- Frederick Barthelme
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Frederick Barthelme (* 10. Oktober 1943 in Houston, Texas) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Er ist der Bruder von Donald und Steve Barthelme, die ebenfalls beide bekannte Schriftsteller sind.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Barthelme studierte von 1961 bis 1967 in New Orleans und Houston. Ursprünglich strebte er eine Karriere als bildender Künstler an – sein Vater war Professor für Architektur – und verdiente sich seinen Lebensunterhalt unter anderem als Architekturzeichner, Assistent eines Galeriebesitzers und Kreativdirektor in einer Werbeagentur. Trotz ersten Erfolgen als Künstler – 1969 und 1970 zeigten etwa das Seattle Art Museum und das Museum of Modern Art in New York Werke von ihm – wandte er sich bald von der Kunst ab, da er, wie er formulierte, „nicht sein ganzes Leben lang große Stücke Holz durch die Straßen New Yorks schleppen wollte“. Er machte 1977 seinen Magister an der Johns Hopkins University und wurde, nachdem er den Eliot Coleman Award für Prosa für seine Kurzgeschichte „Storyteller“ bekommen hatte, Professor für Kreatives Schreiben an der University of Southern Mississippi in Hattiesburg.
Stil
Barthelmes Kurzgeschichten und Romane zeichnen sich durch zumeist parataktischen Satzbau, lineare, aber elliptische Erzählstrukturen und Lakonik aus. Daher wird er von der Kritik gemeinsam mit Raymond Carver zum literarischen Minimalismus gerechnet,[1] ein Begriff, mit dem Barthelme seinerseits nicht glücklich ist.
Typisch für Barthelmes Erzählungen, die zum großen Teil im Süden der Vereinigten Staaten spielen, sind Shopping Malls, Kettenrestaurants, Parkplätze und Motels. Dadurch und durch die regelmäßige Verwendung von Markennamen und Bezügen zur Popkultur, wird Barthelmes Prosa gleichsam ortlos, denn seine Schauplätze sehen überall gleich aus. Seine Figuren, die längst darüber hinweg gekommen zu sein scheinen, im Leben noch einen Sinn zu suchen oder auch nur zu vermissen, geben sich einem teils fröhlichen, meist aber auch leeren und deprimierten Konsumerismus hin und versuchen, Halt in ihrem Privatleben, in ihren Beziehungen und Ehen zu finden. Barthelme lässt seine oft oberflächlich und passiv erscheinenden Protagonisten hier sogar manchmal erfolgreich sein, lässt seine Leser aber im Unklaren, wie und warum ihnen das gelingt. In seinem Roman "Zweitehe" zum Beispiel, in dem alle Beziehungen seltsam zufällig und kontingent erscheinen, kommt das Wort "Liebe" nur ein einziges Mal vor. Wegen der großen Bedeutung, die Entfremdung und Einsamkeit in Barthelmes Geschichten spielen, und wegen seiner gleichförmig-anonymen Schauplätze nannte der Kritiker Daniel Akst, Barthelme „the bard of suburban disconnectedness”, den Barden der vorstädtischen Unverbundenheit.
Barthelme selbst charakterisierte seine Arbeit in einem Interview dadurch, dass er gern über Menschen schreibe, „die durch Handlungen zeigen, was sie denken und fühlen, durch die Entscheidungen, die sie treffen und durch etwas seltsame Dialogfetzen, die aber über eben diese Gedanken und Gefühle nicht sprechen, vielleicht weil sie bemerkt haben, dass die Dinge, über die man redet, erstens oft weit entfernt sind von den Dingen, die man fühlt, und weil sie zweitens dazu neigen, in all dem Gerede zu verschwinden. In anderen Worten, sie sind skeptisch gegenüber der Sprache und wie sie gebraucht wird.“
Einzelnachweise
- ↑ Roland Sodowsky, The Minimalist Short Story. Its Definition, Writers, and (Small) Heyday, in: Studies in Short Fiction 33 (1996) S. 529-540
Werke
Romane
- War and War. 1971
- Second Marriage. New York: Simon & Schuster, 1984. (dt. Zweitehe, Suhrkamp Verlag Frankfurt/M 1992)
- Tracer. New York: Simon & Schuster, 1985. (dt. Leuchtspur, Suhrkamp Verlag Frankfurt/M 1989)
- Two Against One. New York: Weidenfeld & Nicolson, 1988.
- Natural Selection. New York: Viking, 1989.
- The Brothers. New York: Viking, 1993.
- Painted Desert. New York: Viking, 1995.
- Bob the Gambler. Boston: Houghton-Miflin, 1997.
- Natural Selection: A Novel, 2001
- Elroy Nights, 2004
Sammlungen von Kurzgeschichten
- Rangoon. 1970.
- Moon Deluxe. New York, Simon & Schuster, 1983. (dt. Moon Deluxe, Suhrkamp Verlag Frankfurt/M 1988)
- Chroma. New York, Simon & Schuster, 1987. (dt. Koloraturen, Suhrkamp Verlag Frankfurt/M 1987)
- The Law of Averages: New & Selected Stories. Counterpoint, 2000.
Sachbuch
- (zusammen mit Steven Barthelme) Double Down: Reflections on Gambling and Loss. Boston: Houghton Mifflin, 1999
Sekundärliteratur
- Jutta Person: Less is More. Minimalismus in der Kurzprosa Raymond Carvers, Frederick Barthelmes und Mary Robisons, WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier 1999
Weblinks
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