Knotenkunde

Knotenkunde
Verschiedene Knoten und Spleiße, Marinemuseum Sevilla, Spanien

Die Knotenkunde ist die Lehre von der Herstellung, Unterscheidung und Anwendung von Knoten.

Siehe Hauptartikel:

Dagegen ist die Knotentheorie ein Teilgebiet der Mathematik und beschäftigt sich ausschließlich mit den Eigenschaften von mathematischen Knoten.

Inhaltsverzeichnis

Methodik

Knoten werden meist durch Vormachen-Nachmachen gelehrt und gelernt. Das verwendete Material wird dazu an der künftigen Anwendung ausgerichtet: Bergseile für Kletterer, Taue und Trossen für Seeleute, Rettungsmaterial für Rettungsdienste, gedrehte Seile zum Spleißen, Angelschnur für Angler, Kälberstrick für Landwirte, Schnüre und Bändsel für Makramee. Zuerst wird die konkrete Anwendung eines Knotens gezeigt. Dann wird die Knüpftechnik vorgemacht und erklärt. Beim Üben werden mögliche Fehler besprochen. Idealerweise wird in praxisnaher Situation und Anwendung geübt. Zum Vormachen, Erlernen und Üben sollten zwei mindestens 1 m lange verschieden farbige Seile benutzt werden (10mm Seil oder dicke Reepschnur, auch in verschiedener Stärke).

Alternativ stehen gute Lehrbücher mit einprägsamen Abbildungen zur Verfügung. Im Internet finden sich animierte Knoten und Filme, die den Ablauf der Handgriffe zeigen. Für viele Knoten gibt es auch eine Anzahl von Merksprüchen, die als Lernhilfe dienen können.

Prüfung

Für Segel- und Motorboot-Führerscheine, für Feuerwehr-Leistungsprüfungen und bei der Kletterausbildung wird das Beherrschen von Knoten verlangt. Sinnvollerweise wird in der Prüfung der Knoten in der Anwendung geprüft (also beispielsweise der Webeleinen mit einem dicken Tau unter Zug zum Belegen auf dem Poller, oder der HMS-Knoten beim Klettern am Fels).

Prüfungs-Knoten Segeln Klettern Feuerwehr THW
CH DE AT CH DE AT CH DE AT DE
Palstek Palstek aussen.jpg x x x x x x
Schotstek Knoten schotenstich.JPG x x x x x x x
Webeleinenstek Webeleinenstek3.svg x x x x x x x x
Endacht Endacht.JPG x x x x x x
Anderthalb Rundtörn mit zwei halben Schlägen Anderthalb Rundtörn mit zwei halben Schlägen.jpg x x x
Kreuzknoten Knoten Kreuzknoten.jpg x x x x (x) [1] x x
Stopperstek Stopperstek.jpg x x x
Belegen auf der Klampe Belegen auf der Klampe.jpg x x x
Doppelter Schotstek Doppelter Schotstek.jpg x x x x x
Doppelter Palstek Doppelter Palstek.jpg x x x x x
Achterknoten Achterknoten2.JPG x x x x x x x x x x
HMS-Knoten HMS complete.jpg x x x x x x
Prusik Prusik.jpg x x x
Sackstich Sackstich Tropfen.jpg x x x x
Zimmermannsschlag Zimmermannsknoten.jpg x x x x

Begriffe und Sprache

Für den Unterricht ist eine gemeinsame Sprache wichtig. Die Seemannssprache verfügt über einen eigenen Wortschatz der Knotenkunde: Dazu gehört die Bedeutung der Begriffe:

Man sagt Leine und Tau statt Seil[2]
Ende – ein kurzes Stück Leine
Feste oder stehende Part – festes, langes oder ziehendes Ende – der unter Last stehende Teil des Taues
Lose Part – loses, kurzes oder freies Ende – das unbelastete Reststück, der Tampen
Stander – Für einen bestimmten Zweck vorgesehenes Stück Tauwerk oder Leine (z. B. Bullenstander)
Tampen – das lose Ende der Leine (umgangssprachlich auch die gesamte Leine)[3]
Bucht – der U-förmige Verlauf einer Leine, eine Schlaufe [4]
Auge – eine Bucht, deren Enden sich überkreuzen[5]
Halber Schlag – eine Schlaufe um ein anderes Seil oder Objekt, die eine einfache Kreuzung aufweist
Schlag – eine volle Umwicklung, auch zwei Schlag, drei Schlag
Rundtörn ist eine einfach um ein Objekt gelegte Windung oder Umwicklung, auch anderthalb Rundtörn[6]
Schlinge – eine durch einen Knoten gebildete geschlossene „Schlaufe“ die sich zuzieht – (Henkersknoten)[7]
Schlaufe – eine durch einen Knoten gebildete feste unbewegliche „Schlinge“ – (Palstek)[8]
Stek – ein „Knoten“, der nur mit weiteren Gegenständen stabil ist (Webeleinenstek, Stopperstek)[9]
Knoten – alles, was allein stabil ist (Achtknoten, Diamantknoten). Der („stehende“) Palstek wird also eigentlich falsch als Stek bezeichnet und müsste korrekt „Pfahlknoten“ genannt werden.
Auf Slip legen – eine Schlaufe einfügen, mit der der Knoten aufgezogen werden kann

Knotennamen

Ashleys Book of Knots

Es existiert keine allgemeine Referenz zu Knotennamen.

