gerader Linie aus den Wicklungen heraus.

Herstellung: Im unteren linken Bild und rechts nach der Version B
Oben: Rückseite
Unten: Wicklungen locker gelegt und Ende durchgeführt.
Verwechslungsmöglichkeiten zwischen
A = Wurfknoten und
B = Franziskanerknoten


Abwandlungen

Auswahl verschiedener Überhandknoten
Mit 2 Wicklungen um einen Gegenstand = ABoK #1239

A: Der normale Überhandknoten als Ausgangsknoten (hier, nach rechts geschlagen)
B: Zwei normale Überhandknoten nebeneinander
C: Mehrfacher Überhandknoten (dreifach nach innen geschlagen)
D: entspricht C: als zusammengezogener Knoten; (markantes Unterscheidungsmerkmal ist das „Verbindungsstück“ zwischen dem ersten und letzten Knoten welches außerhalb der Wicklungen liegt) siehe Quipu–Knoten
E: Franziskanerknoten = Dreifacher Überhandknoten (gesteckt durch 3 Törns/Wicklungen) Rückwärtige Ansicht
F: Vierfacher Überhandknoten (gesteckt durch 4 Törns/Wicklungen) hier die rückwärtige Ansicht Bemerkung: Bei E:+F: kommt das Seil nach dem Stecken gerade heraus! — nach dem Nagelknotenprinzip [9])
G: Wurfknoten Bemerkung: Das Seil steht am Ende, nach dem Durchstecken in der Schlinge, rechtwinklig ab! (Seilstück von G: nach H:)
H: Henkersknoten
I: Zweistrang-Bändselknoten, bzw. Höhlenknoten je nach Anzahl der Wicklungen
J: Slipstek
K: Achtknoten

  • Mit zwei Wicklungen und um einen Stab o.ä. geknüpft wird der Strangleknot (Würgeknoten) nach ABoK #1239


Alternativen

siehe unter: Mehrfacher Überhandknoten

Abweichungen

Anzahl und Ausführung verschiedener Franziskanerknoten

Die Uneinigkeit bei der Anzahl und Ausführungen des Franziskanerknoten ist auf nebenstehendem Bild erkenntlich. (vlnr.) 5er, 2er- und 3er Wicklungen am Franziskanerknoten, danach am 4. Zingulum zwei „Wurfknoten“ mit 3er und 4er Wicklungen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Heidy Willsmore: Macramé, A Comprehensive Guide. Faber and Faber Ltd., 1979, ISBN 0-571-11310-9. (Als mehrfacher Überhandknoten siehe S. 43 Abb. 104)
  2. D'Arcy Jonathan Dacre Boulton: The knights of the crown: the monarchical orders of knighthood in later medieval Europe, 1325-1520. Boydell Press, Woodbridge 2000, ISBN 0-8511-579-55. (The Company of the Knot)
  3. Ulrike Zischka: Zur sakralen und profanen Anwendung des Knotenmotivs als magisches Mittel, Symbol oder Dekor? Tuduv-Verlagsgesellschaft, 1977, ISBN 3-8807-303-85.
  4. Jede Windung stand für einen der drei Gelübde. Die gesamte Anzahl der in einem Abstand geknüpften Franziskanerknoten ist sehr unterschiedlich und hat nichts mit einer größeren Gläubigkeit etc. zu tun. Vielmehr sind die Anzahl der Knoten auf die Seillänge als Verkürzung zu verstehen.
  5. Das Gelübde der stabilitas loci bedeutet im engeren Sinne, in dem Kloster für immer zu bleiben, in das man eingetreten ist. Im weiteren Sinne kann stabilitas loci auch bedeuten, zu der Klostergemeinschaft zu gehören, in die man eingetreten ist (stabilitas in congregatione).
  6. Übersetzung aus:

    „Early medieval sources for friendship knots are given by Gertrude Smola and Ulrike Zischka. They point out that 13th century southern European religious and secular knighthood orders incorporated the knot as a symbol of friendship in their social identity. Hence from the 13th century the knot reaches us in a new symbolic form. Initially it represented the solemn oaths taken by the members of various religious orderns. Franciscus of Assisi (1181-1228) wears a three-knot cingulum (girdle) on a painting from 1222 by an unknown master. The triple overhand knots tied in the end of the cinglum of the Franciscans point to the oaths of poverty, chastity and obedience. To these tree Franciscan oath knots the ‚Poor Clares‘ nun-order adds another, which symbolizes their fourth oath: stabilitas loci. Cingula with two three-fold knots adorning some doorbeams of Assisian houses in the Central Italia province of Umbria, indicate their inhabitants relation to the Franciscan Order.“

    J. Turner: History and Science of Knots. ISBN 981-02-2469-9, S. 401.

  7. Besonderheit: Die Darstellung zeigt vier gleiche Knoten mit jeweils drei Wicklungen
  8. What is a Honor Cord?
  9. „Nail knot“ in der engl. Wikipedia
  10. J.C. Turner: History and Science of Knots. S. 209.

Weblinks

 Commons: Franz von Assisi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Franziskanergürtel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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