Am nächsten kommt Das Ashley-Buch der Knoten. Jedoch obwohl Clifford Ashley im Ashley-Buch der Knoten die umfangreichste Sammlung zusammengetragen und jede Zeichnung nummeriert hat, eignet sich das Buch nicht als Referenz für Knotennamen. Viele Knoten sind doppelt. Gleiche und ähnliche Zeichnungen sind mehrfach vorhanden, sind aber unter verschiedenen Nummern, oft auch unter verschiedenen Namen gelistet. Auch sind viele Namen mehrfach vorhanden, zeigen aber einen anderen Knoten. Oder gleiche Knoten haben unterschiedliche Namen, je nach Anwendung. In der Deutschen Ausgabe kommt hinzu, dass Übersetzungen der Knotennamen ebenfalls recht willkürlich und auch nicht einheitlich sind.

Es lässt sich feststellen, dass in jeder Nation, in jedem Sprachraum und im jedem Knotenanwendungsbereich gleiche Knoten für den gleichen Einsatzbereich unterschiedlich benannt werden. Dazu kommen noch Verschleifungen, die in Unkenntnis der Sprache aus einem Knotennamen entstanden sind. Um diesem Durcheinander zu entgehen, "definieren" viele Organisationen intern für sich "ihre" Knoten - aber jede Organisation verwendet wiederum andere Begriffe für den gleichen Knoten. Beim Beschreiben eines Knotens kommt man meist nicht umhin, den Knoten zu zeigen, ihn knüpfend vorzumachen oder als Bild oder Video abzubilden, um nicht über verschiedene Dinge zu sprechen.

Als Beispiel für die Namensproblematik soll hier der „Palstek“ angeführt werden (es ist immer der gleiche Knoten gemeint!):

  • Palstek: Bezeichnung in der Seefahrt
  • Pfahlstich: Bezeichnung bei Feuerwehren
  • Rettungsschlinge: Bezeichnung bei Pfadfindern
  • Bull-Line-Knot: englische Bezeichnung für Bullenstander-Knoten
  • Bowline: Verschleifung von Bull-Line
  • Bolein: eingedeutschte Verschleifung Bow-Line
  • Bulin: eingedeutschte Verschleifung von Bull-Line, im Klettersport gebräuchlich
  • Brustbund
  • Einfacher Ankerstich (THW)

Dies führt leicht zu Verwirrung und Missverständnissen unter verschiedenen Anwendern.

Seil- und Materialkunde

Zur Knotenkunde gehören auch Informationen über die verschiedenen Seil-Materialien und ihre Eigenschaften (Polyamide, Polyester, Polypropylen, aber auch Hanf, Sisal, Stahl). Ein anderes Teilgebiet ist das Wissen über die verschiedenen Flecht-Arten für Seile (geflochten, geschlagen oder gedreht, Kernmantelseil), die Seil-Herstellung und die besondere Verwendung der verschiedenen Typen, insbesondere die Unterschiede von Statikseil und Kletterseil. Dazu gehört noch die Kenntnis über die Aufbewahrung, die Pflege und um die Alterung von Seilen.

Sicherheitskunde

Mit Seilen und Knoten werden oft hohe Kräfte gehandhabt. Damit sind Gefahren für Gesundheit und Leben verbunden. In der Knotenkunde wird deshalb auch informiert über Kennzeichnung und Lebenszyklus des Materials, Gefahren durch UV-Strahlung und Chemikalien, mechanische Beschädigung, sichere Verankerung, Selbstsicherung, Fremdsicherung, etc.

Ebenso muss der Anwender wissen, dass Knoten je nach dem Material, in das sie geknotet werden verschiedene Verhalten aufweisen können. Ein Knoten, in Naturfasertauwerk geknotet kann „sicher“ sein. Damit ist dieser Knoten aber nicht automatisch auch in Kunstfasertauwerk sicher.

Für jeden Anwendungszweck gibt es besonders geeignete Knoten. Dabei unterscheiden sich Knoten für ähnliche Anwendungsbereiche oft in ihrer Knotenfestigkeit, die ebenso sicherheitsrelevant ist.

Literatur

  • Clifford W. Ashley: Das Ashley-Buch der Knoten. Über 3800 Knoten. Wie sie aussehen. Wozu sie gebraucht werden. Wie sie gemacht werden. Übersetzt von Gerhard Meyer-Uhl. Edition Maritim, Hamburg 2005, ISBN 3-89225-527-X (Originaltitel: The Ashley Book of Knots).
  • Geoffrey Budworth, Rodney Forte (Fotos): Knoten. Das Praxis-Handbuch. Übersetzt von Helmut Pätz. Delius Klasing, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-7688-2538-2 (Originaltitel: Handbook of Knots and Knot Tying).
  • Lee Neuwirth: Theorie der Knoten. In: Spektrum der Wissenschaft. Nr. D6179EX, Heidelberg August 1979, ISSN 0170-2971, S. 74. (Unter anderem: Modell eines mathematischen Knotens, Beziehungen zwischen Geometrie und Algebra).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wird nicht mehr verwendet: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg: Ausbildung der Freiwilligen Feuerwehren. Neckar-Verlag GmbH, Villingen-Schwenningen 2009, ISBN 978-3-7883-2964-8.
  2. Das Ashley-Buch der Knoten, Erläuterungen nachfolgend zu Abbildung 117
  3. Das Ashley-Buch der Knoten, Abbildung 27
  4. Das Ashley-Buch der Knoten, hier: Abbildung 31
  5. Das Ashley-Buch der Knoten, weitergehende Erläuterungen zu Abbildung 32
  6. Das Ashley-Buch der Knoten, Abbildung 41
  7. Das Ashley-Buch der Knoten, Abbildung 43
  8. Das Ashley-Buch der Knoten, Abbildung 39
  9. Das Ashley-Buch der Knoten, Abbildung 38

Weblinks

Wikibooks Wikibooks: Knoten & Bünde für Pfadfinder – Lern- und Lehrmaterialien

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